8 Rue de l'Humanité
Wem Dany Boon ein Begriff ist und was damit anfangen kann, dem sei auch dieses liebevoll inszenierte Filmchen ans Herz gelegt. Zwar gehört er meines Erachtens eher zu den Schwächeren aus seinem Repertoire (einige Charaktere werden nur sehr oberflächlich in das Handlungskonstrukt eingebunden und kommen nicht wirklich zur Entfaltung, ausserdem hatte ich ständig das Gefühl, dass ein roter Faden und plot-points fehlen), aber eine der Stärken des Films ist sicherlich, dass er versucht einfach ganz nüchtern und frei von Tendenzen mit der Thematik umzugehen und einfach die sehr unterschiedlichen Figuren dabei beobachtet, wie sie mit den neuen Lebensumständen zurecht kommen bzw. damit umgehen. Daraus entstehen durchaus einige sehr witzige und teils klamaukige Situationen, die aber dann doch an den richtigen Stellen mit der notwendigen Ernsthaftigkeit gepaart sind. Am Ende ist das Ganze sicherlich nicht frei von Kitsch und Klischees, aber trotzdem hinterlässt der Film aus meiner Sicht ein behagliches Wärmegefühl voller Hoffnung und scheint gerade für einen gemütlichen Film-Abend zu zweit durchaus geeignet.
Zuletzt gesehener Film
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Ausser dem enttäuschenden Eternals im Kino hab ich mir auch daheim noch etwas leichte Kost zu Gemüte geführt:
Amazon Prime
Booksmart
Das ist eine wirklich ganz sympathische Coming of age Teenie-Komödie, die mich super unterhalten hat, auch wenn sie wirklich sehr glatt gebügelt wirkt. Vielleicht wollte Olivia White aber auch einfach mal zur Abwechslung ein Bild einer Schule zeichnen, in der Rassismus, Diskriminierung und Mobbing nur noch eine sehr untergeordnete (bis gar keine) Rolle spielen und sich die Gesellschaft darüber hinaus entwickelt hat. Ein netter Gedanke. Dei beiden talentierten Haupt-Darstellerinnen sind wunderbar leichtfüssig und authentisch, daher kriegen sie hier noch ein Sonderlob.Disney +
Shang-Chi
Der auf jeden Fall bessere Marvel-Film als Eternals mit einigen unglaublich coolen Martial-Arts Kämpfen, der auf den Spuren von The Raid, House of Flying Daggers und Hero wandelt. Das Dumme ist, dass das der Film nach etwa 2 Dritteln vergisst und dann im brachialen CGI - Massaker absäuft, weshalb ich letztendlich die grösstenteils wohlwollende Stimmung unter Kritikern nicht ganz verstehen kann. Aber auf jeden Fall guckbar.Jungle Cruise
Ein weiteres, absolut familientaugliches (auch für die Kleinen) Filmchen von Disney mit "The Rock" und einer wie immer hinreisenden Emily Blunt. Der Film versucht hauptsächlich Raiders of the lost ark und Fluch der Karibik nach zu ahmen, was ihm mässig gut gelingt. Am Ende ist das aber ein harmloser Familienstreifen, den man sich in der geeigneten Stimmung durchaus mal antun kann.Netflix
Red Notice
Naja, dazu gibt's im Grunde nicht viel zu sagen. Die Haupt-Figuren sind eindimensionale, schablonenhafte Abziehbilder ihrer selbst (bzw. der von ihnen am häufigsten verkörperten Figuren), die Geschichte ist dumm, der Plot könnte unlogischer nicht sein, die Action maximal Mittelmass und es ist mir ein absolutes Rätsel, warum dieser Film 200 Mio Dollar gekostet haben soll (wobei gefühlt ja sicher 100 Mio. schon allein für den Cast und Regie flöten gegangen sind), da er einfach nur billig aussieht.
