Beiträge von Grunkins

    Jetzt ist sowieso over. Mit dieser Panzerdebatte hat sich Deutschland endgültig lächerlich gemacht und marginalisiert. Gerade als auch die militärische Unterstützung einen durchaus relevanten Grad erreicht hatte.


    Die Marder-Geschichte war schon ein politisches Versagen der Extraklasse. Nachdem im März die "Ausbildung zu lange gedauert hat" und damit eine "Eskalationsschwelle" erreicht wäre, gab es dann den Plan, die modernisierten Marder nach Griechenland zu liefern damit diese sowjetische BMP-1 in die Ukraine schicken. Schon damals gab es den Verdacht, dass die BuReg nur die von Rheinmetall auf eigene Rechnung überholten Schützenpanzer loswerden wollte, damit sie vom Tisch sind. Dafür dann ukrainische Soldaten in BMP-1, die selbst für sowjetische Uraltgerät-Verhältnisse einen besonders schlechten Ruf genießen, an die Front zu schicken, war schon moralisch verwerflich genug. Nun haben die Amerikaner Deutschland anscheinend ordentlich Feuer gemacht und wir liefern doch Marder in die Ukraine - weil weder von den 60 bei Rheinmetall verbliebenen, noch von den über 300 im Bundeswehrbestand befindlichen genug einsatzbereit sind, schicken wir aber jetzt die Marder, die Griechenland bekommen sollte.


    WTF??


    Wenn ich etwas politisch nicht teile oder moralisch verwerflich finde, ist meine Bewältigungsstratgie ja zunächst immer rationalisieren. Ich möchte aber mal das Rational hinter dieser Geschichte wissen. Ok, offensichtlich denkt Scholz, dass Panzer - Kampf- noch mehr als Schützenpanzer, aber im Endeffekt beide - einen Symbolcharakter haben, mit dem er weder national noch international in Verbindung gebracht wird. Das habe ich zumindest auch im Frühjahr vermutet: Bilder von dt. Panzern, die auf russische Truppen feuern - nicht gewünscht. Abgesehen davon, dass die Marder aber kaum so "ikonisch" sein dürften, muss er aber doch mal länger als bis zur nächsten Forsa-Umfrage gedacht haben. Absolut jeder Analyst, Journalist etc. der damit beschäftigt ist, sagt seit mindestens September, dass früher oder später westliche Panzer geliefert werden müssen - schon aus Gründen der Munitionsversorgung. Nun vermute ich auch, dass nicht nur Scholz sondern viele Regierungen noch bis September, vielleicht darüber hinaus, gedacht haben, dass Putin irgendwann sein Fehlkalkül einsieht und aus unserer Sicht rational handelt und irgendein Abkommen herbeiführt. Wie gesagt, dass ist sicherlich nicht nur eine deutsche oder deutsch-französische Sicht. Aber spätestens die "Teil"mobilmachung und die strategische Luftkriegskampagne seit Surovikin übernommen hat(te) müsste das doch bei jedem beendet haben.


    Man sieht das ja auch an den Paketen, die nun im Vorfeld von Ramstein angekündigt wurden - Raketen mit 150 Km Reichweite, Bradley- und Stryker-Schützenpanzer, Polen und Finnen drängen auf Leos, Kanada kündigt 200 APCs an, die Briten legen Kampfpanzer und massiv Artillerie sowie weitere 100 APCs vor, die inzwischen zugesagten Flugabwehrsysteme (3 Patriots, 4 IRIS-T, 8 NASAMS, 2 SAMP/T, dazu kleinere Geräte) legen nahe, dass spätestens zum Frühsommer der Beschuss mit Cruise Missiles keinerlei strategischen Impact mehr haben wird.


    Und die Bundesregierung? Hat offenbar nichts vorbereitet, weswegen man nun panisch doch die für Griechenland gedachten Marder abzweigen muss. Man hat das Gerät ja im Gegensatz zu anderen Staaten sogar im Lager stehen, aber hat nichts davon in Auftrag gegeben, von der Munitionsproduktion ganz zu schweigen. Selbst wenn man aus Eigeninteressen verzögern will, was haben die sich denn dabei gedacht?


    Vielleicht habe ich Scholz auch überschätzt - immerhin war er in meinen Augen der beste Fachminister, den Deutschland in der Merkelzeit hatte (was er in Hamburg veranstaltet hat, weiß ich nicht). Aber so viel strategische Blindheit und herumgetapse hätte ich nicht für möglich gehalten.

    Wie gesagt, das hat rein was mit persönlicher Präferenz zu tun. Ich würde sagen, dass sich in der Liste meiner top 50 Lieblingsfilme höchstens 5-10% finden lassen, die keinen Hauch von Humor versprühen.

    Aber dann hast du doch genug ;) Nein ernsthaft, es ist nicht so, dass ich Humor in Filmen ablehnen würde, aber in ernsten Werken ist es schon schwierig genug und im Fantasybereich erst Recht. Klar ist das wiederum persönliche Präferenz, mir fällt das Eintauchen in Filme (glaube der treffende Fachbegriff für das, was ich meine, ist "Immersion") sowieso schon oft etwas schwer, bzw. ich werde durch einen missratenen Dialog und ähnliches schnell rausgezogen. Fantasy ist diesbezüglich naturgemäß besonders anfällig, weil es den Fantasyteil schon ausspielen sollte, aber gleichzeitig glaubwürdig bleiben muss. Rogue One ist aber auch ein Beispiel, wo der Humor wirklich gelungen ist und zur Tonalität passt. Bei Andor sehe ich einfach grundsätzlich keinen Raum.

