Beiträge von Mithras

    Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: Zwingen sollte man sich nicht. Mein Leseeindruck nach dem ersten Band war derselbe (und noch dazu hat mir das kategorisierende Magiesystem nicht gefallen), und auch die Lektüre dreier weiterer deutschen Bände hat daran nichts Wesentliches geändert. Ja, ich weiß, das langt nicht, um das Werk in seiner genialen Komplexität erfassen zu können ( :tongue: ), aber wenn es nun einmal nichts für einen ist, sollte man getrost aufhören dürfen.
    Ob es sich lohnt... Nun, das kann man erst im Nachhinein für sich entscheiden. In meinem Falle kann ich es mir nicht vorstellen, da mir einfach zu viel sauer aufgestoßen ist. Erikson ist ein Autor, der polarisiert und nicht jedem gefallen kann. Wenn du neugierig und optimistisch bist, dann versuche es noch einmal, und wenn du merkst, dass es nichts für dich ist, dann höre auf, so viel kann ich dir als "gescheiterter Leser" sagen. Ich hätte mir im Prinzip die weiteren Romane sparen können, weil ich mit der Welt und den Charakteren einfach nicht warm werde, doch zumindest kann ich mir nun nicht mehr vorwerfen lassen, es nicht versucht zu haben. Und das ist wohl ganz wichtig, wenn man mit seiner Meinung unter Erikson-Fans bestehen will! ;)

    Ich habe mich Anfang des Jahres mal bei Klett-Cotta und bei Heyne erkundigt, wie es mit einer Fortführung der Serie aussieht. Natürlich hat man mich an den jeweils anderen Verlag verwiesen... Also musste ich wohl in den sauren Apfel beißen, und anfangs fühlte ich mich wirklich überfordert, da Bakker mit seltenen Ausdrücken nicht gerade sparsam umgeht. ASOIAF ist mMn deutlich einfacher zu verstehen, denn zumindest bei mir kam es nur selten vor, dass ich mit dem gesamten Kontext ins Schleudern gekommen bin, nur weil ich ein paar Wörter nicht kannte. Aber allmählich wurde ich mit Bakkers Stil vertraut. Ich musste manche Stellen zwar zwei- oder dreimal lesen und gelegentlich auch im Wörterbuch nachschauen, aber das war im weiteren Verlauf eher die Ausnahme denn die Regel.


    Ich wage übrigens eine düstere Prognose für die mindestens drei folgenden Bücher (winziger Spoiler):
    Kellhus wird scheitern. Warum ich darauf komme? In TWLW hat der Kriegszug schon den allergrößten Teil des Weges nach Golgotterath zurückgelegt. Zwar muss noch ein Zwischenziel erobert werden, aber auch das dürfte den Vormarsch nicht übermäßig viel Zeit kosten. Golgotterath sollte innerhalb desnächsten Bandes locker zu erreichen sein. Und dann? Werden die beiden folgenden Romane ausschließlich in und um den Hort des Bösen angesiedelt sein und nur vom Krieg gegen die Rathgeber handeln? Wäre irgendwie öde... Außerdem tut sich im Gebiet der drei Meere ja etwas, das die Stabilität des Kaiserreiches zu erschüttern droht, und Esmenet scheint sich wieder gefangen zu haben und alles in ihrer Macht Stehende zu tun, den Kollaps zu verhindern.
    Vor allem aber: Hätte die Serie den Titel The Second Apocalypse verdient, wenn es Kellhus gelänge, eben diese zu verhindern?

    Wie gesagt: DEr Beitrag war zu groß und musste geteilt werden.



    Ich bin heute in neuer Rekordzeit mit AE II fertig geworden und voll und ganz überzeugt. Bakker steht in meiner Gunst nun endgültig auf einer Ebene mit Martin, je nachdem, unter welchen Gesichtspunkten man es betrachtet. Nun, da ich mit Bakkers Sprache bzw. Erzählweise vertraut bin, muss ich zugeben, dass sie mir noch ein wenig besser gefällt als die von Schorsch, wobei das natürlich Ansichtssache ist. Martins Stil ist von klarer, präziser Schönheit, Bakkers hingegen viel poetischer. Und auch die Charaktere wirken ausgereifter und ambivalenter als noch in PoN, mit denen von Martin aber natürlich schon allein wegen der Quantität nicht zu vergleichen.


    Meine Kritikpunkte - der Mangel an (innen-)politischen Ränkespielchen und die Einseitigkeit der Handlung, die damit bisweilen einhergeht, sowie die offenbar unbestrittene Existenz der Götter in ihrer bekannten Form - bleiben daher weitestgehend dieselben, doch Bakker Stärken liegen auf anderen Gebieten: Zum einen gelingt es ihm, eine Welt von unglaublicher epischer Breite zu erschaffen, zum anderen ist er ein meister darin, eine düstere, bedrohliche und zutiefst beklemmende Atmosphäre heraufzubeschwören, die mir mehrfach schier den Atem geraubt hat. Bakker lässt mal wieder einige wichtige Personen mit Potential krepieren, und auch eine ganze Reihe von Orden scheint vom Antlitz der Eärwas getilgt zu werden, was mich persönlich noch mehr schmerzt, weil damit Wissen unwiderruflich verloren geht. Bakkers Weltsteht am Rande des Abgrundes, und das ist viel deutlicher zu spüren als bei Martin, weil uns ständig die Beispiele der Apokalypse und der Kriege gegen die Inchoroi vor Augen geführt werden. Ja, der Genuss von Bakkers Lektüre kann auf Dauer depressiv machen, aber das ist gut so.


    Als bekannte POVs tauchen Achamian, Esmenet und gelegentlich Proyas auf. Achamian ist härter und unerbittlicher geworden, er unterwirft nun sein Handeln vor allem seiner "Mission", die durchaus von persönlichen Gefühlen geleitet ist. Seine Verbitterung ist dabei gut nachzuvollziehen, aber allmählich taut er auf, weil er in der Rolle des Lehrers aufgeht. Seine "Schülerin" ist Mimara, Esmenets Tochter, wie üblich eine ehemalige Prostituierte, doch im Gegensatz zu den weiblichen PoVs in PoN deutlich selbstbewusster und verbitterter. Esmenet hat sich ihrerseits seitdem weiterentwickelt. Nach außen verkörpert sie die Rolle der stolzen Herrscherin, ist dabei aber nur eine Galeonsfigur. Auch sie hat einen seelischen Knacks, weil alle ihre Kinder mit Kellhus einen ziemlichen Dachschaden haben. Entweder sind sie wahnsinnig oder aber nicht in der Lage, Gefühle zu empfinden. Und so klammert sie sich an ihre beiden jüngsten Söhne, ohne zu bemerken, dass Kelmomas (ebenfalls ein PoV-Charakter) ebenfalls Kellhus' Verstand geerbt hat und für die Gunst seiner Mutter die Stabilität des Kaiserreich auf Spiel setzt. So sieht sich Esmenet bald mit Verrat von allen Seiten konfrontiert und ist nicht in der Lage, die Gefahr richtig einzuschätzen. Erinnert ein wenig an Cersei, doch selbst als ehemalige Hure ist sie deutlich kompetenter.