Am Ende muss ich allerdings trotzdem eingestehen, dass viele Sprüche von Reynolds zünden und die Chemie zwischen ihm und Johnson passt. Und wer bitte sieht Gal Gadot nicht gerne dabei zu wie sie grazil durchs Bild stolzieren und ab und zu ein paar Backpfeifen austeilen kann? (es tut mir wirklich leid, dass ich so oberflächlich bin, im Ernst)
Meine Mama (die so ziemlich jeden Film mit Dwayne Johnson supertoll findet) hatte einen heiden Spass damit und allein sie so lachen zusehen hat auch mir automatisch Freude bereitet. Am Ende stellt sich dann eben doch die Frage, ob der Film damit seinen Zweck erfüllt hat (da es sicher ganz viele Zuschauer gibt, die ihre Lieblingsdarsteller eben genau in dieser Form sehen wollen), auch wenn das Blockbuster-Kino dadurch sicherlich nicht besser wird. -
Moonfall
Coole Idee, sehr schlecht umgesetzt. Leider bekommt Emmerich offenbar nicht mal mehr genug Budget, dass seine Filme zumindest optisch noch eindrucksvoll sind. 2012 ist 10 Jahre alt und sieht meiner Meinung nach besser und plastischer aus. Über Handlungslogik oder wissenschaftlicher Genauigkeit braucht man bei seinen Filmen sowieso nicht diskutieren, aber auch da ist Moonfall noch auf sehr niedrigem Niveau, in etwa auf Augenhöhe mit Independence day 2. Daher nicht wirklich empfehlenswert, wer seinen Filmen generell nicht ganz abgeneigt ist, kann ihn sich in 4K und mit vernünftigem Soundsystem mal antun.The Bad Batch (Netflix-Film von 2016, nicht die Star Wars Serie)
Starker, einprägsamer Anfang. Der Film ist eine Mischung aus ziemlich kranker Romanze (die für mich leider zu keinem Zeitpunkt wirklich greifbar ist, trotz guter Darsteller) und Endzeit-LSD Trip. Man merkt, dass sich die Regiesseurin eher für ihre Bilder als für Handlung, Nachvollziehbarkeit oder Charakterentwicklung interessiert. Auch auf Dialog verzichtet man weitgehend. Darunter leidet die Dramaturgie, weshalb es zeitweise etwas schwer fällt bei der Stange zu bleiben. Nichtsdestotrotz halte ich den Film für eines der gelungeren Netflix-Experimente, aber man muss sich wirklich darauf einlassen können, ansonsten wird man den Film nicht mögen oder gar verfluchen, weshalb für mich die schlechten Bewertungen auf Rotten und imdb auch durchaus nachvollziehbar sind.The Bubble
Da der Film von Judd Apatow ist, einen soliden Cast hat und ich die meissten seiner Komödien eigentlich gerne mag (vor allem Jungfrau 40 und Beim ersten mal), war ich recht optimistisch, als ich den Film auf Netflix entdeckt habe.
Tja, weit gefehlt, ich habe seit Jahren keinen so beschissenen Film mehr gesehen und ich glaube, das ist einer der aller wenigsten, wenn nicht sogar der einzige Film, den ich je (so etwa nach der Hälfte) abgebrochen habe, weil ich ihn schlicht nicht mehr ertragen konnte. Apatow hat offenbar alles verlernt was ihn seiner Zeit ausgezeichnet hat. Diese Satire geht zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise auf, es fehlt jeglicher Biss und Subtilität. Man hat sich vorgenommen Corona-, Filmgeschäft- und Filmgeschäft-während-Corona (also ein ziemlich breites Themenfeld, das einem wirklich genug Möglichkeiten für feingeschliffene humoristische Spitzen eröffnen sollte) auf die Schippe zu nehmen und geht dabei kläglichst unter, indem man sich auf plattesten Fäkalhumor der untersten Schublade beschränkt. Ist es denn wirklich immer noch lustig, wenn Menschen sich gegenseitig in den Mund kotzen? Ganz ganz übler Schund ist das, der aus sämtlichen Filmdatenbanken umgehend gelöscht werden sollte. Widerlich, pfui. Unfassbar, das solcher Rotz auf filmstarts sogar noch mit 3 Sternen bewertet wird. Ich persönlich vergebe 0 von 10 Punkten.Crawl
Das ist eine ganz feine und unterhaltsame Genre-Perle, die trotz begrenzter Mittel mit starken Darstellern und einer tollen Atmosphäre überzeugt. Wer bspw. The Shallows mochte, sollte unbedingt einen Blick riskieren. Tarantino soll ja mal gesagt haben, dass Crawl der beste Film 2019 war- soweit würde ich persönlich zwar nicht gehen, aber ich kann mir vorstellen warum er ihm der Film so gefallen hat. -
The Northman (2022)
Der Film erzählt die Geschichte des Wikingers Amleth, der Rache für den Verrat und Mord seines Vaters sucht. Wer dabei an William Shakespeares Hamlet denken muss, liegt damit nicht ganz verkehrt, da Shakespeares Geschichte in groben Zügen auf der altdänischen Amlethus-Sage basiert. Ob Shakespeare die Sage direkt bekannt war, ist nicht bekannt, aber diese klassische Rachegeschichte ist wahrscheinlich so alt, dass es müßig wäre, darüber zu diskutieren, wer jetzt bei wem abgeschrieben hat. Die Sage wird auch nicht 1 zu 1 wiedergegeben.
