jein, gerade medial ist deren Spitzenkandidatin aus meiner Sicht doch deutlich schlechter weggekommen, auch wenn ihre "Skandale" eigentlich nicht stärker als die der anderen beiden ins Gewicht hätten fallen müssen bzw. Sie sich sogar offener (oftmals auch faktengetreuer) mit ihren Vorstellungen positioniert hat.
Da bin ich anderer Meinung, aber mir geht es nicht nur um den Wahlkampf sondern um das vermeintlich produzierte Stimmungsbild der letzten zwei Jahre. Gefühlter Erstwähler-Anteil der Grünen bei 80%, als würde die junge (meine) Generation nur aus FFF-Leuten bestehen, überall fundamentale Wandelstimmung, Klimaschutz als unangefochtenes politisches Thema Nr. 1, breiter Wille, den Lebenswandel grundsätzlich in Frage zu stellen...
Zugegeben, mag auch mit der Art der konsumierten Medien zu tun haben, lineares Fernsehen und regionale/lokale Tageszeitungen, die für die meisten Deutschen immer noch die Hauptinformationsquelle sein dürften, spielen in meinem Medienkonsumverhalten kaum eine Rolle.
Naja aber doch gerade beim Klimaschutz sind die Parteien Lichtjahre voneiander entfernt. Der Klimaschutz der FDP beschränkt sich im Grunde darauf die Industrie und den Markt die Sache selbst regeln zu lassen und auf die deutsche Ingenieurskunst zu hoffen. Vermutlich hat nur noch die AfD noch weniger für (staatliche) Klimaschutzmassnahmen übrig als die FDP.
Na ja - wenn die FDP ihr Programm so umsetzen würde, wäre es ein sehr striktes, effizientes Klimaschutzprogramm. In meinen Augen hat sie genug Hints gegeben, dass es dazu nicht kommen wird, aber nicht sicher, wie das wahr genommen wird.
Aber abgesehen davon ist es doch nur plausibel, dass die beiden stärksten Parteien auch unterschiedliche Schwerpunkte / Inhalte haben oder gehst du von einheitlichen Präferenzen in einer ganzen Generation aus?
Die beiden Pole - liberal im Sinne von das eigene Leben gestalten wollen wie man will und grün im Sinne von die Welt verbessern zu wollen (Klimaschutz, Flüchtlinge, Frauen- und Queerrechte) - finde ich sehr einleuchtend für das Wahlverhalten meiner Generation. Nicht zuletzt dürften aber auch ästhetische Kriterien eine Rolle spielen. Mit Laschet oder Scholz will keiner ein Bier trinken gehen.
Interessanterweise matchen die Ergebnisse der 18-29 Jährigen meine Einschätzung des Wahlverhaltens meines Freundes- und Bekanntenkreises nahezu perfekt (außer das ich 0% AfD drin haben dürfte). Hätte ich nicht unbedingt gedacht, da inzwischen, nachdem auch die Leute, die eine klassische Ausbildung begonnen haben, sich weiter orientiert haben, der Studenten- und Akademikeranteil bei ca. 95% liegt.