Das Thema hier hatte ich vorher nie gesehen. In einem anderen Forum habe ich über meine Eindrücke zu den anderen Büchern gepostet, ich kopiere es auch mal hier hin, vielleicht interessiert es jemand:
Nachdem ich mit den Podcasts zu den Parahumans-Wildbow-Webserials (Worm, Ward) fürs erste fertig war, hat mich der nächste Podcast der selben Sprecher Kingslingers (https://www.doofmedia.com/kingslingers/) veranlasst, endlich mal mit dieser Reihe anzufangen. Nach einem kurzen Intermezzo (Pact) und meiner Corona-bedingten Verringerung des Lese-Pensums, bin ich dort jetzt endlich wieder eingstiegen. The Gunslinger ist für mich der schwächste Teil, den ich bisher gelesen habe (3/5). Der Beginn (=1. Satz) ist genial und zieht einen direkt in den Bann, danach habe ich aber eine Zeitlang (etwa bis Jake) gebraucht, um mit dem Buch richtig warm zu werden. Die Geschehnisse in Tull fand ich eher absurd als spannend. Und allgemein habe ich nochmal reflektiert, dass ich in Büchern Dialoge und Interaktion von Charakteren am meisten schätze. Im ca. Anfangs-Drittel kam das hier etwas kurz. Trotzdem hat mich die Welt und die Prämisse/Ausgangslage der Serie dann doch genug überzeugt, um das Buch postitiv zu bewerten. Auch Roland fand ich als Charakter spannend, wenn auch im ersten Band nicht sympathisch. Das Ende war für mich noch zu mytisch-unverständlich, um es gut zu finden. Das kann natürlich im Nachhinein anders aussehen. The Drawing of the Three war ein sehr interessantes Erlebnis: Ich glaube ich habe noch selten eine solche Diskrepanz erwähnt zwischen der nüchternen Beurteilung im Nachhinein, was ich am Plot oder den Themen interessant fand und dem Spaß, den ich beim Lesen hatte. Das liegt einerseits daran, dass King unfassbar gut daran ist, kleine interessante Vignetten zu schreiben: Öfter erlebt man einzelne Mini-Abschnitte aus Sicht von Charakteren, die sonst überhaupt keine Rolle spielen, findet diese Charaktere aber schon in dieser kurzen Zeit sehr interessant und ist daher and die Handlung gefesselt. Andererseits hat es auch damit zu tun,
wie unerwartet zum bisher gelesenen die Ideen sind, die er hier verarbeitet.
Wenn ich jemand beschreiben müsste, was im Buch passiert ist, dann wohl wirklich nur,
dass sich die Gruppe für die zukünftigen Abenteuer gefunden hat, ohne das sonst viel passiert ist
Aber das ist so unterhaltsam geschrieben, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat. 4/5. Einziger kleiner Schwachpunkt ist für mich das manchmal etwas zu sehr "vorbestimmte" Verhalten/Können/Denken.
Gerade z.B. dass Eddie und Susannah am Ende verheiratet (oder auch nur zusammen/verliebt/..) hat mehr wie Vorbestimmung als wie Ergebnis von Charakter-Interaktion gewirkt
Das ist aber gleichzeitig eng mit "Ka" und ähnlichen Begriffen verknüpft - und das ist wiederum ein klarer Pluspunkt der Serie. Gerade die Art, wie King das fiktive Wort "Ka" (und andere fiktive Wörter später) behandelt, ist für mich sehr gut gelungen: Wenn Begriffe in Fantasy-Serien mehr oder minder klare Übersetzungen von Worten sind, die man kennt (Ehre, Schicksal,...), so ist das einfach zu verstehen und zu schreiben, aber nicht mehr als Fluff und nicht sehr tiefgründig. Hier habe ich wirklich den Eindruck (bisher), dass nicht einfach sowas wie "Ka = Schicksal" o.ä gilt, sondern dass es ein verwandter komplexer Begriff mit eigenen Konnotationen ist. Wenn ich Begriffe sehe, denen ich beim Japanisch-Lernen begegne (typisches Beispiel für jemand, der wie ich ziemlich am Anfang steht wäre 気 (ki)), dann gibt es eben nicht immer saubere 1-zu-1-Entsprechungen von Wörtern nicht-verwandter Sprachen.
