• Hallo Rory,


    danke, lieb von dir. Ja...das wird noch ganz bitter für viele. Hab' die Tage viel mit Kunden (sind in der Regel kleine und mittlere Unternehmen) telefoniert und da geht die Angst um. Mit irgendwelchen Hilfen habe ich leider meine Zweifel. Monatelange Ausfälle so vieler Unternehmen...ob und wie der Staat das abfangen kann...fraglich. Ich hoffe, ich irre mich.


    ssnake: was tust du, um auszublenden? ^^


    ...gehe morgen erstmal längere Zeit spazieren. Also alleine, im Wald. Sollte wohl nicht schaden.

    "I swear, I will go to my grave thinking of my brother’s peach." (Stannis Baratheon)

  • ssnake: was tust du, um auszublenden?


    Einfach an was anderes denken. Lässt sich nicht so leicht kopieren, ich weiss.


    Spazierengehen ist sicher nett, mir wäre auch sehr danach, aber theoretisch darf ich nicht. Praktisch werde ich heute nacht noch einen kleinen Spaziergang auf Schleichwegen machen, so dass es keiner merkt, noch nicht mal meine Nachbarn.


    Es herrscht gerade so prachtvolles Frühlingswetter und der Sternenhimmel ist für Großstadtverhältnisse bemerkenswert schön. Woran das wohl liegt? :P


    Bald soll ein Kaltlufteinbruch kommen, da läßt es sich dann wieder leichter zu Hause aushalten.

    [b] Sorry, no dragons in Winterfell!


    Hodor I. Targaryen wählte nach seiner Inthronisierung das neue Motto seines Hauses aus: "Hodor"!

  • in meinem Bekanntenkreis wird es langsam dramatisch, mein bester Freund und Mitmusiker, der auf dreiviertel-Stelle als Erzieher in einer Kita arbeitet, ist auf Kurzarbeit, was heisst, dass er grad noch seine Miete bezahlen kann, und in Quarantäne, meine Truckernachbarin ist in Quarantäne, meine Ex-Bedienungen aus meiner Kneipenzeit, die ausnahmslos prekär in Minijobs beschäftigt waren, sind alle noch schlimmer dran, eine jobbt jetzt tatsächlich im Supermarkt, andere sind in Quarantäne.
    Ich selbst lebe eh schon seit Jahren prekär und hatte meinen Tiefpunkt bereits im letzten Herbst, mir geht es also relativ gut, ich lebe allein im eigenen Haus, was ich als Luxus betrachte und fühle mich relativ sicher aufm Dorf.
    Hier haben wir einen Netto, der gehamstert wird, und einen integrativen Markt, unseren alten Tante Emma-Laden, in dem Menschen mit Handicap arbeiten. Dort hat gestern tatsächlich jemand versucht, die Küchenrollen zu hamstern, trotz "handelsübliche Mengen"-Zettel am Regal, und wurde von unserer resoluten Kassiererin (eine Heldin der Arbeit, anders kann mans nicht ausdrücken) unter Applaus der Anwesenden runtergeputzt. Ich selbst war nicht da, aber das ist jetzt Dorfgespräch und ich kann mir gut vorstellen, wie das abging.

    Es herrscht gerade so prachtvolles Frühlingswetter


    Das tut wirklich gut. Bei mir im Garten geht es richtig los, wie immer, die Natur macht einfach weiter, als wäre nix gewesen. Vielleicht sind wir tatsächlich nicht soooo wichtig...

    HODOR !

    Einmal editiert, zuletzt von hodor ()

  • Das mit Kurzarbeit in Deutschland hat mich ja empört, als ich das gelesen habe, nämlich die Bezüge. 60-67%, wenn ich mich recht erinnere?


    80% Minimum sind es bei uns, bei mir werden es 90% sein, hängt von der Gehaltshöhe ab. Mit staatlicher Unterstützung kann Kurzarbeit übrigens auch 0% Arbeitszeit sein. Der Arbeitsmarkt schaut freilich sehr unerfreulich aus, das AMS ist gut beschäftigz trotz Homeoffice ... Naja, Erntehelfer werden gesucht. Und medizines Personal ...