Inszeniert wurde der Film von Robert Eggers, der durch seine Horrorfilme The Witch und The Lighthouse Bekanntheit erlangte. Deshalb wäre es auch vermessen, hier eine zweistündige, stumpfe Schlachtplatte zu erwarten, was der Trailer vielleicht mit Alexander Skarsgårds bauchfreien Berserkerauftritt erwarten lassen könnte
Geschlachtet wird natürlich trotzdem, aber der Film ist tatsächlich sehr viel kammerspielhafter angelegt und erzeugt eine düstere Atmosphäre, die sich mit fortschreitenden Verlauf immer weiter verdichtet und die Intensität steigert. Dafür nimmt sich der Film, mit seinen 137 Minuten Länge, auch die nötige Zeit. Das Tempo ist wesentlich gemächlicher, als es in den ansonsten üblichen Filmen der Fall ist. Wer nur noch das MCU kennt, könnte z.B. mit dem niedrigen Tempo etwas überfordert sein.
Dieses ruhigere Tempo zeigt sich auch im Schnitt, was doch sehr angenehm ist. Die bereits erwähnte "Berserker-Szene" aus dem Trailer wartet z.B. mit einer längeren Kamerafahrt auf und ist bei weitem nicht die einzige Stelle, in der man die Kamera länger auf die Darsteller halten konnte.
Musikalisch kann man mit Sicherheit festhalten, dass Einar Selvik (Kopf hinter dem Folk-Projekt Wardruna und u.a. an den Soundtracks von Vikings und Assassin's Creed Valhalla beteiligt) es geschafft hat, festzulegen, wie Wikinger im 21. Jahrhundert zu klingen haben, gewisse Wardruna-Vibes kann man dem Score nicht absprechen. Dabei ist Selvik gar nicht an dem Film beteiligt. Der Sound funktioniert in dieser Geschichte aber auch wunderbar und trägt, mit den vielen Schauplätzen (Irland, Island, Nordirland), seinen Teil zu einer mystisch-düsteren Atmosphäre bei.
Mystik spielt in einem Wikingerfilm natürlich ebenfalls eine Rolle, weshalb es durchaus von Vorteil ist, wenn man weiß, was es mit Odin, Freya, Walküren, sowie den Nornir und ihren Fäden auf sich hat. Dass Eggers mit dieser Mystik gerne spielt und Szenen einstreut, in denen man sich fragt, ob das grade wirklich passiert, dürfte Kenner seiner Filme nicht überraschen. Wem solche Themen eher befremdlich erscheinen, wird mit dem Film wahrscheinlich nicht warm werden.
Darüber hinaus gibt es Stellen, an denen die Charaktere stark berauscht sind und sich deshalb etwas merkwürdig verhalten. Außerdem ist die Ausdrucksweise der Figuren etwas altbacken, wie könnte sie auch anders? Ich weiß, dass es durchaus Menschen gibt, die so etwas irritiert (obwohl die sich wohl selten in ein Forum über eine Fantasy-Romanreihe verirren sollten), weshalb ich das erwähne. Dafür bekommt der Zuschauer aber auch keine ungehobelten Prinzessinnen, die sich nur mit einem "Oh, Sorry" entschuldigen.
Die Besetzung fällt mit Alexander Skarsgård, dessen Bruder Gustav übrigens den Floki in Vikings gespielt hat, Nicole Kidman, Moon Knight-Bösewicht Ethan Hawke, Willem Dafoe und Schachgroßmeisterin Anya Taylor-Joy recht prominent aus. Witzigerweise haben Kidman und Skarsgård mal in Big Little Lies ein Ehepaar gespielt und verkörpern jetzt Mutter und Sohn. Dabei ist Nicole Kidman nur 9 Jahre älter Bei Nicole Kidman habe ich mittlerweile allerdings große Probleme, sie als Charakter in einem Film und nicht als Nicole Kidman zu sehen, weshalb ihre Szenen für mich immer so kleine Immersionsbrecher sind.Meiner Meinung nach ist The Northman ein sehenswerter Film, der seine Geschichte konsequent erzählt, für einige Leute aber auch etwas zu speziell sein dürfte.