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    Deswegen bin ich grundsätzlich auch kein grosser Drama-Fan. Ich liebe Andor, aber es ist aus meiner Sicht unleugbar, dass die Serie sehr schwer lastet, wenn man sich emotional voll darauf einlässt. Andor erzählt die Vorgeschichte der Rebellion, versprüht dabei letztendlich aber wenig Hoffnung (was sicherlich so beabsichtigt ist) und fühlt sich auch gerade deshalb anders als das bisher bekannte Star Wars an.

    Unbedingt. Genau davon lebt die Serie. Die Rebellion ist harte Arbeit. Sie erfordert dauerhaft enorme Konzentration, lässt nur minimale Fehler zu, verlangt brutale Entscheidungen. Es geht nicht nur, nicht einmal primär, mit Heldentaten. Das Imperium ist nicht einfach eine abstrakte Bedrohung. Es ist totalitär, es ist überall. Will man sich mit genug Geld ab- und zur Ruhe setzen, dann kann man trotzdem jeder Zeit eingesperrt werden und nicht mal wofür man eigentlich eingesperrt werden müsste. Beim Star Wars Feeling bin ich bei dir, aber wir haben immer die alte Trilogie, wir haben Rogue One und ungefähr 30 Szenen im Mando, die davon überkochen.


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    Wenn sie also mal einige Monate vom Radar verschwindet wird es offenkundig niemand für nötig halten, sich nach ihr zu erkundigen, was die ideale Voraussetzung für eine Untergrundmission bietet. Für mich erscheint es völlig klar, dass Luthen jemand bei der Mission als leitendes Organ dabei haben will, dem er vollumfänglich vertrauen kann und von dem er überzeugt ist, dass er seine eigene Motivation unerschütterlich teilt.

    Ihr zeitweiliges Verschwinden ist recht unproblematisch, aber wenn sie getötet oder sogar identifiziert werden würde, wäre das vermutlich das Ende der Rebellion. Man hätte das vielleicht mit sowas wie diesen Zyankali-Zähnen in den ganzen Nazi-Filmen lösen können, aber kann auch gut sein, dass das zu trashig für Andor geworden wäre. Aber wie du schon sagst, man kann sich eine Begründung für ihr Kommando schon zusammenreimen, weswegen das auch eigentlich keine große Geschichte für mich ist. Vel ist auch, das habe ich vergessen zu schreiben, neben Karn die Figur, die mich am ehesten nervt. Für die Schauspielerin ist das ein wenig unfair, weil sie vermutlich besser ist als ihr exzellentes Umfeld sie aussehen lässt und für die Figur vielleicht auch, aber insgesamt gefiel sie mir nicht soo gut und vor allem ihre Interaktionen mit Cinta (außer zu Beginn des Überfalls auf Aldhani, als diese sie diszipliniert und unterstützt, den Startschuss zu geben) fand ich etwas anstrengend, immer diese leidenden Blickwechsel...

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    Ich habe mir jetzt, im Star Wars Fieber, auch Kenobi angesehen. Irgendwie ein sehr merkwürdiges Produkt. Ich glaube, wenn die Folgen nicht so kurz gewesen wären, hätte ich es nicht bis zum Ende geschafft. In Folge 6 habe ich dann auch irgendwann angefangen, nebenher die Küche zu machen (und es hinten raus nicht gerade bereut). Beim Versuch einer möglichst objektiven, analytischen Bewertung würde ich vielleicht bei 4/10 landen, wenn überhaupt. Interessanterweise funktioniert die Serie auf emotionaler Ebene trotzdem, es ist sowas wie Feel Good Star Wars und ich habe den Verdacht, dass der Zweck genau das ist; Fans aus allen Star Wars Generationen abzuholen, egal ob Prequels oder Ursprungstrilogie, die dann möglichst noch ihre Kinder (die sich heute das CGI der Prequels nicht anschauen können) dazusetzen können. Anders kann ich mir kaum erklären, warum man sich soo wenig Mühe gegeben hat. Praktisch alles ist schlampig gearbeitet, es wurden so viele dumme Entscheidungen beim Dreh getroffen, es ist unbegreiflich. Ich will nicht alles wiederholen, was hier vor ein paar Monaten schon geschrieben wurde, aber warum man sich in einer Serie mit dem bekannten Grundproblem, die Schicksale aller Protagonisten genau zu kennen, dafür entscheidet, Spannung mittels vermeintlicher Todesgefahr für eben diese zu erzeugen und das gleich mehrfach auf plumpe Art und Weise pack ich nicht. Wir wissen ja nicht nur, dass Luke überlebt, wir wissen auch, dass er jedenfalls kein schwerwiegendes Trauma hat und am Beginn von IV auch keine Ahnung von den Jedi oder Sith oder so. Und dass Owen und Beru überleben, wissen wir zu allem Überfluss auch. Also waaarum??


    Sehr überrascht hat mich auch die sehr, sehr mäßige Musik. Gerade im großen Kampf von Vader und Obi-Wan war die geradezu lächerlich, eigentlich eine der ganz großen Stärken von Star Wars. Die Luke-Szene im Mando lebt praktisch zu 50% von ihrer Untermalung.


    Auch Reva und Tala alias Ellaria Sand haben mich leider gar nicht abgeholt, beiden waren sehr mittelmäßig gespielt (alleine wie ängstlich Tala guckt, als sie sich als imperiale Offizierin ausgibt...). Und zu allem Überfluss bin ich auch mit Obi-Wan selbst nicht so richtig warm geworden. Ewan McGregor möchte ich das nicht in die Schuhe schieben, er hat vermutlich gemacht was die Regie wollte. Dagegen fand ich die Kindschauspielerin von Leia überraschend gut.


