Was genau ist denn "das Ende" der Serie nun für dich? Bran auf dem Thron, Daenerys Mad Queen...?
Nun... ja! Genau das! Wobei ich nochmal daran erinnern möchte, dass ich das Wort "Mad Queen" nie in den Mund genommen habe bzw. nur, um darauf abzuheben, dass sie eben nicht die Mad Queen wird. Sie ist nicht verrückt (schon eh nicht wie ihr Vater, der im wahrsten Sinne des Wortes Stimmen in seinem Kopf hörte etc. ), sondern besessen davon, den Thron zu "erobern", aus Gründen, die wir sogar bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen konnten. Bis sich dann rausstellte, dass sie das Anrecht darauf gar nicht hat, was dieses ganze Bestreben als genau so absurd entlarvt, wie es im Grunde schon die ganze Zeit war. Ich erlaube mir mal, mich selbst zu zitieren: "Und da wird es dann interessant, wenn sie das erfährt; wie wird sie reagieren? So wie wir den Charakter kennen, wird sie ja wohl kaum dann einfach sagen "ja, OK, Jon Snow ist König, ich such mir dann einfach mal so ein nettes Haus, heirate vielleicht wieder usw..." (das wird dann auch schön ironisch, hatte sie doch vorher ihn bedrängt sich ihr zu unterwerfen -"bend the knee"-; sie selbst wird nichtmal im Traum daran denken, wenn sich die Situation so umgedreht hat :D)
Oder (was meint ihr)?
Nein, ich vermute, das wir dann der endgültige "Umschlagpunkt", an dem sie ihr Handeln nicht mehr durch (angeblich) edle Motive rechtfertigen kann und klar wird, dass sie im Grunde aus bloßem Egoismus und Herrschsucht handelt, das lässt sich dann nicht mehr leugnen"(Hodor23 am 16. August 2017, zitiert nach Daenerys (offensichtlicher Hinweis))
Das ist die logische Konsequenz aus dem, was sie schon immer war (insofern geb ich dir Recht, siehe unten).
Also, die wesentlichen Plot Points, die GRRM D&D genannt hat, sind: 1. Dany wird am Ende das Hauptproblem oder zumindest die letzte (und vielleicht größte, aber darüber lässt sich diskutieren, also meinetwegen dem NK ebenbürtige) Bedrohung, 2. Jon tötet sie 3. Jon zieht mit den Wildlingen in den "richigen" Norden 4. Bran wird König 5. Sansa wird Königin im Norden 6. Arya segelt nach Westen (mal wieder so eine Anspielung auf HdR, nur eben wieder mit ganz anderem Kontext und einen Charakter betreffend, der bei GoT eine ganz andere Rolle einnimmt als Frodo und bei HdR so nicht existiert, also wieder ein Fall von "sich vor dem Vorbild verneigen, aber es eben trotzdem anders machen") 7. Tyrion wird Bran's Hand (da bin ich ehrlich gesagt nichtmal so sicher, aber es ist ja nicht so, dass das keinen Sinn ergeben würde) 8. was mit Sam und Brienne (und vielleicht Davos) passiert (Bronn und Podrick bezweifle ich, deren Rolle da könnten in den Büchern andere mino characters einnehmen, die in der Serie weggelassen wurden), das ist das, was ich mit "das Ende" meine, ja!
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Ich glaube auch nicht, dass die WW-Handlung auf den Norden beschränkt bleibt (einer der wichtigsten Gründe, warum Bran als König in der Serie so dermaßen unplausibel ist).
Wieso sind alle so dermaßen fixiert darauf, dass es unbedingt eine wahnsinnige Verbindung zwischen Bran und den WW geben muss? Ich hab das ja auch gedacht, aber mein Reflex, als es dann nicht eintrat, war nicht, wie ferngesteuert sofort wieder zum Rumhacken auf D&D überzugehen, sondern zu akzeptieren, dass ich das eben offensichtlich falsch gesehen habe! Ich meine es gibt ja eine, die wurde auch erklärt und mehr gibt's da einfach nicht, ja und?
Denn nur so erklärt sich, warum das Beschränken der WW-Handlung auf den Norden Bran als König angeblich "unplausibel" macht. Es ist auch so schon plausibel genug, wie ich auch schon ausführlich erläuterte.
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Daenerys Wandel zur Mad Queen wird eine wichtige Säule der Erzählung, aber nicht wie du es interpretierst als großer Twist, bei dem der Leser die ganze Zeit nur auf die falsche Fährte geführt werden sollte. Es werden mehere Stränge, die das Schicksal von Westeros, der Starks, der Targaryen-Herrschaft und der Mythologie/Magie zusammengeführt.