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Zwei Päpste
Kein schlecht erzählter Film, der viele dokumentatorische Züge annimmt. Die beiden Hauptdarsteller machen ihre Sache sehr gut und ihr frisches, gut aufgelegtes und nicht mit Humor geizendes Schauspiel sorgt dafür, dass man das ganze Geschehen interessiert verfolgt und ihren Dialogen gebannt lauscht. Man fragt sich bei sowas natürlich ständig, wie viel Wahrheit im Gezeigten steckt und irgendwas hält mich davon ab, es einfach nach zu googeln.The Irish man
Endlich nachgeholt. Im Nachgang muss ich sagen, dass meine Skepsis unbegründet war, denn der finale Scorsese Mobster-Abgesang hat mir wirklich gut gefallen. Ich glaube es war Maegwin, die mal gesagt hat, dass sie die künstliche Verjüngung der Figuren ständig rausgezogen hat- ich persönlich muss sagen, dass ich damit eigentlich keine grossen Probleme hatte. Ehrlich gesagt, fand ich es sogar ziemlich beeindruckend, was ILM da gelungen ist. Bis auf das Zuweilen unnatürliche Funkeln in De Niros Augen, fand ich Make Up und CGI eigentlich ganz fantastisch, und ich würde sogar fast behaupten, dass auch das Funkeln in Franks Augen genau so beabsichtigt war. Der Film ist sehr ruhig erzählt, setzt hauptsächlich auf gut geschriebene Dialoge und das Talent der zweifellos ziemlich opulenten Darstellerriege. Kamera und Setting sind absolut punktgenau. Es war wirklich schön, all die alten Hasen nochmal gemeinsam in einem Film zu sehen- einer Hollywood-Legende zu Folge soll Scorsese Joey Pesci die Rolle ja nahezu 50 mal angeboten haben, bis dieser endlich dazu bereit war aus seinem Ruhestand zurück zu kehren. Was das Pacing anbelangt, erinnert der Film eher an den Paten, trotz der vielen Referenzen an Goodfellas und Casino. Frank ist eine wirklich faszinierende, stoische Figur, deren emotionales Befinden man stets und bis zum Schluss nur schwer einschätzen kann.
The Power of the Dog
Aus meiner Sicht ein typischer Oscar bait. Auch wenn ich die darstellerische Leistung aller Beteiligten sehr schätze, war der Film für mich irgendwie zu zähflüssig und ereignislos. Ich denke man hätte sich durchaus bis zu 20 Minuten sparen können. Trotzdem gibt es viele schöne und subersive Bilder, was neben den Dartsellern die grosse Stärke des Films ist.Three Bilboards Outside Ebbing, Missourri
Der mit Abstand stärkste von den genannten. Die mittlerweile mit 3 Oscars ausgezeichnete Francis Mcdormand ist nach wie vor eine der fantastischsten Schauspielerinnen die es gibt, freue mich schon auf Nomadland, den ich vorhabe in den nächsten Tagen nachzuholen. An dieser Stelle sei auch nochmal allen, die Fargo nur als Netflix-Serie kennen, das filmische Original von 1997 ans Herz gelegt.
Sam Rockwells Auszeichnung für diesen Film ist meiner Meinung nach ebenfalls hochverdient und Woody Harrelson darf mal wieder was anderes spielen als den sprücheklopfenden Zyniker, sehr schön. Ich habe selten einen Film gesehen, der ein so erschütterndes und grausames Thema behandelt und es dabei trotzdem schafft, immer wieder den Gemütszustand des Zuschauers aufzulockern und durchaus für den ein oder anderen Lacher zu sorgen. Ausserdem ist eine der grossen Stärken des Drehbuchs die Unvorhersehbarkeit der Ereignisse, die, so skurril sie auch manchmal sein mögen, trotzdem zu keinem Zeitpunkt unglaubhaft wirken. Ist jetzt meckern auf hohem Niveau, aber es gibt eine einzige Szene, die es meiner Meinung nach nicht gebraucht hätte- und das ist jene Rückblende, in der man der Tochter doch noch ein Gesicht gibt (ansonsten erfährt man alles von ihr nur aus Dialogen). Hier schränkt man aus meiner Sicht lediglich die Imaginationskraft des Zuschauers bewusst ein um ihn zu schonen, da er bis zu diesem Zeitpunkt gezwungen ist, der Tochter selbst ein Gesicht zu geben. So oder so ist das ein ganz ganz toller Film und es fällt allein von der Prämisse her recht schwer zu glauben, dass der als bester Film ausgezeichnete The Shape of Water noch besser sein soll, aber davon werde ich mich ebenfalls noch in nächster Zeit überzeugen. -
The Northman endlich nachgeholt.
