Der "Ich weiß nicht genau wie ich ihn nennen soll" Thread

  • Ich kannte den User nicht, weder hier im Forum, und auch nicht im RL.
    An seine Angehörigen und Freunde: ehrlich gemeintes Beileid.

    It`s not easy to be a birdplane.


    Ich muss meine Reaktionen haben dürfen!

  • Ich habe gerade die Probe aufs Exempel gemacht.


    Thema von GoT auf youtube angehört - und wieder zum Schluchzen begonnen.
    Na, das kann ja was werden beim Begräbnis nächste Woche...


    Viele, die da auftauchen werden, sind durch ihn erst angefixt worden. Vor allem auch für die Bücher.
    Unvergesslich, als ein paar Nur-Serien-Seher meinten, bei der ersten oder zweiten Staffel: Ja, Robb, der wird die Hauptfigur der Serie - aber warum lachen die gerade so?


    Und so werde ich bei der Beerdigung weinen, aber manchmal auch lachen.


    Ich bin es nicht gewohnt, Leute auf den Friedhof zu geleiten, die soviel jünger sind als ich. Aber ein paar Mit-Nerds werden dann nach der Beerdigung sicher ein bissi eine ASOIAF-Session machen. ;)

    [b] Sorry, no dragons in Winterfell!


    Hodor I. Targaryen wählte nach seiner Inthronisierung das neue Motto seines Hauses aus: "Hodor"!

  • Meine True Crime Serie der letzten Wochen war Niemann vs. Carlsen.

    Es war völlig unverständlich für mich was für Niemann sprechen soll, außer recht vielen lauten Twitch-Fanboys.

    Carlsen hat nichts mehr zu gewinnen oder zu verlieren und es war aus meiner Sicht klar, dass er "einen für das Team nimmt" weil sich Niemanns Betrug im Grunde nicht nachweisen lässt. Ich denke mit dem Report ist die Sache allerdings nun so klar, wie sie überhaupt nur werden kann.

    I have been despised by better men than you.

  • Meine True Crime Serie der letzten Wochen war Niemann vs. Carlsen.

    Es war völlig unverständlich für mich was für Niemann sprechen soll, außer recht vielen lauten Twitch-Fanboys.

    Carlsen hat nichts mehr zu gewinnen oder zu verlieren und es war aus meiner Sicht klar, dass er "einen für das Team nimmt" weil sich Niemanns Betrug im Grunde nicht nachweisen lässt. Ich denke mit dem Report ist die Sache allerdings nun so klar, wie sie überhaupt nur werden kann.

    Als mäßig begabter Schachspieler hatte ich mich beim Aufkommen der Geschichte kurz damit beschäftigt, sie dann aber wieder aus den Augen verloren, weil alles so verworren wirkte. Auf der einen Seite hatte Carlsen noch nie einfach ein Turnier verlassen und Niemann sich bereits zuvor des Betrugs schuldig gemacht, andererseits hatte Carlsen (entgegen anderslautender Behauptungen) eine solche Eröffnung tatsächlich schon zuvor gespielt und soll in der Partie gegen Niemann laut Computer unter seinen Möglichkeiten gespielt haben, während Niemann selber auch nur bedingt die besten Züge gespielt habe. Wenn es da jetzt Neuigkeiten gibt, schaue ich mir die gleich mal an.

    Thesen, warum hier nichts los ist: a) House of the Dragon ist eher mittelmäßig b) Die Milch wird im Forum sauer, zu viel Elitarismus c) Tja.

    d) Die meisten Menschen brauchen kein Forum zur Verarbeitung einer schwierigen Nacht.

    e) Zimtschnecken

    "You're going to fight that?"
    "I'm going to kill that."

  • Meine True Crime Serie der letzten Wochen war Niemann vs. Carlsen.

    Es war völlig unverständlich für mich was für Niemann sprechen soll, außer recht vielen lauten Twitch-Fanboys.

    Carlsen hat nichts mehr zu gewinnen oder zu verlieren und es war aus meiner Sicht klar, dass er "einen für das Team nimmt" weil sich Niemanns Betrug im Grunde nicht nachweisen lässt. Ich denke mit dem Report ist die Sache allerdings nun so klar, wie sie überhaupt nur werden kann.

    Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, wie man bei einem Schachturnier betrügt. Jetzt weiß ich darüber mehr, als ich eigentlich wollte. :crazy:

  • Weil hier kürzlich das Thema True Crime aufkam: Es gibt da so einen Deutschen namens Jens Söring, der in den 80ern in den USA die Eltern seiner Freundin ermordet haben soll, die Tat auch vier Jahre lang gestand, das Geständnis in seinem Prozess widerrief, aber doch verurteilt wurde und vor ein paar Jahren auf Bewährung entlassen und nach Deutschland abgeschoben wurde. Eigentlich interessiere ich mich nicht sonderlich für True Crime, aber ich finde Medienkritik ganz interessant (im Idealfall von kompetenten Journalisten und weniger von gekränkten Selbstdarstellern). Schon während seines Gefängnisaufenthalts hat sich Söring einen Unterstützerkreis aufgebaut, der seinen Fall öffentlich bekannt machen und für seine Unschuld trommeln sollte. In den USA waren darunter Leute wie John Grisham. In den deutschen Medien wurde der Fall schließlich ebenfalls prominent aufgegriffen, Kerner hat ihn im Gefängnis besucht, und insbesondere eine Journalistin der SZ äußerte in mehreren Artikeln Zweifel an Sörings Schuld. Zusammen mit einem Kollegen drehte sie außerdem einen Dokumentarfilm, der weitere Journalisten zu Zweifeln an der Schuld des Verurteilten veranlasste. Seit Söring entlassen ist, tingelt er durch deutsche Talkshows, lässt sich von Leuten wie Lanz und Precht sein unglaubliches Leben bescheinigen und verbreitet dort sein Narrativ. Wie er bereits im Gefängnis geplant hat, versucht er, eine Medienkarriere aufzubauen. Es soll auch eine Netflixserie kommen, an der besagte SZ-Journalistin mitarbeitet und bei der Söring exklusiven Zugang gewährt. Das Problem an der ganzen Sache ist nur: Bei näherer Betrachtung verwickelt sich Söring hinsichtlich der Tatumstände in gewaltige Widersprüche und ist in meinen Augen guilty as fuck. Der achtteilige Podcast Das System Söring betrachtet den Fall, Sörings Umfeld sowie die mediale Darstellung. Für mich eine Lehrstunde für den Umgang mit Fällen, in denen mehr oder weniger charismatische Verbrecher mithilfe der Medien recht ungestört ihr Narrativ verbreiten können, weil einige Journalisten emotional involviert sind und andere ihren Job nicht machen.

    "You're going to fight that?"
    "I'm going to kill that."

  • Passt auch in die True Crime Ecke.

    Vor ein paar Tagen habe ich einen Podcast gehört, der mich immer noch nicht so richtig loslässt. Die Geschichte ist so grausam und frustrierend, dass ich fast 2 Stunden lang Tränen vor Wut in den Augen hatte.

    Ich habe mich nie viel mit Indien beschäftigt. Natürlich wusste ich vom Kasten-System und der damit verbundenen Ungerechtigkeit. Aber ich muss zugeben, dass mein Wissen um das Land nicht viel über den unsäglichen Slumdog Millionaire und ein paar weitere bekanntere Filme hinausgeht. Die unfassbare Grausamkeit dieses Systems war mir blauäugigerweise nie so richtig bewusst. In dem Podcast geht es um Phoolan Devi, auch bekannt als "Banditenkönigin". Mehr möchte ich gar nicht dazu sagen und einfach mal den Podcast verlinken. Warum sprechen eigentlich alle immer nur von Ghandi?

    Ich finde dass die Geschichte dieser Frau jeder Mensch auf dem Planeten hören sollte. Scheiss auf Ghandi.


    Die Blutrache der Banditenkönigin

    ich bin der singende, tanzende Abschaum der welt.

  • Ich werde den Podcast skippen, fürchte ich. Nach einer Doku über Nordkorea, habe ich eine gute Woche emotionale Abklingzeit gebraucht. Überhaupt kommt es mir manchmal vor, als würde die Auseinandersetzung mit der Menschenrechtslage, insbesondere der von Frauen, außerhalb unserer "heilen westlichen Welt" (mit all ihren Problemen) "Choose your own trauma" gleichen.