    Die Heldin der Arbeit hat mich aber auch amüsiert, the Talk of the Town...

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    Hodor I. Targaryen wählte nach seiner Inthronisierung das neue Motto seines Hauses aus: "Hodor"!

  • Das Kurzarbeitergeld entspricht bei uns dem Arbeitslosengeld, es sind folglich grundsätzlich 60% Lohnausfalls die kompensiert werden. Bei 80% Weiterbeschäftigung also 60% von 20% ist 92%. Bei einem Totalausfall verbleibt es bei den 60%, aber dafür ist Kurzarbeit (nicht Nichtarbeit) ja eigentlich auch nicht gedacht - es ist in erster Linie ein Arbeitgeberhelferwerkzeug und kein Arbeitnehmerhelferwerkzeug.
    Dass die 60% im Niedriglohnsektor zu wenig sind ist bekannt und wird momentan neu verhandelt.

    I have been despised by better men than you.

  • Drostens Podcast stimmt mich auch nicht sehr positiv... Höre mir ihn auch seit ca. Folge 8 oder 9 täglich an.
    Tja... das Elend und die Angst der Bürger wird wie erwartet zunehmend spürbarer. Und das wird jetzt immer schneller gehen. Meine Mutter hat einen Teil-Zeit Vertrag, das heisst sie wird nach Stunden bezahlt, wenn sie nicht arbeitet, bekommt sie auch kein Geld. Sie hat vor 2 Tagen eine SMS vom Chef bekommen, dass sie erst mal für sehr lange Zeit nicht zur Arbeit kommen braucht... Ähnliches bei meinem Vater, er ist Saison-Angestellter und geht im Moment davon aus dass die Abmeldung nun 2 Monate früher für diese Saison erfolgen wird, zusätzlich wird er wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für die Sommer-Saison nicht angestellt und kann frühestens mit einer Wideranstellung im Spätherbst rechnen. Leider kommt dazu, dass die beiden wohl in zwei der arbeitnehmerunfreundlichsten Betriebe arbeiten, die ich je gesehen habe. Die scheren sich einen Dreck um ihre MA, weshalb freilich nicht davon auszugehen ist, dass es irgendwelche finanzielle Unterstützung gibt. Mehrere Monate ohne Einkommen? Wer kann sich sowas leisten? Das alles macht mir echt grosse Sorgen, schliesslich haben sie immer noch Schulden abzubezahlen...
    Ich selbst könnte mich glücklicherweise problemlos ein paar Monate ohne Einkommen über Wasser halten und werde mich jetzt darauf einstellen, meine Schwester und Eltern in Zeiten der finanziellen Not zu unterstützen in der Hoffnung, dass die Hilfe angenommen wird. Ich glaube nach wie vor nicht daran, dass die Regierung die voranschreitenden wirtschaftlichen Mechanismen irgendwie aufhalten kann.
    Ich weiss, dass es momentan keine bessere Lösung für das Problem gibt und ich halte mich auch strickt an die Vorgaben und Empfehlungen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass diese Rezession ebenfalls Existenzen kosten wird. Man kann sich echt nur noch auf das Schlimmste vorbereiten und auf ein Wunder hoffen. Z.B. darauf dass die Politik Drostens Ratschlag erkennt und die Zulassungsmechanismen für einen potentiellen Impfstoff (oder ein neues Behandlungsmedikament) dramatisch verkürzt werden können. Ausserdem hoffe ich nach wie vor, dass alle Länder wirklich alle Energie dafür aufbringen in den nächsten Wochen die Behandlungskapazitäten hochzufahren, koste es was es wolle. Das geht mir echt alles viel zu langsam und träge.

    ich bin der singende, tanzende Abschaum der welt.

