Grundsätzlich war für mich die Beziehung Jon und Daenerys nie wirklich von großer Liebe geprägt. Anders wurde es doch nicht dargestellt in der Serie. Zuneigung, Respekt sicherlich und das kann halt schon mal dazu führen das man zusammen in der Kiste landet.
Die große Liebe waren doch Drogo und Ygritte. Im Vergleich zu diesen Beziehungen war es geradezu lächerlich wie die angebliche Beziehung Jon und Daenerys dargestellt wurde. Wie man daraufhin auf die große Liebe zwischen Jon und Daenerys kommen kann verstehen nur die Showrunner. OK, die bekommen es nicht hin es besser zu vermitteln. Schuld sind nicht die Schauspieler, sondern das Drehbuch. ABER als dann Jon die Wahrheit erfährt zieht er sich von Daenerys zurück. Als diese ihn daraufhin anspricht, kann Jon, vor der Statue seiner Mutter, die Wahrheit nicht verschweigen.
Wenn man danach die beiden zusammen sieht, wirkt es so, als würde Jon sie zwar noch mögen, aber eben nicht körperlich. Er windet sich wie ein Aal. Anstatt Jon ihr sein Problem mit Tante/Neffe und Inzest erklärt, lassen die Showrunner dies für die Zuschauer durch Varys Worte erklären. Mein 10jähriger Neffe hätte dies besser schreiben können.
Aber klar ist doch, so habe ich es aufgefasst, dass die Beziehung beendet ist, beendet in Form von Partnerschaft/Sex nicht in Form von Verwandtschaft und Freundschaft. Jon geht aus Pflichtgefühl, weil er sein Wort gab, mit in den Süden um für seine Königin zu kämpfen. Für Daenerys ist die Wahrheit über die Herkunft von Jon natürlich ein Schock. Nicht weil sie ihn nicht mehr lieben darf, mit Inzest hat sie wie alle Targaryen (außer Jon der ja sowieso mehr ein Stark ist) kein Problem, sondern Jon steht vor ihr in der Thronfolge.
Sie weiß, er sagt es ihr ja auch immer wieder, dass er kein König sein möchte. Sansa pocht auf einen unabhängigen Norden. Den Eiseninseln hat sie dies versprochen. Warum zum Geier ist sie so blöde und gewährt dem Norden nicht seine Unabhängigkeit, entlässt Jon aus seinem Wort für sie zu kämpfen wenn er auf den eisernen Thron verzichtet?
Als Tyrion von Sansa die Wahrheit erfährt, hätte er genau dies als Hand vorschlagen müssen. Wie durch Wunderhand waren doch noch genügend Unbefleckte und Dothraki vorhanden. Die Armee der Nordmänner hätte es da nicht gebraucht im Kampf gegen Cersei.
Die Serie hat die Bücher überholt. Martin hat Eckpunkte genannt, aber vermutlich diese selbst noch nicht ausführlich aufs Papier gebracht. Mit diesen Eckpunkten bzw. Ende der Geschichte müssen die Showrunner nun umgehen. Ich werfe ihnen nicht vor, dass sie nun auf dem Weg zum Ende einen anderen Weg nehmen, aber das sie sich selbst nicht an das halten, was man zuvor in der Serie bereits an Entwicklungen gesehen hatte, das wirft ein schlechtes Licht auf die Showrunner. Es wirkt so, als hätten sie selbst ihre eigene Serie nicht gekannt und gesehen. Sie hätten, wenn man das Ende kennt, einfach logisch weiterschreiben müssen und die Figuren im Einklang mit ihrer Entwicklung innerhalb der Serie bringen müssen. Eine „Weiterentwicklung“ zum negativen wie bei Daenerys hätte über einen längeren Zeitraum entwickelt werden müssen. Dann hätte es auch glaubhaft gewirkt, wenn ein bestimmter Punkt wie z. B. der Tod von Missandei ausreicht um durchzudrehen.
Das große Problem war das verkürzen der Staffeln. Vielleicht hätte es sogar 9 Staffeln mit 10 Folgen gebraucht. Zeitlich hätte sich nichts geändert, hatten sie sowieso ein Jahr Pause dazwischen. Etwas mehr Liebe zum Detail und eine übliche Staffellänge hätte vermutlich ausgereicht, ohne das Ende zu verändern, alles verständlicher und nachvollziehbarer zu machen. Ein weiterer großer Fehler, zumindest als die Buchvorlage verschwand, das die Showrunner/Autoren kaum was erklärten, dies fast ausschließlich dem Zuschauer überlassen und bei wichtigen Szenen, welche interessant sind, plötzlich nichts gezeigt wurde bzw. weggeblendet wurde.