    Ich weiß, dass sich die Lage bisweilen bessert, aber ich habe ein akutes 1 Schritt vor, 5 zurück-Gefühl. Der Iran war früher ein liberales Vorzeigeland. Im touristisch und wirtschaftlich verhältnismäßig gut an den Westen angebundenen Ägypten sind 90% der Frauen genitalverstümmelt. Davon, dass die Menschenrechtslage so schlecht ist, wie seit Jahrzehnten nicht mehr, mal ganz abgesehen.


    Was True Crime betrifft, unpopular opinion:


    Sofern es sich nicht um eine dokumentarische Sendung in öffentlich-rechtlicher Hand handelt, würde ich einen 50jährigen Bann ab dem Ereignis einführen, Echtnahmen zu verwenden.

    Innerhalb dieser Zeitspanne müsste Netflix dann eben mit einem "Piff Lahmer, basierend auf dem Fall von Jeff Dahmer" ins Feld ziehen. Dann dürfte auch dem honkigsten Zuschauer bewusst sein, dass es sich um eine Dramaserie handelt, die auch den Gesetzen eines Dramas folgt.

    Sollte das für den ein oder anderen Zuschauer für einen Einbruch des Nervenkitzels sorgen (oder bessergesagt Zuschauerin, True Crime scheint mit 70% Zuschaueranteil eher ein Frauending zu sein) - gut.

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  • Ich weiß, dass sich die Lage bisweilen bessert, aber ich habe ein akutes 1 Schritt vor, 5 zurück-Gefühl. Der Iran war früher ein liberales Vorzeigeland. Im touristisch und wirtschaftlich verhältnismäßig gut an den Westen angebundenen Ägypten sind 90% der Frauen genitalverstümmelt. Davon, dass die Menschenrechtslage so schlecht ist, wie seit Jahrzehnten nicht mehr, mal ganz abgesehen.

    Der Ursprung der Entwicklungen hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Lage eben doch nicht so liberal und vorzeigbar war, wie man sich das hier aus Europa oder mal für vierzehn Tage als Pauschaltourist am Strand verklärt.

  • Ich bin ratlos. Ich bin einmal die Woche als Übungsleiter bei einer kleinen Lauftruppe, der sich vor etwa zwei Jahren auch eine jugendliche Person angeschlossen hat, die biologisch weiblich ist und sich aber offenbar schon seit Ewigkeiten männlich fühlt. Es war von Beginn an recht offensichtlich, dass die Person, die sich nach einiger bei uns Zeit outete und seitdem mit einem männlichen Vornamen angesprochen wird, einfach Anschluss suchte, und ich habe mich ein bisschen als Zuhörer einspannen lassen. Das ging dann schnell in die abgründigen Themen von Diskriminierung, Missbrauch sowie familiären und schulischen Schwierigkeiten bis hin zu selbstverletzendem Verhalten und Suizidgedanken. Schließlich bekam ich auch noch ein Liebesgeständnis von ihm mir gegenüber oben drauf, das ziemlich sicher mehr mit der puren Dankbarkeit fürs Zuhören als irgendetwas sonst zu tun hatte. Ich hatte recht schnell darauf hingewiesen, dass ich gerne mal nach dem Training ein offenes Ohr habe und im Rahmen meiner Möglichkeiten einen klugen Ratschlag erteile, dass ich aber auf diesen ganzen Gebieten nicht professionell agieren kann und er sich bitte an adäquate Einrichtungen wenden soll. Habe ihm dabei auch Namen, Adressen und Nummern gegeben, die ich so auf dem Schirm hatte. Dem Liebesgeständnis habe ich schnell einen Riegel vorgeschoben und ihm klargemacht, dass er mich bitte in einer lehrerähnlichen Funktion sehen soll, wurde auch so akzeptiert. Er neigt dazu, Leute mit Nachrichten und Anrufen zu bombardieren, weshalb ich meine Handynummer nie rausgegeben habe, er hat aber meine Mail-Adresse. Da erhielt ich irgendwann eine Mail, die extrem nach Abschiedsbrief klang und in der auch Suizid thematisiert wurde. Habe zurückgeschrieben, er möge mir umgehend versichern, dass er das nicht macht, weil ich ansonsten den Notruf wählen werde. Antwort war dann: Bitte nicht, alles nicht so gemeint. Habe noch einmal auf die Hilfsangebote hingewiesen. In den ganzen Monaten sind so ein paar Steine ins Rollen gekommen, er hatte mit Beratungsstellen zu tun, hat eine Therapie begonnen (die leider nicht so wirklich auf seine Bedürfnisse abgestimmt zu sein scheint), hat sich sportlich verbessert. Aber in den letzten Wochen kommen wieder vermehrt Signale, wie schlecht es ihm ginge sowie Zunahme von selbstverletzendem Verhalten und Suizidgedanken. Und ich merke zunehmend, wie mich das überfordert. Formal betrachtet bin ich einfach nur sein Übungsleiter, und ich habe kein Interesse daran, außerhalb dieses zeitlichen Rahmens eine Beziehung mit ihm zu führen (gab schon so Anfragen wie Begleitung zur Therapiestunde oder sonst was). Ich kann aber auch nicht einfach wegschauen und die Gefahr eingehen, dass sonst was passiert, wenn er mich mit diesen Aspekten adressiert. Was ich von seinen Eltern mitbekommen habe, ist das auf deren Seite eine Mischung aus Überforderung und Ignoranz, und er bemüht sich um eine möglichst große Abgrenzung von diesen. Habe eben gelesen, dass er mir am Wochenende eine Mail geschrieben hat, in der er wieder betont, wie sehr sich sein emotionaler Zustand in letzter Zeit verschlechtert habe. Das kann so ja nicht weitergehen. Ich kann nicht die Verantwortung für diesen Menschen tragen, weiß aber auch nicht, wie ich weiter vorgehen soll. Irgendjemand von euch Erfahrungen mit so etwas?