    Richtig war - außer in einigen Dialogen, die ungefähr so abliefen: "Du hast mich enttäuscht, zum letzten Mal." "Nein mein Lord es ist soundso." "Achso. Du hast mich positiv überrascht. Ich gebe dir noch eine Chance." - Vader. An ihm kann man ganz gut festmachen, was die Serie gut gemacht hat, nämlich Prequels und Ursprungstrilogie ein wenig verschmelzen zu lassen. Vader hat viel von dem Anakin, wie er bei seinem Fall auf die dunkle Seite ist - einfach nur ein brodelnder Vulkan aus Zorn der ihn, wenn er ausbricht, völlig die Kontrolle verlieren lässt und zu einer unbändigen Kraft wird. Gleichzeitig ist das aber kein Dauerzustand, sodass man Anzeichen des späten Vaders in ihm erkennt.


    Wie gesagt, analytisch betrachtet ist die Serie vor allem handwerklich unnötig schlecht und einfach schlampig gemacht, aber ich bin auch nicht wütend und muss mich aufregen. Sie ist irgendwie sowas wie die Prequels minus das CGI der 2000er minus Jar Jar minus der schlimmste Cringe von Padme und Annie.

    ich nehme an, dass er während er The Winds of Winter schreibt, A Dream of Spring bereits skizziert.

    Ja, er hat sicher ADOS schon skizziert. Zum ersten Mal 1996 schätze ich. Vermutlich hat er auch schon um die 20 Kapitel fertig. Jedes im Schnitt mindestens zweimal. Zum Erscheinen eines der beiden Bücher trägt das leider nix bei.


    Ich hoffe, das kommt jetzt nicht falsch rüber, aber du wartest noch nicht lange, oder? ^^

    Doppelpost, da es recht lang wird.


    Da meine Freundin unterwegs ist, ging der Rewatch etwas schneller als gedacht. Hier nun mein Rückblick. Leider könnte man unglaublich viel sagen und ich hab vermutlich die Hälfte, die mir während des Schauens durch den Kopf ging, schon wieder vergessen, aber ich gebe mein bestes.


    Das letztlich herausstechende an Andor bleibt meiner Meinung nach die Tonalität. Im Gegensatz zu den allermeisten Fantasy-Serien und auch vielen realweltlichen Produktionen schafft die Serie, dass ich in keinem Moment durch nicht nachvollziehbares menschliches Verhalten, Quatschdialoge, deplatzierte Gags oder Plotholes aus meinem Filmerlebnis herausgerissen werde. Ich bin so unendlich dankbar dafür endlich eine solche Serie sehen zu dürfen, eine die auf postmoderne Spielchen verzichtet, die tiefgründige Dialoge gut umsetzt und dann auch so stehen lässt ohne sie zu relativieren und die epische An- und Aussprachen, am gelungensten jene von Luthen in der er seine Opfer für die Rebellion beschreibt, umgesetzt bekommt ohne das man die Augen verdrehen, peinlich betreten wegsehen oder sich spöttisch räuspern muss. Es gibt wirklich in der gesamten Serie keine einzige Szene, die ich für grundsätzlich misslungen halte, die diese Tonalität stört oder die ich gar rausschneiden würde. Keine. Man kann über einige diskutieren, dazu vielleicht noch mehr, aber eine wirklich schlechte finde ich nicht.


    Damit hört mein Lob aber noch nicht auf. Für ebenso gelungen halte ich den Plot, bei dem ich auch keine wirklich gravierenden Kritikpunkte finde und den ich gerade im Fantasy-Bereich für hervorstechend halte. Mal ehrlich, zu welcher Serie lässt sich das sagen? Ich kann, wie hier im Thread schon geschehen, einiges gutes zum Mando sagen, ich fand Rogue One toll, ich mochte einige Staffeln GoT. Aber eine so gut erzählte Geschichte? Die dazu mit sämtlichen Klischees bricht und für mich weitgehend unvorhersehbar war? Letzteres ist mir noch mal beim Rewatch aufgefallen, der hat Spaß gemacht, aber ich war nicht ansatzweise so gefesselt wie beim ersten Schauen. Das klingt im ersten Moment vielleicht gar nicht so positiv, aber das mich eine Serie oder ein Film so in den Bann schlägt, weil sie unvorhersehbar und trotzdem stringent, logisch und Sinn ergebend ist, ist mir auch schon lange nicht mehr passiert. Tatsächlich wurde auch praktisch überall die richtige Entscheidung getroffen, das richtige Maß gefunden. Zum Beispiel habe ich, nachdem Skeen etwas zu Cassian über Cinta gesagt hat, schon halb damit gerechnet, dass Cinta am Ende ungeplant und unnötigerweise die Familie des Kommandanten auf Aldhani einfach abschlachtet. Oder zu Beginn: Die Charaktere auf Ferrix sind im Gesamtkontext der Serie nicht unbedingt die spannendsten, obwohl mir das Setting auf Ferrix an sich sehr gut gefallen hat. Brasso ist ein Sympathieträger und Bix zumindest ok, ich muss zugeben, ich habe eine gewisse Schwäche für solche Frauenfiguren, aber das Potential für weitere Figurenentwicklung war bei beiden doch begrenzt und daher bin ich mit ihren nicht allzu bedeutenden Rollen im Verlauf der Serie sehr zufrieden, genauso wie damit, die uninteressanteste und belangloseste Figur, Timm, früh sterben zu lassen. Auch Nemiks Tod hat an dieser Stelle Sinn ergeben ohne das seine Bedeutung für Cassians weitere Entwicklung zu sehr in den Vordergrund gerückt wird.


    Der wirklich überragende Teil der Serie, was die Figuren, das Writing, die Dialoge und das Schauspiel angeht, ist sowieso Coruscant. Stellan Skarsgard als Luthen und Genevieve O’Reilly als Mon Mothma, , Denise Gough als Dedra Meero und Elizabeth Dulau als Kleya (die Szene, in der sie Vel trifft, ist zum Beispiel großartig) sind wirklich überragend. Mir gefallen aber auch Major Partagaz, Tay Kolma und Perrin.


