Also ich hab mir die Folge mittlerweile ein zweites Mal angeschaut. Und einzelne Szenen mehrfach. Auch habe ich verschiedene Artikel auf unterschiedlichsten Seiten zu der Folge gelesen. Und hier "bei uns" die Diskussion in den verschiedensten Threads verfolgt. Sowas nennt man sich eine Meinung bilden. Ich hoffe, es ist mir gelungen. Wobei ich in ein paar Stunden, Tagen (nach E6) oder auch Jahren (falls jemals die letzten 2 Bücher erscheinen oder sonstiges, zusätzliches Hintergrundwissen verfügbar ist) vielleicht auch wieder anders denke.
Zunächst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich gestern einigen vorgeworfen habe, sie fantasieren sich da was in der Anfangsszene mit Varys zusammen. Nachdem ich es mir also nochmal angeschaut habe, teile ich die Einschätzung derer, die sagen, Varys wolle Dany vergiften.
Generell glaube ich, es täte den meisten mal ganz gut von ihrem hohen Ross herunterzukommen. Ich bin mir fast sicher, jeder hat sich bzgl. des Liedes oder GoTs schon mal geirrt. Ich erlaube mir ein weiteres Beispiel zu bringen: @Moebius hat in der Diskussion im Vorfeld zu E5 in etwa gesagt: "es wird in E5 keine Schlacht geben. Zumindest keine größere. Nur einzelne Szenen (ggf. so wie bei der Erstürmung von CasterlyRock durch die Unsullied?)". Es wäre irgendwie erfrischend, wenn man dann in der Diskussion hier rund um E5 lesen würde: "Wow, damit hab ich jetzt mal gar nicht gerechnet, das hab ich falsch eingeschätzt." Solltest Du das getan haben und ich hab es überlesen, möchte ich mich schon mal prophylaktisch im Vorfeld entschuldigen, dann wäre das Beispiel mehr als unpassend Es ist aber ja auch nur ein Beispiel. Ein Gegenbeispiel: auf @noetigenfalls hacken viele rum, weil er sich bei Rechtschreibung und Co. keine Mühe. Aber er ist mir irgendwie trotzdem sympathischer als viele andere. Weil er eben zugibt, wenn er mal was nicht wusste, falsch beurteilt hat etc., und nicht für sich den Anspruch auf die einzig richtige Einschätzung erhebt. Ein bisschen mehr Demut und das Zulassen anderer Meinungen würde uns allen denke ich gut tun. Und es würde der Diskussion und dem Ganzen hier einiges an Schärfe nehmen. Und dann hätten wir alle bestimmt mehr Spaß.
So wie es mit unseren Meinungen und Einschätzungen ist, die sich mit der Zeit verändern können, so ist es also auch im Buch und der Serie mit den Charakteren. Das war doch einer der Hauptgründe, warum die meisten hier insbesondere die Bücher, aber ja auch die Serie gefallen haben: die Charakterentwicklung.
Wie für @hodor waren meine Lieblingsfiguren immer Bran und Arya. Den ganzen Dany-Handlungsstrang fand ich im Vergleich zum Rest immer relativ langweilig. Trotzdem gehörte ich eher zu denen, die Danys Taten bis gestern immer noch verteidigt haben. Einfach, weil ich die Hoffnung hatte, dass ihr "Arc" eben nicht ohne Wenn und Aber vordefiniert ist. Sondern dass sie bspw. durch den positiven Einfluss von Jon noch vom totalen Wahnsinnn absieht und nicht das "Burn them all" in die Tat umsetzt. Bisher war es ihren Beratern ja auch gelungen, sie davon abzuhalten. Und sie sagte ja auch selber, dass sie nicht "Queen of the ashes" sein wolle. Deshalb glaube ich, dass man diese Hoffung durchaus haben durfte. Und deshalb bin ich tatsächlich enttäuscht, dass es jetzt wirklich so gekommen ist. Denn was bedeutet das denn letztendlich, wenn Danys Weg schon immer vorgezeichnet war? Eine Charakterentwicklung hat eben nicht stattgefunden. Das Kuriose ist, dass Leute, die so felsenfest behaupten, dass das alles so klar war, zum Teil enttäuscht sind, dass Jamie zu Cersei zurückgekehrt ist. Ganz viele fanden Jamie immer einen ach so tollen Charakter, weil er u.a. anderem durch seine Reise mit Brienne eine Entwicklung durchmacht, seine Fehler einsieht und ein besserer Mensch wird. Er musste sich aber letzen Endes selbst eingestehen: nein, ich bin und bleibe ein egoistisches Arschloch, dass dem eigenen Interesse, dem seiner Schwester und ggf. noch dem seiner Familie alles unterordnet und dafür über Leichen geht. Oder Jon: dem werfen auch wieder die gleichen Leute vor, er würde keine Entwicklung durchmachen (vermutlich erst jetzt, wo es zu spät ist). Oder nehmen wir Arya. Ich war nie ein Freund von der Gendry Thematik. Aber: hier finden es viele toll (mich eingeschlossen), wenn auch sie (überspitzt formuliert wie Dany) keine Entwicklung durchmacht sondern sich treu bleibt ("Thats not me"). In E5 macht sie aber eine Entwicklung durch. Sandor bekehrt sie sozusagen im letzten Moment. Sonst wäre sie jetzt tot. Und wer weiß, evtl. geht jetzt doch noch was in Sachen Gendry. Also je nachdem, ob einem der Charakter sympathisch ist oder nicht, wird ihm die Fähigkeit eingeräumt oder abgesprochen, eine Entwicklung durchzumachen. Viele drehen sich die Dinge so hin, wie sie ihnen grad passen (mich eingeschlossen). Noch problematischer empfinde ich aber die Frage, was GRRM (immer vorausgesetzt die Bücher entwickeln sich im Großen und Ganzen ähnlich) uns damit eigentlich sagen will. Der Weg eines Menschen ist vorgezeichnet und er kann sich nicht durch äußere Einflüsse oder gar Selbsterkenntnis ändern/bessern? Das würde ja zB bedeuten, dass der ganze Strafvollzug oder jede Form von Theraphie ad absurdum geführt würde. Man wirf eine Münze, bei der Hälfte ist Hopfen und Malz verloren. Bei der anderen Hälfte besteht Hoffnung. Das kann es doch auch nicht sein. Und das wäre irgendwie auch sehr traurig.
PS: bei allen unterschiedlichen Meinungen, eins geht mal gar nicht: von Feuer und Eis zu sprechen. Da bekomme ich jedesmal Ausschlag und es stellen sich mir alle Nackenhaare auf
Edit: in der Zwischenzeit haben sich wieder einige geäussert (ich brauche definitiv zu lange zum Verfassen meiner Beiträge, lol) und ich möchte @el_drogo und @LadyStark zustimmen. Das geht in die gleiche Richtung wie die Fragen, die ich mir stelle. Es geht hier doch gar nicht darum, wer Recht hat oder nicht.