    Feinde lauern im Inneren wie im Äußeren. Fanayal, der gestürzte Padirajah des eroberten Kian, verbündet sich mit Zeüm, um das Kaiserreich, das nach dem Auszug des Heiligen Krieges gegen Golgotterath ungeschützt ist, zu stürzen, und die Priesterinnen der Fruchtbarkeitsgöttin Yatwer rebellieren gegen die Macht des vermeintlichen Gottkaisers. Eine Schlüsslrolle in diesem Konflikt nimmt Sorweel ein, der Thronfolger von Sakarpus, das von Kellhus' Truppen als Stützpunkt gegen Golgotterath erobert wurde. ZUm einen befreundet er sich mit Zsoronga, dem Thronfolger Zeüms, zum anderen ist sein Leinsklave ein Anhänger Yatwers. Über weite Strecken wirkt er noch etwas farblos, erst im Verlauf des zweiten Teils wird seine Handlung in eine interessante Richtung gelenkt, spätestens dann, wenn die Nichtmenscen ins Spiel kommen und Kellhus' Kinder in den Vordergrund rücken. Auch finden sich Andeutungen, dass Kellhus nicht ganz unfehlbar ist.


    Alles in allem spannende und aufwühlende Bücher. Gerade, nachdem Bakker auf den letzten Seiten die bedrückende Hoffnungslosigkeit auf die Spitze getrieben hat, bin ich wirklich gespannt, wie es weitergeht. Bakker lässt vieles über den Hintergrund noch im Dunklen. So ist mir nach wie vor nicht ganz klar, warum ausgerechnet die Inchoroi die Chorae erschaffen haben sollen und warum sie auch Cishaurim töten, obwohl ihre Magie doch angeblich mit der Welt im Einklang ist. Inrilatas' Enthüllungen werfen ebenfalls Fragen auf, ebenso wie die Tatsache, dass die Götter anscheinend in das Geschehen eingreifen. So hoffe ich im Stillen, dass es Bakker darauf angelegt hat, uns die Geschichte bald unter einem gänzlich anderen Blickwinkel betrachten zu lassen.

    Nicht wundern, wenn ich diesen Beitrag nochmal fast genauso erstelle. Hab noch etwas hinzugefügt, das bei einer einfachen Bearbeitung wohl untergegangen wäre.



    Ich habe nach dem zweiten Band die Reihe abgebrochen.
    Kellhus ist weiter durchmarschiert wie Chuck Norris auf Speed, zudem lag die Ergebenheit der Charaktere außerhalb meines persönlichen Nachvollziehbarkeits- und Tolleranzbereichs. Ja, ich weiß er hat all dieses tolle Menschenkenntnisgesumms gelernt, aber auf Dauer fand ich den Charakter wirklich ermüdend und mir fehlte schlicht und ergreifend die Motivation um weiterzulesen.



    Du wirst es nicht glauben, aber den hat er bereits kennen gelernt! :D



    PON ist ein schwieriger Fall. Im Grunde sind die Charaktere glaubhaft ausgestaltet und ihr Verhalten nachvollziehbar, doch sobald Kellhus in der Nähe ist, ticken sie alle aus. Damit muss man sich abfinden oder man lässt es sein. Insofern hinterlässt Kellhus auch einen zwiegespaltenen Eindruck: Mal war ich frustriert, wie einfach ihm die Menschen doch auf den Leim gehen, mal überwog das Interesse daran, wie er sich entwickeln wird. Denn letztlich geht es in PON vor allem darum, wie er sich im Bewusstsein der Menschen zum Messias hochstilisiert, irgendwann selbst daran glaubt und dabei seine Bodenhaftung endgültig einbüßt. So gesehen wünsche ich mir fast, dass sich der Kampf gegen die Rathgeber (schreckliche Übersetzung) als Farce herausstellt und Kellhus zur eigentlich Gefahr mutiert. Denn was macht ein größenwahnsinniger Messias, wenn seine Mission erfüllt ist?


    Im Übrigen verdankt Kellhus seine Fähigkeiten offenbar nicht nur seiner Ausbildung, denn auch Kinder von Dûnyain mit Normalsterblichen sind von Geburt an mit dieser Fähigkeit gestraft. Genie und Wahnsinn hängen hier ganz eng miteinander zusammen. Es hat wohl einen Grund, dass Kellhus Serwes Sohn mit Cnaiür als seinen Erstgeborenen ausgibt... Wobei ich mich frage, ob Bakker überhaupt Ahnung von der Vererbungslehre hat. Ein antrainierter Intellekt schlägt sich schließlich nicht im Erbgut nieder. Kann natürlich auch sein, dass die Dûnyain über Jahrhunderte Zuchtwahl betrieben haben...


    Einer meiner größten Kritikpunkte: Ich kann die Rathgeber als eigentliche Gegner noch nicht wirklich ernst nehmen.


    Die gesamte Handlung verläuft in PON noch etwas eingleisig - alles ist auf den Kreuzzug und Kellhus' Machtübernahme ausgelegt, die übrigen Handlungsfäden spielen lediglich eine untergeordnete, bestenfalls ergänzende Rolle. Eine derart raffinierte Dezentralisierung der Handlung wie bei Martin kann man zwar nicht von allen Autoren erwarten, aber ich persönlich stehe eher darauf, wenn der Plot etwas diffuser und verwirrender angelegt ist und man stets rätseln muss, wer denn nun gegen wen intrigiert, welche Konsequenzen eine Aktion nach sich ziehen kann und warum die Dinge so sind, wie sie sind. Nach The Judging Eye bin ich allerdings frohen Mutes, dass es Bakker gelingen wird, die Handlung noch weiter zu verschlüsseln. Bislang hat sich das ganze Geschehen um die Rathgeber, Kellhus und seinen Vater gedreht, wobei die Motive der beiden größtenteils deckungsgleich waren. Nun treten noch ein paar weitere Kräfte in den Vordergrund, die die Handlung vorantreiben:


    Trotz dieser Kritikpunkte hat mir PON sehr gut gefallen. Die Charaktere kamen mir sehr plastisch vor, weil sich Bakker intensiv mit ihnen auseinandersetzt - auch wenn eigentlich jeder von ihnen einen mittelschweren Dachschaden hatte und man häufig einfach nur den Kopf über sie schütteln konnte. Gerade mit seinen weiblichen Protagonisten hat er mMn arg übertrieben. Hoffentlich spiegelt sich daran nicht sein Frauenbild wider... :rolleyes:
    Sprache, Weltentwurf (meine persönliche Nummer 2, nach der Gezeitenwelt), Detailreichtum und Hintersinn haben mich jedenfalls überzeugt. Zugegeben, Bakkers Sätze wirken im Deutschen bisweilen überladen und holprig, da ausschweifend, doch in der Originalfassung zumindest von The Jedging Eye ergibt sich ein in sich stimmiges Bild. Eine Übersetzung ist nicht in sich, also sollte sich jeder, der an der Fortsetzung interessiert ist, überlegen, ob er nicht doch lieber zum Original greift. War für mich anfangs ziemlich anstrengend, weil mir noch die Routine fehlte, aber allmählich wurde ich mit seinemn Stil vertraut und zum Schluss lief's ganz gut.