    "Schwierigkeiten" ist aufgrund des so positiven Gesamteindrucks etwas übertrieben und alle Kritik sowieso meckern auf hohem Niveau, aber kleinere Probleme habe ich nach wie vor mit Syril Karn. Allerdings geht mir hier mehr er selbst auf die Nerven, eine solche Figur als zeitweisen Antagonisten zu schaffen anstatt der üblichen Bösewichte finde ich zumindest auch lobenswert. Die größere Schwäche im Drehbuch ist meines Erachtens Vel. Den kleinen Plottwist, dass es sich bei ihr um Mon Mothmas Schwester handelt, fand ich im eher negativen Sinne überraschend und überflüssig. Dass sie trotz dieses Verwandtschaftsverhältnis und ihrer persönlichen Bekanntschaft mit Luthen den hochriskanten Einsatz auf Aldhani geleitet hat, ist das größte Logikloch, wenn man denn unbedingt nach einem suchen will.


    Toll finde ich auch das Worldbuilding. Auch hier wird auffallend oft der richtige Ton getroffen: Das Gefängnis ist einerseits ein bedrückender, totalitärer Ort, aber es muss doch irgendwo gespart werden und so gibt es eine ganz kleine Schwachstelle, die nur mit hoher Opferbereitschaft genutzt werden kann aber deren Vorhandensein durchaus Sinn ergibt. Da, wo das Imperium sich voll etabliert hat, regiert die Willkür (Niamos) aber sie müssen sich an manchen Orten dann doch auch zurückhalten (Ferrix) und versuchen bei der Kontrolle Ressourcen zu sparen. Die Verantwortlichen der unteren imperialen Ränge agieren auf ihre eigennützige Weise (Morlana), während die ISB top-down versucht den Laden zusammenzuhalten. Ich fand es auch toll, wie hier politische Zwänge mit eingearbeitet werden, nämlich als die unmittelbare Eliminierung von Anto Kreegyr mit der Zufriedenstellung des Imperators begründet wird. Es gibt in diesem Imperium auch Kontereliten – nämlich die regionalen Eliten, die sich im Falle Chandrilas offenbar nicht auf vereinzelte Idealistinnen wie Mon Mothma beschränken (das passt auch gut zum alten Kanon, wo das Überlaufen von Welten wie Mon Calamari oder Sullust letztlich entscheidend für die Rebellion ist). Auch andere Aspekte der Organisation der Rebellion sind toll, wie Mon Mothma sich als kleines Ärgernis gibt um das große Ärgernis zu verstecken anstatt den loyalen Regimeanhänger zu mimen oder ihrem Fahrer einen Ehestreit vorspielt um eine falsche Fährte zu legen, die Szene in der Kleya Vel erklärt, was ihre Rolle ist („Für mich gibt es kein derzeit…“) und wie sie auch Luthen immer wieder diszipliniert. Man könnte jetzt noch sehr viel mehr sagen. Einen kleinen Wermutstropfen sehe ich in der weitgehenden Abwesenheit von Nichtmenschen. Das passt auch gut zu der kanonischen Xenophobie des Imperiums und war vermutlich die richtige Entscheidung, weil Nichtmenschen es sicher sehr viel schwieriger machen würden, den ernsten Grundton aufrechtzuerhalten. Trotzdem hat mir das ein bisschen gefehlt.


    Meine beiden Lieblingsfolgen bleiben nach dem Rewatch 7 und 10. Nr. 3 war emotional auch herausstechend und 6 unglaublich spannend, aber letztlich entscheiden die wunderbaren Dialoge zugunsten von 7 sowie die Inszenierung und Konsequenz von „One way out“ plus der Antwort von Luthen auf die Frage, was er denn opfern würde am Ende der Folge für 10. Letztere wird auch die alles überragende Szene der Serie für mich bleiben. Normalerweise wird es an dieser Stelle in Serien und Filmen mindestens unangenehm, hier ist es einfach nur perfekt.


    Würde ich gewaltsam nach Mängeln suchen, würde ich die Frage in den Raum werfen, wieso Bix in dem Hotel so schlecht bewacht wird (immerhin ist sie ja eine wertvolle Gefangene) und Andor so einfach zu ihr gelangen kann. Oder warum Maarvas Holo-Ansprache nicht schon deutlich früher unterbunden wird. Aber das wäre so, als würde ich in der besten Suppe die mir je serviert wurde, krampfhaft nach dem einen Haar Ausschau halten, das ganz offensichtlich nicht da ist, nur um mir dann am Ende einzubilden es doch noch entdeckt zu haben, nachdem ich längst alles mit grösstem Genuss ausgelöffelt habe.

    [...] Die Serie ist allerdings auch sehr ernst und tragisch, weshalb ich mich frage, ob eine Prise Humor das Rewatch-Potential erhöht hätte. Das ist aber ein ganz persönliches Ding. Ich guck mir Star Wars an wenn es mir schlecht geht, wenn ich krank oder traurig bin. Andor würde mir da vermutlich nicht helfen, da sie wenig Erheiterndes zu Vermitteln hat. Das ist keine Kritik, lediglich eine Feststellung.


    Auch die Punkte werden m. E. gut erklärt - zum einen ist die Dimension des Aufmarschs für die Imperialen teilweise überraschend und die Riot Police wird relativ hektisch nach draußen beordert, zum anderen werden die meisten Wachen durch die Bombe und die Folgeexplosionen getötet.


    Maarvas Holo wird nicht unterbrochen, weil Dedra Meero Cassian mit der ganzen Zeremonie ködern will - während der Ansprache werden mehrfach sie und die beiden Black Trooper sowie der Agent gezeigt, wie sie rund um den Platz nach ihm suchen. Der andere Offizier ringt offensichtlich mit sich, als Maarva mit dem rebellischen Teil beginnt, aber er steht in der Befehlskette nun mal unter der abwesenden ISB-Supervisorin und weiß daher nicht so richtig, wann er aktiv werden soll.


