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Ich möchte auch gar nicht über die Gesamtqualität der Serie diskutieren, HotD ist nach meinem Bewertungsmaßstab aktuell eine wohlgemeinte 7/10 - die diesem Thread zugrundeliegende Folge halte ich allerdings für die bislang mit Abstand Beste.
Gut, hier kommen vielleicht unsere unterschiedlichen Bewertungsmaßstäbe zum Ausdruck. Du hast ja in deinen anderen Beiträgen geschrieben, dass du Folgen zumindest tendenziell episodisch betrachtest, während ich einen großen Wert auf Build Up und Kontinuität der Charakterzeichnung lege,
Viserys mit seinen Random Wisdom Hickups ist für mich ein laufendes Meme , entsprechend hilft mir dann auch eine schön konzeptionierte Szene nichts. Wobei ich anmerken möchte, dass ihnen der Zufall sehr zu Hilfe kam, Daemons "Outtakes" waren schließlich sehr viel wirkungsvoller als ihr eigentliches Konzept. Natürlich war es ihre (richtige) Entscheidung sie zu behalten.
Tatsächlich ist die Szene für mich recht vergleichbar damit, wie Dany am Ende von ADWD angesichts der Taten ihrer Drachen Entsetzen zeigt, die sie zwanzig Kapitel lang im Keller vergessen hat. Das wäre vermutlich auch für mich sehr wirkungsvoll gewesen, wenn es denn einen logischen Aufbau hätte, bevor es versucht Emotionen zu ernten.
Wir sprechen hier aber von einem Kerli mit Zwangslagerarzt-Anleihen in der ersten Folge, der sich aus moralischen Gründen dafür entscheidet eine Fünfzehnjährige statt einer Vierzehnjährigen zu betten (mutmaßlich weil erstere sein Lego repariert hat), keine Ahnung was im Council macht während Rhaenyra mit ihren klugen Vorschlägen niedergewalzt wird - Intimrasur unter dem Tisch vielleicht, irgendwann zwischendrin aus seiner Lethargie erwacht um seine Tochter anzubrüllen und Hightower all seine Sünden seit dem Bau der Mauer vorzuwerfen und dann wieder für zwanzig Jahre in Lethargie zu verfallen.
Und das ist wohlgemerkt der Charakter, den die Fans für den am besten ausgearbeitet halten.
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass die Thronsaalszene für dich den Höhepunkt in der Serie darstellt - diese pathetische Sterbeszene mit dem überflüssigen Prophecy-Hickhack mit dem die Macher ständig winken wie mit einer angeschimmelten Salami kann es ja nicht sein.
Und ja, sie ist per se durchaus wirksam - aber angesichts des Aufbaus könnte man die Folge nun mal genauso gut "Death of a Clown" nennen.
Ich bin auch nicht sicher, ob deine Meinung der eines durchschnittlichen Zuschauers entspricht - die Folge ist auf imdb mit 9,4 jetzt nicht so weit von der Fuß-Sexy-Time mit 9,1 (gestern), was dafür spricht, dass schlechtes Writing für die "general audience" nicht von größerer Bedeutung ist.
Bei rotten sind wir bei 97% zu 95% Kritikerwertungen. Wir haben uns an anderer Stelle schon darüber unterhalten, dass rotten mit Vorsicht zu genießen ist, allerdings geht es hier ja nur um das relative Verhältnis der beiden Folgen zueinander.
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Mein Beitrag war eine Antithese zu Montyhunds Belanglosigkeit - denn unabhängig jeder Qualität: wer massiven Emmy-Buzz bekommt, kann alleine aufgrund der Wortbedeutung nicht belanglos sein.
Ich denke, das hängt von der Auslegung des Wortes "belanglos" ab. Dann wären wir wieder bei Helene Fischer. Oder dem Lambada. Oder dem Macarena. Oder GoT.
Menschen unterschiedlichster Altersklassen, Bildungsstände und Interessen zu einer gemeinsamen Aktion welcher Art auch immer zu bewegen, hat schließlich immer eine gewisse Tragweite. Ich denke da allerdings in der Klasse langlebigerer und idealerweise humanistisch irgendwie bedeutsamer Entwicklung weiter.
