Der zweite Teil der Mauer-Schicksals-Katechese zwischen Tyrion und Jon, aber auch das Reisekapitel an die Mauer, ich mag es.
-Wir erhalten Informationen über die Landschaft und das immer kälter werdende Klima, je weiter man nach Norden reist.
-Die Heimat der Flints kann die Gruppe anhand deren Türme und Gipfel bereits nach drei Tagen von Winterfell aus in der westlichen Ferne sehen. Ebenfalls nach drei Tagen sind die Wege nördlich noch ordentlich belebt, es gibt Bauernhöfe, die Gruppe findet immer wieder ein Dach und/oder Möglichkeiten, ihren Proviant aufzufrischen. Nach sieben Tagen ändert sich das, die Gegend scheint kaum mehr bewohnt zu sein.
-Im alten schönen Wolfswald leben einige Rudel Wölfe, die man in den Nächten hört.
-Winterfell überlässt der Nachtwache offenbar ein Dutzend Pferde und einen Käfig mit Raben.
-Benjen zieht extra für Tyrion das Reisetempo an, Tyrion lässt sich trotz Wundschmerzen nichts anmerken und nimmt Benjens Angebot an, ein komfortables Fell zu erhalten, sodass Benjen in den Nächten mehr friert. Die beiden haben ihr eigenes Spiel am Laufen.
Das Lager wird errichtet und Tyrion zieht sich wie üblich zum Lesen zurück, auch weil Ned ihm Bücher aus der Bibliothek von Winterfell für die Reise überließ. Tyrion liest etwas über die Eigenschaften von Drachenknochen und verliert sich sofort zurück in die Faszination und Erinnerungen über die vielen Drachenschädel, die er in den Gewölben von Kings Landing finden konnte. Über die Schlacht der "Burning Fields" erhalten wir einen Eindruck darüber, welche gewaltige Kriegswaffe ausgewachsene Drachen darstellen können. Dann wird Tyrion von Jon unterbrochen, der sich erkundigt, warum der Lannister immer so viel lesen würde, wohl um unbeholfen ein Gespräch mit diesem faszinierenden Menschen zu beginnen, der ihm zuletzt noch so groß wie ein König erschien. Damit beginnt das Kapitel wirklich.
Wieder offenbart sich Tyrion gegenüber Jon in unkonventionell großer Offenheit. Er erklärt, warum für jemand eingeschränkten wie ihn und in seiner Position der Verstand eine zentrale Waffe ist und er berichtet von seinen Träumen, einen eigenen Drachen zu besitzen und wie er sich seinen Vater und Cersei brennend vorstellte, was bei Jon eine Reaktion auslöst:
Zitat
Jon Snow was staring at him, a look equal part horror and fascination
Tyrion konfrontiert Jon damit, dass er ähnliche Gedanken und Träume hatte und provoziert ihn mit seinem trostlosen Schicksal als Bruder der Nachtwache, was Jon erregt und Ghost auf den Plan ruft. Nachdem die Situation auflockert, wird das Thema Nachtwache aufgegriffen:
Zitat
"It is true, isn't it? What you said about the Night's Watch."
*Tyrion nickt*
"If that's what it is, that's what it is"
"That's good, bastard. Most men would rather deny a hard truth than face it."
"Most men, but not you"
"No, not me, I seldom ever dream of dragons anymore. There are no dragons."
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Es gibt keine Drachen mehr, ob als geflügelte Wesen oder indirekt als Targaryen sei mal dahingestellt. Das Leben hat Tyrion seine Illusionen und Träume genommen, zumindest nach eigenen Worten. Dafür hat er an Zynismus gewonnen. Ein schöner Moment folgt dann am Ende, als Tyrion gewohnt als letzter zum Schlafen ins Lager geht und Jon beobachtet:
Zitat
"He paused and looked back at Jon Snow. The boy stood near the fire, his face still and hard, looking deep into the flames.
Tyrion Lannister smiled sadly and went to bed."
Wie immer man das sieht, scheint der junge Jon seine eigenen Träume oder die Suche nach Drachen im Feuer noch nicht aufgegeben zu haben.
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Zitat
"The boy absorded that all in silence. He had the Stark face if not the name: long, solmn, guarded, a face that gave nothing away. Whoever his mother had been, she had left little of herself in her son."
Achja, was soll Tyrion auch sonst denken. Diese Targaryen haben wirklich rezessive Gene.
Zitat
Dragonbone is black because of it's high iron content
Hier erinnere ich mich an Jons noch kommenden Traum, wie er in schwarzer Rüstung und mit brennenden Schwert allein gegen die Anderen auf der Mauer kämpft.
Tyrion bereitet Jon weitaus besser, offener - und auf seine knurrige Art auch einfühlsamer - auf das Leben an der Mauer vor, als es Ned und Benjen vermochten.
Zitat
Tyrion felt sorry for the boy (Jon). He had choosen a hard life...or perhaps he should say that a hard life had been chosen for him.
Erinnerungen an das erste Leseerlebnis werden wach; nach Prolog, Bran I, Jon I und jetzt Tyrion II wird bereits klar, dass Jon und sein Weg etwas Besonderes sind.