Tjo, bin gestern mit der kompletten Reihe fertig geworden und wollte kurz ein kleines persönliches Fazit hier reinbringen.
Ich bin was MBotF angeht sehr, sehr zwiegespalten. Ich halte es leider nach wie vor für maximal durchschnittlich gut geschrieben. Damit meine ich meine Wortwahl, Beschreibungen, Charakterzeichnung, sowas eben.
Zu oft wird mit Superlativen um sich geworfen und zu oft will Erikson eine Szene episch/tragisch/rührend machen zu denen der Leser einfach kaum im Vorfeld Bezug bekommt, sodass von alleine Spannung aufgebaut werden könnte. Das kommt einfach sehr grob, unelegant und mit dem Holzhammer rüber und verfehlt in 8 von 10 Fällen seine Wirkung.
Gleiches gilt für die Charaktere. Viele haben vom Konzept her sehr viel Potential was durch Erkisons schlechte Charakterbeschreibungen und fehlende Nachvollziehbarkeit leider immer wieder zunichte gemacht wird. Sehr schade, gerade für mich persönlich, weil mir nachvollziehbare, "echte" Charaktere sehr wichtig sind und wesewgen das Lied in der Hinsicht für mich immernoch das höchste der Gefühle ist.
Man Ich konnte mit keinem einzigen Charakter irgendwie ein Bindung aufbauen, ihn nachvollziehen (Nachvollziehbarkeit ist ,man merkts vermutlich, mein größter Negativpunkt) geschweige denn mich mit ihm identifizieren. Mit keinem!
Am nächsten kam bei mir noch Karsa Orlong, aber auch nur weil Erikson ihm als einzigen Charakter eine gescheite, sorgfältige Vorgeschichte spendiert hat. Das war ein Experiment (hat er selbst in Bezug auf "House of Chans" gesagt) und bleibt in der Reihe einmalig.
Auch neigt Erikson gerne dazu haufenweise unnötige POVs vorzustellen. Wird oft benutzt um eine Szene gewichtiger erscheinen zu lassen. Kommt ebenfalls jedesmal sehr gezwungen rüber.
Charaktere sind in seinem Epos einfach ganz klar Sekundär.
Darüber habe ich mich am Anfang unglaublich geärgert, aber man gewöhnt sich dran und obwohl es mich immernoch stört kann ich mitlerweile gut damit leben.
Alles muss sich hier seiner Weltenschaffung und dem Plot beugen (Egal wie unsinnig die Leute sich verhalten, es it eben notwendig für den Plot)
Hier wären wir dann auch bei der großen Stärke der Reihe angelangt. Erikson hat ein wirklich interessantes und in sich stimmiges Universum erschaffen mit einem wirklich einzigarten Magiesystem, bei dem man bis zum schluss nicht wirklich durchblickt. Cool ist es dennoch auf jeden fall.
Manche wird das vielleicht stören aber mir gefallen seine Interpretationen von typischen Fantasyrassen sehr, sehr gut. (Orks/Jaghut, Hoch- Wald- Dunkelelfen/Tiste-Liosan-Edur-Andii) Aber natürlich auch seine Eigenkreationen wie K'Chain Che'Malle und Forkrul Assail (von denen man leider viel zu wenig zu sehen bekommt )
Ich bewundere auch wie er den Überblick über dieses ungeheuerlich große Werk nie verliert und alles mehr oder weniger seinen Platz hat. Ein paar kleine Ungereimtheiten hier und da gibt es zwar, sind bei so einem Werk aber einfach unvermeidbar und vollkommen ok. Die warscheinlich größte Leistung war dieses Werk stimmig und gut Abzuschließen. Ich bin mit dem Ende wirklich sehr zufrieden. Respekt!
Aber naja, ich bin halt ein Softy und immer für Happy Endings zu haben.
Die Story insgesamt ist gut. Nicht superspitze oder besonders genial, aber gut. Und sobald man sich an Eriksons sehr eigenen Schreib und Erzählstil gewöhnt hat, hat man auch wirklich Spass an dran, weil es sehr viel "Forshadowing" gibt und man über viele mysteriöse Szenen und Auftritte von Personen sehr schön und spassig rätseln kann.
Naja, was bleibt abschließend zu sagen... ist es ein Meisterwerk? Für mich persönlich nicht, in Bezug auf die Weltenschaffung vielleicht schon ja, aber alles zusammen betrachtet... nein. Dafür hat es mir persönlich einfach zu viele Schwächen auf Charakterebene und im Erzählstil.
Dennoch, ich glaube es ist schon ein muss für jeden Fantasyfan. Das Niveau der Reihe ist durchweg konstant, (wo nur Toll the Hounds und Dust of Dreams ein wenig aus der Reihe tanzen, aber nicht sehr) und es ist komplett und würdig abgeschlossen. Ich glaube das allein ist in diesem Genre eine Seltenheit, die es zu würdigen gilt.
Gerade für uns ASoIaF-Fans