    Das größte Logikloch war in meinen Augen Vel auf Aldhani. Die Schwester von Mon Mothma, die zudem Luthen und die Basis in der Galerie auf Coruscant kennt, zu einem solch riskanten Einsatz zu schicken finde ich schon fast fahrlässig. Andererseits ist klar, dass ein solcher Auftrag überhaupt nur Erfolg haben kann, wenn er auch Risiken eingeht, daher ist das kein klassisches ich-beam-mich-in-die-Eiswüste GoT-Logikloch.


    Über den abwesenden Humor habe ich mich gefreut. Zu viele Filme und Serien zerstören ihre Tragik, Dramatik und ihren Tiefgang, nur weil sie Angst haben den Zuschauer zu überfordern und rechtzeitig den alles relativierenden Gag bringen.


    Was den letzten Teil angeht, bin ich aber bei dir. Gerade im Vergleich mit dem Mando ist mir jetzt nochmal aufgefallen, wie wenig klassisches Star Wars-Feeling Andor bietet. Da die Serie aber das was sie macht, unglaublich gut macht, kann ich damit sehr gut leben.

    Naja, es gibt auch Charaktere, die scheinbar solche Todessehnsucht haben, dass sie völlig ungeschützt auf Bewaffnete zulaufen und natürlich dann erschossen werden. (Timm)


    [...]In einem anderen Bereich hier im Forum zu einer anderen Serie wäre das wahrscheinlich seitenlang diskutiert worden.

    Ebenso darf man gerne auch darüber diskutieren, wie viele Leute beim Gefängnisausbruch eigentlich so einen Sprung aus drölfzig Metern ins Wasser überleben… und wie viele Leute überhaupt in der Lage sind eine offensichtlich immens große Strecke zu schwimmen. Die Überlebenswahrscheinlichkeit, wenn man die beiden Dinge dann sogar kombiniert, halte ich durchaus für interessant.

    Dass du diese beiden Dinge heranziehen musst, zeigt in der Tat wie wenig Angriffsfläche die Serie bietet. Timm rennt offenbar zu Bix um nach dieser zu sehen (sie befindet sich in einer Lage, für die er mindestens mitverantwortlich ist) und nicht um die Wachleute anzugreifen, er tut dies auch nicht in für bewaffnete Polizisten bedrohlicher Weise. So wenig wie ich damit rechnen würde, in so einer Situation von einem Polizisten direkt erschossen zu werden, so wenig habe ich damit gerechnet, dass Timm sofort erschossen wird - und er anscheinend auch nicht.


    Beim Gefängnisausbruch hatte ich im ersten Moment auch ein Fragezeichen vor dem Kopf - das soll jetzt das Ende des Aufstands sein? Tatsächlich ist es aber wiedermal eine erstaunlich gelungene Lösung - die Überlebenswahrscheinlichkeit ist ohnehin nahe Null, die Gefangenen wissen, wo ihr Gefängnis platziert ist, sie wissen, dass das Imperium jederzeit Verstärkung schicken kann oder den Planeten mit einem Sternenzerstörer in Schutt und Asche legen kann, sie haben eigentlich keine reellen Handlungsoptionen. Deswegen will ja auch eigentlich kaum jemand einen Ausbruch riskieren, solange sie glauben, noch irgendeine Chance zu haben, rauszukommen. Die Serie etabliert aber ja genau das - sie erfahren, niemals freigelassen zu werden und dass sie so oder so im Gefängnis sterben. Erst dadurch wird der Überlebenswille soweit ausgeschaltet, dass sich alle nur noch dafür interessieren rauszukommen und dafür auch hohe Verluste beim Ausbruch in Kauf nehmen, einfach ins Meer springen - hauptsache weg, hauptsache frei. Und gerade hinsichtlich der Überlebenswahrscheinlichkeit wird ja eben NICHT gezeigt, dass dieser Ausbruch für eine Mehrzahl oder auch nur einen kleinen Teil erfolgreich im Sinne von "frei und am Leben" ist.


    Wie die Serie selber immer wieder sagt: Sie sind sowieso schon tot.


    Der typische Weg der meisten Serien wäre hier gewesen, dass mindestens 100 Gefangene mit dem Großteil von Cassians Kollegen das Gefängnis kontrolliert übernimmt, dann den Weg zum Hangar findet wo natürlich bereits 20 Raumfähren inkl. Hyperantrieb bereitstehen.


    Insofern wieder mal klarer Punktsieg für Andor.


    Wenn man was kritisieren kann, dann ist das m. M. n. das so schnell und leicht zu findende Fluchtschiff für Cassian. Aber gut - ich schätze es wird im SW-Universum ganz ohne Zufälle recht schwierig, solche Geschichten zu erzählen.


    Noch nicht sicher, ob ich ein Gesamtfazit vor oder nach einem Rewatch schreibe. Ich würde das Ganze gern mal am Stück sehen, ich habe nämlich definitiv einen Kritikpunkt: Für eine fortgeführte Geschichte waren mir die Episoden zu kurz.

    Einen Rewatch mehr oder weniger am Stück werde ich auch machen. Mir waren aber weniger die Episoden zu kurz, die fand ich eigentlich alle recht gelungen, aber der Abstand mit einer Woche zwischen den Folgen war teilweise schon arg lang für 12 bzw. 10 Folgen.

    Ich wüsste nicht wie das noch getoppt werden soll. Die nächsten zwei Folgen werden vermutlich die Grundsteine für die nächste Staffel legen. Egal was jetzt noch passiert, Andor hat für mich schon zu 100% abgeliefert.