  • Das empfinde ich auch so. Ich finde Drosten übrigens sehr wertvoll, seine politischen Ansichten teile ich allerdings nicht.
    Punktuell kann man sich ganz gut an einschlagende Erlebnisse erinnern: Viele Leute wissen wo sie zum ersten mal von Prinzessin Dianas Tod oder vom World Trade Center erfahren haben.
    Als die Chinesen im Januar Ragnarök eingeläutet haben, während bei uns alles Entspannungshaltung war, habe ich beim Nachrichtengucken gesagt: "Sie wissen entweder sehr viel mehr, oder sehr viel weniger als wir. Ich hoffe für uns, es ist sehr viel weniger." Mit einem großen Maß an Arroganz hat sich die politische Welt für "sehr viel weniger" entschieden, obwohl das Gefälle der unterschiedlichen Vorgehensweisen doch selbst für Laien wirklich irritierend war. Sonst hätten es Laien nicht geschafft öffentlichen Stellen ein beträchtliches Maß an medizinischer Ausstattung wegzukaufen, selbst wenn man den Prepper-Anteil rausrechnet, der sich immer auf alles vorbereitet.
    Ich muss zugeben, dass es bis vor kurzem außerhalb meiner Vorstellungskraft lag, dass das überhaupt möglich ist und Gesundheitsversorger bei solchen Einkäufen keine "Busfahrspur" haben.
    Vielleicht muss man auch sagen "gerade für Laien", unsere Wissenschaftler waren für eine realistische Einschätzung der Lage offensichtlich zu überintelektualisiert. Schritt für Schritt stellt sich ja heraus, dass einige der primitivsten, belächelten Ideen die Hans Prepper zu Beginn der Krise hatte (s. Desinfektion) gar nicht mal die Dümmsten waren.


    Das ist sehr ungünstig, weil sich die Regierung und die Institute dadurch unglaubwürdig machen (könnten). Dann wird es sehr schwer Massenhysterie zu verhindern und notwendige Entscheidungen durchzusetzen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Maegwin ()

  • ch muss zugeben, dass es bis vor kurzem außerhalb meiner Vorstellungskraft lag, dass das überhaupt möglich ist und Gesundheitsversorger bei solchen Einkäufen keine "Busfahrspur" haben.


    Die "Busfahrspur" müsste von politischer Seite eingerichtet werden. Da wurde und wird abgewartet. Seit Mitte letzter Woche läuft der Export (Schutzmasken etc.) von China wieder an. Von einem chinesischen Unternehmen, mit dem wir gelegentlich Geschäfte machen, wurde uns jetzt schon mehrmals angeraten, doch endlich zu kaufen. Wenn mir als "Mini" Unternehmer da Ware angeboten wird, müsste es doch auch schon längst für die öffentliche Hand möglich sein. Für mich unverständlich.

  • Ich kann zur Abwechslung mal echt froh sein, in der Gaming Industrie zu arbeiten. Wir sind von der Krise derzeit nämlich kaum betroffen, im Zweifelsfall zocken die Leute aktuell mehr als sonst. Wie das aussieht, wenn den Leuten mittelfristig das Geld ausgeht, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

    Mainstream commercial nihilism can't be trusted?!

  • Mein Arbeitsweg hat sich bis dato insoweit geändert, dass die Maskendichte in den letzten Tagen um das vierfache zugenommen hat. Insbesondere bei älteren Menschen, was ich trotz der eingeschränkten Wirksamkeit besser finde als nichts.
    Dann sitzt da in der U-Bahn so ein zusammengekrümmtes Opili, kann den Kopf kaum gerade halten, jemand dem man schon beim Aufstehen helfen möchte und dieses kleine, fadenscheinige Maskending hängt ihm so halb auf Kniehöhe und ich bin nicht sicher, ob ich heulen oder wütend werden soll. Wütend ist produktiver.


    Ich wollte mir was zur Handreinigung für unterwegs besorgen weil ich eine lange Anfahrt habe und als Raucher routinemäßig im Gesicht rumpatsche. Ich habe weder den Elan nach Desinfektionsmittel zu suchen, noch will ich es jemandem wegkaufen der es (und sei es nur aus wirrpsychischen Gründen) dringender braucht, also ist es Klosterfrau Melissengeist geworden.
    Das ist trotz Wirksamkeit natürlich ein vergleichsweise teurer Spaß, aber wenigstens kann ich mein Desinfektionsmittel "bei innerer Unruhe" trinken. :)


    Zitat

    diese Rezession ebenfalls Existenzen kosten wird.


