Hallo Fowl,
ein ziemlich ungewöhnliches Projekt hast du da.
Zitatungewohnten Erzählweise (alles voller Ich-Erzähler!)
Damit hätte ich kein Problem. Zumindest solange du den Wechsel der verschiedenen Ich-Erzähler immer deutlich machst und sie sich auch ausreichend in ihrer Erzählweise unterscheiden.
Zitatund natürlich mit der implizierten Frage, auf was er sich dabei eigentlich überhaupt verlassen kann
Diesen Punkt finde ich schon problematischer. Grundsätzlich ist ja bei Geschichten immer alles durch die Blickwinkel der Charaktere gefärbt. Und solange es nur bei diesen Färbungen bleibt (etwa Beschönigungen, Verleugnungen usw.), ist das auch alles in Ordnung.
Nur, wenn du da jemanden ein reines Lügenkonstrukt erzählen lässt, wird es für die meisten Leser vermutlich ziemlich schwierig. Und wenn du noch mehr Pech hast, denken die, du verstrickst dich in Widersprüche, weil du deine Geschichte nicht ordentlich ausgearbeitet hast und werfen dein Buch wütend in die Ecke. Dem kannst du eigentlich nur entgehen, wenn du dem Leser richtig deutlich machst, auf was er sich einlässt. Dann kann es allerdings auch recht spannend für den Leser werden, mitzurätseln, was denn nun stimmt und was nicht. Aber damit er das kann, musst du es dem Leser auch möglich machen, die Realität aufzulösen, sonst endet es recht unbefriedigend.
Fazit: Wenn du das gut umsetzt, wird das richtig interessant, aber ich schätze es ist verdammt schwer, das vernünftig hinzukriegen.
Zitatmit etlichen Figuren, die nach einem Kapitel wieder verschwinden
Mit diesem Punkt hab ich ein Problem. Ich habe überhaupt nichts gegen eine Vielzahl von Hauptfiguren (sonst wäre ich auch nicht in diesem Forum), aber ein Buch, das nur aus Einkapitelcharakteren besteht, würde mich doch ziemlich nerven. Bist du sicher, dass du die Geschichte nicht mit wiederkehrenden Charakteren erzählen könntest? Ich stelle mir das wesentlich angenehmer vor, wenn man als Leser zum dritten Mal Figur XY begegnet und schon von den letzten Kapiteln, das Gefühl hat, dass der lügt und dann seine Aussagen akribisch nach Widersprüchen durchforstet.
Die einzige Möglichkeit, wie es zumindest mir gefallen würde, wäre folgende: Jedes Kapitel wird so aufgebaut, dass es eine in sich abgeschlossene Kurzgeschichte enthält und im Hintergrund strickst du dann die eigentliche Geschichte zusammen. Leicht wird das allerdings nicht.
Welches Problem ich noch sehe, ist die Vermarktung. Ich weiß zwar nicht, inwiefern du anstrebst, mit deiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu treten, aber immerhin ist deiner Frage ja zu entnehmen, dass du die Geschichte nicht nur für dich allein schreibst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mit einer derart untypischen Geschichte einen Verlag findest. Allerdings ist das nur eine Vermutung, Erfahrung habe ich in dem Bereich nicht.
Was in jedem Fall wichtig ist: Mach deinen Lesern von Anfang an klar, was sie erwartet. Wer sich dann trotzdem drauf einlässt, ist immerhin bereit, sich auf eine so ungewöhnliche Geschichte einzulassen.
Wenns dir Spaß macht, bleib auf jeden Fall dran. Das ist schließlich das Wichtigste beim Schreiben.
Liebe Grüße
Ancardia