Denken bleibt den Zuschauern überlassen und das fassen wir an dieser Stelle mal als Kompliment auf. Immerhin halten Sie uns nicht für RTL2 Zuschauer…..vorsichtig, war Ironisch gemeint……. Wichtige Szenen auslassen kann ein Stilmittel sein, aber wenn es zu oft, an für Zuschauer eigentlich wichtige Stellen eingesetzt wird, dann lässt dies den Zuschauer verzweifelt zurück. Ein weiterer Fehler war, die Serie Game of Thrones nicht zu verstehen. Also die eigene Serie nicht zu kapieren. Action-Szenen/Folgen wie Schlacht der Bastarde usw. gehören dazu, sind wichtig, aber nur noch überhastete Action wie in Staffel 7 und 8 teilweise geschehen nimmt der Serie einen Teil ihrer Essenz, den wichtigeren Teil in meinen Augen.
Die Showrunner wollten sich oft nicht festlegen. Ich hätte an deren Stelle ausführlich mit Martin gesprochen. Dass der Weg zum Ende anders verläuft war doch klar, die Serie hatte auch mit Buchvorlage eine gekürzte bzw. andere Richtung bei einigen Figuren eingeschlagen. Aber die Showrunner entschieden einfach Arya den NK töten zu lassen. OK, kann man so machen, aber den Kampf zu erzählen, ohne dass Jon und der NK, nach deren Vorgeschichte in der Serie, wirklich miteinander kämpfen ist einfach schlecht geschrieben.
NK und Jon kämpfen und Jon ist am verlieren und Arya kommt mit dem Dolch, so wie damals Howard Reed beim Kampf am Turm der Freude und tötet den NK bzw. rettet Jon. Das wäre passender gewesen.
Die Worte von Bran zu Tyrion und Jon lassen so viel Spielraum für Interpretation, dass dies einfach nicht gut ist für ein Serienabschluss. Hat Bran/3äR alles geplant? Egal ob das in den Büchern nun was bedeutet oder nicht, man hätte für die Serie es ohne allzu viel Interpretationsmöglichkeit enden lassen sollen. Klarer Abschluss.
Die Herkunft von Jon wird bekannt (durch Varys Briefe) alles schreit ahhh und ohhhh und es stehen sich zwei feindliche Lager gegenüber ………um einen Krieg zu vermeiden verzichtet Jon auf den Thron, gilt als freier Mann und verlangt eine Wahl über einen König abzuhalten. Das wäre doch passender gewesen. Das er danach zum freien Volk in den Norden geht passt zur Figur.
Nur das Ende für sich alleine betrachtet ist eigentlich OK aber nur mit Abstrichen nachvollziehbar.
-Jon im Norden mit dem freien Volk. Zusammen mit Tormund. Scheint mir die ehrlichste Freundschaft der Serie zu sein und natürlich wieder zusammen mit seinem Schattenwolf.
-Unabhängiger Norden und Sansa als Königin (warum braucht es das wenn Bran doch König ist?) und die Eiseninseln und auch Dorne nicken dies einfach so ab?
-Arya reist in den Westen von Westeros. Nicht überraschend wenn man ihre Worte zu Anfang der Serie sich in Erinnerung ruft.
-Jamie und Cersei gemeinsam gestorben ist soweit OK, aber das wie stört mich etwas.
-Bluthund und Berg war absolut OK.
-Daenerys Ende durch Jon hatte ich erwartet seit klar war das Jon wiederbelebt wurde. Serie und Bücher, ich hab einfach mit der Mad Queen gerechnet.
-Bran der gebrochene als König. OK, keine Erben und nach ihm muss in einer wie auch immer gearteten Wahl ein neuer König bestimmt werden…………ODER ………durch Krieg wird sich einer durchsetzen. Spätestens nach Bran dürfte der Frieden sehr brüchig werden.
Das Ende ist einigermaßen akzeptabel, wird vermutlich auch in den Büchern so sein, aber die Entwicklungen zum Ende haben die Showrunner einfach verkackt genau wie die Stan Laurel und Oliver Hardy Version vom kleinen Rat.
Es hat den Eindruck, als wollten sie die Serie krampfhaft zu Ende bringen, das wie im Detail war ihnen egal. Star Wars wartete ja schon. HBO hätte weitere Staffeln gezahlt, Schauspieler standen unter Vertrag. D&D wollten halt nicht mehr und der größte Fehler hat HBO gemacht die beiden nicht zu ersetzten. Warum waren die ersten beiden Folgen der 8 Staffel so gelungen, weil sich hier der Autor auf die Charaktere kümmert, mit Liebe zum Detail was stimmig ist mit der Vorgeschichte. Nicht von D&D geschrieben. D&D dafür die restlichen Folgen ………..
Man sieht, es hätten durchaus andere Autoren die Serie fortsetzen können, vermutlich sogar besser. Aber dies hätte man vor der 7 Staffel machen müssen, spätestens vor der 8. Staffel. Insgesamt betrachtet ist GoT natürlich immer noch eine tolle Serie welche Maßstäbe gesetzt hat. Aber das Ende, bzw. die Schreibweise und Logikfehler zum Ende, lässt einen schon etwas traurig und unbefriedigt zurück. Schade!