    //Edit: Hätte mir die Löschung sparen können. Der Beitrag war zu groß... :rolleyes:

    Aber 1 verstehe ich noch nicht: Willst du jetzt eine Welt erschaffen, die mit der realen in Verbindung gebracht werden kann (Lage der Orte,Aussehen d. Kontinente o.ä.) oder etwas komplett eigenes erfinden?


    Teils, teils. Meine Hauptregion orientiert sich am Mittelmeerraum, weil der Hintergrund orientalisch-mediterran sein soll. Ein entsprechendes Klima herrscht zwar auch an anderen Orten dieser Erde, aber im Falle von Kalifornien oder Chile reicht der Einfluss nicht bis ins Landesinnere, weil ihm die Berge einen Riegel vorschieben, während Australien und Südafrika diese Klimazone nur streifen. Also war es naheliegend, die wichtigen Regionen um ein zentrales Meer entlang des 38. Breitengrades zu gruppieren, damit sich das mediterrane Klima möglichst weit erstrecken kann. Und das legt eben die Geologie zumindest ungefähr fest.
    Nun liegt das Meer also zwischen mehreren Kontinenten, in der mehrere tektonische Platten aufeinander stoßen. Im Vergleich zu unserer Welt befindet sich diese Region aber noch in einem früheren Stadium: Die Landmasse nördlich des Meeres ist stark zerklüftet und besteht aus wenigen großen und mehreren kleinen Inseln, da der Druck, den die Kontinentalplatte im Süden bewirkt, noch keine derartige Stauchung bewirkt hat, zumal das Festland im Norden deutlich kleiner ist als Europa und kaum in die kälteren Klimazonen hineinreicht (Entsprechungen zu Nord- und Osteuropa existieren nicht). Das Meer selbst hat mehrere Zuflüsse. Das ganze kann man sich in der Gestalt ungefähr so vorstellen wie das Gebiet um die Tethys zwischen Eozän und Oligozän, nur eben weiter nördlich und ganz klar in der mediterranen Zone.
    Bei den Kulturen orientiere ich mich lose an den Völkern des Mittelmeerraumes und des vorderen und mittleren Orients, was vor allem meinem Interesse an Architektur und Mythologie geschuldet ist. Wer Bakkers Weltentwurf kennt, kann sich vermutlich vorstellen, in welche Richtung es sich bewegt.


    Fowl: Mir gefällt diese Erzählweise. Ich selbst handhabe es prinzipiell ähnlich, wenn auch nicht ganz so ausgefeiult und bewusst widersprüchlich wie du.

    Mithras


    Vielleicht solltest du es mit dem Schreiben bleiben lassen, wenn du schon an der Kreation deiner perfekten Welt scheiterst.

    Danke für den Tipp, werde ich berücksichtigen, wenn ich demnächst weiterschreibe! :thumbup:


    Eine logisch und glaubhaft aufgebaute Welt ist gut und wichtig, aber im Zentrum steht doch viel eher die Geschichte selbst. Also wenn ich dir als absoluter Laie einen Tipp geben darf, dann solltest du vielleicht die Prioritäten etwas anders setzen. Deine Welt kann noch so logisch und wissenschaftlich korrekt aufgebaut sein, aber wenn deine Geschichte dann nicht überzeugt, die Dialoge hölzern wirken oder deine Charaktere unglaubhaft sind, dann wird dir das nicht viel bringen.

    Ich kann dich beruhigen: Die Priorität liegt natürlich nicht auf der korrekten Geographie! ;) Ich traue mir nur eben nicht zu, die endgültige Version meiner Weltkarte selbst zu zeichnen. Ich zeichne Landkarten, weil es mir Spaß macht, aber ich bin bereit, Einschränkungen hinzunehmen, wenn es nicht ganz so klappt, wie ich es mir vorgestellt habe. Wichtig ist, dass die für die Handlung relevanten Zusammenhänge ermöglicht werden, das Klima ist dagegen eher zweitrangig.
    Um noch einmal auf das Beispiel der Gezeitenwelt zurückzukommen: Ein Volk sollte ursprünglich in einer Küstenregion mit mediterranem Klima beheimatet sein. Dann haben die Geophysiker die Karte unter die Lupe genommen und festgestellt, dass das Klima viel kälter sein müsste, ähnlich wie in Feuerland. Also hat man ein paar unwesentliche Aspekte der Kultur verändert, ohne dass dies die Handlung beeinflusst hätte. So einfach kann's gehen.
    Um die Risiken trotzdem möglichst gering zu halten, orientiere ich mich bei den "großen Dingen" an der realen Welt. An Texten kann man zur Not auch im nachhinein feilen. Dann wachsen am Wegesrand eben Brombeer- anstelle von Oleandersträuchern.

    Brauchst du nicht zu warten ... meine Empfehlung wäre sich bei der Cartographer's Guild im Forum anzumelden. Viele der Mitglieder haben schon Karten für diverse Fantasyromane und Brettspiele gezeichnet und viele der Moderatoren zeichnen auch geographische Karten bzw. kennen sich bestens damit aus. Zudem gibt es neben wirklich fantastischen Tutorials für alle möglichen Grafikprogramme in Bezug aufs Karten erstellen auch viele Quellensammlungen.


    Es gibt auch extra Unterforen wo man seine bisherige Karte posten kann und dann die Community entsprechend nach geografischen Fehlern befragen kann ... glaub mir ... die Leute kennen sich wirklich aus ... allein was ich über Gebirge und Flüsse gelernt habe in dem Forum ist der Wahnsinn - ganz abgesehen von den "improved mappingskills"


    Nett gemeint, doch du kennst meinen Perfektionismus nicht! :tongue:


    Ich habe mich dort schon desöfteren umgeschaut, doch so kompetent die dort auch sein mögen - ich bezweifle, dass mein Perfektionismus in Sachen Realitätsnähe so leicht zu befriedigen ist. Globale Zusammenhänge sind schließlich hochkomplex. Man kann für ein, zwei Kontinente die Vorgänge beschreiben, doch sobald es um eine ganze Welt geht, müssen alle Details erfasst werden, weil z. B. ein Strömungssystem in einem anderen mündet oder eine Plattenbewegung eine andere erzwingt, von deren Geschwindigkeit ganz zu schweigen. Das äußert sich natürlich in der Entstehung von Tälern und Snken, Gebirgen, Hochplateaus, Verwerfungen, Vulkanismus usw. und, davon abhängig, in den klimatischen Verhältnissen. Ermöglicht der Verlauf von Gebirgen als Klimascheiden und die Land-Meer-Verteilung entlang eines bestimmten Breitengrades überhaupt eine solche Vegetation, die man im Hinterkopf hat? Wie müssten Luft- und Meeresströmungen verlaufen, damit es passt, und wie können sie verlaufen, wenn man sich die Lage der Kontinente anschaut? In exakten Zahlen kann dir das nur ein Experte sagen. An der Gezeitenwelt etwa haben zeitweise bis zu drei Geophysiker gearbeitet, und das über mehrere Monate hinweg.

