Hallo Leute,
so, ich bin nun auch seit einigen Tagen (endlich) durch, und ich muss sagen, ich bin tatsächlich etwas erstaunt darüber, wie viele hier doch letztlich einigermaßen zufrieden mit dem Band sind.
Zugegeben, man muss AFFC und ADWD natürlich zusammen betrachten, und nach meinen ersten Enttäuschungen bis zur Rückzusammenführung mit den AFFC-POVs ist mir dann auch irgendwann erst einmal eingefallen, dass es eigentlich ja auch gar nicht wesentlich dramatischer und dynamischer sein kann – müssen sich diese Eigenschaften doch schließlich an AFFC anlehnen.
Dennoch: Auch wenn es ab dem ersten Arya-Kapitel dann wieder etwas besser und spannender wird: Ich bin letztlich ziemlich enttäuscht (von AFFC und ADWD zusammen – denn ich bin der Ansicht, dass man diese beiden Bände wegen der Trennung auch nur zusammen bewerten kann).
Meine Begründung ist folglich auch dieselbe, die ich schon bei AFFC hatte: Alles ist viel zu sehr ausgedehnt und mit viel zu vielen Details in die Länge gezogen. Allein schon die Odyssee von Tyrion: Die wäre imho genauso wenig nötig gewesen wie die von Brienne in AFFC. (Wobei die von Brienne noch unsinniger war: Essos kannte man zumindest noch kaum; die durch den Krieg verwüsteten Riverlands hatte man immerhin schon mehrfach kennengelernt.)
Zugegeben: Nachdem ich jüngst nun auch mal den Heckenpenner und „The sworn sword“ gelesen habe (die 3. fehlt mir noch), respektiere ich etwas mehr die Intention und den Wunsch von GRRM, mehr Details und Hintergründe zu Westeros (und Essos) zu berichten, auf dass der Leser diese Welt kennenlerne. Doch ich bin der Ansicht, dass Martin dies lieber später einmal in weiteren heckenpennerartigen Kurzgeschichten hätte tun sollen. In dem Mainplot vom Lied nehmen diese ganzen Kleinigkeiten (wie z.B. auch Jaimes Kapite,l wo es um die Blackwoods vs. die Brackens ging) viel zu viel Raum ein.
Kurz gesagt: Ich finde, Martin hätte sich viel mehr auf den Mainplot konzentieren sollen. Das ursprünglich als ADWD geplante und letztlich in AFFC+ADWD geteilte Buch zu teilen (und dann noch nach Region anstatt nach Zeit), habe ich schon bei der Bekanntgabe dieses Vorhabens für einen Fehler gehalten und ADWD bestärkt mich in dieser Meinung noch weiter.
Wenn man die ganzen Nebenkriegsschauplätze, historische Niescheninfos und sagen wir die Hälfe der Essos- und Riverlandsbeschreibungen weglassen würde, hätte man ein schönes 1.000- bis 1200-Seiten-Buch.
Dann noch eine Sache: Ich hatte mich vorher nie großartig mit dem sog. Mereneese Knot befasst. Jetzt, wo ich durch bin und mich mal darüber informiert habe, was Martin dazu sagt, muss ich sagen, dass ich auch davon enttäuscht bin. Deswegen haben wir so lange gewartet?
Ich hatte bei einem „Knoten“ angenommen, dass er sich aus Versehen in einem Logikproblem verheddert hätte, dass er sich schon in etwas reingeschrieben hätte, wo er nun einen logisch(!) begründeten Ausweg bräuchte; dass es jedoch „nur“ darum ging, dass zu viele Leute nach Dany unterwegs waren und darum, wer denn zuerst ankommen möge, finde ich krass.
Versteht mich nicht falsch, ich will das auch nicht runterspielen; sicherlich ist das ein starkes Stück Koordinationsarbeit, das er da leisten musste, aber immerhin war es kein logischer Knoten, sondern eher eine Entscheidung, wie es in Mereen genau weitergehen soll. Und: Dabei darf man dann auch nicht vergessen, dass die Lösung des Knotens ja noch nicht einmal Auswirkung auf das Buch hatte. Schön und gut: Martin weiß nun, wie es weitergehen soll, aber alles, worum es bei dem Knoten ging, ist nach ADWD immer noch ein Cliffhanger, und er kann sich immer noch wieder umentscheiden.
Vor diesem Hintergrund wundert es mich auch nicht, dass bei Westeros.org Martin im entsprechenden Thread hier und da Prokrastination vorgeworfen und ihm sein Wimmern um den Mereneese Knot als billige Ausrede unterstellt wird.
Um es nochmal in einem Satz zusammenzufassen und somit auf den Threadtitel zurückzukommen: Ich halte ADWD (wie gesagt: zusammen mit AFFC) zumindest für eine Enttäuschung – insbesondere angesichts der 11 Jahre Wartezeit. Epic fail wäre vielleicht zu viel gesagt. Aber dennoch. Enttäuscht bin ich.
Nun ist die Frage: Warum sind es hier so wenige? Ich bin wie gesagt einigermaßen überrascht davon.