"Auf die falsche Fährte geführt" meine ich auch nicht in dem Sinne, dass es tatsächlich vertuscht würde. Wird es nämlich nicht, es wird die ganze Zeit klar gezeigt, wer und was Dany ist, es handelt sich aber mehr um eine Beihilfe zum Selbstbetrug, die dazu führt, dass viele es einfach nur deswegen nicht sehen, weil sie jung, hübsch, blond und die Protagonistin ihres Handlungsstrangs ist ("everyone is the hero in their own story" / "nobody's a villain in their own story"), sowie zunächst als Opfer eingeführt wird (was aber nicht entschuldigt, dass sie dann genauso brutal wird, wie die Täter, denn genau das passiert da! Das wird dann auch von Tyrion in der letzten Folge nochmal mehr oder weniger so gesagt; nur, weil die Leute, die sie tötete, konvenienterweise meist Arschlöcher waren, heißt das nicht, dass sie besser ist ["Mhysa is a master" / "Just because your master has silver hair and tits doesn't mean she's not a master"]) Insofern geb ich dir, wie gesagt, Recht (siehe unten und oben). Man hätte es aber (eigentlich) sehen müssen. Wie gesagt, es geht darum, uns damit zu konfrontieren, wie Stories uns oft manipulieren und uns zum Selberdenken zu zwingen (zu blöd, dass es eine Adaptation ist, die ungeöhnlicherweise ihre Vorlage überholt hat, so kann man sich leicht dadurch entlasten, dass man stattdessen auf D&D rumhackt, sonst müsste man sich ja, Gott bewahre, am Ende noch eingestehen, dass man sich hat blenden lassen und die ganze Zeit einer Tyrannin zujubelte...).
Ansonsten noch: Drachen sind auch Magie (und einer ist davongekommen), Jon ist immer noch ein Untoter und ein "Hellseher" ist König, ich finde nicht, dass man da klagen kann, der Fantasy-Aspekt käme zu kurz (sofern er das nicht schon immer tat, mein ich; wie gesagt, nicht HdR, mehr Fokus auf den politischen Ereignissen, den menschlichen Protagonisten usw., wem das jetzt nicht passt, dem hätte es eigentlich noch nie passen dürfen...)
Zur Bezeichnung "Mad Queen", siehe oben (sowie zum Wort "Wandel" in dem Zusammenhang; es ist kein "Wandel", sie ist die selbe wie vorher, nur dass sich jetzt der Kontext geändert hat und uns dazu zwingt, zu erkennen, was sie schon die ganze Zeit war)
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Ich finde auch en Terminus "Hauptantagonistin" für Daenerys nicht treffend. Daenerys ist so ziemlich genau eine von 73 Folgen lang die Anatagonistin der Serie. Es zeichnet die Geschichte ja gerade aus, dass man nicht einfach von Protagonisten-Anatagonisten Konstellationen sprechen kann.
Einerseits: Ja, da stimme ich zu, siehe oben. Anderseits habe ich das Wort "Antagonistin" als Ersatz für "Bösewichtin" verwendet. Das sind meines Wissens zwei verschiedene Dinge, ein Antagonist ist nicht unbedingt "böse", aber trotzdem jemand, dessen Bestreben für den Protagonisten ein großes Problem darstellt. Nur gibt es eben auch bei GoT nicht "den Protagonisten", darum geht es ja.
Ich sag's mal so, die ganze Dany-Sache zeigt mir (wie ich eben auch schon lange vermutet hatte), das GRRM trotz seiner Aussagen darüber, dass jeder der (/die) Held(in) seiner /ihrer Story ist, immer noch einen klaren moralischen Standpunkt bezieht! Ich glaube das ist auch etwas, das viele nicht begreifen (wollen), dass GRRM nicht aussagen will, dass sozusagen alles irgendwie entschuldbar wäre, sondern seine Aussage, dass keiner in seiner Story der Schurke wäre, zielt in die dem, was manche vermuteten, entgegengesetzte Richtung, es bedeutet nicht in erster Linie, dass jemand, den wir für einen Schurken hielten, nicht als solcher anzusehen wäre, sondern, nun ja, das Umgekehrte. Wobei es moralisch "graue" Charaktere gibt, allen voran Jaime (und dementsprechend dann Jon, talk about foreshadowing; anderes wichtiges Foreshadowing war aber übrigens auch Sansa+Joffrey!!! Was sich dannn nur mit umgekehrten Geschlechtsverhältnissen wiederholte; Dany ist Jons Joffrey!!!), also, ja, bei manchen Dingen muss man den Kontext bedenken, aber eben auch nicht bei allen! Joffrey ist und bleibt einfach nur ein Schwein, da gibt es nichts zu beschönigen. Und Dany war von Anfang an eine Schurkin (ich sag das jetzt an der Stelle mal so vereinfachend!), daran ändert die Tatsache, dass wir die Dinge aus ihrer Perspektive sahen, nämlich eben in WIrklichkeit nichts! Ich denke auch, einer der Hauptgründe für den Fall eines verhassten Charakters, den wir dann plötzlich von einer anderen Seite sehen (siehe auch Sansa) war auch nicht zuletzt, uns auf den unvermeidbaren umgekehrten Fall vorzubereiten, der früher oder später auch einmal eintreten musste und das bei einem der prominentesten Charaktere, die beste und sinnvollste Art, das ganze abzuschließen, auf die alles von Anfang an zugesteuert hat!
Ich muss das jetzt aus Zeitgründen leider so ein bisschen als "loses Ende" im Raum stehen lassen (gern als Basis für weitere Diskussion). Aber nochmal zum Thema "Antagonistin", also meinetwegen verzichten wir auch auf die Bezeichnung. Sie ist (und war schon immer) aber, wie ich schon lange vorher "prophezeite", eine große Bedrohung um nicht zu sagen Katastrophe für die Menschen in Westeros, das ist völlig klar, egal ob wir uns jetzt mit diesen identifizieren (oder sie mehr als "gesichtslose Masse" wahrnehmen) bzw. ob sie sich als ein(e) bestimmte "Protagonist(in)" manifestieren oder nicht...