    Die Geschichte kommt ja meist zuerst. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass man zuerst eine Karte bastelt und dann anhand der Karte die Geschichte strickt - was aber sicher auch geht, einen dann allerdings schon von Anfang an in die Grenzen dieser Karte einschränkt.


    Nicht zwangsweise, denn auch eine Karte muss nichts Starres und Endgültiges sein. In meinem Falle ist sie im Wesentlichen zwar unverändert geblieben, doch an den Details habe ich stets geschraubt und gebastelt. So muss aus der Karte etwa hervorgehen, auf welchem Wege sich Völker und Sprachen ausbreiten konnten, was sich in meiner doch recht zerklüfteten bzw. in viele Inseln aufgespaltenen Hauptregion als echte Herausforderung erwiesen hat. Und dabei stellt sich eben auch die Frage, wo bestimmte Völker leben bzw. herkommen müssen, um bestimmte kulturelle Eigenheiten zu entwickeln. Monotheistische Religion etwa sind bisher immer in Wüstenregionen entstanden, und das liegt nicht nur daran, dass die heute bekanntesten unter ihnen aufeinander aufbauen. Nun ergibt sich bei der Recherche aber das Problem, dass ein Volk zu weit nördlich angesiedelt ist, in einer Region, die aus klimatischer Sicht vielleicht Kleinasien ähnelt, also allenfalls am Rande mit Wüsten in Berührung kommt. Also muss man Korrekturen vornehmen.


    In der Konzeptionsphase hatte ich oft damit zu kämpfen, Landkarten radikal überarbeiten zu müssen. Heute betrifft das nur noch einige Details. Trotzdem wird meine Version nie die endgültige sein, denn mir ist bei aller Liebe zu phantastischen Spielereien wichtig, dass die Geographie realistisch ist. Und so werde ich wohl warten müssen, bis sich ein Geophysiker meiner Entwürfe annimmt... :rolleyes:


    Momentan bin ich dabei, meiner Welt mit Leben zu füllen. Die großen Konfliktparteien mitsamt ihrer Protagonisten stehen bereits fest, jetzt braucht es aber noch eine breite Basis, auf deren Fundament sie agieren können. Das islamisch angehauchte Großreich mit seinen mehr oder weniger unabhängigen Statthaltern, die sich wie Könige aufspielen, ist da sogar noch der einfachste Fall, da man es hier mit Territorialstaaten mit relativ klaren Herrschaftsverhältnissen zu tun hat. Der östliche Machtblock ist da schon um einige Stufen komplizierter, da hier (Senats-)Aristokratie, mächtige Orden sowie abhängige Monarchien und Adelsgesellschaften getreu dem Motto divide et impera so untrennbarbar miteinander verflochten sind, dass ich selbst noch nicht alles ausarbeiten konnte.

    Ach, schon wieder? Na ja, vielleicht klappt's ja dieses Jahr (Bedienen muss ich euch ja nun nicht mehr! :tongue: ), ich werde an Silvester wahrscheinlich in der Heimat sein und einen Abend mal abzweigen können.
    Die Frage ist nur: Muss ich das gesamte Programm mitbuchen oder kann ich nur einen Teil in Anspruch nehmen?


    Btw.: Haben wir uns beim letzten Mal eigentlich getroffen? Ich hatte ja keine Bilder und wusste nicht so genau, wer wer ist.

    Ich habe weder die Novellen gelesen, noch bin ich zu meiner Schande mit ADWD fertig, aber da Bran auf den letzten 150 Seiten offenbar keine Rolle mehr spielen wird, bin ich mal so mutig, mich in diese Diskussion einzuklinken. Und auch bei mir hat's klick gemacht, wenn auch auf ganz andere Art und Weise. Bei Bryndens (ich gehe einfach mal davon aus, dass er es ist) Beschreibung hatte ich nämlich ein weiteres Bild vor Augen: Das von Aryas Mentor in Braavos, der sich ihr für einen Augenblick ebenfalls als skelettierte Leiche präsentierte, an dessen Schädel noch Hautfetzen hingen und aus dessen Auge sich ein Wurm wand. Gut, bei Brynden war's wohl eine bleiche Wurzel, die wie ein Wurm aussah, und von einem roten Auge ist beim vermeintlich gütigen Mann auch nicht die Rede, aber das wäre vielleicht zu offensichtlich gesen. Vielleicht sehe ich auch Gespenster, aber es ist doch auffällig, dass alle drei Starkkinder mit offensichtlichen Warg-Fähigkeiten an Menschen bzw. Wesen geraten, die sich mit Magie befassen... Zufall? Was meint ihr?


    Vielleicht hat schon jemand anderes diesen Verdacht mal geäußert, aber ich bin wie gesagt noch nicht fertig mit ADWD und wollte daher keiner Diskussion zu aufmerksam folgen.

    Wie meinst du das - genauer als realistisch? (Hab iÜ nur Fionavar von ihm gelesen)


    Für mich ist eben der personale Erzähler das Maß aller Dinge. Dessen Sichtweise ist aber eingeschränkt. Er kann nicht mehr wahrnehmen als die Person, in deren Rolle er schlüpft. Tut er aber. Tut er aber. Er klärt die Gründe für ihr Handeln auf wie ein Psychologe, der einen Film kommentiert und sich zu keinem Akteuer eine erklärende Bemerkung verkneifen kann. Steht nur eben nicht in den nicht vorhandenen Fußnoten, sondern im fortlaufenden Text. Und es ist unrealistisch, dass die Charaktere ihre eigene Psyche immer dann durchschauen, wenn es angebracht wäre, z. B. dann, wenn sie im Affekt handeln. Sie wissen dann zwar nicht, warum genau sie es tun, doch Kay erklärt es dem Leser trotzdem.
    Zugegeben, wenn man von einem auktorialen Erzähler ausgeht, ist das nichts Ungewöhnliches bzw. Unrealistisches, aber für mich ist diese Erzählweise ein Tabu. Das Problem ist nur, dass er den personalen und den auktorialen Erzähler häufig vermischt, und dann sind diese erklärenden Passagen unangebracht.


    *Grusel*
    Das könnte dir bei Kushiel's Dart auch passieren, nur so zur Warnung. Wobei J. Carey doch wesentlich selbstständiger agiert und eher nationale Klischees durchmischt. Hier klingt es ja so als hätte der Autor eine bestehende Geschichte genommen, etwas verfremdet und fertig - oder verstehe ich das falsch?