    Wirtschaftliche Existenzen. Ich weiß, dass man das im Volksmund gleichsetzt, aber ich halte es vorliegend nicht für richtig. Die wirtschaftliche Situation meiner Mitmenschen ist (im Gegensatz zur verpassten Urlaubschance oder mehr Kinderbetreuung) übrigens keinesfalls ein Problem das ich auf die leichte Schulter nehme. Es ist das zweitwichtigste das wir haben. Aber ich habe beruflich mit Menschen zu tun, die sich vom Punkt Null aus zwei, drei, fünf mal wirtschaftlich aufrappeln und immer wieder ein glückliches Leben führen. Von den Toten kommt niemand zurück.


    Zitat


    Ich kann zur Abwechslung mal echt froh sein, in der Gaming Industrie zu arbeiten. Wir sind von der Krise derzeit nämlich kaum betroffen, im Zweifelsfall zocken die Leute aktuell mehr als sonst.


    Die Path of Exile Liga wurde ja schon erwähnt. :)

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    Einmal editiert, zuletzt von Maegwin ()

  • Das ist trotz Wirksamkeit natürlich ein vergleichsweise teurer Spaß, aber wenigstens kann ich mein Desinfektionsmittel "bei innerer Unruhe" trinken.

    aber sicher besser als die komischen Handgels die vorallem die Haut angreifen und sonst wenig machen. Ich nutz draußen ja seit Wochen ja vermehrt meine Baumwollhandschuhe die ich wegen ständigen Hände eincremen bzw vor kalten Wind/Näße schützen eh habe.


    Apropo gaming und IT - hab heute versucht für einen befreundeten Arzt Webcams für online-sprechstunden zu kriegen. Die meisten online-shops auch ziemlich ausverkauft.

  • Ich habe heute früh doch Mal einen Panikkauf getätigt bei Amazon. Auslöser war, das das Top, dass ich als erstes anzog langsam knapp wird. Noch kann ich wechseln, wenn aber die Läden dicht bleiben und doch noch Onlineshops nicht mehr liefern, wird's irgendwann eng. Zwei Umstandshosen und Tops kommen irgendwann Ende des Monats, da auch Prime die Lieferzeit angepasst hat. Mal schauen, ob sie tatsächlich hier noch eintreffen. Wenn nicht, muss ich die Hosen halt mit Gummis erweitern und die Shirts vom Mann anziehen, geht ja auch.
    Ich scheine aber der Anzeige der Lagerbestände nach zu urteilen zumindest in meiner Konfektionsgröße nicht die einzige Dame mit der Idee gewesen zu sein...

  • Nachdem ich heute noch einmal über das Virus und vor allem dessen globale Verbreitung nachgedacht habe, bin ich wieder deutlich pessimistischer geworden, wenn ich über die nächsten paar Wochen hinausblicke. Gar nicht so sehr wegen der Lage vor Ort, wo die Regierung größtenteils ein gutes Krisenmanagement an den Tag legt, sonder vor allem auch wegen der USA.
    Dort kommen einfach zu viele Probleme zusammen, die einen schlechten Verlauf der Krise zu sehr begünstigen. Neben dem unsolidarischen Krankenversicherungssystem sind es auch die teilweise schlechte Gesundheitsversorgung, in weiten Gebieten schlechte Infrastruktur, der asoziale Turbokapitalismus und dazu auch die in nicht geringen Teilen der Bevölkerung verankerten Waffenvernarrtheit, Skepsis gegenüber der Regierung, Primat der persönlichen Freiheit und schlichtweg Dummheit die mich pessimistisch stimmen.
    Und dann kommt da noch eine Regierung dazu, die keinen sonderlich kompetenten Eindruck macht (ihr wisst ja alle welch stabiles Genie dort Präsident ist).
    In keinem anderen Land der Erde sehe ich die Situation potenziell so eskalieren wie in den USA. Das wird auch mindestens mittelbare Folgen für uns haben. Während ich uns also ohnehin schon in einer sehr schwierigen Situation sehe, möchte ich nicht wissen was passiert wenn die Nation mit der mit Abstand stärksten Armee der Welt sich mit dem Rücken zur Wand stehen sieht.
    Das ist perspektivisch gesehen momentan meine größte Sorge.

    "Not every man has it in him to be Prince Aemon the Dragonknight." -Wyman Manderly


    Ceterum censeo Casimirem esse delendum.

