Beiträge von Grunkins

    Bei dem Thema bin ich zweigeteilt. Abgesehen von ihrer postulierten Unsterblichkeit, ihrem Kleidungsstil und einigen Skills (Legolas), kann ich nichts Übermenschliches bei den Elben im Herrn der Ringe erkennen. In meiner Wahrnehmung verhalten sie sich nicht anders, als möglicherweise auch Menschenfürsten und Adlige es tun würden, wenn sie Jahrtausende an Lebenserfahrung auf dem Buckel hätten. Das Überirdische wurde (bei mir) erst durch das Lesen der Bücher geprägt.

    Nimms mir nicht übel, aber die Aussagen mit Bezug zur Unsterblichkeit finde ich ähnlich sinnvoll wie zu sagen: Die Orks verhalten sich nicht anders als Menschen, die in Morgoths Zuchtgruben geboren und abgerichtet wurden. Die Unsterblichkeit ist das entscheidende Distinktionsmerkmal zwischen Elben und Menschen und die menschliche Sterblichkeit ist der Ursprung der meisten Konflikte zwischen den beiden Rassen. Alle anderen wesentlichen Eigenschaften der Elben leiten sich davon ab oder werden zumindest verstärkt. Beim letzten Satz gebe ich dir aber insofern Recht, als dass auch meine Punkte einer gelungenen Umsetzung natürlich größtenteils bereits Lorekenntnis erfordern (Edit: Das ist nicht ganz glücklich ausgedrückt, was ich meine ist, das man das vllt. eher so wahr nimmt wenn man mit einem bst. Bild der Besonderheiten und des Status der Elben in den Film geht).


    Bei einer möglichen Serienumsetzung würde ich ebenfalls neigen dir zuzustimmen, sehr gut möglich, dass das schlicht nicht durchzuhalten ist.


    Zitat

    Den Aufmarsch bei Helms Klamm würde ich wieder eher unter "Menschen mit coolen Rüstungen und Skills" verbuchen, das hatte nichts Übermenschliches. Ebenso war auch Elrond für mich immer nur ein langsam sprechender Mensch mit spitzen Ohren.


    Na ja das kann man so sehen, das passt auch wieder zum Thema Mikro/Makro-Betrachtung: Es könnten theoretisch auch problemlos Numenorer sein, die ja in-world auch gewöhnlichen Menschen deutlich überlegen sind, wie wir in RoP vermutlich noch zu sehen bekommen. Aber die Möglichkeiten so klare Unterschiede zwischen Elben und Menschen herzustellen sind ja begrenzt, sowie auch in Star Wars Unterschiede zwischen Spezies größtenteils optisch sind und die Möglichkeiten richtig elbisch zu casten ähnlich begrenzt wie richtig valyrisch zu casten sind. LotR-Filme stellen aber bei fast jeder rassenübergreifenden Szene solche Unterschiede dar und daraus ergibt sich dann ein Gesamtbild.

    Zitat

    Der Darsteller gibt sich alle Mühe, der Sache gerecht zu werden (ich finde, dass er gerade den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und humorösen Einlagen im Dialog mit Durin/Disa sehr gut meistert).

    Aber er tritt dort nicht auf wie ein Elbenfürst der den Dingen in die Tiefe sieht (natürlich bei dem Arbeitskräftebeschaffungsauftrag auch schwierig), sondern wie ein Kumpel, der sich lange nicht mehr hat blicken lassen und sich daher ein wenig selbst erniedrigt. Na ja.


    Zitat

    Die Frage ist schon legitim, wie man diese Übermenschlichkeit der Elben (im Permanent-Modus) im Kino/TV Format darstellen könnte. Das bewegte Bild ist einfach eine ganz andere Hausnummer im Vergleich zu einer einzelnen künstlerischen Illustration oder hunderten Seiten World building. Just my 2 cents.

    Ja definitiv. Gut möglich, dass das im Serienformat ein nicht lösbares Strukturproblem ist. Wie gesagt, in der Filmetrilogie finde ich das aber jenseits der einzelnen Figurenzeichnung ganz gut gelöst, man sieht ja auch selten Interaktionen der Elben mit anderen Menschen (außer Aragorn was ja auch passt), z. B. Elrond und Theoden reden kurz, aber dabei sitzt Elrond und Theoden steht und man sieht Elrond nicht unter seinem Mantel, es wird also der profane Höflichkeitssmalltalk der beiden einfach ausgeblendet.


    Edit: Ich habe mit LotR-Elrond und -Arwen auch meine Schwierigkeiten, aber da ist für mich trotzdem ein deutlicher Unterschied erkennbar. In RoP habe ich Unterschiede bisher nur in den Akrobatik- und Kampfskills gesehen und da erwarte ich sie eigentlich am wenigsten.


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    Darf ich fragen, wie du dann in Entsprechung mit den HdR Elben klargekommen bist? Deine Beschreibung trifft für mich eigentlich "nur" Galadriel, die vielen Zuschauern vermutlich auch positiv im Gedächtnis geblieben ist. Ich fand und finde ihre Darstellung immer noch sehr beeindruckend.

    Aber sonst fand ich sie auch da auch schon stark an dem vorbei, was ich mir unter Elben vorstellen würde. Ein langsam sprechender Mr. Smith mit spitzen Ohren, Arwen sehr menschlich, Legolas sehr karikaturhaft - ich hatte bei ihnen keinerlei Überlegenheitsvibes.


    Ich frage nur aus persönlichem Interesse - ohne die Serie besser machen zu wollen als sie ist. Ich habe nur gerade versucht für mich selbst zu überlegen, ob die Darstellung einer "überlegenen" "Rasse" für mich überhaupt schon mal in Film oder Serie gelungen ist.

    Hm, gute Frage. Ich würde sagen, es kommt ein bisschen auf die Ebene an - wenn man sehr stark auf den einzelnen Charakter reinzoomt, dann würde ich dir zustimmen, dass die Überlegenheit begrenzt ist, Elrond ist ein Zauderling und Arwen und auch Legolas hätte man problemlos auch als Menschen schreiben können. Im Gesamtbild stimmt es dann aber wieder: Erstmal haben viele Szenen eine sehr mystische Optik, insbesondere jene mit Arwen, etwa als sie zunächst mit einer Schar zu den Grauen Anfurten wandert (diese Szenen sehen viele aus Buchleserperspektive sehr kritisch, ich fand sie aber i. O. und wie gesagt vor allem optisch passend). Auch als die Elben zur Unterstützung von Helms Klamm eintreffen, ist das atmosphärisch sehr dicht: Man schaut aus Perspektive eines Haufen zu alter und jüngerer Menschen mit Rüstungen und Waffen vom Typ was-gerade-verfügbar ist auf die in perfekter Formation, mit fremden Hornklängen und Kriegsausrüstung heranmarschierenden Elben, man sieht ihnen an, dass sie nicht fassen können was passiert. Auch zeigen sich die elbischen Krieger dann auch viel disziplinierter und furchtloser (am Ende der Schlacht wird das etwas durch das Fehlen Überlebender kontrastiert...). Ähnlich auch als Arwen zu Aragorns Krönung erscheint, es ist schon ein Rangunterschied zwischen Menschen und Elbenfürsten erkennbar.