    Nein, genau so ist's. Große Abweichungen gibt's kaum. So ist etwa Kaiser Valerius eine Eins-zueins-Adaption Justinians, der seinen Onkel an die Macht gebracht und dann selbst dessen Nachfolge übernommen hat, nachts nie schläft, Petrus heißt, heidnische Akademien auf Druck der Kirche schließen lässt und stattdessen lieber ein prachtvolles Gotteshaus errichtet, weil das alte in einer Aufstand während seiner ersten Regierungsjahre zerstört wurde. Ganz zu schweigen davon, dass seine Frau, die natürlich einst eine Tänzerin war, während dieser Rebellion erwähnt, Purpur sei eine passende Farbe für ein Leichentuch. Hat mir immerhin einen Punkt in einem Geschichtsquiz eingebracht... Die einzige größere Abweichung ist das Ende:


    Die ganze Geschichte um ihn wird von einem Speichellecker am Hofe aufgezeichnet, der daraus eine persönliche Abrechnung macht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Kay wirklich so weit gegangen ist, auch noch Sätze aus Prokops Bericht zu übernehmen...


    Was Kushiel betrifft: Bevor ich Bücher kaufe, schaue ich mir in der Regel die Landkarte an, sofern sie enthalten ist. Daher habe ich schon eine ungefähre Vorstellung von dem, was auf mich zukommt. Allerdings weichen einige Inhalte ganz offensichtlich von der Realität ab, was mich eher neugierig macht.


    Alleine bist du da nicht. Ich habe Die Löwen von Al-Rassan gelesen und war auch tendenziell irritiert. Ich fand das offensichtliche Anlehnen an historische Begebenheiten etwas seltsam...fühlte sich halt irgendwie ein bisschen so an als hätte er ein Geschichtsbuch genommen und die Namen von Ländern und Personen umgeschrieben.


    ... oder auf eine andere Basis gestellt. Was die Auffassung der unterschiedlichen jadditischen Gruppierungen angeht, so geht er sogar so weit, die Realität zu verdrehen: Die offizielle Kirchenlehre ist der Arianismus, den die Pseudo-Germanen ablehnen und stattdessen eher den Beschlüssen des Konzils von Chalcedon folgen! :thumbup:


    Na, immerhin bin ich nicht alleine. Ich hatte schon befürchtet, dass meine Provokationen wieder densewlben Effekt haben wie beim MBOTF, aber das kann ja noch kommen! :D

    Das Thema ist zwar schon älter, aber ein neues wollte ich nicht eröffnen. Wenn ich mir die Lobesreden auf GGK anhöre, dann falle ich wohl ziemlich aus dem Rahmen. Sein Sarantium-Zyklus war ja noch ganz nett, aber bei Die Löwen von Al-Rassan war meine Geduld zu Ende. Das Buch habe ich etwa in der Mitte abgebrochen, was in den letzten vier Jahren genau dreimal passiert ist. Ich werde mit Kay einfach nicht warm, was vor allem an zwei grundlegenden Problemen liegt:


    Erstens: Die auktoriale Erzählperspektive. So gut und detailliert Kay seine Hauptakteure auch beschreiben mag - er beschreibt sie genauer als es realistisch wäre. Er lässt keinen Raum für Spekulationen, weshalb welcher Charakter vielleicht so gehandelt haben könnte, wie er es getan hat. Er durchschaut seine Protagonisten und erläutert sogleich aus der Perspektive eines allwissenden Außenstehenden die Gründe für ihr Fühlen und Denken. Das ist unpersönlich und nervt. Ich kann keinen Bezug zu den Charakteren aufbauen, wenn mir alles auf dem Silbertablett serviert wird, wenn ich nicht mit ihnen mitfiebern und mir eigene Gedanken zu ihrem Wesen machen kann. Durch diese unpersönliche Erzählperspektive habe ich mich wie ein Außenstehender gefühlt und nie den emotionalen Zugang zu den Protagonisten gefunden.
    In dieser Hinsicht ist Kay offenbar das krasse Gegenteil von Erikson, mit dem ich ebenfalls zu kämpfen hatte. Während Letzterer dem Leser Informationen über die Charaktere vorenthält, selbst dann, wenn es mir unlogisch bzw. nicht angebracht vorkommt, schreibt Kay viel über sie. Über sie, wohlgemerkt. Und dann sind sich die beiden doch wieder ähnlich, denn keiner von ihnen scheint wirklich tief in das Wesen seiner Charaktere einzutauchen und aus deren Perspektive auch so zu berichten wie etwa Martin, der mMn den Königsweg der Charakterisierung gefunden hat. Mag sein, dass ich etwas engstirnig bin, aber für mich ist der personale Erzähler eben das Maß aller Dinge, ein Erzähler, der in die Rolle der Hauptperson schlüpft und eben nur das beschreibt, was er sieht, hört, fühlt und denkt. Kay geht darüber weit hinaus und beschreibt Dinge, die die Charaktere so über sich gar nicht wissen können. DEnn wer kennt schon explizit die eigenen Motive für Handlungen im Affekt und macht sich noch währenddessen darüber Gedanken? Ein paar auktoriale Einsprengsel sind ja in Ordnung und manchmal sogar nötig, aber zuviel ist für mich der ultimative Identifikationskiller.
    Da nützt es wenig, dass die Charaktere eigentlich sehr interessant konzipiert sind und dass mir Kays eingängiger Schreibstil eigentlich gut gefällt.


