Vorweg für alle: Ich bin mir nicht sicher, inwiefern Teile des Folgenden Spoiler darstellen können oder auch nicht. Daher hier eine generelle vorsichtige SPOILERWARNUNG.
Mit dem Einstiegssatz bezog ich mich auf die eigene Aussage Keelys im Rothfuss-Artikel. "I have not found any series in modern epic fantasy that is worth its weight."
Wobei ich persönlich die King Killer Chronicles eher nicht als "Epic Fantasy" beschreiben würde.
Man muss auch etwas haben, was einer blumigen Beschreibung wert ist. Wenn er einfach nur ewig beschreibt, dass es still ist ... sorry, das halte ich für wirklich schlechte Schreibe. Wäre das Wirtshaus in allen Farben des Regenbogens gestrichen und würde es in einer Wüste stehen, in der Kakteen wachsen, die entfernt aussehen wie pechschwarze Oberschenkelknochen, wäre das sicher erwähnenswert. Gerne auf blumige Weise. Aber so, wie's da tatsächlich steht, wirkt es eben doch, als wolle der Autor nur zeigen, dass er schreiben kann (was noch zusätzlich peinlich ist, wenn er nicht so gut ist, wie er sich selbst vorkommt).
Da haben wir genau das erste Problem. Oberflächlich beschreibt er tatsächlich "nur, dass es still ist". Es gibt aber einen Grund, dass verschiedene Varianten dieser "triefenden" Beschreibung sowohl Prolog als auch Epilog der bisher erschienen Bücher sind. Ich will nicht behaupten, es hätte einen versteckten tieferen Sinn, da man eigentlich spätestens beim ersten Epilog darauf kommen sollte wenn man mit dem Thema des Buches, Kvothes Charakter und dem Magiesystem vertraut ist. Man könnte z.B. Verbindungen zu einer gewissen 3-fach verschlossen Truhe wahrnehmen... Warum das nun aber in den Prolog packen, wo Neuleser erstmal damit erschlagen werden, da sie keine Bezüge haben und es lediglich als "es war ziemlich still" wahrnehmen können?
Nun: Ich bin immer davon ausgegangen, dass das eher ein kleines Kopfnicken in Richtung "Wiederleser" ist, bis ich die Bücher einem ehemaligen Kommilitonen empfohlen habe, der sofort beim ersten Satz "It was night again..." hellhörig wurde und mir bei "If there had been music… but no, of course there was no music." das Buch aus der Hand nahm und erst wieder brachte, als er es eine Woche später durchgelesen hatte.
Vor allem aber zeigt uns der Prolog das Grundproblem der Rahmenhandlung. Er setzt die Stimmung vor der Bast sich so scheut. Diese deprimierende alles umhüllende Stille, die so überhaupt nicht zu dem Kvothe passen mag, der uns in den Rückblenden, der eigentlichen Erzählung, gezeigt wird.
Hier passiert einfach wesentlich mehr als eine bloße blumige Beschreibung.
Der Begriff "Mary Sue" scheint ja in den letzen Jahren ziemlich verwaschen zu sein. Ich dachte immer, dass wäre ein Charakter, der alles auf Anhieb kann, jedes Problem löst und bei allen super ankommt, mit kleinen Makeln wie einer krummen Nase oder einer kleinen Narbe und tragischer Backstory ohne Gefahr mal jemandem aus deren Vergangenheit zu begegnen.
Nun... Kvothe ist wie gesagt ein kleines arrogantes Gör, das im Grunde nur auf Rache aus ist und sich links und rechts durch Hochmut, Trotz, Zorn und ab und zu auch nur aus Jux und Dollerei Feinde macht... oder zumindest Menschen, die ihn lieber weit weit weg wissen würden. Kurz gesagt: der zwar äußerst intelligente aber überaus vorlaute Typ Mensch, der meint, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und sicher jedem von uns schon mal auf den Sack ging.
Dies wird mit der Zeit besser (er wird etwas zurückhaltender) aber bricht dann doch hin und wieder in Momenten hervor, wo ich mir als Leser an den Kopf fassen musste und mich fragte, ob er nicht einmal im Leben die Klappe halten kann.
Er ist auch nicht der stärkste beste und tollste in allem, (zumindest Stand Ende Buch 2 nicht) auch wenn er sich gern dafür hält...^^
So... ich gestehe, ich hab den Überblick verloren. Wenn ich was übersehen habe, bitte nochmal darauf hinweisen.