    Auch sind die elbischen Figuren zumindest nie unterlegen - Arwen überrascht Aragorn den Waldläufer mit den Hobbits auf der Flucht, sie stellt sich an der Furt den Neun Reitern zugleich, was Menschen nicht ertragen könnten und beschwört den Fluss. Theoden lässt Elrond in seinem eigenen Königszelt mit Aragorn alleine. Elrond sagt Isildur was er mit dem Ring tun müsse ("Ich war dort Gandalf, vor 3000 Jahren. Als Isildur den Ring an sich nahm. Ich war dort, als die Stärke der Menschen versagte"). Bei Legolas funktioniert es geradeso, was sehr zulasten von Gimli geht, weil Gimli als lustiger Buddy gezeichnet wird während Legolas und Aragorn immer wieder auch ernste Szenen zugestanden bekommen. Legolas hat aber als Waldelb auch in der Vorlage einen etwas anderen Status als Galadriel als Noldor und Elrond als Abkömmling mehrerer großer Elbengeschlechter.


    Zudem finde ich gerade das langsame, sehr ernste Sprechen von Elrond, aber auch den anderen Elben, das auch durchgehalten wird, gut, sie reden und handeln nicht im Affekt oder sprunghaft, sie sind zumeist ernst und betrachten die Dinge tiefgehender als Krieger wie Boromir oder Gimli.


    Wenn ich das nun mit RoP vergleiche - Elrond, der ein politischer Karrierist ist und seine Zwergenfreunde bequatscht um die Gunst Celebrimbors zu gewinnen um die Gunst Gil-galads zu gewinnen, Galadriel, die die ganze Zeit getrieben und nervös ist und offensichtliches nicht versteht (Halbrand), Celebrimbor, der sich anschickt das größte Werk der Elben seit den Silmaril zu erschaffen aber irgendwie dringend die Projektabgabe einhalten muss, uff, da sind Meilen dazwischen. Elrond sieht mit seinem schelmischen Grinsen und den im Verhältnis zum Gesicht riesigen Ohren auch einfach fürchterlich aus, da ist mir Agent Smith doch noch lieber und Celebrimbor strahlt für mich gar nichts aus, wirkt eher wie ein etwas überforderter Boomer-Konzernmanager, der nicht mehr alle Entwicklungen versteht.

    Nun habe ich mich auch an "The rings of power" gewagt. Hinsichtlich der Optik kann ich allen positiven Bewertungen hier nur zustimmen. Eine so organische und lebendige Fantasyverfilmung habe ich noch nie gesehen. Numenor sticht natürlich besonders hervor, aber ich mochte auch die Dörfer der Menschen in den Südlanden und das Lager der Haarfüße. Bei letzterem war es mir dann schon fast ein bisschen zu viel Kulisse, aber das ist meckern auf hohem Niveau. Die HdR-Trilogie ist mir optisch immer noch etwas lieber und die Bilder werden stärker im Kopf bleiben, ich glaube das liegt aber noch mehr an der Perspektive, gewissermaßen mit Frodo und den Gefährten durch Mittelerde zu wandern, was dann wie z. B. in Moria oder an der Wetterspitze zudem verlassener und auch dadurch mysteriöser und geheimnisvoller wirkt (möglicherweise auch durch eine nicht ganz so hohe Bildqualität, die mir bei Fantasy lieber ist). Nichtsdestotrotz kann man den Punkt fast durchgehend als extrem gelungen bezeichnen. Abstriche muss man nur bei den Kreaturen machen, die haben mir insgesamt weniger gefallen.


    Ich konnte die Serie sonst auch als Tolkienfan bisher durchaus durchstehen, weil der Plot wirklich gar nichts von irgendeiner Vorlage enthält. Nicht einmal Lore-technisch wurden hier Originaltexte wirklich zur Rate gezogen, ich glaube außer dass die Elben von Valinor nach Mittelerde gehen stimmt nichts, selbst der Grund dafür ist abgeändert (nicht Morgoth sondern Ungoliant hat die zwei Bäume zerstört und die Elben sind nach Mittelerde gegangen um die Silmaril von Morgoth zurückzugewinnen - das war zumindest der Auslöser, die Ursache war eher eine Bilbo-Frodo-ähnliche Unruhe und Abenteuerlust im Paradies). Aber das finde ich dann im Endeffekt doch angenehmer, als eine schlechte Adaption. Stilistisch erinnert eigentlich auch nichts an Tolkien, dieses ganze intrigieren bei den Elben und Numenorern ist zum Beispiel völlig untypisch für seine Erzählweise. Bei den Elben kann ich dann auch nicht genug von Tolkiens Welt abstrahieren, um mich mit ihnen anzufreunden, die haben für mich nichts elbenhaftes. Es ist schon richtig, dass diese auch in-world im zweiten Zeitalter mit Sicherheit sehr viel aktiver waren und nicht so melancholisch-passiv wie im dritten, aber trotzdem sollten Elben in meinen Augen eine gewisse Weisheit, Ruhe, Bestimmtheit und Macht ausstrahlen, was sie hier nicht tun. Elrond, Celebrimbor und Gil-galad gehen alle gar nicht.


    Galadriel und Arondir sind mir als Figuren durchaus sympathisch, aber halt nicht als Elben. Einige Szenen mit Galadriel sind auch erschreckend schlecht, ich glaube hier wollte man ihre Figur zu pronounciert in den Vordergrund stellen. Also der Prolog, serious? Erstmal hatte die ganze Szenerie auf den Wiesen Valinors für mich, ich kann mir nicht anders helfen, ich gehe auch direkt dafür in die Schämecke, eine Naziästhetik. Diese optische uniforme Reinheit von Kindern, wo sich gleichzeitig die kindliche Grausamkeit hinter verbirgt...irgendwie gruselt es mir bei sowas immer. Dann dieses Gespräch mit ihrem Bruder über die äh "Flussrichtung der Wassers". Dann der Sprung von dem Schiff und der Leviathan oder die Midgard-Schlange oder was das sein sollte. Diese Reitszene in Numenor (das Pferd ist wirklich hässlich, einer meiner besten Freunde ist auf einem Trakehnergestüt aufgewachsen, jedes einzelne Tier von diesem Hof hätte schöner ausgesehen). Puh.