    Und 2.: Die Eigenständigkeit. Kay oriantiert sich an tatsächlichen historischen Gegebenheiten, Ereignissen und Personen, was ich ja prinzipiell gerne mag. Aber eben nur prinzipiell. Wenn es aber auf eine detaillierte Nachzeichnung des byzantinischen Reiches unter Kaiser Justinian hinausläuft, das Geschehen in eine andere Welt verlegt wird und nur die Namen verändert werden (und das nicht immer geschickt), dann vergeht mir bald der Spaß. Da kann ich auch gleich einen historischen Roman kaufen. Beispiel: Ravenna wird zu Varena, die Sassaniden werden in Bassaniden umbenannt, und zu allem Überfluss beten sie auch noch eine Göttin namens Anahita an. Wow!
    Mir fehlt einfach der Reiz des Neuen, einer Welt, die ich noch nicht kenne und erkunden muss. Kays Welt war mir - bis auf wenige Abweichungen - bereits bekannt, ohne dass ich je ein buch von ihm gelesen hatte. Zugegeben, gegen Ende hin ereignet sich im vermeintlichen Byzanz etwas Unerwartetes (zumindest dann, wenn man sich damit abgefunden hat, dass es genauso weitergeht wie in der Realität), doch in den ersten drei (deutschen) Büchern findet sich darauf fast kein Hinweis. Einzig und allein die Flucht der werten Pseudo-Amalasuntha Gisel deutet darauf hin. Ansonsten baut Kay sogar berühmte antike Schriftsteller ein, etwa Prokop von Caesarea und Tacitus, und deren berühmteste Werke. In einer geringeren Dosierung hätte mir das vielleicht gefallen, nicht aber in diesen inflationären Mengen.
    Besonders schlimm: Kays Darstellung der Religionen. Im Wesentlichen läuf es darauf hinaus, das Jadditen (Christen) die Sonne verehren, Kindath (Juden) die beiden Monde, Ashariten (Muslime) die Sterne und Bassaniden (Zoroastrier) die Sonne und die beiden Monde als deren Schwestern. Im letzten Sarantium-Band findet sich ein für die Handlung völlig unwichtiger Abschnitt, der von einem Mann berichtet, der in die Wüste geht und den dabei die Erkenntnis befällt, dass Sonne und Monde bereits von unterschiedlichen Religionen verehrt werden und nur die Sterne noch "frei" sind. Und so kommt er zum bahnbrechenden Schluss, dass er daraus eine neue Religion entwickeln muss. Im später Verlauf der Geschichte wird kein einziges Mal darauf zurückgegriffen, die Szene hatte überhaupt keine Bedeutung. Was wollte uns Kay damit also sagen? Fühlte er sich genötigt, einen Pseudo-Mohammed einzufügen, weil er seine Welt so exakt wie möglich an unsere anlehnen will? Wollte er kreativ sein und den Prophheten vor seiner Zeit einbauen (in der Realität war er schließlich kein Zeitgenosse Justinians)? Oder wollte er damit dem Leser zeigen, dass er in der Lage ist, seine eigene, völlig neue Version des Islam in einem Fantasyroman unterzubringen? Wenn ja, dann ist das mMn gründlich schief gelaufen. Kay beweist in meinen Augen damit nur, dass er sich nicht von den starren Vorgaben der Geschichte lösen kann, denen er folgen zu müssen glaubt.
    Er belässt es bei den Gestirnen. Keine weitere Ausarbeitung der Glaubensinhalte, der Gemeinsamkeiten und der Unterschiede. Einfach nur wenig durchdachtes Schubladendenken, und zwar ohne eine abstrakte, philosophische Komponente und eine heilige Schrift, die Erzählungen und Gesetze beinhaltet. Das Gestirn ist schon fast die gesamte Religion. Ein Götzenkult, wenn man's genau nimmt, der so gar nicht zum Setting passen will, das doch von erbitterten Auseinandersetzungen um die richtige Interpretation des Glaubens geprägt ist. Was gibt's da denn bitteschön noch zu interpretieren?
    Lediglich im Falle der Jadditen wird ein obligatorischer, verstorbener Gottessohn eingebaut, über dessen Rollen in der spätantiken Welt heftig gestritten wird... :rolleyes:


    Hinzu kommt, dass Kay zu viele Banalitäten einbaut, zu viel Alltagsleben, das den Fortlauf der Handlung eher behindert als das Geschehen zu vertiefen. Aber darüber kann ich noch eher hinwegsehen als über den unpersönlichen Erzählstil und die mangelnde Eigenständigkeit seiner Welt.
    Bei Sarantium ist mir das alles noch nicht derart negativ aufgefallen wie bei Al-Rassan, sei es, weil der Autor bei den zuerst genannten Romanen dezenter vorgegangen ist, oder sei es, dass mich die Byzanz-Thematik einfach mehr interessiert hat, dass ich unbewusst darüber hinweggesehen habe. Bei Al-Rassan war es mir dann aber eindeutig zu viel des Guten.
    Schriftstellerisch schlecht fand ich seine WErke natürlich nicht, wenn man mal von diversen Kreativitätsdefiziten absieht. Doch vor allem die Erzählweise ist einfach nicht mein Fall...


    Dem könnte ich mich auch anschließen. Wobei ich für den Glauben nicht allzu viel übrig habe.


    Trotzdem ist's fällt mir die WAhl nicht sonderlich leicht. Wenn es nach klimatischen Präferenzen ginge, dann würde ich mich gerne in Riverrun und Umgebung ansiedeln, zumal mir die Tullys auch recht sympathisch waren, von Lysa mal abgesehen. Und ja, ich mochte Catelyn. In den Stammlanden der Lannisters dürfte das Klima zwar ähnlich sein, und vom Erscheinungsbild dürfte es sogar ein wenig passen, aber mit den typischen Lannister-Eigenschaften und ihrem Wahlspruch kann ich mich nicht unbedingt identifizieren. Dann doch lieber die Arryns. Bin zwar kein wirklicher Bergfreund, aber was man so über die Arryns erfahren hat, klang eigentlich ganz ansprechend. Außerdem war ich schon immer ganz vernarrt in Falken, und bei ihrem Wappen muss ich natürlich gleich an Chons denken, einen meiner liebsten altägyptischen Götter. Ja, ich wäre wohl ein Tully oder ein Arryn.


    Die Starks waren und sind mir natürlich noch immer sympathisch, doch so hoch im Norden möchte selbst ich nicht leben. Schon allein deshalb, weil der Norden für mich noch immer ein Sinnbild für raue Sitten und Barbarei ist. Hatte ja eigentlich erwartet, dass es in Dorne kultivierter zugeht, nachdem sich Oberyn in ASOS so herablassend über die Sitten auf Casterly Rock und in King's Landing geäußert. Ich war ja schon immer von Wüstenregionen fasziniert, nicht zuletzt, weil dort bedeutende Hochkulturen entstanden sind. Das Bild, das AFFC von Dorne vermittelt hat, war dann aber etwas ernüchternd. Ein Positives bleibt aber: Ich kann mich ziemlich gut mit Doran Martell identifizieren. Konsequent, abwartend, strategisch und subtil planend, vielleich tatsächlich etwas übervorsichtig und träge. Aber er scheint ja kein typischer Vertreter seiner Sippe zu sein, also fallen die Martells trotzdem weg.

    Ich bin und bleibe Ned. Und ja, ich bin zufrieden damit, denn ich mochte ihn. Hab den Test schon vor ein paar Wochen durchgeführt, war mir in einigen Punkten aber nicht sicher. Hab's daher grad eben noch einmal versucht, aber am Ergebnis hat's nichts geändert.

    Da kann ich dir die Bücher von Lian Hearn (Der Clan der Otori) uneingeschränkt empfehlen. Die Bücher sind genial und für Freunde von Japan-Fantasy (Unsichtbarkeit, das zweite Ich, Ninjas usw.) ein Muss. Es spielt in einer Fantasywelt aber man denkt die ganze Zeit, dass sich alles im alten Japan abspielt. Außerdem sind sie anspruchsvoll geschrieben und keine Kleinmädchenkost. :thumbup:


    Danke für den Tipp, aber ich bin eigentlich kein großer Fernost-Fan, und das Thema muss ja schließlich auch stimmen! ;) Nach allem, was ich in diesem Thema gelesen habe, interessiert mich vor allem eines: Wie sieht's mit Intrigen aus?