Britghroar hat ja schon viel dazu gesagt was ich alles zutreffend finde, obwohl ich den Film jetzt nicht gerade "kammerspielartig" nennen würde, dafür eröffnet sich ein zu breites Feld an unterschiedlichen Set-Designs und Figuren, gepaart mit sehr vielen wunderbaren Landschaftsaufnahmen. Trotzdem kann ich mir einigermassen vorstellen, was damit gemeint war.
Ich würde noch ergänzen, dass der 4-minütige Berserker-Oneshot schlicht der grösste seiner Art ist. Bisher war für mich der Spitzenreiter immer die Plansequenz aus Magnolia, aber sowas habe ich in dieser Präzision und Ausführung noch nie gesehen. Das ist vor allem deshalb so beeindruckend, weil so viel gleichzeitig eingefangen wird und die Kamera einfach mal so nebenbei an einem mehrere Meter hohen Schutzwall entlang, drüber, auf der anderen Seite wieder runter und dann durch das anschliessende Gemetzel im Dorf fährt. Man kann sich kaum ausmalen, mit welcher manischen Obsession und Akribik so etwas von allen Beteiligten vorbereitet sein muss. Hab im Nachgang gegoogelt, dass die Szene anscheinend insgesamt 25 mal aufgenommen wurde bis Egger zufrieden war.
Die Handlung selbst ist erwartungsgemäss hauchdünn und die Dialoge aus meiner Sicht leider manchmal etwas zu platt und pathetisch geraten (wobei ich aber ehrlich gesagt auch ab und an etwas Verständnisprobleme hatte, alle sprachen English mit nem ziemlich fiesen nordischen Akzent). Der ganze Rest hat mich ziemlich begeistert. Ich mochte vor allem die Art und Weise, wie Egger die mythischen und fantastischen Elemente so mit der Realität verschmelzen lässt, dass sie als selbstverständlich wahrgenommen und einen Eindruck davon zu geben versuchen, wie tief verankert der Aberglaube in jener Zeit gewesen sein muss.
Shout out auch noch an Alexander Skarsgard, seine physische Präsenz ist einfach nur brachial, nicht nur wegen seiner bis zum geht nicht mehr gestählten Statur (was für ein geistesgestörter Stiernacken), sondern vor allem auch wegen seiner Gestik und Mimik. Generell fand ich alle Schauspielleistungen, insbesondere auch der Statisten richtig stark, tlw. spielen und brüllen sich die Leute sprichwörtlich die Seele aus dem Leib.
Leider blieb der erhoffte Erfolg aus, was vor allem daran liegen mag, dass der Spagat zwischen Arthouse und Mainstream einfach sehr sehr schwierig umzusetzen ist. Für das Actionpublikum ist die angesprochene Berserker-Szene gleich zu Beginn des Films leider schon der Höhepunkt, danach gibt es in dieser Hinsicht nicht mehr viel zu bewundern. Und für das Arthouse-Publikum ist der Film dann doch wieder an einigen Stellen etwas zu mainstreamig. Google sagt auch, dass Egger sich sehr viele Mühe gegeben hat, alles historisch akkurat umzusetzen (von den Kostümen über die Schiffe und generell das Set Design), da würde ich gern auch irgendwann mal die Meinung von den Experten (Maegwin, Dreenan etc.) dazu hören.
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Ich war vor kurzem zweimal im Kino und habe mir die volle Multiversums-Dröhnung gegeben: "Dr. Strange in the Multiverse of Madness" und "Everything Everywhere All at Once".
Zweiterer war da für mich mit Abstand der überlegene Film.
Dr. Strange in the Multiverse of Madness:
Marvel-Filme haben für mich generell den Status einens Zeitvertreibs wenn ich gerade nichts besseres zu tun/schauen habe und so in der Art war es auch diesmal. Wir wollten gerne ins Kino und das war worauf wir uns einigen konnten. Visuell gut produziert sind diese Streifen ja meist und da wurde ich hier auch nicht enttäuscht. Emotional werde ich aber immer nicht so wirklich abgeholt und dabei stand hier sogar Wanda recht stark im Mittelpunkt, die ich noch mit am interessantesten finde.
Ich war von einigen Dingen überrascht, habe mir aber später sagen lassen, dass bei Konsum der "What If"- Serie wohl alles doch recht vorhersehbar war.