    "You're going to fight that?"
    "I'm going to kill that."

  • Ich bin ratlos. Ich bin einmal die Woche als Übungsleiter bei einer kleinen Lauftruppe, der sich vor etwa zwei Jahren auch eine jugendliche Person angeschlossen hat, die biologisch weiblich ist und sich aber offenbar schon seit Ewigkeiten männlich fühlt. Es war von Beginn an recht offensichtlich, dass die Person, die sich nach einiger bei uns Zeit outete und seitdem mit einem männlichen Vornamen angesprochen wird, einfach Anschluss suchte, und ich habe mich ein bisschen als Zuhörer einspannen lassen. Das ging dann schnell in die abgründigen Themen von Diskriminierung, Missbrauch sowie familiären und schulischen Schwierigkeiten bis hin zu selbstverletzendem Verhalten und Suizidgedanken. Schließlich bekam ich auch noch ein Liebesgeständnis von ihm mir gegenüber oben drauf, das ziemlich sicher mehr mit der puren Dankbarkeit fürs Zuhören als irgendetwas sonst zu tun hatte. Ich hatte recht schnell darauf hingewiesen, dass ich gerne mal nach dem Training ein offenes Ohr habe und im Rahmen meiner Möglichkeiten einen klugen Ratschlag erteile, dass ich aber auf diesen ganzen Gebieten nicht professionell agieren kann und er sich bitte an adäquate Einrichtungen wenden soll. Habe ihm dabei auch Namen, Adressen und Nummern gegeben, die ich so auf dem Schirm hatte. Dem Liebesgeständnis habe ich schnell einen Riegel vorgeschoben und ihm klargemacht, dass er mich bitte in einer lehrerähnlichen Funktion sehen soll, wurde auch so akzeptiert. Er neigt dazu, Leute mit Nachrichten und Anrufen zu bombardieren, weshalb ich meine Handynummer nie rausgegeben habe, er hat aber meine Mail-Adresse. Da erhielt ich irgendwann eine Mail, die extrem nach Abschiedsbrief klang und in der auch Suizid thematisiert wurde. Habe zurückgeschrieben, er möge mir umgehend versichern, dass er das nicht macht, weil ich ansonsten den Notruf wählen werde. Antwort war dann: Bitte nicht, alles nicht so gemeint. Habe noch einmal auf die Hilfsangebote hingewiesen. In den ganzen Monaten sind so ein paar Steine ins Rollen gekommen, er hatte mit Beratungsstellen zu tun, hat eine Therapie begonnen (die leider nicht so wirklich auf seine Bedürfnisse abgestimmt zu sein scheint), hat sich sportlich verbessert. Aber in den letzten Wochen kommen wieder vermehrt Signale, wie schlecht es ihm ginge sowie Zunahme von selbstverletzendem Verhalten und Suizidgedanken. Und ich merke zunehmend, wie mich das überfordert. Formal betrachtet bin ich einfach nur sein Übungsleiter, und ich habe kein Interesse daran, außerhalb dieses zeitlichen Rahmens eine Beziehung mit ihm zu führen (gab schon so Anfragen wie Begleitung zur Therapiestunde oder sonst was). Ich kann aber auch nicht einfach wegschauen und die Gefahr eingehen, dass sonst was passiert, wenn er mich mit diesen Aspekten adressiert. Was ich von seinen Eltern mitbekommen habe, ist das auf deren Seite eine Mischung aus Überforderung und Ignoranz, und er bemüht sich um eine möglichst große Abgrenzung von diesen. Habe eben gelesen, dass er mir am Wochenende eine Mail geschrieben hat, in der er wieder betont, wie sehr sich sein emotionaler Zustand in letzter Zeit verschlechtert habe. Das kann so ja nicht weitergehen. Ich kann nicht die Verantwortung für diesen Menschen tragen, weiß aber auch nicht, wie ich weiter vorgehen soll. Irgendjemand von euch Erfahrungen mit so etwas?

