Beiträge von Ser Oberyn Martell

    Erbauer


    Ein böser Rant, der sicherlich einige schmerzhafte Punkte benennt. Nawalny war natürlich kein Messias. Was seine politischen Überzeugungen anbelangt, ist zumindest für mich nicht ganz einfach, solche zu erkennen, so oft wie er Dinge gesagt und später wieder relativiert hat. Er hat offenbar versucht, sowohl das nationale als auch das liberale Lager gegen Putin in Stellung zu bringen. Und ich glaube auch nicht, dass er unbedingt ein geeigneter Präsident gewesen wäre. Das war für mich aber auch nicht seine Rolle.


    Der Vorteil einer funktionierenden Demokratie ist in meinen Augen, dass allzu exzessive Vorgänge in die eine oder in die andere Richtung oftmals abgestraft und deshalb von Politikern eher vermieden werden. Demokratie hat insofern eine mäßigende Wirkung Im Vergleich zu autoritären Regierungen, die kaum noch Konsequenzen zu befürchten haben. Ich glaube Popper hat einmal das Mindestkriterium an eine Demokratie angelegt, demnach es zumindest noch möglich sein muss, eine Regierung wieder abzuwählen. Und genau das war der Punkt, an dem Nawalny angesetzt hat, indem er beispielsweise bei Regionalwahlen die aussichtsreichsten Gegenkandidaten zu Putins Leuten unterstützt hat. Diese Gegenkandidaten waren mit Sicherheit nicht immer die mit den tollsten Inhalten, teilweise waren sie womöglich auch Teil einer Scheinopposition. Auf Dauer aber hätten solche Wahlniederlagen Putins Macht geschadet, allein schon weil sie ganz grundsätzliche demokratische Elemente gestärkt hätten. Putin selber scheint das nicht anders gesehen zu haben. Von den ständigen Veröffentlichungen von Korruption und deren Folgen einmal ganz abgesehen. Wäre Nawalny an die Macht gekommen, hätte er sich natürlich auch als kriegstreibender Despot erweisen können, wer weiß das schon. Ihm das zu unterstellen, würde ich aber nicht für fair halten (ebenso wenig den Vergleich mit Gorbatschow). Ob der Mann ein Held war, muss jeder für sich selber entscheiden, seine Bemühungen gegen dieses Regime unter Einsatz seines Lebens sind für mich jedenfalls heldenhaft.


    Ich verstehe aber deinen grundsätzlichen Punkt. Millionen von kritischen Russen sind die letzten Jahrzehnte ausgewandert, in dem Land gibt es keine funktionierende politische oder gesellschaftliche Opposition. Und wenn jemand hofft, dass Nawalnys Tod in irgendeiner Form ein Fanal sein könnte, dann ist das angesichts von ein paar Tausend russischen Demonstranten vielleicht menschlich, aber auch realitätsfern. So wie es während des Zweiten Weltkriegs keinen Aufstand der Deutschen gegen Hitler gab, wird es auch keinen Aufstand der Russen gegen Putin geben, sodass es einer Niederlage des russischen Imperialismus als solchen bedarf. Es führt insofern kein Weg an einem ukrainischen Sieg vorbei. Deutschland ist da sicherlich nicht allein, wenn es um Schwierigkeiten bei dieser Erkenntnis geht, von der Realisierung einmal ganz zu schweigen, aber bei uns gibt es tatsächlichen in verschiedenen politischen Lagern aus verschiedenen Gründen tief verwurzelte Ansichten und Fehlannahmen zu Russland. Der AfD gefällt das Antiliberale, in der CDU sieht man an manchen Stellen die vermeintlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten, dito in der SPD, die Linke erinnert sich entweder wehmütig an die Sowjetunion oder an die Friedensbewegung und das BSW ist zusätzlich noch einfach gegen Amerika. Unverdächtig sind für mich vor allem die Grünen und witzigerweise die FDP. Genscher gehört in meinen Augen zwar tatsächlich zu den am meisten überschätzten Politikern der deutschen Geschichte (allein, dass er sich selbst von Kohl nicht zurückpfeifen ließ, als dieser ihn aufforderte, gegenüber der Sowjetunion keine Zusicherungen hinsichtlich der Zukunft der Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes zu machen), andererseits hat sich die FDP eh so ziemlich von allen Parteiwurzeln befreit. Ich habe schon den Eindruck, dass sich in Deutschland in den letzten zwei Jahren etwas im Verhältnis zu Russland geändert hat, es kostet nur ziemlich viel Zeit. Und das ist in der Tat etwas, was die Ukraine nicht hat.

