Irgendwie das erste Mal, dass ich bereits vor der ersten Vorwahl das Interesse so ziemlich verloren habe. In gut einer Woche (3. Februar) geht's also los und irgendein uralter Sack wird wohl gewinnen. Alle jüngeren Kandidaten haben nie wirklich das Geld zusammenbekommen, um im großen Umfang bzw. am "Boden" (Ground Game halt) Wahlkampf zu machen. Buttigieg hat das Gegenteil gemacht und sich zum kantenlosen Mittekandidaten hochstilisiert. So bekam er zwar das Geld, um (als junge Biden-Alternative) noch dabei zu sein, hat aber überhaupt kein besonderes Profil mehr. Warren hat zehn Monate wirklich gute Arbeit gemacht, aber als sie im Herbst sogar zur Favoritin aufstieg, wurde sie zwischen den beiden demokratischen Flügeln aufgerieben. Schade, sie hätte zumindest die demokratische Partei versöhnen können und das wäre eigentlich der erste wichtige Schritt. So haben wir halt wahrscheinlich den gleichen Unsinn wie bereits vor vier Jahren.
Die Odds sehen momentan so aus:
38 % Biden
26 % Sanders
17 % Keiner
11 % Warren
8 % Buttigieg
0,5 % einer der restlichen Kandidaten
Quelle: https://projects.fivethirtyeig…-forecast/?ex_cid=rrpromo
Auf der einen Seite haben wir also mit Joe Biden einen Gehard Schröder der Dems, der im Übrigen auch älter als Gerhard Schröder ist. Und als Tony Blair und dessen Vorgänger John Major. Oder als Bill Clinton, Al Gore und W. Bush. Oder als Frank Beckenbauer, Udo Lindenberg und Janis Joplin (RiP). Abgesehen, dass Biden eben nicht für eine andere Politik als die neoliberalen Dems der nach 90er steht, merkt man ihm inzwischen sein Alter einfach schon viel zu sehr an. Kaum eine längere Antwort, in der er keinen Versprecher hat. Und es geht hier nach dem Wahlkampf um die Präsidentschaft von 2021 bis (hoffentlich) 2029. Also um die nächsten neun Jahre. Auf der anderen Seite steht dann halt Bernie, der nochmal knapp älter ist (im Herbst einen kleinen Herzinfarkt hatte) und eigentlich kein Demokrat ist (er tritt im Wahlkampf nur immer der Partei bei). Egal, ob man seine Unabhängigkeit nun gut oder schlecht findet, die Partei würde im Wahlkampf halt nur halbherzig für ihn laufen. Gleichzeitig kommt auch schon wieder das "Bernie or bust" in die andere Richtung. Sprich die Progressiven werden Biden nicht mehr unterstützen als Hillary vor vier Jahren. Dafür sind die Gräben inzwischen einfach zu groß.
Am Ende wird im Herbst der Senat leider sowieso rot bleiben und damit wird dann kein Demokrat große Sprünge machen können. Insofern lustig, wenn man sich zB die momentanen Streitereien der Kandidaten über Details bei der Krankenversicherung anhört. ZB die Kritik an Warren wegen kleinerer Abschwächungen gegenüber Bernies Plänen. Es wird sowieso nichts davon umgesetzt werden können. Nichts davon wird durch den Senat kommen. Nichtmal Biden sehr konservative Vorschläge, werden eine echte Chance haben. Und seine Pläne sind im Prinzip die gleichen, wie Obamas ursprünglicher Ansatz, der aber vor zehn Jahren trotz einer 60 % Mehrheit an blauen Senatoren im Senat nicht durchging. Konservative Demokraten wie Joe Lieberman haben damals wesentliche Punkte verhindert.