Auf dem zweiten Blick wird dann schnell klar, dass die offiziellen Zahlen in diesen Ländern höher sind, weil diese eben auch die Möglichkeiten haben relativ umfassend zu testen. Die Dunkelziffer in z.B. Indien oder Nigeria dürfte weitaus höher sein als die offiziellen Zahlen. Auch für Länder wie z.B. Russland, China oder Brasilien gilt das natürlich, wobei es dort aber eher darum geht mit geschönten Zahlen vom das Problem kleinzureden.
In China und Russland wird die Sterblichkeit mit Sicherheit massiv geschönt, in Brasilien ist man wohl nicht in der Lage, diese korrekt zu erfassen. Man sollte bei Schwellen- und Entwicklungsländern aber auch nicht die Bevölkerungsstruktur außer Acht lassen. In Afrika sind 80-Jährige immer noch Exoten und auch jenseits der 60 ist es nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung. Für Indien gilt das etwas abgeschwächt.
Genaueres wird man wohl erst wissen, wenn die Übersterblichkeit einigermaßen bekannt ist. In Europa zeichnet sich dabei ein eher uneinheitliches Bild ab; in Großbritannien wird die Corona-Mortalität massiv unterschätzt, ich habe mir heute die Daten vom Economists angehen, dass ist wirklich erschreckend. Wir reden hier über eine Übersterblichkeit von 60.000 seit dem 21. März.
Grundsätzlich scheinen unter den stark betroffenen Regionen, die besonders pessimistisch zählen (Belgien und New York) ihre Zahlen am besten zu treffen.
Anhand der regionalen Vergleiche kann man übrigens ganz gut nachweisen, dass die Corona-Toten im Aggregat auch wirklich an Corona gestorben sind und die Nebenfolgen des Lockdowns die Sterblichkeit sogar eher drücken, statt wie von manchen propagiert, erhöhen. In Deutschland haben z. B. kaum betroffene Bundesländer wie Mecklenburg und Sachsen-Anhalt sogar eine Untersterblichkeit, während im Saarland, Baden-Württemberg und Bayern die Übersterblichkeit sogar über den Corona-Toten liegt.