    Sonst? An sich schaubar, aber auch nichts, was mich besonders packt oder emotional anspricht. Man wird sehen, wie es weitergeht, kann mir aktuell nicht vorstellen, wie sie irgendwann beim Krieg des letzten Bündnis landen wollen, aber vielleicht ist das ja auch nicht das Ziel. Der Plot erlahmt generell bereits nach 2-3 Folgen ziemlich, vor allem bei Nori.

    Sehe ich das eigentlich richtig, dass wir jetzt anstatt von Schurkenstaat Russland, die einen Angriffskrieg führen einfach Gas von dem Schurkenstaat Aserbaidschan, welche einen Angriffskrieg führen nehmen ohne das das irgendwie auf Widerspruch stößt?

    Kommt drauf an, wen du mit "wir" meinst, Deutschland nein, EU ja. Weitere Meisterleistung von UvdL-geführter EU, "dem neuen geostrategischen Faktor". Kurzfristig habe ich da irgendwo Verständnis für, die Anzahl an simultan treffenden Energieschocks schränkt den Handlungsspielraum nun mal stark ein und das Gas aus AZ ist für die Versorgung Bulgariens vital. Warum man aber neue langfristige Verträge abgeschlossen hat, erschließt sich mir nicht. Da wäre so ziemlich jede andere Option besser gewesen und Zeit hätte man auch gehabt (die Verträge sollen ja ab 2027 gelten).

    Muss zugeben, dass mich nach dem anfänglichen Nicht-Interesse die positiven Bewertungen des Looks von einigen doch normalerweise recht kritischen Usern neugierig gemacht haben. Da ich gerade auch wieder einen Probemonat Amazon-Prime habe - Kundenunfreundlichkeit kann man Amazon nun wirklich nicht vorwerfen - werde ich am Wochenende evtl. doch mal reinschauen.


    Diskussionen über die Serie als Umsetzung sind ohnehin zum Scheitern verurteilt - es gibt ja keine Vorlage. Von dem was ich inhaltlich bisher gelesen habe, sind wirklich nur die Namen und das Sauron mit seinen Ringen irgendwie der Böse ist auf irgendeinem veröffentlichten Text basiert.


    Meinem Verständnis nach hat Tolkien den HdR und den Hobbit lediglich als "Nebenprodukt" seines kreativen Schaffens verstanden und ich denke, dass seine versierten Fans der gleichen Ansicht sind. [...]

    Da bin ich mir nicht so sicher - Tolkien wollte wohl beides u. A. deshalb veröffentlichen, weil er Verläge und Leser auf das Silmarillon neugierig machen wollte, was aber niemand haben wollte. Im in heutigen Auflagen meistens mit abgedruckten Vorwort von ihm erklärt er aber auch, den Wunsch gehabt zu haben, einmal eine richtig große Erzählung zu schreiben. Ich fände es irgendwie komisch, wenn er den Herrn der Ringe tatsächlich hinter die unzähligen un-endgültigen, unveröffentlichten Fragmente seines sonstigen Schaffens stellen würde.


    [...] Muss man Orks jetzt als vom bösen korrumpierte und damit tragische Wesen betrachten, wie Sauron und Morgoth auch, oder sind sie an sich Böse? Letzteres wäre sehr ungewöhnlich, wenn nicht einzigartig in Tolkiens Welt.

    Wegen dieser Ambiguität bei Tolkien finde ich es spannend, wie eine moderne Umsetzung damit umgeht, auch wenn es nicht reicht, um mich zum Schauen der Serie zu bewegen.

    Ja die Orks sind ein Element, bei dem Tolkien glaube ich selbst moralisch mit seiner Schöpfung gehadert hat. Ich betrachte es als gesichert, dass es sich um verderbte Elben handelt, da es heißt, dass das Böse nichts selbst schaffen sondern immer nur Gutes verderben kann und die Orks vor den Menschen aufgetaucht sind (später werden aber ja wie von Saruman Menschen "eingekreuzt"). Dass diese "Unschuld" eines verdorbenen Sklavenvolks aber ein moralisches Problem für ihn beim Abschlachten lassen eben diesen darstellt, darauf gibt es Hinweise. Im Silmarillon wird die Schöpfung der Orks durch Morgoth auch als dessen schrecklichste Tat bezeichnet, was bei dessen output einige Aussagekraft hat.


    Ich würde die Verkäufe des Silmarillion jetzt mal großzügig auf 10% der anderen beiden Bücher schätzen und davon wird die Hälfte "im Schwung" gekauft worden und nicht fertiggelesen worden sein (wie von mir selbst).

    Das dürfte großzügig sein. Ich habe mal 100 Mio. HdR, 50 Mio. Hobbit und 1 Mio. Silmarillon als grobe Schätzung gelesen, in einem etwa 2000 erschienen Tolkien-Lexikon. Bei allem weiteren reden wir eher über fünfstellige Zahlen. Auch wenn es einzelne Figuren und Geschichten gibt, die grau sind, wie Turin Turambar und die Geschichte der Kinder Hurins, stimme ich dir aber zu. Genannte Erzählung ist eine Vermischung diverser Sagen, u. A. Ödipus - aber das zu verfilmen wäre dann halt auch ungefähr so publikumswirksam wie Ödipus. Oder eher noch weniger, weil es kein bekanntes Theaterstück gibt.


    Dennoch begrüsse ich es in der Regel immer, wenn starke weibliche Identifikationsfiguren für junge Mädchen und Teenager geschaffen oder ausstaffiert werden, deshalb hatte ich bspw. auch nie etwas gegen die frei erfundene Figur Tauril im Hobbit. [...]

    Nun ja, Tauriel ist für mich so ziemlich das perfekte Beispiel, wie man es nicht macht. Man schafft eine Amazone, um irgendwie eine emanzipatorische Frauenfigur in den Film zu heucheln und muss, es ist quasi ein unabwindbarer Zwang beim Schreiben des Drehbuchs, natürlich eine Dreiecksliebesgeschichte mit einem eifersüchtigen Elben und einem geliebten Zwerg einführen, WTF.


    Es gibt noch einen weiteren Artikel in dem Tom Bombadil als Stan Lee des Tolkien Universum erklärt wird, den fand ich amüsant.

    Tatsächlich ist das die einzige Interpretation von Bombadil, die ich bisher wirklich plausibel fand. Alles andere ergibt weder lore- noch erzähltechnisch einen Sinn.