    Sicher kann man zu Eriksons extremer Darstellung der Magie unterschiedlich stehen. Mich selbst hat sie zu Beginn, wie übrigens auch das aktive Handeln der Götter, auch abgeschreckt.
    Allerdings sind eure Argumente nur teilweise richtig.


    Ich denke, das ist eher eine Frage des persönlichen Geschmacks. Bei Magie gibt es kein Richtig und kein Falsch.


    Naja, aber der Leser wird deine Art der Magie schon verstehen? Darin liegt nämlich für mich die grösste Schwierigkeit, dass du dem Leser glaubhaft vermitteln kannst warum man die Magie nicht verstehen kann, es jedoch trotzdem Menschen gibt die sie meistern können.


    Eine mMn einleuchtende Erklärung gibt's, aber damit rücke ich an dieser Stelle natürlich noch nicht raus! ;)
    Magie äußert sich übrigens vor allem in Form von Träumen. Auf diese Weise kann man sie ganz subtil einbauen, ohne dass sie direkt Einfluss auf das Geschehen nimmt. Träume werden normalerweise auch nicht "herbeigezaubert", sondern ergeben sich aus der Situation.


    Interessant....
    Sollen denn beide Reiche über Schusswaffen verfügen oder wird das der entscheidende Vorsprung eines der Reiche sein?


    Letzteres, denn genau darauf soll es hinauslaufen.

    Klingt ziemlich interessant ... vor allem der Evolutionssprung über das Mittelalter hinaus bzw. das Auslassen desselbigen.


    Ist eigentlich nichts Besonderes. Wie gesagt: Die zentrale Region meiner Welt ist byzuantinisch geprägt, und in Byzanz sah das Mittelalter nun einmal ganz anders aus als in Westeuropa. Liegt nicht zuletzt daran, in der Realität ebenso wie in meiner Welt, dass diese Kultur nicht an der Integration von "Barbaren" gescheitert ist, weil es eben keine Barbaren zu integrieren gab.


    Was mich interessieren würde ... gibt es in deiner Welt/deiner Zeitepoche schon Schusswaffen und wenn ja, wie beeinflussen sie das Militärwesen, wenn es im Gegenzug dazu ja noch Magie gibt/geben soll?


    Die Magie funktioniert ein wenig anders, aber darauf werde ich gleich noch zurückkommen. Um eine Antwort auf die Schwarzpulver-Frage habe ich mich immer ein wenig herumgedrückt und damit genau das Gegenteil von dem erreicht, was ich erreichen wollte. Na ja, sei's drum. Ja, es gibt Feuerwaffen, allerdings stehen sie erst in der Entwicklungsphase und sind in großen Schlachten bisher kaum zum Einsatz gekommen. Man wartet auf den richtigen Zeitpunkt und hält das Projekt noch geheim. Wie gesagt, die Entwicklung steht noch am Anfang, und deshalb hat man es noch nicht geschafft, die Waffen in eine handlichere Form zu bringen. Ich gestehe hiermit, ein Star Wars-Fan zu sein. Große Raumschlachten haben ohren besonderen Reiz. In einer weniger futuristischen Welt kommen ihnen eigentlich nur Seeschlachten, die mit schwerem Geschütz geführt werden, halbwegs nahe.



    Erikson ist auch für mich ein abschreckendes Beispiel, nicht nur aus den von dir genannten Gründen, sondern auch, weil Magie mMn etwas Geheimnisvolles, Undurchschaubares sein sollte, das ein Normalsterblicher nie völlig verstehen, geschweige denn meistern kann. Für mich ist Magie eher eine mit der Realität verschränkte Sphäre, deren Wirken die Wirklich beeinflussen und zutiefst erschüttern kann. Allein deshalb trauen sich die wenigsten Magiekundigen überhaupt, ihr Wissen anzuwenden, weil die Risiken unkalkulierbar sind. Dass der Zaubernde dabei umkommt ist noch das geringste Risiko - im schlimmsten Falle hat er nie existiert und mit ihm alles, was er gezeugt oder geschaffen hat. Es existiert allerdings nur eine Handvoll Personen, die überhaupt dazu in der Lage ist, bewusst Zauber zu wirken. Unbewusst sieht's da schon anders aus. Der Glaube kann in meiner Welt tatsächlich Berge versetzen, ohne dass es den Gläubigen klar wäre.


    Es gibt in meiner Welt tatsächlich Menschen, die als Magier (bzw. Maguš, Pl. Mager) bezeichnet werden. Ursprünglich waren damit ja zoroastrische Priester und Sternendeuter gemeint, d. h. zentrale Figuren der altpersischen Religion, die aber auch gerne als Universalgelehrte auftraten. Diese Funktion kommt ihnen auch in meiner Welt zu; sie werden nicht nur in Theologie, sondern auch in Rhethorik, Philosophie, Mathematik, Atronomie/Astrologie, Geschichte und bisweilen auch in der Medizin und dem Rechtswesen geschult, so dass sie die intellektuelle Elite bilden und dafür verantwortlich sind, dass sich Religion und Wissenschaft nicht widersprechen. Magie im engeren Sinne können sie nicht wirken. Ich habe mich da auf die etymologischen Ursprünge der Begriffe Magier bzw. Magus zurückbesonnen.

    Die Geschichte spielt in einer mittelalterlichen Fantasywelt, wobei nur die
    Welt fiktiv ist. Der Rest ist absolutes LowFantasy mit eigentlich gar keiner Fantasy,
    außer dass die Welt zwei Monde hat (einer war mir zu "gewöhnlich" Wieso hat eigentlich
    _jede_ Fantasywelt immer nur _den_ Mond? - langweilig!).


    Die Welt, in der Guy Gavriel Kays Romane spielen, wird von zwei Monden umrundet. Allerdings fand ich seine Bücher bislang nicht sonderlich prickelnd.


    Deine Bücher würde ich mir mit ziemlicher Sicherheit kaufen. Klingt wirklich komplex, durchdacht und enorm umfangreich. Gerade historische und religöse Schwerpunkte sind genau nach meinem Geschmack.


    Ich wünschte, ich wäre auch nur annähernd so weit wie du. Mir geht es in dieser Hinsicht ähnlich wie Maegwin, wobei ich an meinem derzeitigen Konzept erst seit etwa vier Jahren arbeite. Eine klare Handlung zeichnet sich auch erst seit ungefähr anderthalb bis zwei Jahren ab, seit ich das Szenario von "Altlasten" wie etwa unnötigen Fabelwesen und übermäßig viel Magie befreit habe.