    Es hinterlässt ein absolutes Gefühl der Hilflosigkeit bei mir, wenn ich daran denke, wie fahrlässig deutsche Medien und Politik sich zu Erfüllungsgehilfen russischer Großmachtfantasien gemacht haben, von den mutwilligen Akteuren mal ganz zu schweigen. Und wie wenig da eigentlich aufgearbeitet wurde. Wir scheinen als Gesellschaft vollkommen unfähig zu sein, der Einflussnahme autoritärer Regime und Ideologien bei uns entgegenzuwirken. Das nächste Jahr dürfte mit den drei Wahlen im Osten eine politische Katastrophe werden.

    Ich hatte vor Jahren ein Interview mit Hubert Seipel gesehen, indem es auch um den Georgienkrieg ging. Seipel meinte, Saakaschwili habe versucht, einen Kriegseintritt der NATO zu provozieren. Nun musste ich allerdings irgendwann später feststellen, dass Seipel ziemlich viel redet, wenn der Tag lang ist, und er eine, nunja, gewisse Nähe zu Putin aufweist.

    Aus aktuellem Anlass. Wer weiß, wie viele von solchen Mistkerlen, die uns jahrelang im ÖRR Russland erklärt haben, noch da draußen sind.

    Die letzte Zeit war ein bisschen durcheinander bei mir, daher sorry für die späte Rückmeldung.

    Entsprechend weiß ich nicht ob ich dir da allzu sehr weiterhelfen kann, aber zumindest ein wenig Verständnis ist vielleicht besser als gar keine Antwort.

    Du hast aus meiner Sicht bereits alles (richtig) gemacht was du tun konntest.

    Das hat mir sehr geholfen. Mein Hauptproblem war einfach, dass ich ein bisschen das Gefühl dafür verloren hatte, wie weit meine Verantwortung reicht und wo ich guten Gewissens aussteigen kann.

    Wie jugendlich ist denn die "jugendliche" Person? Vielleicht könntest Du mal den zuständigen Sozialpsychiatrischen Dienst beim Gesundheitsamt informieren. Die kontaktieren den Betroffenen und machen mal einen Hausbesuch. Das sind Profis, die können in der Regel gut einschätzen, wie kritisch eine Situation ist.

    Mittlerweile schon 17. Ich würde mir aber auch schlecht vorkommen, von außen in diese familiären Strukturen "einzugreifen", von denen ich ja sowieso schon nur die eine Seite mitbekomme. Ich versuche immer, ihn selber zu animieren, sich an diese Stellen zu wenden, wenn er es denn für notwendig hält.


    Ich habe ihm noch einmal klargemacht, was ich leisten kann (im Rahmen des Trainings mal über etwas sprechen) und was nicht (alles darüber hinaus) und habe erst einmal das Gefühl, dass das so angenommen wurde. Damit geht es mir zumindest jetzt schon einmal wesentlich besser. Danke euch!