    So negative Emotionen gegenüber Martin wie einige hier habe ich nicht, obwohl ich ja auch schon seit geraumer Zeit die Meinung vertrete, dass er nichts mehr rausbringt. Ich bin nicht der Meinung, dass man sich mit dem ersten Band einer Reihe dazu verpflichtet, diese fertigzustellen - ursprünglich waren ja auch nur drei Bände ASOIAF angekündigt, also wäre das Soll ja sogar übererfüllt. Es gibt schließlich kein objektives Ende einer Erzählung.


    Ich finde das Ganze inzwischen eher tragisch. Martin weiß, dass er die Geschichte nicht vernünftig zu Ende erzählen kann, weil er sich verrannt hat, also verbringt er jetzt im Grunde sein ganzes, restliches Leben damit zu prokrastinieren und redet sich vermutlich ein (siehe das Zitat "es sei inzwischen sehr viel mehr"), er würde sein eigenes Mittelerde damit schaffen. Ich denke in der Tat auch eher, dass am Ende nichts davon bleibt, wie bei der Serie im Endeffekt auch und die hatte sogar ein Ende, wenn auch ein mieses. Erinnert mich auch ein bisschen an die Star Wars Sequels, es mag viele geben, die die Filme oder wenigstens einen unterhaltsam fanden oder in einer Diskussion deren cineastische Leistungen hervorheben, aber das davon irgendetwas mit popkulturellem Status, bei dem jeder zweite die Referenzen kennt und das immer weiter verarbeitet wird bleibt, ist doch ziemlich unwahrscheinlich.


    Ich habe ASOIAF damals im Windschatten der ersten drei Serienstaffeln gelesen und war am Ende schon ziemlich angefixt, aber inzwischen interessiert mich die Fortführung auch kaum noch und die drei TWOW-Kapitel, die ich gelesen habe, haben mir schon das Interesse an den restlichen geraubt. So richtig gern lesen würde ich nur noch den Teil im Norden/Flusslanden/Vale. Aber sonst nehme ich inzwischen eher nochmal ein Jaime-, Sansa- oder Ashakapitel aus AFFC oder ein Catelyn-Kapitel aus ACOK zu Hand, als über die Identität von fAegon nachzusinnen.


    Eine Zeit lang dachte ich auch noch, es wäre nett, irgendwann wenigstens eine Übersicht über die weiteren Pläne von Martin zu bekommen, aber ich bin mir nicht mal sicher, ob da wirklich belastbare Pläne existieren oder ob es z. B. eine Version mit fAegon als Illyrios Sohn und eine als Blackfyre gibt.

    Abgesehen von so Gestalten wie Vad, dessen fortwährendes Herumgeistern auf den Bildschirmen eigentlich nur noch Satire ist, empfinde ich auch viele Einschätzungen von aktiven Bundeswehrangehörigen oft eher als nichtssagend. [...] Ich denke dann, dass die fähigen Generäle womöglich im Stillen die Regierung beraten, allerdings gibt Scholzens Kommunikation da auch wenig Grund zur Hoffnung.


    Vad gehört zu diesem konservativen Netzwerk um Maaßen, Amthor, zu Guttenberg, Augustus Intelligence mit Verbindungen zu Marsalek und Wirecard.


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    Solche Geschichten waren für mich immer Teil einer untergegangenen Kalte-Kriegs-Welt und nur in den Spionageromanen meines Vaters und franko-belgischen Comics meiner Mutter existent.


    https://www.focus.de/politik/v…zu-putin_id_24442733.html


    Bei den anderen Aussagen aus dem Dunstkreis der Bundeswehr muss ich dir aber auch zustimmen. Die große Ausnahme ist Egon Ramms.


    Ich informiere mich eigentlich hauptsächlich über Twitter und habe dort eine Bubble aus OSINT-Accounts, die ich für einigermaßen glaubwürdig erachte aufgebaut, dort bekommt man eine Menge Material in unterschiedlichen Medien und zur Einordnung braucht man dann die Experten z. B. gibt es eine Bubble aus Amerikanern die recht aktiv ist (Dimitri Alperovitch, Michael Kofmann und Rob Lee, die beiden ersteren machen auch häufiger "Spaces") oder auch Gustav Gressel vom ECFR und Franz-Stefan Gady vom IISS (beides Österreicher). Besonders bemerkenswert Phillipps O'Brien, der Professor für Strategic Studies ist und bei dem ich am Anfang sehr vorsichtig war, weil er mir die übliche Twitter-Methode kleine Fakten/Bilder zu Großerzählungen aufzublasen anzuwenden schien, aber er lag bisher praktisch immer richtig, bereits vor Kriegsbeginn war er der Meinung, dass die Invasion ein Desaster wird, während viele in Deutschland noch auf die "Einkesselung" von Kiev gewartet haben, hat er bereits nach einigen Tagen gesagt, dass die russische Front dort aus logistischen Gründen innerhalb einer Woche kollabieren wird. Die Schlacht um den Donbass, insbesondere Severodonetsk, hat er als von den Ukrainern im Sinne einer Abnutzungsschlacht um die russischen Offensivfähigkeiten zu erlahmen durchaus gewollt bezeichnet und in Kherson noch vor Beginn der Gegenoffensive und dem Überraschungsangriff bei Kharkiv recht genau die Vorgehensweise der Ukrainer (Reserven auf die westliche Seite des Dnipro locken, Zerstörung der Brücken + Logistik, einerseits Druck auf die Stadt, andererseits Versuch die russischen Truppen entlang des Inhulets zu separieren) skizziert.


    Seine aktuelle Vohersage ist, dass die Russen versuchen werden, sich auf die Linien vor dem 24.02. + die Landbrücke von der Krim nach Donezk zurückzuziehen, was für mich recht plausibel klingt. Der ganze Norden von Luhansk ist eine riesige rurale Fläche ohne Bevölkerungszentren und strategisch irrelevant, auch nicht gegen ukrainische SOF zu schützen und zudem ohne die Eisenbahnlinien durch Isjum + Kupyansk wohl nicht gut versorgbar, dazu wurden dort laut verschiedenen Experten keine russischen Verteidigungslinien gebaut.


    Ich hatte über diese Mischung aus OSINT und Experten immer den Eindruck (auch im Rückblick) einigermaßen informiert zu sein, soweit das hier möglich ist. Das Problem mit dieser Art sich zu über Einzelpersonen zu informieren ist aber natürlich, dass es ziemlich zeitintensiv ist. Über normale Medien macht es aber einfach gar keinen Sinn, auch in den angelsächsischen wurde soweit ich das verfolgt habe, das Narrativ der westlichen Panzerabwehrlenkwaffe, die die Schlacht um Kiev gewonnen hat, pepusht. Gustav Gressel und viele andere sagen aber, dass die ukrainische Artillerie viel wichtiger war und der intensive Einsatz gleichzeitig das große Problem für die Ukraine im Mai/Juni war, weil sie dabei ihre Munitionsbestände aufgeraucht hat. Einige Hochrechnungen vergleichen die Konsumption von Artillerie dort zumindest in einigen Kriegswochen mit der Westfront in WWI und Ostfront in WWII.