    (Minimaler) Spoiler Folge 11:

    Ach ja, die andere, zwischenzeitlich vergessene Befürchtung bezog sich auf diesen imperialen Polizeidroiden. Der Solo-Film soll ja recht überladen mit dem nachträglichen Erklären von Dingen in der Ursprungstrilogie sein daher habe ich hier kurz erwartet, dass wir den Droiden aus Rogue One erklärt bekommen, aber das scheint sich ja recht schnell wieder erledigt zu haben.


    Auf Grund der Entwicklungen um den Witcher und Ringsdings und Andor bin ich dabei, meine Welt ein bisschen neu zu sortieren, dahingehend was ich beim Writing in einer existenten Franchise für wichtig erachte und was nicht.

    Da ich jetzt auch die erste Staffel vom Mandalorian durch habe (um mir die Wartezeit zwischen den Folgen etwas zu verkürzen): Für mich wäre es schon mal ein Anfang, kleine Brötchen zu backen und nicht jedesmal verzweifelt zu versuchen ein riesiges Panorama aufzuziehen. Das scheint mir ein Grundsatzfehler zu sein, der jede vernünftige Umsetzung im Keim erstickt. Rogue One, Mando und Andor sind verglichen mit Prequels und Sequels, Hobbit und Ringsdings, geradezu Musterbeispiele für Bescheidenheit.


    Kurz zum Mando: Ich mag die Serie, aber ich glaube sie hat bei mir anfangs ein wenig unter Andor gelitten, einfach weil das grundlegende Setting so anders ist. Obwohl sie vermutlich die am meisten klischeebehaftete Folge (wenn man böse ist könnte man teilweise regelrecht von Kitsch sprechen) ist, habe ich Folge 4 gebraucht um so richtig warm mit Serie und dem Mando zu werden. Im direkten Vergleich fällt auch nochmal besonders auf, was Andor so gut verglichen mit den meisten anderen Filmen und Serien macht, sich nämlich gar keine Aussetzer zu leisten. Das hat mich beim Mando jetzt aufgrund des Charakters der Serie nicht gestört, aber diese Baby-Yoda-ex-Machina-Szenen oder einige Actionsequenzen, etwa mit dem IG-Droiden in Folge 8 oder dem Devaronianer auf dem Gefangenentransporter sind typische Beispiele, wo die Regie gerade bei Fantasy üblicherweise zur Übertreibung neigt.

    Natürlich haben die Macher auch noch ein paar Folgen offen, in denen sie die Serie theoretisch ruinieren könnten, aber wenn sie sich irgendetwas verdient haben, ist es ein großer Vertrauensvorschuss.

    Mir gefällt es immer noch sehr gut, ich habe aktuell (nur) zwei Befürchtungen in Hinblick auf die weitere Entwicklung, von denen ich eine bereits wieder vergessen habe was nicht unbedingt für ihre Schwere spricht.


    Ein wenig Sorgen mache ich mir allerdings um diese Familiengeschichte von Mon Mothma. Bisher läuft mir das zu sehr auf den tragischen Verrat durch Mann und besonders Tochter oder zumindest die Entscheidung zwischen Tochter und Rebellion hinaus. Das muss nicht zwangsläufig schlecht sein, hat aber zumindest ziemlich viel ruiniöses Potential.

    Ich kann mir nicht so richtig einen Reim auf Meloni machen. Sie bekennt sich sehr klar zur Ukraine und bezieht stärker gegen Putin Stellung als mancher vermeintlich zentristische Politiker im Westen. Damit unterscheidet sie sich schon mal deutlich von praktisch allen anderen relativ jungen rechten Bewegungen in Kontinentaleuropa aber auch in den USA und UK (Ausnahme, aus offensichtlichen Gründen, PiS). Ebenfalls spricht sie ein klares Bekenntnis zu EU, NATO, G7 etc. aus. Klar, gegenüber der EU will sie einen "härteren Kurs" fahren, aber letztlich hat Draghi das auf seine Art auch schon getan.


    Dazu kommt, dass sie im Gegensatz zu den anderen kontinentaleuropäischen Rechten ein wirtschaftsliberales Programm verfolgt und kein national-soziales. Scheint mit für Italien nicht unbedingt typisch.


    Klar klingt sie rhetorisch teilweise rechtsidentitär:

    Zitat

    "Wir brauchen einen imposanten wirtschaftlichen, aber auch kulturellen Plan, um die Schönheit des Elternseins wiederzuentdecken und die Familie wieder ins Zentrum der Gesellschaft zu stellen"    

    Aber programmatisch folgt dann:

    Zitat

    Gleichzeitig versprach Meloni einen Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten für berufstätige Eltern. Das Recht auf Abtreibung, betonte Meloni, wolle sie nicht einschränken.

    Gerade mit dem Abtreibungsthema bricht sie ebenfalls aus den anderen rechten Bewegungen aus und das Italien ein massives Problem mit einer institutionell bedingten geringen Erwerbsbeteiligung von Frauen und damit zusammenhängend extrem niedrigen Geburtenrate hat, ist jetzt auch keine ganz neue bzw. besonders "rechte" Erkenntnis.


    Verlässt man die symbolische Ebene und geht auf die programmatische und inhaltliche, hört sich das alles sehr viel stärker nach klassischem Konservatismus an, der rhetorisch stärker rechts blinkt, was aber nun auch kein wirklich neues Phänomen ist (wohl eher eine dt. Besonderheit unter Merkel, die damit Schluss gemacht hat).


    Bei der Frage nach der grundlegenden Reform des politischen Systems mit Bewegung hin zu einem Präsidialsystem wirft bei mir jetzt am ehesten Alarmglocken an, allerdings ist diese Diskussion meines Wissens nach in der italienischen Politik auch alles andere als neu und das das Regierungssystem hochgradig dysfunktional ist, ist auch kein Geheimnis.


    https://www.tagesschau.de/ausl…klaerung-italien-101.html


    https://www.zeit.de/politik/au…rungserklaerung-parlament


    Jedenfalls fühle ich mich mal wieder besonders schlecht über die Vorgänge in Italien informiert, was natürlich nicht zwangsläufig heißen muss, dass die Lage ungefährlich wäre, bei Trump z. B. war es bei mir auch eher so, dass ich ihn auf Basis dt. Presse eher unterschätzt habe und erst durch amerikanische Medien selbst angefangen habe, zu verstehen, was seine Bewegung eigentlich ist.

