Ich hab ja schonmal das Video angesprochen:
Dem kann ich zu großen Teilen zustimmen.
First things first:
Den Youtuber kenne ich sogar und gucke ab und zu was von ihm. Allerdings unter dem Namen Prinz, das wird dann wohl vermutlich sein Zweitkanal sein. Mir war gar nicht bewusst, dass es dazu auch einen Erstkanal gibt. 
Die Datenerhebung was die Privatisierungen angeht, fand ich einigermaßen schockierend, das war auf jeden Fall neu für mich.
Ich stimme ihm allerdings nicht bei allem hundertprozentig zu: Dialekte und ihr angeblicher "Charme" sind so ein Thema für sich. Ich kann jedenfalls versichern, dass auch hier im Süden alles was kann darauf verzichtet, wenn es nicht zufällig Ministerpräsident oder Inhaber eines Streichelbauernhofs werden will.
Bei der Vulkan habe ich ein längeres Video der Öffis gefunden, das ich demnächst noch gucken möchte. Meiner bisherigen Recherche nach, lässt sich der Sachverhalt aber in etwa unter "knapp eine Milliarde angeblicher Osthilfen versickern in westlichen Taschen ohne juristisches Nachspiel" zusammenfassen.
Ich glaube, dass das Monopoly-Experiment bei all diesen Problemen eine sehr große Rolle spielt (Spieler mit doppeltem Startgeld führen ihren Erfolg gern auf ihre eigenen Fähigkeiten zurück und sind eher geneigt an die Gerechtigkeit des Spielsystems zu glauben).
Auf Grund der Pseudovergleichbarkeit der beiden Systeme würde ich es für wahrscheinlich halten, dass ostdeutsche Individuallebensleistungen auf Grund der Unwirtschaftlichkeit und Erfolglosigkeit des Gesamtsystems herabgewürdigt werden. Auch wenn, mal als Beispiel, ein Weimarer Architekt im Vergleich zu einem westlichen Kollegen keinerlei Chance auf ähnlichen Erfolg hatte - völlig unabhängig von der persönlichen Kompetenz.
Natürlich gibt es dann verschiedene Möglichkeiten mit so einer Erkenntnis umzugehen, entweder positiv indem man es auf andere Völker überträgt oder negativ, indem man sich einfach nur andere sucht, an denen man sich dann wiederum selbst hochstrampelt um so das Selbstbewusstsein wieder auf Vordermann zu bringen. Womit wir wieder bei den blau-braunen wären.
Aber das ist jetzt mein persönlicher "Weltschmerz". Ich sehe beruflich relativ viele komplette Lebensläufe und bin unfassbar deprimiert, wie viele ausländische Historiker und Literaturprofessoren bei uns wortwörtlich Böden schrubben. Und bestimmt findet sich irgendein kluger René, der GANZ LAUT mit ihnen spricht, damit der "ungebildete" Ahmed auch versteht, was der kluge Schustergeselle von ihm will.
Diese "AfD"-Dödel - leider kenne oder besser kannte ich einige recht gut, wir waren z.T. mal befreundet - sind zum größten Teil struntzdoofe Hutbürger, aber es gibt auch eine ganze Reihe nicht so dumme Karrieristen bei denen. Der Trend scheint aber nicht in deren Sinne zu verlaufen. Wir hatten vor reichlich 2 Jahren Oberbürgermeister-Wahlen in meiner Heimatstadt Hoyerswerda (ja, dort lebe ich). Waren 2017 hier noch 30 % "AfD", gewann diesmal deutlich ein SPD-Mann, vor der Linken und der CDU. De "AfD" holte 16 %, immer noch zuviel... Übrigens war davon in den einschlägigen Medien diesmal nichts zu lesen, anders, als 2017.
Das freut mich dolle. Schlechte Nachrichten bekommt man per Schlagzeile geliefert, die guten muss man sich oft eher selbst suchen. Das ist auf jeden Fall eine sehr positive Entwicklung.
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Ansonsten halte ich nichts, gar nichts von den medial oft zu hörenden albernen Erklärungsversuchen á la "der Osten hat ein romantisierendes Russlandbild" oder gar "sie wussten im Osten halt, dass die UdSSR immer am längeren Hebel war, und ducken sich heute wie früher weg!" (O-Ton Frau Prof. N. Deitelhoff).
Genau solchen pauschalisierenden, für mich einfach nur bösartigen und klischeehaften "Meinungen" über "Euch da drüben" bin ich in meinem Berufsleben viel zu oft begegnet. Da habe ich mir eine sehr dünne Haut zugelegt. Interessanterweise deckt sich diese - sorry - "Besserwessi"- Haltung mit einigen "Denkern" aus dem Osten, wie eben dem unsäglichen neurechten Schriftsteller Uwe Tellkamp oder auch dem Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk.
Daher auch mein in Teilen ungerechtfertigter Ausfall gegen Maegwin weiter oben, aber ich hoffe, das ist geklärt und aus der Welt.
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Was das letztere betrifft - klar, kein Problem.
Thematisch werden wir gegebenenfalls nochmal reden müssen, teilweise hat Grunkins statistische Abweichungen ja schon angeschnitten, es gibt auch das eher nicht wegzudiskutierende Phänomen der Ostalgie. Und ich meine nicht die kommerzielle, wie die leckeren Schokoflocken deren Import mich quasi durch das Studium getragen hat, sondern die gesellschaftliche.