    Es ist ja keine exklusiv deutsche Problematik (s. Biden/Trump).


    In Italien sägt eine Regierungskoalition aus drei, sagen wir mal russlandfreundlichen, Parteien den vermutlich kompetentesten und einen der national wie international angesehensten Regierungschef eines größeren Landes ab. Zur Belohnung dürfen diese nun kumulierte Verluste von 30 Ppt. erwarten.


    Ich habe ein tiefes Urvertrauen in die Lebensfähigkeit der Demokratie in UK, mehr als in jedes andere größere westliche Land, und ich fand die implizite Gleichsetzung von Johnson und Trump in Deutschland sehr daneben, aber nach allem was ich von dort in den letzten Monaten gehört habe, war die Nachfolgerwahl für Johnson eine unglaubliche Shitshow.


    Das Schlimme ist, dass wir in vielerlei Hinsicht (sicherheitspolitisch sicher nicht, da fehlen die Strukturen die z. B. UK hat) politisch im internationalen Vergleich immer noch gut einigermaßen gut darstehen...


    (Edit)

    Allerdings:

    "März '22: Wir liefern keine Marder weil die Ausbildung zu lange dauert.

    September '22: Wir liefern keine Marder weil die Ausbildung zu lange dauert.


    Freitag: Die Bundeswehr hat nix mehr zum liefern. Dingo werden alle gebraucht.

    Dienstag: Wir liefern mehr. U. a. 50 Dingos.


    Wir lassen AKW laufen, aber die dürfen keinen Strom liefern. Es zählt jede KWh. "


    Macht einen schon sprachlos.

    Nach den Trailern von House of Dragon und Andor ist mein Interesse an den Ringen der Macht nun erstmal auf Null gefallen. Abgesehen von der angesprochenen Metaebene, ob es ein Erfolg wird und wie sie finanziell im Vergleich mit dem kurz vorher erscheinenden HoD abschneidet.

    Ich finde ihn auch großartig. Wenn die Serie optisch und atmosphärisch so nahe an Rogue One bleibt wie der Trailer und es ihnen gelingt, eine vernünftige Story zu erzählen, besonders auch das bei Rogue One exzellent gelöste Problem der Einordnung in die Gesamtstory zu bewältigen, dann wird sie richtig gut.


    Habe mich abgesehen von der kurzen Episode Rogue One seit langem nicht mehr so auf ein Star Wars Produkt gefreut.

    Nichts desto trotz wird generell zu viel Wertung auf Optik gelegt.

    Ich verstehe was du meinst und ich habe mich in GoT auch relativ wenig an der Optik der Schauspieler gestört, aber bei der Aussage "bei Bewegtbildern nicht zu viel Wertung auf Optik legen" musste ich trotzdem ein wenig schmunzeln ;)

    __



    Ich finde die Trailer auch überraschend gut. Ursprünglich bin ich eher davon ausgegangen, dass mich die Serie gar nicht interessieren würde, dann, dass ich sie vielleicht wie The Witcher gucke - werde ein paar Folgen gut unterhalten und sonst nicht allzu sehr involviert - nun denke ich aber doch, sie könnte gut werden. Sowohl Atmosphäre als auch Optik versprechen einiges. Vor allem im Vergleich zu dem Ringe-der-Macht-Grusel.


    Dadurch, dass die letzten Staffeln GoT und die Mischung aus langer Wartezeit, durchwachsenem ADWD und der generelle Mangel an Sympathieträgern jegliche emotionale Bindung an ASOIAF oder GoT doch auf eher kühles Interesse heruntergestutzt haben, fürchte ich mich auch nicht allzu sehr vor einer großen Enttäuschung.


    Der fett markierte Satz irritiert mich etwas, wegen dem usually. Wenn er normalerweise das Schneiden und Trimmen anfängt, wenn er das Schreiben beendet hat und er jetzt auch so verfährt, braucht es das Wort doch überhaupt nicht. Das würde doch nur Sinn machen, wenn er den Prozess anders als üblich aufziehen will.


    Verstehe das einfach so, dass das Buch jetzt schon sehr dick geworden ist und er wie *üblich* kürzt, wenn er fertig ist, was er aber eben noch nicht ist und folglich kann er noch nichts über den Gesamtumfang sagen. Sehe da keine Besonderheit drin, bin aber zugebenermaßen auch nicht besonders fit was Feinheiten der englischen Sprache angeht.


    Ansonsten: "The same procedure as every year, George?". "The same procedure as every year!" Klingt für mich wie immer.

    Bin gerade bei der NRW-Wahl am überlegen. Gibt es eigentlich ungeschriebene Regeln darüber, dass die Partei mit der Pluralität in die Regierung sollte? Würde wahrscheinlich die Grünen wählen. Wenn sie keine Koalition mit der CDU eingehen, solange sie andere Möglichkeiten haben, halte ich das für meine beste Möglichkeit. Aber wenn die Grünen bei einer Pluralität der CDU auch dann mit ihnen koalieren sollte, wenn rot-grün eine Mehrheit erreichen könnte, würde ich meine Stimme der SPD geben.


    Meinst du mit Pluralität die stärkste Partei? Im Bundestagswahlkampf wurde das ja häufig proklamiert, aber eigentlich ist es Quatsch. Während der sozialliberalen Koalitionen war die SPD nur 1972 stärker als die CDU. 2010 lag die CDU in NRW auch knapp vor der SPD und es gab eine RRG Minderheitsregierung.


    Gegen meine sonstigen Vorsätze werde ich mich wohl kaum mit Landesthemen beschäftigen und einfach nur alles tun, um einen SPD MP zu verhindern. Hoffe dann auf Schwarz-Grün.

    Bei der Zeitenwende-Rede dachte ich für einen kurzen, naiven Moment, dass ich einen Fehler gemacht hätte, als ich Scholz nicht gewählt habe und das der Kanzler erkannt hat, worum es geht. Das Mützenich, Stegner und Co. keine 180 Grad Wende hinlegen würden, war absehbar, auch das es viel Widerstand gegen diese angekündigte neue Politik geben würde.