    Ich bin ratlos. Ich bin einmal die Woche als Übungsleiter bei einer kleinen Lauftruppe, der sich vor etwa zwei Jahren auch eine jugendliche Person angeschlossen hat, die biologisch weiblich ist und sich aber offenbar schon seit Ewigkeiten männlich fühlt. Es war von Beginn an recht offensichtlich, dass die Person, die sich nach einiger bei uns Zeit outete und seitdem mit einem männlichen Vornamen angesprochen wird, einfach Anschluss suchte, und ich habe mich ein bisschen als Zuhörer einspannen lassen. Das ging dann schnell in die abgründigen Themen von Diskriminierung, Missbrauch sowie familiären und schulischen Schwierigkeiten bis hin zu selbstverletzendem Verhalten und Suizidgedanken. Schließlich bekam ich auch noch ein Liebesgeständnis von ihm mir gegenüber oben drauf, das ziemlich sicher mehr mit der puren Dankbarkeit fürs Zuhören als irgendetwas sonst zu tun hatte. Ich hatte recht schnell darauf hingewiesen, dass ich gerne mal nach dem Training ein offenes Ohr habe und im Rahmen meiner Möglichkeiten einen klugen Ratschlag erteile, dass ich aber auf diesen ganzen Gebieten nicht professionell agieren kann und er sich bitte an adäquate Einrichtungen wenden soll. Habe ihm dabei auch Namen, Adressen und Nummern gegeben, die ich so auf dem Schirm hatte. Dem Liebesgeständnis habe ich schnell einen Riegel vorgeschoben und ihm klargemacht, dass er mich bitte in einer lehrerähnlichen Funktion sehen soll, wurde auch so akzeptiert. Er neigt dazu, Leute mit Nachrichten und Anrufen zu bombardieren, weshalb ich meine Handynummer nie rausgegeben habe, er hat aber meine Mail-Adresse. Da erhielt ich irgendwann eine Mail, die extrem nach Abschiedsbrief klang und in der auch Suizid thematisiert wurde. Habe zurückgeschrieben, er möge mir umgehend versichern, dass er das nicht macht, weil ich ansonsten den Notruf wählen werde. Antwort war dann: Bitte nicht, alles nicht so gemeint. Habe noch einmal auf die Hilfsangebote hingewiesen. In den ganzen Monaten sind so ein paar Steine ins Rollen gekommen, er hatte mit Beratungsstellen zu tun, hat eine Therapie begonnen (die leider nicht so wirklich auf seine Bedürfnisse abgestimmt zu sein scheint), hat sich sportlich verbessert. Aber in den letzten Wochen kommen wieder vermehrt Signale, wie schlecht es ihm ginge sowie Zunahme von selbstverletzendem Verhalten und Suizidgedanken. Und ich merke zunehmend, wie mich das überfordert. Formal betrachtet bin ich einfach nur sein Übungsleiter, und ich habe kein Interesse daran, außerhalb dieses zeitlichen Rahmens eine Beziehung mit ihm zu führen (gab schon so Anfragen wie Begleitung zur Therapiestunde oder sonst was). Ich kann aber auch nicht einfach wegschauen und die Gefahr eingehen, dass sonst was passiert, wenn er mich mit diesen Aspekten adressiert. Was ich von seinen Eltern mitbekommen habe, ist das auf deren Seite eine Mischung aus Überforderung und Ignoranz, und er bemüht sich um eine möglichst große Abgrenzung von diesen. Habe eben gelesen, dass er mir am Wochenende eine Mail geschrieben hat, in der er wieder betont, wie sehr sich sein emotionaler Zustand in letzter Zeit verschlechtert habe. Das kann so ja nicht weitergehen. Ich kann nicht die Verantwortung für diesen Menschen tragen, weiß aber auch nicht, wie ich weiter vorgehen soll. Irgendjemand von euch Erfahrungen mit so etwas?

    Zum Glück hatte ich bisher zumeist positive Erfahrungen mit booking.com.


    bei meinen positiven Erfahrungen und genau null Sensibilisierung auf solche Maschen hätte mir das auch leicht passieren können.

    Meine Erfahrungen beruhten bislang auch eher darauf, dass die kleinsten Unterkünfte in den kleinsten Käffern irgendwo im Ausland noch darauf bedacht sind, dir nach einem verspäteten Flug mitten in der Nacht den Check-in zu ermöglichen...


    Wir werden wohl mal versuchen, mit anderen Leuten in Kontakt zu treten und zu schauen, ob man sich da irgendwie zusammenschließen kann.


    Gerade habe ich sowieso einen Lauf: Habe vor Monaten einen Mahnbescheid bekommen, dass ich meine BahnCard in Höhe von 56,90€ nicht bezahlt hätte , was ich nach einem Blick auf meine Kontoauszüge für Blödsinn gehalten habe, wo der Betrag ja als überwiesen stand. Nach einigem hin und her musste ich nun einsehen, dass ich einfach zum gleichen Zeitpunkt eine Fahrkarte für genau den gleichen Betrag gekauft und im sicheren Glauben der getätigten Überweisung tatsächlich gar nicht für die BC gezahlt habe. Argh.