    Lieber Ser Oberyn, das ist wirklich eine sehr schwierige, überfordernde Situation. Ich habe Erfahrungen, die in eine ähnliche Richtung gehen, jedoch bei weitem nicht ganz so ernst sind wie in deinem Fall. Entsprechend weiß ich nicht ob ich dir da allzu sehr weiterhelfen kann, aber zumindest ein wenig Verständnis ist vielleicht besser als gar keine Antwort.

    Ich bin generell zu jedem freundlich, insbesondere wenn offensichtlich ist, dass die Person Probleme hat. Das führt dann häufig dazu, dass ich mich in Situationen wiederfinde, in denen ich mich sehr unwohl fühle, denn dass ich freundlich bin, heißt nicht, dass ich mit jemandem befreundet sein oder eine Beziehung eingehen möchte bzw. viel Zeit mit der Person verbringen möchte. Meist sind es Menschen die ich nicht regelmäßig sehe, sodass es nicht allzu problematisch ist, da ich mit sowas für einen begrenzten Zeitraum ganz gut umgehen kann. Ich habe aber seit einigen Monaten einen jüngeren Kollegen, der recht speziell ist und bei dem der Umgang mit ihm sehr belastend für mich ist. Er hat kein Gespür für körperliche Abstände bei Gesprächen, dafür wann er zu viel redet und welche Themen in welcher zwischenmenschlichen Beziehung oder Situation angebracht sind. Er zeigt auch selbstverletzendes Verhalten (er ritzt sich). Als er gerade neu bei uns angefangen hat war ich standardmäßig sehr freundlich, während andere Kollegen bedeutend kühler waren (nicht unfreundlich aber eben distanzierter). Das hat dazu geführt, dass er sich sehr stark auf mich als Bezugsperson fokussiert hat. Er hat in Pausen ständig das Gespräch mit mir gesucht, teils auch sehr aufdringlich (z.B. Gespräche mit anderen Kollegen unterbrechend). Gleichzeitig ist er sehr nett und es ist offensichtlich, dass er es im Leben nicht leicht hat. Entsprechend konnte ich es nicht über mich bringen distanzierter zu sein, eben auch aus Sorge, vielleicht seine psychischen Probleme zu verschlimmern. Das ging so weit, dass ich überlegt habe, zumindest einige Tage die Woche nicht mehr in der Mittagspause mit meinen Kollegen essen zu gehen, da ich einfach meine Ruhe haben, ihn aber auch nicht gezielt ausschließen wollte. Ich bin leider sehr schlecht darin solche Probleme direkt anzusprechen. Hier bist du mir weit voraus, da du offenbar sehr offen kommuniziert hast, in welcher Rolle du dich siehst.

    Mein Kollege ist in Therapie und macht den Anschein dort recht gut aufgehoben zu sein. Auch sein familiäres Umfeld scheint sehr unterstützend zu sein, sodass ich mich gefragt habe, ob ich meinen Einfluss vielleicht überschätze.