Ich habe die TAZ nicht deshalb so oft verlinkt, weil diese (für mein eigenes Spektrum) extrem linke Zeitung sonst mein täglich Brot ist, sondern weil sich dort gerade "Ossis" kritisch über ihre Umgebungstemperatur zu Wort gemeldet haben. Ihre Aussagen decken sich mit meinem anekdotischen Erfahrungsaustausch im Rahmen meiner Studienfreundschaften - die DDR-Zeit wurde von meinen Mitstudenten in erster, zweiter und dritter Linie mit Vollbeschäftigung, Jugendfreizeit und leckerem Essen in Verbindung gebracht. Die unterdrückerische Diktatur wurde zwar nicht ausgeblendet, bildete in ihren Erinnerungen aber sichtlich keinen schwerwiegenden Teil ihrer tatsächlichen Lebenswirklichkeit ab.
Insofern bitte ich um Nachsicht, dass ich verschiedene Erfahrungen zusammentrage und auch innerhalb der ehemaligen DDR unterschiedliche historische Sensibilisierungsgrade vorherrschen. Ich bin sicher, wenn gerade die Familien meiner Freundinnen aktiv systemkritisch gewesen wären, wären ihre maßgeblichen Erinnerungen andere und dabei vermutlich deutlich trauriger.
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Die Realität in der DäDäRätätäh inbezug auf "Russen" habe ich wir folgt persönlich wahrgenommen: (der Begriff an sich ist schon falsch: die Sowjets, die gleich bei uns um die Ecke in Bernsdorf in ihrer Rote-Armee-Kaserne hasten, das waren dort vor allem Menschen aus dem fernem Osten der UdSSR, und wohl auch sehr viele Ukrainer).:
Ich hatte um Hinweise gebeten, wenn etwas das ich schreibe pauschalisierend wirken könnte, deshalb möchte ich hierzu kurz etwas anmerken (rogue prince hatte sich ebenfalls an der Bezeichnung gestört).
Obwohl Sowjetunion im Russischen noch mehr als im Deutschen einen freiwilliges Völkerbündnis impliziert, ist zumindest hinsichtlich des Baltikums und Teilen Moldaus (historisch noch sehr viel mehr Staaten) inzwischen offiziell von einer völkerrechtswidrigen Annexion auszugehen. Ich möchte diese Staaten nicht jedes mal beim Schreiben ausklammern, noch möchte ich sie unter die Fantasiebezeichnung ihres Aggressors subsumieren. Es ist bekannt, dass Moskau nun auch in die Ukraine mit Vorliebe "unbequeme" Ethnien zum Sterben schickt, statt der gut gebildeten und verhältnismäßig wehrhaften Moskauer- und sonstigen Großstadtbürger. Insbesondere nachdem sich die Ukraine lange Zeit vergeblich lange Zeit um die Anerkennung des Holdomor als Genozid gegenüber der Sowjetunion bemüht hat und diese trotz der angeblich fehlenden historischen Kontinuität keinerlei Schritte hierzu unternehmen wollte, tue ich mich da mit einer Klammer besonders schwer.
Auch hat Russland vor kurzem das hundertjährige Bestehen seines Außengeheimdienstes gefeiert. Jetzt war Mathe zugegebenermaßen nicht mein stärkstes Fach, aber es wird wohl nicht anders möglich sein, als dass man sich Russland in die Tradition der blutrünstigen Tscheka (gegründet übrigens von einem ebenso blutrünstigen Polen - ich kann durchaus exakt) stellt. Ich werde also grundsätzlich nicht moskaufreundlicher sein als Moskau selbst.
Im gegebenen Einzelfall können wir die Begriffe "Sowjetrussland", "Sowjetunion", "Russland" und "Russen" falls im Kontext benötigt sehr gern diskutieren, werden aber in vielen Fällen im achtzehnten Jahrhundert, mit etwas Pech auch deutlich früher landen.
Vor 100 Jahren - Gründung der sowjetrussischen Geheimpolizei Tscheka | deutschlandfunk.de
Völkermord Ukraine - Holodomor - Tatsachen und Kontroversen - 90 Jahre Holodomor (lpb-bw.de)
Zitat
Ein wirklich weiser alter Mann hat dazu kürzlich einen Aufsatz verfasst, der alles enthält, was auch ich denke. Ein wichtiger Gedanke daraus:
Das wird dich jetzt nicht sehr überraschen, aber ich halte den Aufsatz nicht für besonders klug.
Wenn man mit der Nadel reinsticht und die viele warme Luft entfleucht, hat Habermas auch keine Ahnung, wie man Putin an den Verhandlungstisch bewegen sollte.
Das fünfhundertfache Postulieren einer etwaigen Verhandlungsbereitschaft löst jedenfalls kein Problem, wenn es fünfhundertmal mit einem "Njet" aus dem Kreml beantwortet wird.
Einzig realistisch wäre die Verstümmelung der Ukraine durch großflächige Landesabgaben an Russland, aber es ist einfach nicht an Herrn Habermas zu beantworten, ob - nicht sein - Land und - nicht seine Kultur - ihm den Freiheitskampf wert sind.
Ich möchte hingegen jedem zugestehen nicht mit seinem Geld und seiner Sicherheit für die Ukraine einstehen zu wollen, auch wenn ich es für extrem kurzsichtig halte. So richtig zuschreiben lassen möchte man schnell zugespitzte "Geiz" und "Feigheit" allerdings offensichtlich nicht und dann entstehen eben lange, inhaltsleere Friedenspostulate.
Kritisch:
Debatte um Verhandlungen im Ukrainekrieg: Habermas unterschlägt die Risiken - taz.de
Jürgen Habermas: Lauter blinde Flecken | ZEIT ONLINE