Ich würde GoT auf jeden Fall anrechnen, dass es die Pionierarbeit des HdR fortgesetzt hat Fantasy salonfähig zu machen, definitiv auch deutlich gemacht hat, wie wertvoll es ist, nicht jeden sympathischen Charakter mit einer Plotarmor auszustatten. Das klingt jetzt lapidar, fällt mir aber bei Ringsdings und seinen Stehaufmännchen mit ihren pathetisch ausgewalzten Schreckmomenten gerade mal wieder sehr negativ auf. Und ich denke, das war es mit dem langfristigen Impact.
Davon bietet HotD nichts, außer vielleicht dem Keim einer Diskussion die bei "Blonde" jetzt vollends eskaliert ist und die ich persönlich sehr begrüße.
Ich bin ein bisschen überrascht, dass Drachenbums bei dir im Vergleich zu GoT dann so schlecht wegkommt, weil ich nicht die ganz großen Qualitätsunterschiede sehe. Also - abgesehen von den Tatsachen, für die die Serie wenig kann wie dem Kammerspiel und den beinahe erzwungenen Zeitsprüngen. Das Fehlen von Humor überrascht mich etwas. Ich hatte an anderer Stelle eher ironisch Mushroom erwähnt, aber ich denke er wäre eigentlich ein sehr guter und amüsanter Metakommentator werden können und hätte der Serie die ein oder andere "hamfisted" Szene erspart. Vielleicht hatte man Sorge zu nah an Tyrion zu landen, vielleicht war man auch etwas überambitioniert und wollte King Lear liefern, was ja dann nicht so hundertprozentig geklappt hat.
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Ich erneuere meine kühne These aber auch gerne und ändere die Emmys in den TCA-Award, den wichtigsten TV-Preis der US-Kritiker.
Aber auch da wirst du sicherlich 1-2 Serien finden, die da (für dich) nicht reingehören. Letztlich bleiben wir da wieder bei der bereits diskutierten Frage: wie schafft man den größten gemeinsamen Konsens über die Qualität einer TV-Serie?
Ich glaube, dass das auch schwer bleiben wird.
Ich würde eine Hand voll Medien aus dem "Establishment" in diesem ganzen Kritikerpulk vorschlagen, aber wenn du einwerfen würdest, dass sie einen bestimmten Einschlag haben, könnte ich noch nicht einmal ehrlicherweise widersprechen. Zumal sich Auffassungen auch wandeln, ich habe den Eindruck, dass die Vorserie jetzt deutlich kritischer betrachtet wird als zum Zeitpunkt der Ausstrahlung.
Ich bin allerdings sehr gespannt und nicht sehr optimistisch, wie sich Ringding, Drachenbums und mein geliebtes kleines* Andor bei den Emmys schlagen werden. Oh und She-Hulk nicht zu vergessen. Ich konnte mich bis jetzt noch nicht überwinden.
Durch die TCAs habe ich jetzt kurz geblättert und habe außerhalb des Comedy-Bereichs keine Preise gefunden, die mich ungemein irritieren würden. Ich werde sie jetzt auch nicht alle durchblättern nur um snarky sein zu können.
Ganz sicher hatte ich den Eindruck, dass die Tendenz einfach post mortem die Popularität einer Show zu messen sehr viel geringer ist als bei den Emmys, insofern fand ich die Nominierung von Emily gar nicht so kontrovers wie sie dargestellt wird. Ich glaube, dass der Jury einfach nicht bewusst war, dass sie da einen Dieter Bohlen zieht, der abstrus erfolgreich ist, den aber niemand gekannt haben will.
Ich würde auch anmerken, dass die TCA-Leute bei den Nominierungen von GoT mit 2013 rechtzeitig den Absprung geschafft haben, allerdings könnte dies auch mit Laufzeiten zu tun haben - ich bin mit den Vergabemechanismen nicht vertraut.
*Ja, ich bin mir der Ironie bewusst, von einer "kleinen" Millionenproduktion des Disney-Konzerns zu sprechen.