Generell war es etwas brutaler als gewohnt, was wohl aber viel damit zu tun hatte, dass es eben viele Paralleluniversen-Doppelgänger gab, die entbehrlich waren ohne die Haupt-Timeline zu beeinflussen.
Insgesamt nichts Besonderes.
"Everything Everywhere All at Once":
Diesen Film wollte ich aktiv sehen, ich hatte viel Gutes gehört und fand den Trailer auch sehr interessant (wobei ich Trailer meist nie vollständig schaue, da oft am Ende sehr viel gespoilert wird).
Ich habe wahrscheinlich noch nie im Kino so viel so laut gelacht und gleichzeitig auch ab und zu eine Träne vergossen. Den meisten anderen Kinogängern ging es ähnlich. Es war einfach ein unglaublich guter Film, kann ich nur wärmstens empfehlen. Das einzig irritierende für mich war die recht ungewöhnliche Strukturierung, da habe ich ziemlich das Gespür dafür verloren, in welchem Abschnitt des Films (Anfang, Mitte, Schluss) ich mich befand und habe doch ab und zu mal auf die Uhr geschaut und mich gefragt, wie lange der Film wohl noch geht. Ursache kann aber auch die späte Stunde des Kinobesuchs gepaart mit der viel zu frühen Weckereinstellung gewesen sein.
Der Hinweis "Einige flackernde Lichtsequenzen oder - effekte können negative Auswirkungen auf lichtempfindliche Zuschauer haben" hätte dem Film auch ganz gut getan (vielleicht hab ich den Hinweis aber auch nur verpasst).
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Everything Everywhere All at Once wollte ich mir auch unbedingt ansehen, leider wurde er in keinem Kino in meiner näheren Umgebung gezeigt...
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Da kann ich mich wirklich glücklich schätzen, mit dem Li.Wu. (Lichtspieltheater Wundervoll) hat Rostock ein tolles unabhängiges Kino mit sehr schöner Programmauswahl. Ich habe dort tatsächlich noch nie einen "schlechten" Film gesehen.
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Trotzdem kann ich mir einigermassen vorstellen, was damit gemeint war.
Bezog sich natürlich auf den Trailer
Top Gun: Maverick
Ich kann absolut verstehen, warum Tom Cruise den Film zurückhalten wollte, bis die Kinos wieder öffnen. Top Gun: Maverick ist ein sehr bild- und soundgewaltiger Film, der einfach für das Kino gemacht wurde. Es macht einfach Spaß, wenn die Triebwerke starten und der Sound einen in den Sitz drückt.
Dazu kommt, dass mit vielen praktischen Effekten gearbeitet wurde. Kameras wurden an und in echten F-18 angebracht und die Darsteller mussten im Vorfeld Flugstunden nehmen, damit sie glaubhafte Cockpit-Szenen in eben diesen Kampfflugzeugen abliefern konnten. Gemixt mit Trainingsflügen richtiger Navy-Piloten vor echten Kulissen, ergibt das ein Gesamtbild, das auch in 20 Jahren noch gut aussehen und im Verlauf des Jahres noch einige Preise holen sollte.
Die Handlung ist dabei eher zweckmäßig und wird vermutlich keine Preise holen.
Pete Maverick Mitchell wird von seinem, mittlerweile zum Admiral beförderten, ehemaligen Rivalen Tom Iceman Kazanski zu Top Gun zurückgeholt, um eine neue Generation Piloten für eine komplizierte Mission in einem namentlich nicht genannten Schurkenstaat (ich will ja nicht sagen, es ist Russland, aber es ist Russland! :D) vorzubereiten. Dabei muss er aus den jungen Piloten ein Team formen und sich außerdem seiner Vergangenheit stellen, denn einer der Piloten ist Bradley Rooster Bradshaw, Sohn von Mavericks ehemaligen Wingman Nick Goose Bradshaw, welcher im ersten Top Gun bei einem Trainingsflug ums Leben gekommen ist.
Wie nicht anders zu erwarten, wenn eine Filmcrew diese Maschinen benutzen und auf Flugzeugträgern drehen darf, hatte das US-Militär natürlich wieder viel Einfluss auf den Film. Eine kritische Auseinandersetzung mit diesem oder seinen Operationen braucht man also nicht erwarten und es ist auch fraglich, wie passend das wäre.
Der Film ist reinstes Popcorn-Kino mit toller Action und in der Kategorie überzeugt er auch.