    Nach heute Abend muss man wohl leider festhalten, dass unser Kanzler nicht nur rumlaviert, rauszögert oder mehrfach abwägt, sondern das es sich um einen handfesten Lügner handelt. Mindestens die Behauptungen andere Länder seien Deutschland bei Waffenlieferungen gefolgt, als auch andere Länder würden das gleiche Material liefern bzw. wären zu den gleichen Einschätzungen gekommen wie wir, sind in meinen Augen Lügen, nicht nur Verdrehungen der Wahrheit.


    Diese Haltung setzt aber voraus, dass eine Nichtentscheidung risikofreier ist, was ich zunehmend weniger erkennen kann. [...] Oder aber wir bedauern in 20 Jahren den Zeitpunkt, wo ein Eingreifen noch möglich gewesen wäre.


    Die Frage ist, risikofreier für wen. Ich denke aus Perspektive der NATO-Staaten wird das Nichteingreifen definitiv deutlich risikofreier kalkuliert, weil, zum zweiten Teil, Russland eben nicht Nazi-Deutschland, die damals zweitgrößte Industrie- und Technologiemacht der Welt ist, sondern ein alterndes kleptokratisches Staatsgebilde, dessen Wirtschaft bluten wird und dessen ganzer Stolz die Militärkapazität ist, deren Reputation sich gerade in den Keller geschossen hast. Für Staaten wie Moldau oder Georgien wiederum ist das Risiko natürlich höher.


    Demnach vermute ich, wird ausschließlich der humanitäre Aspekt auf der Pro-Seite auf dem Tisch liegen. Wie gesagt, ich selber habe angesichts der Lage in Mariupol und Kherson und und dazu keine klare Meinung, ich versuche das nur zu rationalisieren.


    Und in jedem Fall sollten wir meiner Meinung nach vorher alle ökonomischen Register ziehen. Alles was komplizierter als eine Zahnbürste ist nicht mehr exportieren (auf jedenfall) und Ölembargo sofort.


    Zitat

    Das läuft für mich ehrlich gesagt ein bisschen darauf hinaus, dass da jemand die 0,1% Quote nicht auf 0,05% senken möchte.


    Meinst du damit die Wahrscheinlichkeit für einen Palast-Coupe? Ja das mag sein, aber ich glaube darum ging es nicht primär. Russland hat historisch betrachtet eine miese Militärperformance, es sei denn es führt a) einen Verteidigungskrieg oder b) wird massiv von Drittstaaten unterstützt (bei Napoleon und Hitler beides der Fall). Mit einer Intervention gibt man Putin die Möglichkeit intern zu mobilisieren und forciert chinesische Unterstützung (möglicherweise auch indische oder iranische). Klar versuchen sie das auch so, aber China verhält sich nach außen bisher noch relativ risikoavers und ob diese ganze neofaschistische Z-Shitshow in Russland wirklich über signalling hinaus verfängt...In dem Sinne wird dann weniger mit dem Szenario 1940 als eher 1914 kalkuliert.

    Zitat

    Muss man halt klar kommunizieren, dass ein Atomschlag auf die Ukraine einen konventionellen Angriff auf russisches Gebiet nach sich zieht.


    Klar kann man machen und der Ton ändert sich ja auch gerade (vernünftigerweise), gegenüber der Möglichkeit eines ABC-Waffen Einsatzes, aber ich meine nur, die Eskalationsspirale ist mit "Keiner tut keinem was weil sonst keiner mehr aufsteht" nicht zu Ende und die meisten Beobachter gehen ja eher davon aus, ein Nuklearkrieg schaukelt sich langsam hoch und irgendwann verliert jemand die Nerven.


    Ich finde das gar nicht so zwangsläufig.


    "Nicht so zwangsläufig" wäre mir, wenn ich entscheidungsbefugt wäre, ein bisschen wenig um so eine Entscheidung zu treffen.


    Zitat

    Für Putin läuft es dann letzten Endes immer auf die Entscheidung hinaus, ob er die Zerstörung des Westens mit der Zerstörung Russlands bezahlen wollen würde.


    Nein. Das Gamble kann man weiterspielen. Taktischer Nuklearschlag auf Kjiv - werden die USA darauf mit der Auslöschung Russlands reagieren? Einen Zweitschlag riskieren? Oder ebenfalls einen taktischen Nuklearschlag auf Rostov durchführen um den Preis zu zeigen und die Abschreckung aufrechtzuerhalten?


    Meines Erachtens nach gibt es schon klare Rationalitäten gegen aktive Beteiligung. Eine andere wird hier dargelegt:


    https://www.theatlantic.com/id…nato-intervention/627092/


    wobei ich den Artikel noch um die internationale Perspektive ergänzen wollen würde: Geht Xi dann all-in? Ob die Rationalitäten ausschlaggebend sind oder es einfach Angst oder Feigheit ist, kann ich natürlich nicht beurteilen. Und ich fürchte Drohungen werden zum jetzigen Zeitpunkt nichts bewirken, wenn Taten nicht folgen.


    Man wirkt auf mich auch von Intelligenz recht weit entfernt.


    Hältst du die Zurückhaltung der, sagen wir mal USA / NATO (da eh kein europäischer Staat alleine agieren könnte / wollte) dann tatsächlich eher für Angst, für Dummheit, für innenpolitisch motiviert oder für kaltes Kalkül?


    Das was Umbach hier über den Georgienkrieg sagt, war mir noch nicht so bekannt. In jedem Fall hat er Recht, dass das systematische Ausschließen von Möglichkeiten sicherlich falsch war/ist:

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    Vor dem Hintergrund der Kriegsentwicklung kann man den Verzicht auf ein Handelsembargo inzwischen nicht mehr rechtfertigen. Die Spritpreisdiskussion finde ich angesichts der letzten Geschehnisse nur noch pervers. Zumal das USA/UK Ölembargo schon sehr viel gebracht hat, es gibt inzwischen hohe Spreads auf russisches Öl, es wird 25% unter Marktpreis gehandelt und das obwohl der Löwenanteil in die EU geht.

    Hab mich einige Tage nicht gemeldet, weil mich die oben diskutierten Horrorszenarien kombiniert mit dem immer schlimmer werdenden Terror gegen die Zivilbevölkerung ehrlich gesagt zu sehr belastet haben.



    Hab drüber nachgedacht. Den Luftraum mit NATO-Unterstützung zu schliessen, halte ich für ein kalkulierbares Risiko und aus humanitärer Sicht für dringend notwendig. Alle weiteren militärischen Eingriffen müssten dann freilich sorgfältig abgewogen werden.


