Hat es irgendjemanden geschockt als Tyrion Stannis arme Soldaten mit Seefeuer am lebendigen Leibe verbrannt hat? Hat es irgendjemanden interessiert als Cersei halb Kingslanding mit Seefeuer in die Luft gesprengt hat und dabei weitaus mehr als nur Spatzen und Tyrells ermordet hat? Alle diese Leute, ob niedrig geboren oder adlig, hatten Familie und waren größtenteils unschuldig. Hat das irgendjemanden gejuckt? Nein!
Wer hat noch gleich die Weite geplündert und den Bauern mit Gewalt ihres Getreide beraubt?
Das ist tatsächlich alles kein Deut besser. Dany kann man aber eben getrost in diese Reihe setzen. Wobei man bei Tyrion noch argumentieren könnte, dass er sein eigenes Leben und das seiner Untergebenen so schützen musste. Bei Cersei war es dagegen kaltblütiger und niederträchtiger Massenmord. So weit würde ich bei Daenerys nun nicht gehen.
Dafür kommen dann aber doch zu viele Sprüche a la: Alle Männer sind Schafe, Dummköpfe, Narren, Vergewaltiger, schwanzgesteuert usw. Meist dann, wenn zwei mächtige Frauen sich vielsagend zuzwinkern. Bin auf Gegenbeispiele gespannt. Mir ist das relativ egal, aber Martin ist da viel subtiler als D&D. Ich würde sie auch nicht als Feministen bezeichnen (finde es ohnehin schwachsinnig, wenn Männer sich als Feministen bezeichnen), aber eine latente Aversion ggü. männlichen Herrschern schwingt definitiv mit.
Ich möchte hier jetzt nicht so tief in eine Feminismusdiskussion abdriften, aber ein paar altkluge Sprüche machen ein Werk jetzt noch nicht feministisch. Wohingegen nicht-ausdifferenzierte und klischeehafte Frauencharaktere sowie die stellenweise Verharmlosung von Vergewaltigungen (Dany durch Drogo und Cersei durch Jaime spontan) doch eher Gegenteiliges auswirken.
Davon ab gibt es auch sehr gute Gründe, sich als Mann als Feminist zu sehen. Den die feministische Ideale sollten man heute durchaus teilen, wenn man ein humanistisches Weltbild hat.