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Es ist Iran, nicht Russland
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Eigentlich wollten die Macher den Schurkenstaat ja sehr vage halten, um den Kinostart möglichst weltweit durchzubekommen (was in China wunderbar nicht funktioniert hat), aber wenn ich einen Mil Mi-24 sehe, denke ich sofort an Russland
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Alleine schon die Tomcat weisen auf Iran - außer denen nutzt die niemand mehr. Das Setting, der Auftrag - das deutet auch voll Richtung Iran.
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Sehe ich anders. Die klare Nennung von Next Gen Jägern der 5.Generation weist nur auf 2 Optionen hin.
Russland oder China.
Und in Anbetracht der Spannungen USA - China zu Drehzeiten sehe ich hier China leicht vorn.
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Die Jäger der nächsten Generation schließen tatsächlich einen Großteil der Staaten aus. China sollte aber auch nicht in der Verlosung sein, weil mit Tencent bis 2019 ein chinesisches Unternehmen an der Produktion beteiligt war und Hollywood gerne versucht, den chinesischen Kinomarkt mitzunehmen. Für die Trailer wurden sogar Patches der Flaggen Japans und Taiwans digital von Mavericks Jacke entfernt, um den großen Markt in Fernost nicht zu gefährden.
Und China hat den alten Mi-24 nicht im Dienst
Man wollte unspezifisch bleiben, aber am Ende bleiben nur eine Hand voll Staaten, die in Frage kommen könnten und noch weniger, die als Gegenspieler der USA überhaupt Sinn machen.
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Man hat sich bei Maverick ganz bewusst einen Gegner am Reißbrett selbst zusammengebaut, wo man nicht unbedingt das reale Äquivalent suchen muss, da es das so einfach nicht gibt.
Die ganze Mission ist ja so konstruiert, damit man die alten F18 nutzen konnte, da man zum drehen einen Zweisitzer brauchte ect.
Ich würde auch wetten, es gibt intelligente Drohen, die auch ohne GPS das Ziel anhand von vorgespeicherten Geländedaten, oder halt direkt gesteuert finden und zerstören könnten.
Da sollte man insgesamt nicht so lange darauf rumdenken, ich fand den Film auch Klasse und hab nicht gedacht, dass Cruise mich 2022 mit sowas nochmal begeistern kann.
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Dr. Strange in the Multiverse of Madness
Die ersten 40 Minuten fand ich gelungen, danach verflüchtigt sich die anfänglich düstere und vielversprechende Atmosphäre und weicht einer viel zu beliebigen und spannungsarmen Handlung. Vor allem vom titelgebenden Multiversum ist nur sehr, sehr wenig zu spüren, hier hätte ich mir mehr Mut und Abwechslung gewünscht. Dr. Strange darf leider viel zu wenig coole Sachen machen und Wandas anfänglich diabolisches Auftreten wirkt immer weniger glaubhaft, bis sie zur absolut vorhersehbaren Selbsterkenntnis gelangt, dass sie eigentlich doch nicht so böse und verrückt ist. Ausserdem schien mir der Film den Zweck verfolgt zu haben, auf Biegen und Brechen ein paar längst vergessene Figuren (oder solche aus anderen Teilen des Marvel Universums) auf die Matte zu bringen, ohne ihnen so wirklich eine vernünftige Aufgabe zu geben. Rachel McAdams ist toll, Cumberbatch wie immer solide, Fanliebling Wong ist auch mit am Start und Bruce Campbell hat einen grandiosen Cameo Auftritt, ACHTUNG SPOILER
wo er sich mit seiner verzauberten Hand selbst in die Fresse hauen darf, höhö.
Danke dafür Sam Raimi, aber insgesamt ging das schon viel viel besser. Ein mittelmässiger Marvel-Film und einer der schlechtesten Raimi-Filme. In Punkten so irgendwas zwischen 5 und 6.
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Danke, passt. Für uns war es viel zu viel FX und zu wenig Dynamik.
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The Gray Man
Die Russo-Brüder lassen in diesem Action-Thriller Ryan Gosling und Chris Evans aufeinander los und verpulvern nebenbei noch 200 Millionen Dollar Netflix-Budget.
Der Film handelt von einem Agenten, Deckname "Sierra Six" (Gosling), der auf eine Verschwörung innerhalb der CIA stößt und deshalb ins Fadenkreuz seines Arbeigebers gerät. Da Six zu den Besten seines Fachs gehört, setzt die CIA den ehemaligen CIA- und jetzigen Privat-Agenten Lloyd Hansen (Evans) auf ihn an, da Hansen sich nicht an die strengen Regularien der CIA halten muss und nach seinen eigenen Regeln spielen kann. Ja, diese CIA ist gemeint.