    Mir ist was wirklich Frustrierendes passiert. Ich hatte mit Freunden für drei Übernachtungen eine Wohnung über booking.com gebucht, ohne die Option, im Falle einer Stornierung Geld zurückzubekommen. Zwei Tage vor der Ankunft hat mein Freund mit dem Anbieter telefoniert, um sicherzugehen, dass das mit dem Check-in läuft. Wir hatten ursprünglich zwischen 16.00 und 16.30 angegeben, am Telefon sagte der Anbieter, dass auch ein früherer oder späterer Check-in kein Problem sei, weil jemand vor Ort sei. Wir sind um 17.15 Uhr angekommen, um kurz vor 17 Uhr erreichte uns per SMS die Nachricht, dass wir nicht erschienen seien und die Buchung daher storniert würde. Ab da an war der Anbieter nicht mehr erreichbar, vor Ort war ebenfalls niemand anzutreffen. Wir haben dann festgestellt, dass es bei Google einen Haufen Bewertungen zu der Unterkunft gibt, wo ähnliche Vorfälle geschildert werden (die stehen natürlich nicht bei booking.com, weil man stornierte Buchungen nicht bewerten kann). Am Ende mussten wir eine neue Unterkunft suchen und booking.com hat sich nicht sonderlich dafür interessiert, weil wir ja die offizielle Check-in-Zeit missachtet haben. Auf unser hartnäckiges Drängen hin waren sie zumindest bereit, sich den Anbieter (der die Wohnung noch am selben Tag wieder zur Buchung reingestellt hatte) mal genauer anzusehen. Auf den über 600 Euro scheinen wir jetzt aber sitzen zu bleiben. Der Anbieter ging auch am nächsten Tag nicht ans Telefon, verschickte aber noch die Nachricht, in der er meinte, dass ja zwischen 16.00 und 16.30 Uhr ausgemacht worden sei. Der Mann spekuliert offenbar darauf, dass Leute nicht in dem Fenster dieser halben Stunde ankommen, um dann stornieren und möglicherweise sogar noch einmal neu vermieten zu können.

    Oh, da hänge ich mich einfach mal dran. Ich hatte vor Jahren ein Interview mit Hubert Seipel gesehen, indem es auch um den Georgienkrieg ging. Seipel meinte, Saakaschwili habe versucht, einen Kriegseintritt der NATO zu provozieren. Nun musste ich allerdings irgendwann später feststellen, dass Seipel ziemlich viel redet, wenn der Tag lang ist, und er eine, nunja, gewisse Nähe zu Putin aufweist. Was mir aber mehr bei der Beurteilung von Seipel als bei der von Saakaschwili geholfen hat. Diskussionen zur Einordnung des Georgienkrieges kamen ja im Zuge der russischen Invasion in die Ukraine wieder auf, wobei manche große Gemeinsamkeiten und andere große Unterschiede sahen.


    Hatte nicht Grunkins irgendwo erwähnt, dass Bush damals gedroht habe, einen russischen Vormarsch auf Tiflis wegzubomben? Vielleicht war es auch AracheonoXis ... Fand das damals auf jeden Fall eine sehr interessante Info, weil ich dazu anschließend trotz einigem Suchen nicht so wirklich was im Netz gefunden habe.

    Zitat

    Die Wissenschaft von Game of Thrones – Wie George R. R. Martin die Welt von Westeros erfand

    Zitat
    • Linguist Frédéric Landragin untersucht u.a. die von George R.R. Martin konstruierte Nomaden-Sprache Dothraki.

    Ich meine, der Titel sagt ja schon alles, aber was man alles so in "u.a." reinpacken kann, ist schon inspirierend.

