Was ich jetzt aber mal als gegeben annehme ist, dass er sich innerlich entschlossen hat: "Ich töte sie jetzt.". Und ich persönlich bin einfach der Meinung: Das gewollte Töten eines Menschen ist durch nichts zu entschuldigen.
Bei Tywin schon. Diese Tötung hatte er auf der Agenda, als er das Gemach betrat. Shae war eher ein "Zufallsfund". Sie hätte m.E. auch überlebt, wenn sie den "Giant of Lannister" stecken gelassen hätte.
...am Schuldspruch (also der Tat an und für sich) ändert es aber nichts. Und ich persönlich bin einfach der Meinung: Das gewollte Töten eines Menschen ist durch nichts zu entschuldigen.
Na dann oute ich mich mal, indem ich zumindest im Fall Tywin sage: "Recht so! Der Mann war fällig!"
Wir befinden uns hier in einer Fantasy-Welt mit mittelalterlichen Maßstäben, so daß ich bestimmte Bedenken der politische Korrektness aus dem "irdischen Leben" einfach mal zurückstelle.
Tywins Handlungen und Motivationen sind aus seiner Sicht sicherlich nachvollziehbar, sind aber aus Sicht der jeweils Betroffenen niederträchtig und ekelhaft. Wenn wir schon bei politischer Korrektheit sind: wer schickt denn solche Bestien wie Gregor, Lorch, Hoat und Konsorten durch die Lande, um dem kleinen Volk die Felder abzubrennen, sie zu foltern und vergewaltigen? Wer lässt denn ein unschuldiges Mädchen von einer ganzen Kompanie vergewaltigen? Wer hat denn die Rote Hochzeit ausgeheckt, einen unentschuldbaren Verstoß gegen die Prinzipien des Gastrechts und eine brutale Abschlachtung? Daß Tywin dies alles ungestraft machen kann, ist doch nur damit zu erklären, daß er bislang (bis zu seinem Ende) stets auf der Seite der Sieger gestanden hat.
Wenn sich das Blatt gegen Tywin gewendet hätte, wäre sein Kopf der erste geweswen, der auf einem Spieß vor den Toren der Stadt ausgestellt worden wäre und (fast) alle würden sagen: Mit Recht! Insofern nehme ich Tyrion die Geschichte nicht so übel.
Shae ist sicherlich eine andere Sache. Für diese Tötung gibt es m.E. keine Rechtfertigung. Shae hat sich "berufsgemäß" verhalten. Sie ist eine Hure und auch wenn sie zwischendurch einen auf feine Lady machen wollte, hat sie sich Tyrion nie über die die geschäftliche Beziehung hinaus verpflichtet.
Insofern gebe ich denen recht, die Tyrion vorwerfen, selbst schuld zu sein, daß er mehr in die Beziehung zu Shae reininterpretiert hat. Er bestraft Shae für etwas, was sie nicht zu verantworten hat, nämlich seiner Idealvorstellung nicht nachgekommen zu sein.
Auch wenn Shae ein Biest war, wurde sie letztlich allein dafür ermordet, daß sie eine Hure war. Das geht natürlich nicht.
Tyrion ist vermutlich insgesamt am schwierigsten zu beurteilen. Ich habe den Eindruck, daß er grundsätzlich einen passablen moralischen Kopass hat, sich für die Schwachen einsetzt, Meinungen anderer gelten lässt, Ungerechtigkeiten und unangemessenes Verhalten anprangert, in der Lage ist, sich in andere hereinzuversetzen.
Allerdings korumpiert ihn das Spiel der Throne und bewegt ihn zu Handlungen, die doch von eher zweifelhafter Moral sind.
Zudem ist Tyrion in gewisser Hinsicht das komplette Gegenteil seines Vaters. Während Tywin persönliche Gefühle nahezu komplett ausblendet und alles dem Fortbestand des Hauses Lannister unterordnet, lässt sich Tyrion - wie ja auch das Ende von Shae zeigt - sehr von seinen Emotionen und Befindlichkeiten leiten.
Das lässt ihn im Gegensatz zu dem "Eisschrank" Tywin sicher lebendiger und sympatischer wirken, ist aber nicht unproblematisch und könnte ihm noch zum Verhängnis werden.