Den Film würde ich als so ein bisschen "James Bond", "John Wick" und "Jason Bourne" mit einer Prise "Phantom Commando" umschreiben, nur schafft es "The Gray Man" erfolgreich alle Stärken seiner Vorbilder zu umschiffen und sich in Klischees zu verlieren.
Dabei ist der Film auch handwerklich nicht überzeugend. So gibt es einerseits hektisch geschnittene Action und andererseits Szenen, in denen man erahnen kann, dass das nicht unbedingt notwendig gewesen wäre.
An anderer Stelle fällt das CGI sehr stark auf und man fragt sich sowieso durchgehend, wo denn jetzt die 200 Millionen stecken sollen?
Dazu kommt dann noch ein merkwürdiges Pacing, in dem sich die Figuren mit einer Geschwindigkeit um den Erdball bewegen, die jedem gefallen dürfte, dem Littlefinger in GoT zu lahmarschig war.
Spannung will leider auch nicht wirklich aufkommen, da schnell klar wird, dass Six seinem Kontrahenten Hansen deutlich überlegen ist. Ich habe vorher auch noch nie einen Charakter in einem Film gesehen, der vor Folter nicht zurückschreckt und dabei so harmlos wirkt.
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Prey
Die grundsätzlich eher wohlwollenden Worte und Kritiken zu diesem Film sind mir ein Rätsel. Vielleicht habe ich mich aber auch einfach zu lange darauf gefreut.
Angesichts der Tatsache, dass man sich die grobe Rahmenhandlung (Predator battlet sich mit amerikanischer Ureinwohnerin) ja fast schon vom Filmposter ableiten kann, ist es wirklich erschütternd, wie wenig dieser Film dann tatsächlich zu erzählen hat.
Erst mal passiert ca. 60 Minuten lang gar nichts (ausser ein paar Jagdszenen mit CGI-Tieren aus der Hölle) und dann kommt auch schon fast der Endkampf, der nicht nur unkreativ und langweilig war, sondern dabei auch noch nicht mal sonderlich gut aussah. Man hat das Gefühl, dass der Predator (random mal sichtbar, mal unsichtbar) einfach nur ziel und planlos umherspringt, ohne nur ansatzweise etwas von der Bedrohlichkeit aufzubauen, die ihn ursprünglich so furchterregend gemacht hat. Die FSK 18 hätte man sich aus meiner Sicht ebenfalls sparen können, da die Kamera in den Tötungsszenen immer shaky ist und nie wirklich viel zeigt oder ganz wegblendet.
Bedenkt man, dass im Original eine Gruppe von elitärsten, muskelbepackten Soldaten, bewaffnet bis an die Zähne im Grunde chancenlos gegen den Predator war, fällt es hier eh schon schwer mit der Prämisse umzugehen, dass ein Mädchen mit Pfeil und Bogen gegen den Predator antreten soll. Trotzdem fand ich diese Ausgangslage zunächst nicht uninteressant, weil ich darauf gehofft habe, dass die Macher sich coole Dinge einfallen lassen, um sie als smarte Ausnahmekämpferin zu etablieren, die mit allen Wassern gewaschen ist und krasse Sachen abzieht um die ihr deutlich besser bekannte Umgebung im Kampf gegen den Predator zu ihrem Vorteil zu nutzen. Vielleicht hatte der Film sogar sowas im Sinn, aber zumindest für mich war es nicht erkennbar, es bleibt alles nur Behauptung und dann ist das Spiel auch schon vorbei.
Sehr schade, Potential war da und ich finde sogar, dass die Hauptdarstellerin einen soliden Job gemacht hat. Es gibt eine erwähnenswerte Action-Szene, wo die Choreografie aus der Hand in einem Shot abgefilmt ist, bezeichnenderweise kämpft da allerdings Mensch gegen Mensch. Ausserdem rechne ich dem Film noch an, dass so wie es aussieht, recht viel in freier Natur gefilmt wurde, es gibt ein paar schöne Aufnahmen.
Ich fand R. Rodriguez Predators einfallsreicher und selbst Shane Blacks Versuch lustiger. Trotzdem kommt nach wie vor nichts in die Nähe der ersten beiden Filme. Ich vergebe 5 von 10 Mini-Predators
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