    "Der Politikwissenschaftler untersucht die Zusammensetzung des u.a. von Oberyn Martell gewählten Bundestags"

    "Der Reporter berichtet über das u.a. von Oberyn Martell verfolgte Champions League-Finale"

    "Der Wissenschaftler erforscht die u.a. von Oberyn Martell geatmete Luft"

    Ich bin eigentlich daran interessiert, morgen auf eine Demo zu gehen, aber irgendwie ist es gar nicht so einfach, was zu finden. Entweder bekomme ich Veranstaltungen vom letzten Jahr angezeigt oder welche, die von den Schwarzers und Wagenknechts dieses Landes ausgerichtet werden. "Damit das Böse gewinnt, reicht es, dass das Gute ein Organisationsproblem hat."

    Und die Doktorarbeit musst du dann per Twitter einreichen?

    Die Dystopien von heute sind die Realitäten von morgen...

    Drücke die Daumen für dein Pikachu.

    Danke. Notfalls setzt's einen Donnerschock.

    Welches Studienfach ist es denn?

    Ist im Bereich Sozialwesen. Mich ärgert das auch immer vor dem Hintergrund, dass wir sowieso schon zur Belustigung dienen (oder wie meine kleine Schwester mal fragte: "Verdienst du eigentlich mal was, wenn du Ehrenamt studierst?"), da braucht es nicht auch noch Dozenten, die auf Pippi Langstrumpf machen.

    Ich kenne übrigens sehr sehr sehr gute TED Talks, die sich auch Zeit nehmen.

    Das kann natürlich sein, war von mir auch allgemein für dieses Phänomen "Ich laber ein bisschen oberflächlich vor Publikum rum und lasse mich anschließend auf Youtube in den Kommentaren feiern" verwendet. Gibt da im deutschsprachigen Raum auch dieses Gedankentanken, was mir schon öfter negativ aufgefallen ist. Ihr müsst einfach alle mal euer Mindset ändern! Los!

    Ich drücke dir dennoch bzw. erst recht die Daumen!

    :)

    Was hast du der armen Dozentin angetan, dass sie so verzweifelt versucht, Rache zu nehmen?

    Ich bin ja der Meinung, dass sie sich dieses, wir wollen es mal "Konzept" nennen, schon als Prüfungsleistung überlegt hat, bevor das Seminar begonnen hat. Alternativ könnte sie natürlich auch meinen Namen auf der Teilnehmerliste gelesen haben und davon retraumatisiert worden sein. Der Grund würde sich dann aber tatsächlich meiner Kenntnis entziehen...

    Diese Methode klingt, als wäre es für Mittelstufenschüler entwickelt worden, um sie an Präsentationen heranzuführen und dabei der Klasse die 20-minütigen Schlaflieder zu ersparen. Ich habe keine Ahnung vom Studium, aber kannst du der Dozentin die Dummheit der Idee freundlich begründen und auf Einsicht hoffen?

    Ich verstehe ja, dass man es gerne vermeiden möchte, 40 PP-Folien vollgeschrieben in Schriftgröße 8 vorgesetzt zu bekommen, aber deshalb muss man doch nicht in das Extrem verfallen, den Inhalt vollkommen der Form unterzuordnen. Die Ansage "15 Minuten und den Vortrag bitte nicht zum Mitlesen anzeigen" (wenn man schon Selbstverständlichkeiten aussprechen muss) hätte doch reichen sollen. Ich fürchte aber, da wird wenig Entgegenkommen von Seiten der Dozentin zu erwarten sein. Die war im Seminar schon immer von so Sachen begeistert, wo ich nur mit dem Kopf geschüttelt habe.

    das Ganze als Herausforderung ansehen, bevor dich der Frust zu lange von der Arbeit abhält

    Sicher, viel mehr wird mir da nicht übrigbleiben. Musste nur mal meinen Frust ablassen, nachdem ich zum sechsten Mal eine stimmige Anordnung wegen dieses "20 Sekunden pro Sinneinheit"-Ansatzes verwerfen musste. Ich sitze hier tatsächlich mit einer Stoppuhr und schaue, ob ich nicht doch noch drei Wörter ergänzen, vier streichen, Abschnitt 5 ein bisschen langsamer oder Abschnitt 6 ein bisschen schneller vortragen muss. Es ist absurd.

