Filme/Serien müssen nicht 1:1 historisch korrekt sein, sonst wäre es eine Dokumentation. Das Medium bedingt zwangsläufig, dass man dramaturgisch etwas anpassen muss. "Gladiator" funktioniert aber trotzdem noch ganz gut, weil der Film historische Überlieferung und Hollywood-Fiktion gut miteinander verwebt. Marc Aurel gilt durchaus als weiser, philosophischer Kaiser, er war die letzten Jahre seines Lebens fast ausschließlich in Feldlagern unterwegs, ist dort (möglicherweise im heutigen Wien) tatsächlich verstorben, hatte seinen Sohn Commodus tatsächlich vorher rufen lassen, Commodus war selbstverliebt mit Tendenz zum Wahn (alles unter Vorbehalt, dass die Überlieferungen stimmen, versteht sich), er hat selbst an Gladiator(schau)kämpfen teilgenommen, es gab eine Verschwörung gegen ihn, an der auch seine Schwester beteiligt war etc... völlig erfunden ist natürlich der Umstand, dass Marc Aurel eigentlich seinen Feldherren zum Nachfolger ernennen wollte, aber: da Marc Aurel selbst der letzte der sog. Adoptivkaiser war, ist es zumindest dramaturgisch vorstellbar und funktioniert deswegen auch noch okay. Zumal es bei den Römern nicht unüblich war, dass Kaiser/Usurpatoren von und aus dem Heer erhoben wurden.
Dann gibt es aber auch so Blödsinn wie "Vikings". Dort wird nicht mal versucht, ein historisch glaubwürdiges Porträt zu zeichnen. Das ist im Prinzip ne Fantasy-Serie, die auf dem "History Channel" vorgibt, eine historische Serie zu sein. Da tauchen englische Könige auf, die schon 100 Jahre tot sind. Mythische Gestalten werden mit Historie vermischt. Und Christen kreuzigen Christen (an dieser Stelle in Staffel 2 habe ich dann übrigens endgültig aufgegeben und die Serie abgebrochen).
"Barbaren" auf Netflix habe ich nicht gesehen, aber mich hat ehrlich gesagt bereits der Trailer abgeschreckt, denn es sah nach der klassischen, a-historischen Interpretation eines vermeintlich germanischen Befreiungskampfes gegen römische Besatzer aus. Zum einen gab es "germanisch" ja eh nicht, denn dies war eine Fremdbezeichnung der Römer für alles, was halt rechts des Rheins war, noch darf das so einfach als Freiheitskampf gegen die Römer interpretiert werden, schließlich war Arminius römischer Offizier und seine Cherusker evtl römische Auxiliartruppen im weiteren Sinne. Die Schlacht kann man also eher schon als einen Aufstand innerhalb der römischen Armee interpretieren, und nicht als Kampf der "stolzen Germanen" gegen die "Invasoren aus dem Süden".
Als letzteres wird es natürlich gerne von bestimmten Kreisen gesehen. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll, in Zeiten steigenden Nationalismus' jetzt ne massentaugliche Serie darüber rauszubringen. Das, was die Römer als "Germanen" bezeichnet haben, waren zahlreiche, voneinander unabhängige Stämme. Und wer sich da gegen die Römer aufgelehnt hat, war ein Teil davon. Selbst innerhalb dieser Stämme gab es pro-römische Fraktionen. Arminius selbst hatte das römische Bürgerrecht und war römischer Offizier. Und selbst nach der Varusschlacht blieben andere Stämme den Römern treu.
Es gibt kein "germanisches Wir" gegen ein "fremdes/römischen Die". Und "die Germanen" sind schon gar nicht irgendwie mit "den Deutschen" gleichzusetzen. Denn die eigentliche sog. "Ethnogenese" fand erst in der Spätantike während der Völkerwanderungszeit ihren Anfang. Der Begriff "Völkerwanderung" ist dabei eigenlich irreführend und falsch, weil da eben noch nicht irgendwelche Völker herumwanderten. Das waren recht hetereogene kriegerische Stämme, eher militärische Einheiten könnte man fast sagen, Heeresführer mit einer Gefolgschaft plus deren Familien etc...Und der genaue Prozess ist dabei nur schwierig nachzuvollziehen, weil man von viel mehr Heterogenität und Fluktualtion ausgehen muss, als sich nach heutigem Verständnis des Begriffs zeigen würde. Während diese Menschen/Stämme/Einheiten umherwanderte, schlossen sich immer wieder Menschen an, oder blieben zurück, liefen von anderen Menschengruppen/Stämmen/Einheiten über, weil sie sich mehr Sicherheit/Beute/etc versprachen. Der Prozess der "Volkswerdung" geschah dabei erst innerhalb dieses langen Zeitraumes in den Jahrhunderten der Spätantik - und damit ist natürlich noch lange kein "deutsches Volk", das dauert noch, wenn überhaupt, 1000 Jahre und länger.
Wie auch immer...Ich weiß natürlich nicht, wie die das in der Serie umgesetzt haben. Aber im Trailer wirkte es schon so, dass die das eher als germanischen Befreiungskampf gegen vermeintliche Invasoren aus dem Süden thematisieren.