Schwer, sehr schwer.
Tyrion ist für der weitaus komplexeste, ungewöhnlichste und interessanteste Charakter, in seinen Kapiteln passiert immer etwas spannendes und er ist einfach eine Figur, die einem ans Herz wächst, weil man versteht wofür er kämpft und es einem wehtut zu sehen, dass er trotzdem scheitert.
Arya steht ihm aber nur wenig nach; sie ist der Gegenentwurf zu Sansa und dabei sehr gut ausgearbeitet. Martin hat nicht den Fehler gemacht, sie zu schnell zu erwachsen werden zu lassen; obwohl sie immer wieder über sich hinauswächst und sogar Menschen tötet, kommt immer wieder durch, dass sie eben doch nur ein Kind ist, ein Kind in einer Lage, in der sich die meisten wohl heulend in der Ecke verkrochen hätten und gestorben wären. Ich denke Arya ist eine der Figuren mit dem größten Potential.
Jaime hat es geschafft mich zu verblüffen; er ist nicht der ehrlose Königs- und Kindermörder der er zu sein scheint, aber natürlich auch kein positiver Charakter. Er ist innerlich zerrissen und es immer wieder amüsant mitanzusehen wie er sich entscheidet und entwickelt..man kann es kaum voraussagen.
Dany macht eine ähnliche Entwicklung durch wie Arya und ihre Kapitel sind fast immer spanned...leider oft etwas ungünstig platziert, so dass man nach einem Spannungshöhepunkt umblättert und sich ärgert dass über dem nächsten Kapiten Daenerys prangert...obwohl ihre Geschichte durchaus interessant und aufregend ist (besonders in Buch 1&3), eine willkommene Abwechslung zu den Kriegen und Intrigen in Westeros.
Eddard erscheint im ersten Buch natürlich erstmal wie der "Held", der Macher der alles wieder hinbiegt...dabei verhält er sich in Kings Landing so vorsichtig und besonnen wie ein Elefant im Porzellanladen und letztendlich ist sein Schicksal früh besiegelt. Zu seiner Verteidigung muss man aber sagen, dass auch genialere Köpfe als er, die die Intrigen bei Hofe gewohnt waren und wussten was zu tun waren, letztendlich zu Opfern wurden, selbst der geniale Tyrion erleidet dieses Schicksal. Eddards Tod war also von Anfang an nur eine Frage der Zeit...ich mochte seinen Charakter, weil er von großer Bedeutung für die Geschichte war und vielen anderen Figuren als Vorbild dient.
Catelyn ist eine starke Frau, aber macht noch mehr Fehler als ihr Mann. Ich kann ihr Verhalten verstehen, aber gerade ihre Abneigung gegenüber Jon macht sie natürlich unsympathischer. Dennoch hat sie nicht verdient alle ihre Kinder zu verlieren, deswegen haben mich ihre Kapitel immer sehr traurig gemacht und ihr gewünscht, dass sie erfährt dass die meisten noch leben..
Jon ist eigentlich auch ein interessanter Charakter, aber von allen trotzdem der eindimensionalste. Jon gelingt letztlich immer alles und immer kommt Rettung in letzter Sekunde. Letztlich ist Jon Snow nur eine kleinere, klügere Version von Eddard Stark und ich hätte mir gewünscht, dass sein Dasein als Bastard doch eine größere Rolle spielen würde...letztendlich ist sowieso immer klar, dass er der Mauer treu bleiben wird.
Bran ist eine bisher eher unwichtige Figur, in der dennoch großes Potential steckt. Man hat Mitleid mit ihm weil er zertrümmert wurde und seine Kapitel auf Winterfell tragen fast das ganze zweite Buch (von der Schlacht in Kings Landing mal abgesehen). Seitdem hat er sich leider kaum weiterentwickelt und in Buch 3 spielte er ja kaum eine Rolle, aber ich denke er wird zurückkehren.
Sansa hat eine etwas undankbare Rolle, weil sie von Anfang an von Arya überschattet wird, die dem Leser natürlich sympathischer ist. Sansa ist eher einfältig und oberflächlich, manchmal nervt dieses Verhalten auch. Und besonders in Buch 2 sind ihre Kapitel die langweiligsten, weil außer den Demütigungen durch Joffrey und den Begegnungen mit Sandor Clegane eigentlich nur wenig passiert...in Buch 3 bessert sich das. Dennoch fehlt mir bei Sansa immer noch der Moment in dem sie Gelegenheit hat über sich hinauszuwachsen, sie ist immer so passiv und kriecherisch und selbst ihre schlimmsten Feinde sind ihr egal (warum freut sie sich nicht über Joffreys Tod?).
Theon hat leider zu wenige Kapitel um sich wirklich zu entwickeln. Ich empfand ihn eigentlich als einen recht interessanten Charakter, weil er (wie Jaime) irgendwo jenseits von gut und böse steht und man nie weiss ob er nicht vllt doch auch mal rechtschaffen handelt. Letztendlich vehält er sich aber nur dumm und ungeschickt, und spielt dann auch keine größere Rolle.
Davos hat auch ein Problem, denn man merkt seiner Figur stark an dass sie nur dazu da ist um den Leser über Stannis und Melisandre auf dem Laufenden zu halten. Die Figur ist rechtschaffen und erinnert ein bisschen an Eddard Stark, aber letztendlich fehlt eine echte Entwicklung und ein Bezug zu den anderen Charakteren...ich fieberte kaum mit ihr mit, trauerte nicht um seine Söhne und würde lieber mehr über Stannis erfahren als über Davos. So ging es mir zumindest.
Samwell findet sich auch nicht so recht in die Geschichte ein; er ist da, seine Kapitel sind spannend, aber Jon ist die wichtigere Figur, von daher ist es mir eigentlich recht egal was mit Sam ist...zumal seine Weinerlichkeit beizeiten auch nervt.
Feast for Crows hab ich noch nicht gelesen, aber bei den bisherigen Figuren stimme ich für Arya, knapp vor Tyrion, den ich von der Figur her sogar interessanter, aber seine Kapitel nicht ganz so mitreissend fand.