    Die Dozentin wird ja wohl nicht mit der Erwartung da ran gehen, dass du in dieser Situation das gleiche erreichst wie mit einem klassischeren Vortrag mit mehr Zeit.

    Ich will es hoffen. Nur, jemand, der überhaupt mit der Erwartung an die Sache rangeht, dass da irgendetwas Ergiebiges bei rauskomme, ist für mich vollkommen unberechenbar.

    Bereite im Moment einen Vortrag für eine Prüfungsleistung vor. Ich mag Vorträge eigentlich ganz gerne, weil ich mittlerweile meinen Stil gefunden habe, aber die Dozentin ist auf eine ganz innovative Idee gekommen: Pecha Kucha. Gesundheit. Man lässt 20 Bilder jeweils zwanzig Sekunden anzeigen und erzählt etwas zu einem Thema, also insgesamt 6 Minuten und 40 Sekunden. Oder mit Wikipedias Worten: "Die Vorteile dieser Technik liegen in der kurzweiligen, prägnanten Präsentation mit rigiden Zeitvorgaben, die von vornherein langatmige Vorträge und die damit verbundene Ermüdung der Zuhörenden unmöglich machen." Was sich nach einer schönen Idee für eine kleine Rede zu Oma Ernas 80. Geburtstag anhört, ist für mich im Rahmen eines wissenschaftlichen Vortrags eine absolute Zumutung. Nicht nur, dass 6.40 sowieso ein Witz sind, um auch nur halbwegs ein Thema irgendwie anschneiden zu können, diese Fokussierung darauf, dass man Sinneinheiten hat, die immer genau 20 Sekunden dauern, um diese mit irgendwelchen bescheuerten Symbolbildern zu hinterlegen, führt das Prinzip eines inhaltlichen Schwerpunktes vollkommen ad absurdum. Das scheint zu passieren, wenn Dozenten zu viele TED-Talks konsumieren. Was für ein Quatsch.

    Auf die "neuen" Bundesländer bin ich lediglich gekommen, weil Oberyn entsprechende Tendenzen bei der CDU/CSU festgestellt hat und ich angemerkt habe, dass selbst die "aus erster Hand" erfahrene" Kanzlerin später politische Fehleinschätzungen gegenüber Russland begangen hat.

    Das mit Merkel hatte ich garantiert von irgendwelchen Hutbürgern schon mal in Kommentarspalten gelesen, mich aber nie mit beschäftigt. Irgendwie ziemlich kurios. Auch , dass damalige Weggefährten sie bei den Grünen eingeordnet hätten und sie hinsichtlich der Wiedervereinigung offenbar erst mal nicht auf CDU-Kurs war. Aber sie war ja nach ihrem misslungenen Wahlkampf 2005 tatsächlich eher beliebig - oder halt pragmatisch. Mehrheitstauglich halt.


    Für mich sind die Wirtschaftsinteressen in Bezug auf Russland tatsächlich nicht weniger verachtenswert als die Ideologen. Die einen unterstützen aus Verblendung ein menschenfeindliches Regimes, die anderen aus Kalkül. Eigentlich fast noch schlimmer, man könnte es ja besser wissen (und tut es vermutlich auch). Danke für den Beitrag über die AfD und Russland, es war sehr erhellend, das noch mal in so gebündelter Form zu lesen. Kann es sein, dass Anklänge von Liebäugeln mit "Putins Werten" (zumindest wie man es auf konservativer Seite verstehen wollte) auch bei Ost-CDU und CSU eine Rolle gespielt haben? Dieses Verleihen von Orden und diese medienwirksamen Treffen sind ja schon seltsam. Ich erinnere mich auch dunkel an die Anwesenheit von Viktor "illiberale Demokratie" Orban auf einer CSU-Veranstaltung vor einigen Jahren. Und was Söders Sputnik-Quatsch während Corona sollte, wirst du aus der Nähe besser mitbekommen haben.

    also bitte nichts "-istisch"

    Zentristisch!