    Dazu so viel: Es ist, nach allen Sicherheitsexperten und Militärs die ich dazu gehört habe, kein kalkulierbares Risiko, weil man a) erstmal massive Luftstreitkräfte mobilisieren und in die Region verlegen müsste und wichter b) systematisch bodengestützte Luftabwehrsysteme der Russen auf ukrainischem aber auch auf russischem und belarussischem Territorium ausschalten müsste. D. h. man greift aktiv russischen Boden an. Falls es bisher innenpolitisch nicht möglich war, in Russland die Generalmobilmachung auszurufen, dann ist der Moment das Ganze zu einem "Verteidigungskrieg" zu machen (von China abzusehen).


    Der Zivilbevölkerung würde es dagegen nur ein wenig helfen, denn die Luftaktivitäten sind (vermutlich aufgrund der untragbaren Verluste) in den letzten Tagen deutlich runtergegangen. Alleine letzten Freitag auf Samstag wurden in weniger als 30 Stunden 5 russische Flugzeuge und 4 Hubschrauber abgeschossen und indem Fall gab es zu jedem Abschuss Bildmaterial, also bestätigt. Das Bombardement findet vor allem per Artillerie statt und ähnlich problematisch ist die Blockade der Städte. Beides löst die NFZ nicht.


    Will nicht über ja oder nein diskutieren, da es eh nicht auf dem Tisch zu sein scheint. Aber das sind die Fakten, sowie ich sie verstehe.


    Was in der Ukraine rumfährt ist aber nicht Russlands A-Kader. Weder technisch, noch personell. Ich bin sicher, dass man sich neben der Unterschätzung schlicht Eskalationspotential offenhalten wollte, sei es nun der Ukraine selbst gegenüber oder eben einem doch noch möglichen NATO-Einsatz. An den Grenzen (Rumänien, Odessa) werden ja auch gerade munter Provokationsballons geworfen.


    Mit Sicherheit hält man sich dort in vielerlei Hinsicht noch zurück, aber wenn die A-Kader wirklich die A-Kader wären, von denen man in den letzten Jahren zumindest öffentlich ausgegangen ist, dann sehe ich keinen rationalen Grund, warum sie die ukrainische Luftwaffe und Luftabwehr nicht wie erwartet in den ersten drei Tagen erledigt haben.


    Es gibt ein paar strategische Argumente, die mir plausibel erscheinen, u. A., dass seit 2012 ein Verteidigungsminister im Amt ist der als einziger seit 1991 durchgehend Spitzenpositionen besetzt hat, was in so einem System nur geht, indem man a) alle Gegner beseitigt (Putin) oder b) ein Speichellecker ist, der sich dem aktuell stärksten andient. Ein anderer Punkt ist, dass sie gleichzeitig versucht haben, Marine, Heer und Luftstreitkräfte zu modernisieren, was Staaten eigentlich immer überfordert.


    Aber klar, leichtsinnig sollte man darauf nicht reagieren.


    Zitat

    Zu einem möglichen äh.. Clusterintimverkehr:
    Ich habe den Eindruck, dass China technisch bedauerlich wenig Nachhilfe braucht:


    Ich bin bei sowas immer etwas zurückhaltend. Klar ist, China hat gewaltige Fortschritte gemacht und hat durch die Größe enorme Skaleneffekte. Klar ist aber auch, dass Autokratien historisch immer nur temporär und partiell aufholen konnten und irgendwann wieder zurückgefallen sind, weil sich die Prozesse nicht selbst tragen. Und ja totalitärer ein System, desto schwieriger. Huawei hat sicherlich unglaubliches geleistet, aber niemand scheint zu wissen, wieviel Ressourcen da wirklich reingepumpt wurden.


    Zitat


    Angesichts deiner Prognosefähigkeiten machen mich solche Gedanken durchaus nervös, allerdings klingt der Artikel schon paranoid. Es geht ja daraus hervor, dass Indien russische Waffen kauft und die die deswegen kaufen, weil Pakistan und China nebenan sind. Und in den Konflikten geht es vor allem auch um die Wasserversorgung mehrerer hundert Millionen Inder, also nichts, was eben wegverhandelbar oder überwindbar ist.


    https://www.faz.net/aktuell/po…-und-indien-16817415.html


    https://www.iiss.org/blogs/ana…-abstentions-over-ukraine


    Vielleicht ist das bei mir auch alles nur Zweckoptimismus, aber in den letzten Jahren war meine größte politische Sorge immer, dass wir im Westen in einem Key-Staat (also USA, etwas weniger dramatisch Frankreich) aus reinen Niedergangs- und Untergangsfantasien eine autokratische Regierung kriegen und somit Selbstmord aus Angst vor dem Tode begehen. Ich glaube unterm Strich immer noch an die langfristige Überlegenheit liberaler Gesellschaften und man wird das nun in Russland auch wieder sehen, die sind gerade dabei, das Land in eine de-facto Militärdiktatur zu verwandeln. Natürlich können sie Medienschaffende, Wissenschaftler, Oppositionelle und Antikriegsdemonstranten reihenweise verhaften, einsperren und umbringen, aber sie killen damit auch jegliche, sich nicht aus krudem Patriotismus speisende Kreativität, alles was Effizienz hervorbringen kann.


    Addendum: Und es gibt gerade sehr viel sehr gefährliche Rhetorik, auch von sehr vernünftigen Leuten, wie die menschlich nachvollziehbare Forderung nach einer Flugverbotszone, weil WW3 eh nicht mehr auszuweichen ist und Putin gleich nach der Ukraine mit dem Baltikum weitermacht und wir dann eh im Krieg mit ihm sind etc.


    Sowas finde ich hochproblematisch, weil es Geschichte als überdeterminiert betrachtet und wenn man das tut, wird sie zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Es kann schließlich immer noch sein, dass Putin morgen tot umfällt.

    Gut, globaler Clusterfuck kann natürlich alles mitbringen <X



    Sich da um die Finanzierung Sorgen zu machen ist sehr spekulativ, weil wir nicht wissen welche Großmacht wo reincashen würde.


    Der Punkt ist aber nicht die monetäre Finanzierung. Die ist in einer mehr oder weniger geschlossenen Volkswirtschaft, die Russland in einem Kriegsfall mit der NATO darstellen würde, egal, da sie eh keinen Zugang zu relevanten Lieferanten mehr haben würden. In Zentralasien gibt es ökonomisch nichts zu holen, außer Rohstoffen und Agrarprodukten und davon haben die Russen selber genug. Der einzige verbleibende Handelspartner wäre dann China, meinetwegen im worst-case Indien, obwohl die mit Pakistan und China selber genug zu tun haben. Ein Blick auf eine Weltkarte reicht, um zu erkennen, wie lang und prekär die Transportwege zu diesen sind (und Luftfracht zwischen Russland und Indien könnten die USA vermutlich teilweise blocken).