    Ich habe mir nur das Interview bei ntv durchgelesen und verstehe natürlich auch nicht viel. "Interessant" fand ich allerdings den Hinweis auf Wiesendangers "Quellenstudie und Materialsammlung" recht weit unten, denn das war tatsächlich eine ziemliche Kasperei im besten VT-Stil, sodass es mich schon irritiert, wenn sich jemand selbst mit dieser Arbeit in Verbindung bringt, wenn auch eher indirekt.


    Etwas aufhorchen lassen hat mich auch diese Geschichte mit der hochgerechneten Wahrscheinlichkeit bestimmte Eigenschaften des Virus so in der Natur zu finden aus der dann ein so klares Urteil "99% (oder auch mal 99,9%) Unfall" abgeleitet wird. Vielleicht lässt sich das in der Biologie tatsächlich machen, beurteilen kann ich das letztgültig nicht, aber als empirisch arbeitender Ökonom bin ich bei sowas immer sehr skeptisch. Zu viel Statistikvoodoo in der Welt. Und selbst wenn das eine etablierte Methode ist, kann man bei solchen Untersuchungen in der Regel nicht aus einer einzelnen Studie so harte Schlussfolgerungen ziehen.

    Meinen größten Kritikpunkt von damals erneuere ich aber gerne: Folge 7 endet wieder ohne Sinn und Verstand, als hätte man einfach gesagt - mhm, die Folgenspielzeit ist erreicht, hier machen wir den Schnitt.


    Ich konnte deine Kritik dahingehend bei den ersten drei Folgen durchaus nachvollziehen, wenn auch nicht in der gleichen Form teilen - wie ich schrieb finde ich sie kombiniert besser, aber gestört hat mich die Struktur nicht. Bei dem zweiten Akt sehe ich das nicht mehr so. Mir hat die Taktung mit drei Folgen inklusive einem recht eindeutigen Höhepunkt in 6 sehr gut gefallen.


    Ich habe da mehr Probleme mit mancher klassischer Serie, z. B. wenn in Suits Staffel 3 der Fall Ava Hessington über ca. 20 40-minütige Folgen hin und her erzählt wird und immer neue "überraschende" Wendungen und Twists und Richtungswechsel gebraucht werden um den Plot weiterzuspinnen ("uns ist egal ob sie es war", "sie war es das ist das Problem", "das ist kein Problem", "sie war es nicht", "sie war es halb"). Uff. Ähnliche Probleme hatte ich mit House of Cards. Irgendwann geht bei diesen oft zu Beginn ja auch nicht zielgerichtet geschriebenen (sondern als Testballon gestarteten) Serien unterwegs das Ziel aus den Augen verloren und die Handlung muss immer wieder aufs neue von außen angestoßen werden.


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    Es mag sein und macht den deutlichen Anschein, dass Gilroy im Rahmen der Episodenstruktur in Akten a 3 Episoden denkt - das funktioniert für mich aber immer noch mehr schlecht als recht. Es wirkt eben eher wie ein Konzept von Filmen, welches dann in ein Serienformat gepresst worden ist.

    Im Anschluss an meinen letzten Absatz: Ähnlich wenig überzeugend finde ich die Fantasyspektakel in den späten GoT-Staffeln, wo man mit einstündigen Folgen arbeitet und sich dann meistens 1-2 Folgen Exposition mit einem Cliffhanger aneinanderreihen und dann von einer möglichst dramatisch inszenierten Höhepunktfolge, in die das ganze Budget gehauen wird, abgelöst werden. Dass ist in meinen Augen viel mehr der Versuch, Kinofilme auf dem Heim-TV zu kopieren, seit die Budgets auf das dafür notwendige Maß angestiegen sind.


    RoP schafft es sogar, das schlechteste beider Erzählweisen zu kombinieren.


    Zitat

    Mein zweiter größerer Kritikpunkt: während ich mit nahezu allen Figuren warm werde, habe ich ausgerechnet mit einer ein großes Problem: der Hauptfigur - die könnte für mich nicht belangloser und uninteressanter sein, trotz der tragischen Hintergrundgeschichte, die er mitbringt.

    Das kann ich eher nachvollziehen, bisher gefällt mir daran aber trotzdem gut, dass keine klassische Vom-Saulus-zum-Paulus-Geschichte erzählt wird, sondern Cassians Weg zur Rebellion etwas grauer und nichtlinearer verläuft.

    Neben Luthen bin ich inzwischen vor allem absolut begeistert von den Figuren Dedra Meero und Mon Mothma. Die Szene, wo sich Mon Mothma auf der Abendveranstaltung ihrem "alten Freund" anvertraut, oder die Auseinandersetzung zwischen Dedra und dem anderen Supervisor in der IBS-Zentrale- das alles ist für mich Dialog Writing und Acting Masterclass.

    Ja, die beiden Handlungsstränge, insbesondere der um Mon Mothma, Luthen Rael und Kleya Marki, gefallen mir inzwischen noch besser als der um Cassian selbst. Die Schauspielleistungen und das Writing ist in wirklich allen Szenen auf Coruscant bemerkenswert. Was nicht den großartigen Plot auf Aldhani schmälern soll. DIe Spannung in den Folgen 4-6 war teilweise (im positiven Sinne) nur schwer erträglich für mich.


