@Aurubis
Zitat
In Staffel 5 wird ein Nobler aus Meeren von Drachen gefressen. Sie sagt da selber, dass sie nicht weiß ob er schuldig (die Söhne der Harpyie zu unterstüzen) ist oder nicht.
Stimmt. Hab Dank! Der von Dir angeführte Fall zeigt, dass Daenerys Targaryen in emotionalen Ausnahmesituationen bzw. beim Vorliegen einer psychischen Instabilität zur Generalisierung tendieren kann: Nach der brutalen Tötung ihres loyalen Begleiters Barristan Selmy durch die Söhne der Harpyie fasst sie auf Anraten Daarios den Entschluss, die Oberhäupter der großen Familien Meereens zu versammeln. Sie führt Selbige zu den Drachen und lässt eines von ihnen lebendigen Leibes verbrennen, ohne sich zuvor seiner individuellen Schuld zu vergewissern. Zwar wurden die Söhne der Harpyie auch von vormaligen Herren Meereens unterstützt und finanziert, aber eben nicht von allen.
Welche konkreten Schlüsse kann man aus diesem Vorfall hinsichtlich der narrativen Gestaltung der 8. Staffel ziehen? Vor der Realisierung des Massakers von King's Landing befand sich Daenerys Targaryen zweifellos erneut in einer Phase der psychischen Labilität. Immerhin verlor sie einen weiteren Drachen, ihre engste Vertraute und auch ihren einstigen Partner, der sich ihr gegenüber plötzlich und ohne Angabe von Gründen distanziert, abweisend und gefühlskalt verhielt.
Eine psychische Ausgangssituation ist aufseiten der Drachenkönigin vor der großen Schlacht von King's Landing also gegeben, doch es fehlt weiterhin jedweder Grund, ihre Aggressionen und ihren elementaren Hass nicht gezielt gegen Cersei Lannister, sondern stattdessen gegen die gesamte Zivilbevölkerung zu richten. Im Falle der Exekution des unschuldigen Mannes generalisierte sie, indem sie nach beliebiger Auswahl einen der ehemaligen Herren von Meereen stellvertretend für Schuldige hinrichten ließ. Doch welche Personen des die Hauptstadt bewohnenden Volkes hätten ihr einen Anlass für eine vergleichbare Generalisierung bieten können?
Ich erwähnte in diesem Forum schon einmal, dass man das besagte Massaker psychologisch eher hätte nachvollziehen können, wenn die Drehbuchautoren beispielsweise erzählt hätten, wie Missandei im Angesichte von Daenerys Targaryen von zum Hass angestachelten Bürgern der Hauptstadt getötet wird. Eine solche Szene habe ich mir nicht gewünscht, aber auf dieser Basis wäre es möglich gewesen, eine pauschale Vernichtungswut auf die Bewohner von King's Landing herzuleiten. Das haben die Autoren der 8. Staffel versäumt. Allerdings: Hätten sie eine derartige Situation beschrieben, wäre es sich später nicht mehr als einfach erwiesen, das Volk von King's Landing als die lieben Leute darzustellen, die von Panik erfüllt weinend und schreiend die Flucht ergreifen, um als negativen Kontrast die Drachenkönigin zu präsentieren! Tja, ein Konflikt!
Doch selbst unter dieser Voraussetzung wäre es völlig unplausibel, dass Daenerys Targaryen erst nach der Kapitulation des Feindes mit der totalen Zerstörung von King's Landing begänne, denn auch hier würde sie letztlich ihre eigene Hauptstadt in Schutt und Asche legen.
Meine Lösung: Man hätte sich den ganzen Schrott der 8. Staffel gespart und stattdessen die Restauration der Targaryen-Dynastie mit Einführung einer konstitutionellen Monarchie erzählt.