    Also im Ergebnis wäre Russland dann auf sein eigenes, begrenztes industrielles Potential zurückgeworfen. Das in der Ukraine nach 15 Jahren militärischer Modernisierung mit Öl- und Gasgewinnen immer noch Sowjetgerät rumfährt, zeigt, wie es um das bestellt ist, vor allem ohne westliches Know-How. Von der Bevölkerung ganz abgesehen.

    Zu den Sanktionen: Die Sperrung der Reserven ist eine sehr sinnvolle Sache - abgesehen von den beschriebenen Wirkungen, die wir quasi kostenlos erzielen, kann sie jederzeit rückgängig gemacht werden. Ökonomisch gesprochen erhöht sie die Opportunitätskosten für die Russen, weiter Konfrontation zu fahren, im Gegensatz zu Sanktionen, die nicht so leicht zurückzunehmen sind und dann als "sunk costs" aus einer kurz- und mittelfristigen Kalkulation rausfallen. Man muss sich aber auch darüber im Klaren sein, dass viele Sanktionen umgangen werden können oder "backfiren". In dem Fall übernehmen jetzt Rosneft und Gazprom die Funktion der Zentralbank und konvertieren ihre Erlöse im rechtlich möglichen Rahmen direkt nach Verkauf.


    Das Verbot mit russischen Staatsanleihen zu handeln ist sicher auch nicht verkehrt, führt aber zum Nebeneffekt, dass der russische Staat die aufgrund gefallener Kurse günstig zurückkaufen und sich darüber entschulden kann.


    Also kompletten wirtschaftlichen Zusammenbruch erreicht man nur über Rohstoffembargo (de facto auch erreichbar über Komplettausschluss von Swift). Das das aber enorme Kosten produziert, ist auch klar. Kohle mag ersetzbar sein, Gas ist schon schwieriger und Erdöl, das aus steuerlichen Gründen für den russischen Haushalt am bedeutendsten ist, wird preislich durch die Decke gehen (Edit2: was den blöden Nebeneffekt hat, dass die Gewinnspanne für an China verkauftes Öl steigt). Dazu rückt langsam auch der sehr entscheidende Faktor Nahrungsmittelversorgung in den Vordergrund - Nordafrika und die Türkei hängen stark an ukrainischen und russischen Getreideexporten und das kann verheerende Auswirkungen haben, humanitärer Art aber auch strategisch für uns, wenn es dann zu einer nie dagewesenen Migration z. B. aus Ägypten kommt.


    Ich denke daher, der aktuelle Weg ist ganz vernünftig, weil die westlichen Unternehmen auch ohne finanzielle Abtrennung reihenweise aus Russland verschwinden: Öl- und Automobilkonzerne, Agrarmaschinen werden zurückgehalten, die russische Luftfahrt ist ohne Ersatzteile, Wartungen und Versicherungen in ein paar Wochen tot und wird sich davon auch nicht so schnell erholen. Auch solche Sachen wie Einstellung von Softwaredienstleistungen und -wartung wirkt sofort und juckt uns kaum.


    _____


    Militärisch bin ich mir inzwischen auch gar nicht mehr so sicher. Klar, man muss immer sagen, es kann sein, dass morgen die ganze Front zusammenbricht und übermorgen Kyiv fällt. Ich hab keine Ahnung vom Militär, aber es gibt glaubhaft geschriebene Analysen, dass der Begriff "Spezialoperation" zwar moralisch, juristisch und politisch unfassbar deplatziert ist, der ganze Invasionskrieg aber tatsächlich militärisch wie eine solche geplant worden ist. Deswegen gäbe es, anders als beim "Blitzkrieg" auch keine nachfolgenden Angriffswellen (wozu auch das mögliche Eingreifen von Belarus passt, dessen Streitkräfte wirklich sehr überschaubar sind, aber halt als einzige noch schnell nachgeführt werden können) und wenn der Großangriff auf Kyiv scheitert, fängt es wirklich an, schwierig zu werden. Tatsächliche "Kontrolle" dürfte überhaupt hauptsächlich an den wesentlichen Straßen bestehen. Auch die Indizien über logistische Probleme häufen sich, u. A. deswegen weil nach Bildanalysen viel liegen gebliebenes Equipment überhaupt nicht für das Gelände vorbereitet zu sein scheint (Ausnahme eben der sehr trockene Süden, wo zudem Seekontrolle besteht). Die Zeit spielt hier teils auch für die Ukraine, wenn Versorgung von Frontsoldaten schon nach ein paar Tagen und mit weniger als 100 Km Entfernung zur russischen Grenze schwierig wird, wie sieht es dann nach 2 Wochen und weiter im Landesinneren aus? Dazu ist in ca. anderthalb Wochen Tauwetter angesagt und es kommt immer mehr Militärequipment, sowie Freiwillige und Reservisten ins Land.


    Ich denke, eine konventionelle militärische Niederlage der Ukraine ist gar nicht soo unausweichlich, wenn auch nach wie vor wahrscheinlich. Die größte Gefahr besteht wohl in immer mehr ausgeweiteten Artillerie- und Luftbeschuss der Zivilbevölkerung und im Einsatz von völlig enthemmten Einheiten wie den Tschetschenen oder Wagner. Zur Luftwaffe wird auch geschrieben, dass die bisher kaum zum Einsatz kam, weil man in der ursprünglichen "Spezialoperation" zivile Verluste tatsächlich noch minimieren wollte und gar nicht über ausreichend zielgenaue Luftmunition verfügt. Zudem gäbe es erhebliche Koordinationsprobleme und das mache Einsatz im direkten Kampf nicht ohne massives "friendly fire" möglich.


    Dass die Russen wieder "bis Berlin kommen könnten" höre ich in meinem Umfeld jetzt auch häufiger. Ich denke, so wie der aktuelle Krieg läuft und mit den unglaublichen Kosten, die er bei den Russen verursacht, braucht man sich darüber verhältnismäßig wenig Sorgen zu machen. Gefahr besteht da am ehesten im Baltikum, vielleicht in Finnland.


    Edit:

    Zitat

    (was halt schwer vorstellbar ist, da er ja ein so ausgefuchster Kriegs-Stratege sein soll).


    Genau darauf gehen auch einige Analysten ein und schreiben eben, dass dieser Krieg als "Spezialoperation" geplant wurde, weil Putin gar nichts anderes kann als "Spezialoperation" oder einfach Bombenteppich abwerfen. Vielleicht ist das auch ein historisch bedingt ungesundes Verhältnis zur russischer Militärmacht, von dramatischer Unterschätzung (Napoleon, Hitler) zu dramatischer Überschätzung (russischer Mann bester Soldat der Welt, slawische Dampfwalze, wenn die Panzerspitzen der Roten Armee erst durch Europa fahren, hält sie nichts mehr auf).