    Ein wenig hat es mir geholfen mit zwei anderen Kollegen darüber zu sprechen. Normalerweise finde ich es nicht so schön so etwas hinter dem Rücken von jemandem zu besprechen, aber ich habe diese Belastung irgendwann nicht mehr ausgehalten. Zusätzlich hatte ich das Gefühl, dass meine Kollegen dachten, dass ich mich ja scheinbar sehr gut mit ihm verstehe und sie schienen froh zu sein, dadurch selbst nicht allzu viel mit ihm interagieren zu müssen. Sie haben dann versucht mich da ein wenig zu entlasten. Wie sieht es da bei dir aus? Gibt es Leute in deiner Lauftruppe, mit denen du darüber reden kannst und die vielleicht etwas Support bieten können?

    Ich habe letztendlich für mich entschieden, dass ich doch auch etwas an mich denken muss und versucht stärker Grenzen zu setzen, es zum Beispiel klar zu sagen, wenn ich ein Thema gerade nicht angebracht finde, oder dass ich mich gerade mit jemand anderem unterhalte und dieses Gespräch fortsetzen möchte. Er hat sich einige Zeit später recht stark aus den gemeinsamen Mittagessen der Arbeitsgruppe zurückgezogen, mit der Begründung, Geld sparen zu wollen. Ich bin nun sehr unsicher ob das der tatsächliche Grund ist, oder ob er sich sehr stark abgewiesen gefühlt hat. Ich habe wie schon gesagt auch sehr starke Bedenken, ob ich meine eigene Rolle vielleicht überinterpretiere und möchte das daher auch nicht ansprechen. Das ist wie gesagt alles bedeutend weniger ernst als in deinem Fall, da eine starke emotionale Bindung an mich nie von ihm thematisiert wurde und er der Thematik Selbstverletzung auch eher ausgewichen ist. Aber ich kann vielleicht ansatzweise nachvollziehen wie es ist, sich für das psychische Wohlergehen einer Person verantwortlich zu fühlen und wie belastend das ist. Ich habe ein unheimlich schlechtes Gewissen, mich meinem Kollegen gegenüber nun recht distanziert zu zeigen nachdem er wohl zunächst das Gefühl hatte mir alles erzählen zu können. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie belastend deine Situation ist.

    Das eigene Wohlergehen ist aber eben auch sehr wichtig, auch wenn man sich dann vielleicht sehr egoistisch fühlt. Mein sehr vermeidendes Vorgehen ist sicherlich auch nicht der beste Weg und ich kann leider keine guten Ratschläge geben, wie du dich verhalten solltest. Ich denke du hast eigentlich schon alles getan was man in so einer Situation tun kann (versuchen Hilfe zu organisieren, zuhören, aber klare Grenzen ziehen, etc.). Vielleicht wäre es auch nicht verkehrt wenn du dich mal an eine Telefonseelsorge oder ähnliches wendest, denn deine Situation ist ja auch sehr belastend und vielleicht kann dir da jemand fachlich fundierte Tipps geben? Wenn es dir hilft einfach mal weiter drüber zu reden, kannst du mir auch gerne eine persönliche Nachricht schreiben.

  • Zitat

    Irgendjemand von euch Erfahrungen mit so etwas?


    Joa. In so ziemlich allen fünfzig Schattierungen vom "beruflich" veranlassten Brief, der eine suizidale Absicht ankündigt bis zum höchstpersönlichen "Wenn du keine Beziehung mit mir eingehst, bringe ich mich/dich um". Dazwischen ein bisschen wie bei dir verhältnismäßig lose Bekanntschaften, die eskaliert sind, was das Zuwendungsbedürfnis der Betroffenen angeht und mitunter zu romantischen Projektionen geführt haben.


    Du hast aus meiner Sicht bereits alles (richtig) gemacht was du tun konntest.


    Die Erfahrung, dass die Betroffenen sich in der Therapie nicht ausreichend verstanden gefühlt haben und mich ihren üblichen Bezugspersonen vorgezogen hatten habe ich auch gemacht.

    Allerdings hatte ich in vielen Fällen nach einiger Zeit festgestellt, dass das Gefühl nicht nicht der objektiven Sachlage entsprach, sondern einfach Bestandteil des jeweiligen Krankheitsbildes war. Es war einfach kein "genug" an Zuwendung zu erreichen. Nicht durch die dauerbeanspruchte Familie und nicht durch zusätzlich überbeanspruchte Fremde.