    Die letzten Szenen von Syril Karn waren etwas plätschernd, aber ich nehme an, hier wird einfach nur der Grundstein für die zweite Staffel gelegt.


    Ich würde Andor tatsächlich auch als meine Lieblingsserie bezeichnen, was aber zugegebenermaßen nicht viel heißt, da ich kaum eine Serie involviert und begeistert zum Ende verfolgt habe, bin wohl nie ganz warm geworden mit diesem Medium. Die einzige große Ausnahme ist Sherlock und die hat ja nur begrenzt klassischen Seriencharakter. Andor ist aber vielleicht das einzige Bewegtbildprodukt, an dem ich wirklich gar nichts auszusetzen habe. Selbst wenn ich suche, finde ich nichts, was misslungen ist.


    Von mir aus kann Disney noch ein Dutzend solcher Staffeln / Serien im Star Wars Universum drehen, aber ein Blick auf die Wertungen hat mich dann auch mal wieder an der Menschheit zweifeln lassen. Auch da kenne ich mich nicht besonders aus, aber auf moviepilot sehe ich da eine 6.8, bei Rotten Tomatoes 83% Average Audience Score, metacritic 7.3. Baby-Yoda hat meinem Eindruck nach um ein vielfaches mehr Aufmerksamkeit ergattert...

    Aber das Problem, dass "schockierende Enthüllungen" gar nicht mehr möglich sind, haben inzwischen alle Serien, die mit großem Budget und entsprechend großer Zielgruppe starten.

    Das Problem sehe ich hier eher darin, dass diese beiden "Rätselfiguren" vom ersten Moment an so unglaublich offensichtlich waren, dass man sich das Versteckspiel auch einfach hätte sparen können.


    Besonders bei diesen dumpfen Auflösungen, Galadriel, die mit dem Stammbaum wedelt und drei Sandsnakes äh Ostling-Magierinnen, die sich mit den Hobbits kloppen. Come on.


    Ähnlich wie mit dem Cliffhanger bzw. Isildur.


    Bei mir hat das zusätzlich zu dem eher unangenehmen Nebeneffekt geführt, dass ich, immer wenn Theo etwas grimmiger geguckt hat, schon den künftigen Hexenkönig vor mir hatte.


    Lasst sowas doch einfach.

    Habs mir tatsächlich bis zum Ende angetan, aber das war es dann auch. Könnte jetzt viel dazu schreiben, aber eigentlich ist mir die Serie viel zu egal dazu. Nur so viel: Ich verstehe jenseits aller Plot- und Charakterdiskussionen beim besten Willen nicht, wie man so viele entscheidende und epische Momente* so unüberraschend und belanglos und einfach schlecht inszenieren kann.


    Acht Stunden Zeit zu haben bedeutet für mich dem Zuschauer eben nicht im Halbstundentakt den halbgar konstruierten Affen der Woche in Gesicht klatschen zu müssen. Zu Lasten von Stringenz, Metaplot und Charakterzeichnung.


    In dem Zusammenhang, dass ich gestern Abend RoP Folge 7 und heute Andor Folge 6 geschaut habe: Sehr gut gealtert der Kommentar.

    Aus welchen Fußnoten/Anhängen speist sich denn die Serie?

    Die Rechte hat Amazon an den Anhängen vom HdR, also wenn man was nachvollziehen will, dann dort. Eine Zeittafel des Zweiten Zeitaltes verrät mehr oder weniger alle Eckpunkte, 99% ist aber Eigenerfindung.


    Ansonsten gibt es sowohl im Silmarillon (Akallabeth) als auch in den Nachrichten als auch in den Anhängen ein paar Informationen zum zweiten Zeitalter. Das meiste doppelt sich aber auch. Die einzige richtige Geschichte (in dem Fall über Numenor) ist glaube ich "Das Weib des Seemanns" in den Nachrichten (direkt am Anfang hat die erstmal wieder schöne alttestamentarische Telefonbuchvibes).



    ____

    Update: Folge 6. L O L. Die einzige Frage, die sich mir stellt ist, ob das schon beyond-the-wall-Niveau hat oder wir noch in Dorne sind? Ging dann noch dem okayen Start doch schneller als erwartet (bzw. so wie vor Folge 1 erwartet).

    Ich kann alle deine Punkte nur unterschreiben. Ich finde man kann das ganz gut damit zusammenfassen, dass die Serie einfach "realistisch" ist und das meine ich noch nicht mal so sehr bezogen auf die üblichen Fantasy-Diskussionen, sondern auch im Vergleich zu Serien die in unserer Welt spielen:

    Ich mag die alte Trilogie sehr gerne und dabei auch die ganze Jedi/Sith-Skywalker-Geschichte, aber nachdem von sechs Versuchen, diese fortzuführen, sechs ziemlich schief gegangen sind (zugegeben VIII & IX habe ich immer noch nicht gesehen und auch kein Bedürfnis danach), ist es mir auch lieber in der low fantasy zu bleiben und da funktionieren für mich auch dieses Industriesetting im Outer Rim (finde ja immer noch die Ideen in dieser Hinsicht zur Lore aus der Prequel-Trilogie das beste was davon übrig geblieben ist) sowie die Rebellion gegen das Imperium wie sie Rogue One ja auch hervorragend verarbeitet hat am besten. Das Imperium ist einfach ein so perfekter Gegner, praktisch die Verschmelzung von Faschismus und imperialem Kapitalismus. Diesbezüglich aber auch in Andor schön, dass man mal die unteren Ränge zu sehen bekommt und nicht nur die perfekt gedrillten und doch nix treffenden Sturmtruppen.



    Ich würde allerdings jedem raten, die ersten drei Folgen am Stück zu gucken. Ohne die Abspannzeiten ist das etwas mehr als eine Folge Sherlock und die Folgen gehören unbedingt zusammen. Ohne die dritte Folge fehlt den beiden ersten etwas.