    Zu den Grundzügen der Handlung: Die Geschichte spielt in einer Welt an der Schwelle zur Renaissance. Der Übergang von der Spätantike ist dabei fließend (ein klassisches Mittelalter, in dem die Zivilisation einen Rückschritt erlebte, gab es nicht; die Entwicklung ging allerdings relativ langsam vonstatten, weil diese Region meiner Welt von einem Dauerkonflikt zwischen progressiven und Beharrungskräften geprägt ist), so dass man nicht unbedingt von einer Wiederentdeckung antiken Wissens, sondern von dessen Weiterentwicklung sprechen sollte. Das ganze ist ein wenig byzantinisch angehaucht. Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, wie ein theokratisches System widerspruchslos funktionieren könnte, ohne dass die Gesellschaft auf das Niveau des tiefsten Mittelalters zurückfällt. Gerade bei Kearneys Monarchies of God habe ich mich gefragt, wie es sein kann, dass eine Kirche ohne ein solides Fundament, nur auf Basis der ideologischen Oberhoheit, eine derartige Macht ausüben kann.
    Der Dreh- und Angepunkt ist in meiner Geschichte die Heilige Schrift und deren Auslegung, und da sie überwiegend symbolisch ausgelegt wird, hat sich über Jahrhunderte hinweg ein empfindliches Gleichgewicht eingestellt, das nun aber zu kippen droht, da sich bedeutende Regionen in der Peripherie des kirchlichen Machtbereiches endgültig verselbständigt haben. Das ist vor allem neuen Erfindungen und Entdeckungen im Zuge des expandierenden Seehandels (verbesserte Navigationsmethoden, ein aufblühendes frühes Bakenwesen, ...) sowie dem Buchdruck zu verdanken. Ja, erinnert natürlich an die Renaissance, aber ich versuche, die politische und gesellschaftliche Entwicklung möglichst eigenständig zu gestalten.


    Ortswechsel: Im Westen des "Kirchenreiches" beobachtet dessen großer Gegner, das Ashata-Reich, die Entwicklung mit großer Neugier. Strukturell erinnert das Ashata-Reich dem Abbasiden-Kalifat, an dessen Spitze ein symbolisches, religiös-politisches Oberhaupt steht, das zunehmend zum Spielball mächtiger Provinzfürsten wird und nun versucht, seine alte Stellung zurückzuerlangen. Die auf den ersten Blick monotheistisch erscheinende Religion ist dabei allerhöchstens indirekt an den Islam angelehnt, sondern vor allem kosmisch-pantheistisch-universalistisch geprägt. So existiert keine strikte Trennung zwischen Gut und Böse, Gott und dem Teufel, Himmel und Hölle usw. - alles wird als Teil eines großen Ganzen begriffen. Auch fremde Kulte konnten in der Vergangenheit gut integriert werden. Kulturell ist das ganze ein wenig an das spätmittelalterliche Persien sowie das Mogzlreich angelehnt.


    Das Verhältnis zwischen den beiden Großreichen ist nicht durch Glaubenskriege vergiftet, sondern von gegenseitigem Respekt geprägt, aber durchaus angespannt, weil sich auch hier in den letzten Jahrhunderten ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Expansion bzw. Rückeroberung auf der einen, Kultur- und Wissenstransfer auf der anderen Seite entwickelt hat. Sie wissen, dass sie nicht ohne einander auskommen können, versuchen aber stets, den Rivalen zu übertrumpfen. Nun stürzen beide Reiche in eine innenpolitische Krise, da sich die gegenwärtigen Machtverhältnisse als nicht mehr zeitgemäß erweisen. Provinzfürsten, Ordensmänner, reiche Händler und Bankiers sowie Militärs streben wahlweise nach der Macht und versuchen, ihren Herrschaftsanspruch durch Expansion zu legitimieren, aber irgendwie will das keinem so recht gelingen, was beide Reiche in eine nicht enden wollende Spirale an inneren und äußeren, meist kriegerischen Konflikten verwickelt. Die mehr oder weniger unabhängigen Reiche in der Peripherie bzw. zwischen den Fronten wollen da nicht länger mitmachen und streben nach vollständiger Unabhängigkeit, was seinerseits die konservativen religiösen Kräfte auf den Plan ruft, die befürchten, dass die progressiven, in Religionsfragen schon immer eigensinnigen Regionen endgültig vom wahren Glauben abfallen. Und so erhält der eigentlich gesellschaftlich-politische Konflikt einen ganz starken religiösen Anstrich.


    Das wiederum eröffnet eine neue Dimension: Die historische. Meine bisherigen "Projekte" spielten in früheren Epochen derselben Welt, kamen aber nie über das Anfangsstadium hinaus. Ich habe das zu meinem Vorteil genutzt und die Hintergrundgeschichte auf diese Weise ausgebaut, so dass ich mittlerweile ein recht genaues Bild der kulturgeschichtlichen Entwicklung der letzten 3500 Jahre habe. Und natürlich stimmt so manches nicht an der Version, die als kanonisch gilt. Das bezieht sich nicht zuletzt auf die Entstehungsgeschichten der Religionen, die vom blutigen Ringen um den richtigen Weg geprägt sind und in deren Folge die Sieger unwillkommenes Wissen vernichtet oder unterschlagen haben. Hier kommt nicht nur Magie ins Spiel - auch meine Leidenschaft für das Lösen geschichtlicher Rätsel tritt zu Tage. Hier hat mich der Gezeitenwelt-Zyklus seinerzeit maßgeblich beeinflusst, so dass ich seitdem nicht daran vorbeikomme, die Geschichte auch als eine historische Spurensuche anzulegen.




    So viel erst einmal zum Grundkonzept. Noch befindet sich die Geschichte in der Konzeptionsphase. Ich habe erst ein paar von Anfang an feststehende Kapitel geschrieben, deren Gesamtlänge etwa 100 Seiten in den deutsprachigen Ausgaben des Liedes entspricht. Ich weiß, wie die globale Handlung verlaufen und wo sie enden wir, und auch die handlungstragenden POVs, ihre Hintergründe und ihr Werdegang stehen ebenfalls größtenteils fest. Allerdings äußert sich das noch nicht in konkreten Kapiteln, da die POVs überwiegend Getriebene oder Spielfiguren sind, die sich ihre eigene Stellung erst erkämpfen müssen und analog dazu versuchen, die HIntergründe zu durchblicken. Noch bin ich mir nicht sicher, wie ich die Geschichte der "Großen" aus ihrer Sicht erzählen soll und wie sich das dann in konkreten Kapiteln äußert.


    So viel erst einmal von meiner Geschichte, die wahrscheinlich nie ein Ende zu sehen bekommen wird... :whistling:

    Mithras ist eine vorderorientalische Gottheit, die im römischen Reich sehr beliebt war und die ich verdammt faszinierend bzw. inspirierend finde. Der Kult ist im Grunde genommen ein Sammelbecken orientalistischer, römischer und hellenistischer Vorstellungen, angereichert mit Philosophie und Astrologie. Die frühen Christen haben hier wohl aus dem Vollen schöpfen können.


    Und nein, ich halte mich nicht für einen Gott! ^^