Hier in der tiefen sächsischen Provinz gibt es wirklich nur ein Thema: "AfD".
AKK's dämliche und selbstentlarvendes Getue und der schreckliche Niedergang der SPD ist für die gefühlte Mehrheit hier leider (und zum Teil sehr zurecht) nur ein weiterer Beleg für ihre Wut auf das "System der Altparteien", ebenso der unwürdige Zirkus in Brüssel um den Posten des dortigen Verwaltungschefs.
Der Höhenflug der Grünen ist für viele tatsächlich "hundsgemeiner Wahlbetrug" (die das sagen, glauben das wirklich, und es sind wie die "AfD"-Wähler etwa 30 %). Das Ibitza-Video war eine "Verschwörung der Lügenpresse", Ergebnis: "Jetzt erst recht(s") (Wahlplakat der AfD auf meiner Straße).
Ich finde die Entwicklungen im Osten auch sehr gefährlich. Viele fühlen sich von der Wiedervereinigung betrogen und fragen sich nun warum man Leuten aus Syrien oder Afrika helfen soll, wo man doch selbst keine Hilfe bekommen hat. Das ist aber kein rein Ostdeutsches Problem, sondern ist in weiten Teilen von Süd- und Osteuropa anzutreffen. Da klingen die versprechen der rechten die alte heile Welt wiederherzustellen für viele Super.
Das die rechten aber auch kein wirkliches Konzept für die Zukunft haben zeigt sich doch schon in Großbritannien. Raus aus der EU und alles wird gut. Wie? Ist doch egal. Die Briten konnten bislang kein nennenswertes Handelsabkommen mit einer anderen größeren Wirtschaftsmacht abschließen. Tausende von Arbeitsplätzen sind verloren gegangen. Viele davon in die EU. Trotzdem hat Nigel Farage mit seiner Brexitpartei über 31% bekommen. Fast jede dritte der Stimmen. Das Schottland sich abspalten könnte vom Rest? Egal. Das in Nordirland wieder ein Bürgerkrieg ausbrechen könnte wenn GB die EU ohne abkommen und Regelung der Grenzen verlässt? Wen interessiert es. Genau diese Entwicklung sehe ich auch derzeit in Ostdeutschland.
Klimarettung, Umweltschutz und Kohleausstieg sind hier in der Lausitz keine postiven und dringend nötigen Entwicklungen, sondern werden tatsächlich als ernste und ja auch tatsächlich vorhandene Bedrohung empfunden.
Die Friday for Future-Kids "gehören in ein Erziehungsheim" (oder schlimmer), und sind "von Linksgrün verblendet". Ebenso wird das Rezo-Video herabgewürdigt, wenn es denn überhaupt zur Kenntnis genommen wird.
Ergebnis: Bis auf die Großstädte hier in Sachsen ist alles blau und blauer. Selbst viele alte Freunde wählen nicht nur "AfD", sondern sind regelrecht begeistert, und für vernünftige Argumente nicht mehr erreichbar. Auch Leute, die bisher links waren..
Das ist auch ein weiteres Problem. Hier sehen die Leute wieder eine neue Treuhand die dem Osten wieder die Arbeitsplätze stehlen will. Der Kohleausstieg ist für die Region ein Desaster. Gerade hier müsste man nun ansetzen und neu Industrien entstehen lassen. Das passiert ja auch gerade im Ruhrgebiet wo auch viele Arbeitsplätze verloren gingen. Das es keinen Sinn mehr machte die Kohle ewig lang weiter zu Subventionieren muss den Leuten doch klar werden. Das die Leute jetzt wieder die linken die alles von oben bestimmen wollen sehen, hat wohl wirklich noch mit der DDR zu tun.
Ich glaube, ob nun grün eher links oder eher konservativ ist, hat auch ein wenig mit dem Bundesland zu tun. Je südlicher, desto konservativer, je nördlicher desto linker.
Ja und nein. Einerseits galten die eher protestantischen Gegenden im Norden und Osten als eher liberal, während die katholischen Gegenden im Süden und Westen eher konservativ galten. Das hat sich jedoch zum Teil geändert. Es ist jetzt eher Städtisch und ländlich geprägter Konflikt. Man kann es ja an den Wahlen z.B. in NRW sehen. Das Ruhrgebiet als klassische Arbeiter Region war lange Zeit eine Hochburg der SPD. Während die eher ländlichen Gegenden klar der CDU gehörten. In meinem Kreis hat die CDU fast 50% bekommen. Ich denke es ist klar wo ich lebe. Durch die Kriese der SPD, die Flüchtlingskrise und den Kohleausstieg hat sich jedoch vieles geändert. In Gegenden mit hohen Arbeitslosenzahlen und vielen Migranten hat die AFD punkten können. In Gelsenkirchen kam sie immerhin auf über 16% und wurde drittstärkste Kraft. Andererseits wurden gerade in den Großstädten die Grünen sehr stark. In Berlin kamen sie auf fast 28%. CDU&SPD zusammen 29,2%. In Köln,Bonn,Münster,Osnabrück,Hamburg,Lübeck,Frankfurt am Main,München und anderen Städte über 30%. Trotz des Schreckgespenst Fahrverbote. In Freiburg sogar 38,5. CDU+SPD+FDP+AFD zusammen 39,2. Auch in Leipzig wurden sie mit 20,2 stärkste Kraft. Das der Osten hier ein paar eigene Regeln inzwischen hat stimmt aber auch. Aber wie ich schon weiter oben schrieb ist das ein Großes Problem in weiten Teilen Osteuropas. Wo die Wirtschaften ständig und kräftiger als in Westeuropa wachsen jedoch der Aufschwung bei vielen nicht oder zu langsam ankommt.
Wenn ich mir aber ansehe, wie die Parteien zu alten Werten (Mann geht arbeiten, Frau bekommt drei Kinder, Sonntags geht es zur Kirche etc.) stehen, dann sieht man schon, dass AFD sehr auf alte Werte stehen, CDU auch, SPD sind da offener und die Linken und die Grünen sind sehr offen - und ich glaube, das meinen viele Leute damit, wenn sie sagen, dass sie links sind. Ist ein kompliziertes Thema.
Die Linkspartei ist für mich auch eher konservativ angesiedelt. Gregor Gysi sprach ja in dem Video hier davon das man die EU weniger aus Wirtschaftlichen Gründen sondern eher aus Kulturellen Gründen zusammen bringen müsse. Aber welche Kultur ist das? Das Christentum? Für Gysi bestimmt nicht. Aber was dann?
Ich glaube, dass die Wiedervereinigung zu schnell kam. Vielleicht hätte man daraus zwei Länder belassen sollen, die aber eine enge Verbindung zueinander haben, wie Österreich, Schweiz und Deutschland.
Ich finde das die Wiedervereinigung schon das richtige war, nur das sie falsch abgelaufen ist. Spätestens nach dem Zerfall der Sowjetunion wäre die DDR Wirtschaftlich in den Ruin abgestürzt. Dann hätte es für mich zwei Möglichkeiten gegeben. Entweder nun die Wiedervereinigung oder das abdriften in den Nationalismus. In der DDR hätten immer noch viele gelebt die ihre Heimat in Pommern, Schlesien oder Ostpreußen gesehen hätten. Vertriebene aus dem zweiten Weltkrieg. Das hätte zu neuen bösen Blut zwischen Deutschen, Polen und Tschechen geführt. So aber konnten die Leute die nie ganz in der DDR angekommen waren ihr Glück im Westen versuchen.
So jetzt brauch ich erstmal einen Kaffee.