    Fände es schade, wenn die Gesprächsatmosphäre jetzt hier so (grundlos) eskaliert. Ich schätze mal, ArtFantasy meint irgendwo ein allgemeines Bashing von Maegwin gegen Ostdeutsche herausgelesen zu haben, welches mir dann allerdings entgangen ist. War ja doch immer mit konkretem Bezug zur Positionierung der Menschen hinsichtlich Putin und Ukraine. Woher die Unterstellung des rechten Gedankenguts kommt, verstehe ich tatsächlich nicht, Maegwin macht auf mich einen recht zentristischen Eindruck.


    Nachtrag, da ArtFantasy in der Zwischenzeit geantwortet hat: In meinen Augen hatte Maegwin nach Erklärungsmustern hinsichtlich einer bestimmten Einstellung gesucht, nicht einer gesamten Generation diese Einstellung unterstellt.

    Das Parteienproblem habe ich auch, außer G und C kommt da für mich nicht so viel in Betracht.

    Da hast du immerhin doppelt so viele Optionen wie ich. Ich sagte ja schon, Merz allein stellt tausend Gründe dagegen für mich dar, von Dutzenden rechtskonservativen Knallköppen und diesem obskuren bayrischen Anhängsel ganz zu schweigen. Und mit den Grünen hadere ich seit Jahren. Wäre wahrscheinlich vom Milieu und den grundlegenden Positionen her "meine" Partei, aber ich habe sie dennoch fast nie gewählt. Vielleicht auch, weil ich an "meine" Partei höhere Ansprüche stelle als an andere und diese dann regelmäßig enttäuscht werden. Neulich war ich kurz davor, dann kam diese Freigabe für die Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien. Das hat mich dermaßen angewidert, dass ich wieder weit weggelaufen bin. Es ist ein ewiger Kampf.


    Die S ist für mich mittlerweile verbrannte Erde, mir war während der GroKo-Zeit nicht bewusst, wie stark verwurzelte Probleme sie linkswärtig hat. Ich möchte jetzt auch nicht Dekaden warten, bis die letzten Marxisten (und das ist noch die wohlmeinende Auslegung) in den Ruhestand gegangen sind.

    Ich hoffe, dass mal jemand ein schlaues Buch über die Ursachen schreibt. Für mich ist da nämlich vieles überhaupt nicht nachvollziehbar, selbst aus Sicht einer Person, die sich selber eher links einordnen würde. Ist es wirklich der Marxismus? In der CDU gibt es ja auch so ein paar Spezialisten, die sich im Umgang mit Russland schwertun. Gab mal einen sehr interessanten Text samt Schaubilder über die Verstrickung deutscher Politiker mit Gazprom und Tochterfirmen. Finde den gerade leider nicht mehr, aber da hat Kretschmer beispielsweise auch sehr mitgemischt. War dann so eine Ost-Geschichte. Ist allerdings natürlich auffällig, dass diese Politiker bei der CDU nicht derart präsent und bei der SPD vor allem im linken Spektrum sind.

    Fall jemand, wie ich, eine Lanzallergie hat: Er sagt zum Glück selbst nur sehr wenig und die Gäste waren sehr interessant:

    Das Adjektiv "interessant" dürfte in Verbindung mit den Wörtern hoch, wahnsinnig, äußerst, ungemein und außerordentlich wahrscheinlich 20% von Lanzens Wortschatz ausmachen. Mir ist er witzigerweise fast sympathisch geworden, als er bezüglich Ukraine gegen Precht argumentiert hat. Alles eine Frage der Relation. Aber der bessere Lanz ist sowieso Max Giermann.


    In meinen dunkelsten Stunden in den letzten Wochen habe ich tatsächlich überlegt, einer Partei beizutreten, um einfach irgendetwas zu tun. Ist auch wieder vorübergegangen, wäre wahrscheinlich spätestens bei der Frage nach der Partei schwierig geworden. Ich verliere zunehmend das Vertrauen in große Teile des politischen Personals und habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Mir ist klar, dass ich mit meinen inhaltlichen Positionen nicht alleine bin, aber es geht anscheinend nicht genug Druck aus von dieser Fraktion. Es bräuchte vielleicht eine deutsche Greta, die sich statt in die Schule zu gehen vor dem Reichstag hinstellt, bis die Wednesday for Weapons-Bewegung Massendemonstrationen auslöst.