Nicht, wenn es darum geht, dass jemand komplett ausrastet und damit meine ich nicht, wütend auf den Boden stampfen. Zumal Sansa auch ihre Gründe hatte. Immerhin vertraut sie Dany nicht und gibt Informationen nicht einfach weiter "um zu gucken, was passiert" oder sich persönlich an einem Sturz von Daenerys zu freuen, sondern sie versucht schon ihr Leben und das anderer zu schützen, weil sie unter Daenerys nicht von der Sicherheit dessen ausgeht.
Das sehe ich doch etwas anders. Welche Gründe Sansa wirklich hat, wird eigentlich nie ernsthaft erläutert. Objektiv gibt es keinen Anlass dafür, dass sie von Anfang an Dany misstraut hat. Und ich sehe auch nicht, wie sie das Leben anderer (die waren ihr doch immer wurscht, seit wann hat sie sich jemals um wen anders als sich selbst gekümmert?) dadurch schützt, dass sie den offenen Konflikt mit Daenerys sucht. Ich nenne das in politischer Hinsicht grenzdebil, angesichts solch einer militärischen Übermacht zu Beginn der Staffel Daenerys fortwährend zu provozieren. Daher meine Frage: Welche Gründe hatte Sansa eigentlich? Lassen wir den Bullshit "Wir haben so viel Scheiße erlebt im Norden und wollen nicht mehr knien" mal weg, mit dem Argument könnten auch die Flusslande oder die Sturmlande austreten und dass es dem Norden doch völlig egal ist ob er unabhängig ist oder nicht, sieht man an Lord Glauers Reaktion... Wenn dem das so wichtig gewesen wäre, hätte er Jon damit konfrontiert. Es kümmert halt keinen, nur Sansa.
Ich finde es relativ unterhaltsam, dass von Jon erwartet wird, auf Daenerys Rücksicht zu nehmen.
Immerhin hat der gute Mann gerade erfahren, sein ganzes Leben lang fälschlicherweise darunter gelitten zu haben, ein Bastard zu sein. Er wurde von Caitlyn und Sansa dafür verachtet, er musste damit leben niemals Ansprüche auf Winterfell zu haben, er durfte nicht mit der Familie am Tisch sitzen, er ist deswegen zur Schwarzen Festung gegangen, einem Ort voller Vergewaltiger und Mörder. Er hat sich den Arsch abgefroren, wurde dort von Ser Allistar gequält, er wurde von seinem vermeintlichen Vater belogen. Er ist der eigentlich legitime Thronerbe der sieben Königslande. Er hat sein ganzes Leben lang unter der Frage, wer seine Mutter eigentlich ist gelitten. Er hat seine Tante gepimpert.
Aber nein, als er es erfährt, ist es seine Aufgabe Dany zu trösten, weil die sich selbstverschuldet in die Isolation begeben hat.
Was erwartet man eigentlich so als Sprengerin der Ketten, wenn man sich den Norden unter Gewaltandrohungen unterwirft?
Jon hat in der Situation sogar Alles getan, um Dany klar zu machen, dass er trotzdem zu und hinter ihr steht und keine eigenen Ansprüche erhebt. Aber nein, die Arme wurde nicht ausreichend emotional gestützt!
Werden hier uralte Geschlechterklischees (der Mann als aktiver Part, die Frau als Schutz und Trost suchender passiver Part) reproduziert oder ist es schlicht dem Unverständnis von Daenerys Charakter geschuldet?
Nein, das hat hier nichts mit Geschlechterklischees zu tun, sondern damit, dass du m. M. n. Jon hier in eine Opferrolle schreibst. Wirklich gelitten hat Jon für einen durchschnittlichen Bastard nie. Catelyn hat ihn zwar verachtet, aber er hat eine hervorragende Ausbildung bekommen, wuchs trotz seiner Eigenschaft als Bastard doch weitestgehend gleichberechtigt mit den anderen auf. Es hätte ihn wahrlich schlechter treffen können. Und dass er zur Schwarzen Festung geht, da hätte es ihn auch schlimmer treffen können. Für die Nachtwache hat er sich trotz der Schilderungen über die dortige Gesellschaft aktiv entschieden und Ser Allisar hat ihn gerade am Anfang zwar hart rangenommen, aber das hat er mit jedem getan. Dem ging es gerade am Anfang vor allem darum, denen die Flausen aus dem Kopf zu treiben. Und dass sein vermeintlicher Vater ihn belogen hat... Dessen eisernem Schweigen hat er sein Leben zu verdanken. Will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte jemand wie Sansa den Turm der Freude erklommen. Und dass er seine Tante weggehauen hat: Wenn das einen so aus der Bahn wirft, dann weiß ich auch nicht. Es hat doch eh keiner wirklich gewusst und es gibt, sage ich mal so, wesentlich schlimmere Erlebnisse, als mit einer gleichalten, gutaussehenden Frau in der Kiste zu landen.
Dagegen ist Dany mit quasi null Bildung in allen Bereichen und einem Leben als bessere Bettlerin mit einem großen Namen und einem immer grausamer werdenden Bruder doch im Verhältnis in wesentlich schwierigeren Verhältnissen aufgewachsen.
Das widerspricht dem aber nicht, sondern bestätigt das, was @Farfrelsen geschrieben hat. Die sexuelle Nötigung ist eine Qualifikation der Nötigung. In der alten Gesetzeslage fiel lediglich der Qualifikationsgrund weg, die Strafbarkeit aus dem Grunddelikt blieb aber bestehen. Die Aussage, man sei damals straflos geblieben, stimmt so nicht.
Daenerys droht Jon in Staffel 7 an, den Norden gewaltsam zu unterwerfen, wenn er nicht das Knie beugt. Anschließend hilft sie unter der Prämisse, dass sich der Norden ihr unterwirft. Das tut der Norden in Form von Jon dann auch, die Nordmänner an sich, die sich selbst gerade wieder befreit haben und einen neuen König ernannt haben, sind davon aber überhaupt nicht begeistert. Nein sowas! Die finden das gar nicht toll, fremd beherrscht zu werden!
Dass die Nordmänner totale Vollidioten sind und keinerlei Verständnis für Politik und Diplomatie haben, wissen wir nicht erst seit gestern, sonst hätten sich nicht die Hälfte abstechen lassen auf der Roten Hochzeit. Wäre Dany nicht gewesen, wären die alle tot. Aber Leute wie Lord Glauer denken eh nur von hier bis zur Wand... Wir mögen den Norden doch ehrlich gesagt nur wegen der Starks. Wäre das irgendein anderer Teil der Sieben Königslande, würden wir uns die Haare raufen ob deren Dummheit.
Und bezogen auf die Rettung - Dany hilft dem Norden weil sie Jon glaubt. Was wäre die Konsequenz gewesen, wenn sie dem Norden nicht geholfen hätte? Sie wäre selbst vernichtet worden. Sie kann dem Norden also genauso dankbar sein, sie vor dem Nachtkönig gerettet zu haben wie andersherum. Herrschaft legitimiert das nicht.
Naja, sie hätte sich nach Essos absetzen können. Wäre ihr bestimmt auch besser bekommen. Ihre Herrschaft über den Norden ist aber rechtlich durch den Kniefall Jon Schnees als König des Nordens legitimiert. Das ist Entscheidung des Souveräns - und der Souverän ist nicht Sansa (die überhaupt keine Legitimation vorweisen kann) oder ein Haufen von Lords in Winterfell, sondern der König des Nordens kraft seines Amtes. Es gibt überhaupt keine Grundlage, darüber in "Westeros-völkerrechtlicher" Hinsicht zu diskutieren.