Stephen King - The Waste Lands
Für mich bisher der klar beste Teil der Serie, vor allem der zweite Teil. Der Abschnitt in River Crossing war interessantes Worldbuilding und gleichzeitig über Eddie ein interessanter Kommentar zum entsprechenden Story-Trope. Der Teil in Lud war dann pure Spannung und lies mich kaum los. Der erste Teil des Buches war durch die Idee der
sehr frisch und interessant. Gleichzeitg hat man die Charaktere noch deutlich besser kennengelernt und dabei gemerkt, dass King sehr gut daran ist, gute, interessante Charaktere zu schreiben. 4/5
(Der Spoiler war aus meiner Sicht nach dem dritten Buch):
Der einzige Spoiler, den ich zum weiteren Verlauf mal aufgeschnappt habe,
ist sowas wie "Stephen King kommt selbst vor". Das hat mich dann mittlerweile zum Spekulieren gebracht: Ist die ganze Welt die "Welt der Stories" (von Stephen King? Allgemein?). Das würde zu vielem passen, z.B. dazu dass viele Einflüße und Referenzen aus den verschiedensten Story-Telling-Bereichen unserer realen Welt vorkommen. Wenn der "Dark Tower" eine Art kreatives Zentrum, könnte davon auch ein sehr dystopisches Ereignis ausgehen. Eine solche Wendung würde ich glaube ich Stand jetzt sehr faszinierend finden und würde vielem, was mir noch unklar ist, mehr Sinn verleihen.
Stephen King - Wizard and Glass
Der vierte Teil der 'Dark Tower'-Serie besteht grob aus drei Teilen - dem Auflösen des Konfliktes aus dem letzten Buch,
einem sehr langen Rückblick
sowie einem noch recht surreal wirkenden Ende. Den ersten Teil fand ich thematisch super, mechanisch bin ich nicht ganz so überzeugt
Dass Eddie auf diese Art die Lösung findet und damit eine Aussage zu Urteilen von außen (Roland's Urteil über Eddie's unsinnige Witze), vielleicht auch über das sinnvolle Bewahren von scheinbar "kindlichem", "unsinnigem" Humor einhergeht, fand ich thematisch top. Dass auf die Art eine so weit entwickelte A.I. wirklich ausgeschaltet werden kann, wirkte auf mich eher unplausibel. Aber mit "Wahnsinn" usw. ist es schon vertretbar.
Der zweite Teil war ein erneuter Beweis für King's große Erzählkunst: Obwohl (oder gerade weil? Es werden auch im Text oft genug Dinge vorher angedeutet) die Geschehnisse eher vorhersehbar und der Plot bei Betrachtung von außen hier sehr standardisiert ist, hat mich dieser Teil komplett mitgerissen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Dementsprechend habe ich jetzt auch noch ~20 Stunden Podcast nachzuholen. Das Ende kann ich jetzt noch kaum einordnen, ohne mehr über die Hintergründe zu erfahren. 4/5
Stephen King - Wolves of the Calla
Hier tue ich mich mit der Bewertung sehr schwer. Der Großteil der Handlung ist wieder fast Stand-Alone und erneut sehr kompetent umgesetzt - diesmal eine Variante von "Die 7 Samurai". Diese Haupthandlung hat mir wieder sehr gut gefallen. Wie durch "Stand-Alone" angedeutet, hat sie aber gefühlt wenig zur Serienhandlung beigetragen. Gerade das Ende mit
der sehr kurzen Action und großem Fokus auf den negativen Konsequenzen des insgesamt erfolgreichen und sicher gerechtfertigten Widerstands
hat mir sehr gefallen. Unsicher bin ich, ob King hier einen Twist über die Natur der Wolves schreiben wollte. Wenn ja, ist ihm das deutlich schlechter gelungen als sein normales Vorgehen von überdeutlichem Fore-Shadowing, dass die Spannung erhöht.
Die Serienhandlung hingegen wird parallel weitergeführt, einerseits in der klaren Vorbereitung des nächsten Bandes - der Teil um Mia enthielt sehr verstörende (und dadurch gute!) Szenen, die Richtung, die Handlung dort für Susannah einschlägt mag ich bisher aber noch nicht. Außerdem wurde mit Father Callahan eine neue (Haupt-?)Figur eingeführt. Leider fand ich dessen Hintergrundgeschichte wie sie hier geschildert wurde nicht sehr interessant. Der grundsätzliche Ansatz, der damit einhergeht und im Epilog jetzt nicht nur Text sondern den Protagonisten bewußt wird, ist allerdings der für mich faszinierendste Teil der Reihe: Das eigentliche Thema der Bücher, was im Wesentlichen Storytelling zu sein scheint. Allerdings erhoffe ich mir dort durchaus noch mehr Aufklärung.
Das Ka die Plotline von Geschichten repräsentiert wird mittlerweile recht klar angedeutet und gefällt mir sehr gut. Aber ich hätte dort gerne noch mehr "Erklärungen"/Metaphern zum "Dark Tower", zum Zusammenhang der Welten usw.
Der reinen Stand-Alone-Geschichte würde ich 4/5 geben, die Hintergrund-Ideen haben das Potential zu einer noch besseren Bewertung, aber meine Probleme mit den anderen Story-Lines ziehen das Buch für mich etwas runter. 3/5