    Ich bin der festen Überzeugung, dass da wo die Profis bereits ihre Arbeit aufgenommen haben - seien es Ärzte, die Polizei oder Therapeuten die "zivile Verantwortung" des Laien endet.


    Ich finde es in Ordnung, wenn du bittest den Kontakt unter ehrlicher Darlegung der Situation zu beenden und auf Fachstellen verweist.

    Wenn du dich noch fit genug dafür fühlst, könntest du des lieben Seelenfriedens wegen bei einer einschlägigen Hotline abschließend erfragen, ob es noch öffentliche Hilfsfangebote gibt, die du als Dritter anregen kannst. In unserer Gegend ist beispielsweise die Caritas bei ganzheitlicher Betreuung benachteiligter Menschen ziemlich stark.


    Sollte dich aber in der Zwischenzeit (oder gegen deinen Willen) ein Schreiben oder eine Mail erreichen, aus der du eine eindringliche Suizidgefahr herausliest, würde ich es an deiner Stelle an die örtliche Polizeidienststelle weiterleiten.

    Die soll bei akuter Gefährdung tätig werden, allerdings ist die Frage ob die Lage bereits akut ist für einen Dritten ja kaum zu beurteilen. Im Zweifel kann ein geübtes Auge am Originaltext besser erkennen, ob es Blaulicht und Sirenen sein müssen, ein Besuch am Folgetag oder nur die Weiterleitung an eine Fachstelle.

    Bereits für sich selbst ein entsprechendes Anschreiben vorzubereiten, den Sachverhalt ein bisschen gedanklich zu ordnen und an einer zugänglichen Stelle zu speichern könnte hilfreich sein.

    I have been despised by better men than you.

  • Wie jugendlich ist denn die "jugendliche" Person? Vielleicht könntest Du mal den zuständigen Sozialpsychiatrischen Dienst beim Gesundheitsamt informieren. Die kontaktieren den Betroffenen und machen mal einen Hausbesuch. Das sind Profis, die können in der Regel gut einschätzen, wie kritisch eine Situation ist.

  • Ich wollte schon immer eine Deckenlampe haben, an der ich mir nicht nur den Kopf stoßen, sondern auch noch fröhlich drüber stolpern kann.

    Bei uns im Norden werden die Gesetze der Gastfreundschaft noch immer in Ehren gehalten. ~ Roose Bolton

  • Die letzte Zeit war ein bisschen durcheinander bei mir, daher sorry für die späte Rückmeldung.

    Entsprechend weiß ich nicht ob ich dir da allzu sehr weiterhelfen kann, aber zumindest ein wenig Verständnis ist vielleicht besser als gar keine Antwort.

    Du hast aus meiner Sicht bereits alles (richtig) gemacht was du tun konntest.

    Das hat mir sehr geholfen. Mein Hauptproblem war einfach, dass ich ein bisschen das Gefühl dafür verloren hatte, wie weit meine Verantwortung reicht und wo ich guten Gewissens aussteigen kann.

    Wie jugendlich ist denn die "jugendliche" Person? Vielleicht könntest Du mal den zuständigen Sozialpsychiatrischen Dienst beim Gesundheitsamt informieren. Die kontaktieren den Betroffenen und machen mal einen Hausbesuch. Das sind Profis, die können in der Regel gut einschätzen, wie kritisch eine Situation ist.

    Mittlerweile schon 17. Ich würde mir aber auch schlecht vorkommen, von außen in diese familiären Strukturen "einzugreifen", von denen ich ja sowieso schon nur die eine Seite mitbekomme. Ich versuche immer, ihn selber zu animieren, sich an diese Stellen zu wenden, wenn er es denn für notwendig hält.


    Ich habe ihm noch einmal klargemacht, was ich leisten kann (im Rahmen des Trainings mal über etwas sprechen) und was nicht (alles darüber hinaus) und habe erst einmal das Gefühl, dass das so angenommen wurde. Damit geht es mir zumindest jetzt schon einmal wesentlich besser. Danke euch!

    "You're going to fight that?"
    "I'm going to kill that."

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