    Einmal editiert, zuletzt von The Dragonknight ()


  • Es würde vermutlich laufen wie in Frankreich, da ist (unter Anderem) die Pflege von gebrechlichen Angehörigen ausgenommen. Es würde deinem Papa leider natürlich nicht hinsichtlich der Risikogruppe helfen, aber die Fahrten wären nicht verboten.


    https://www.tagesschau.de/ausl…h-ausgangssperre-103.html


    Danke für die Info! Die reine Autofahrt an sich ist ja zum Glück auch ziemlich ungefährlich (was den Virus angeht). Ich hoffe , dass sich die sonstige Versorgung aufrecht erhalten lässt. Wie gesagt, war es schon vor der Pandemie nicht möglich, alle Pflegeleistungen, die wir gerne hätten und die gezahlt werden würden, zu kriegen, aber mit der Abreise vieler osteuropäischer Pflegerinnen verschärft sich das Kapazitätsproblem. Die Pflegedienste tun mir echt leid.



    Ehrlichgesagt bin ich auch etwas deprimiert, nachdem ich den Podcast fertiggehört habe. Falls jemand die Zeit hat, er dauert ungefähr eine halbe Stunde.


    Ich habe ihn mir gerade beim Laufen angehört und fand ihn nicht ganz so deprimierend, allerdings kommt das sehr darauf an, auf welche Punkte ich mich konzentriere. Mein Hirn scheint dabei durchaus in den Verdrängungsmodus zu schalten, denn objektiviert würde ich sagen: Für Deutschland sieht die Lage nicht so dramatisch aus, dass wir italienische Verhältnisse befürchten müssen. Die Versorgungssituation ist in vielerlei Hinsicht besser und der Zeitgewinn durch die spätere Ankunft der Epidemie, versetzt die Wirtschaft in die Lage, die Produktion umzustellen.


    Ich will nicht in "Wir-sind-Intensivbettenweltmeister-Geschwafel" verfallen, aber wir haben nun mal den Vorteil einer extrem gut aufgestellten Industrie, die wie Dräger schon Kapazitätsausweitungen angekündigt hat. Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel sind ja nun keine aufwendigen Produkte und es wird hoffentlich nicht lange dauern, als das Chemie- und Textilunternehmen ihre Maschinen neu einstellen und Produktionsmaschinen werden ja ebenfalls in großem Stil hergestellt. D. h. Materialknappheiten werden kein so großes Problem und Drosten betont ja auch die gute Qualifikation der Angestellten.


    Allerdings gelten die meisten dieser Punkte nicht für unsere Nachbarländer und bedeuten, dass von diesen einige in die Katastrophe abrutschen werden. Es ist jetzt eigentlich schon ein Unding, dass weder auf europäischer noch auf bilateraler Ebene nennenswert Hilfe nach Italien kommt. Aus Sicht der Regierungen kann man das bei einer derartigen Gefährdungslage für die eigene Bevölkerung verstehen, aber ich begreife einfach nicht, dass man die italienische Krise nicht viel früher auch als eigenes Problem angesehen hat.


    Aus int. Perspektive ist das also wirklich deprimierend.


    Zitat

    Drosten versucht sich übrigens immer politisch zurückzuhalten, hat aber in einer anderen Folge recht deutlich zu verstehen gegeben, dass er den chinesischen Zahlen nicht traut. Der Wortlaut war mehr oder weniger, dass er nicht wirklich mit der chinesischen Situation vertraut ist und auch nicht glaubt, dass es irgendjemand anderes ist. Die fehlenden bestätigten Fälle nannte er bedenklich.


    Weißt du noch welche das war?
    Ich kann mir diese 15 Neuinfizierten pro Tag beim besten Willen nicht schön reden. Das ausgerechnet im Ursprungsland, wo sich der Virus wochenlang ungestört verbreitet hat, eine reine Epidemie mit Zentrum Hubei abspielt, während im Rest der Welt und Europas eine Pandemie abläuft, dass ist lächerlich. Kann mir gut vorstellen, dass sie jetzt die Vertuschungsstrategie vom Beginn wieder fahren, alleine schon um wieder aus der Rezession zu kommen.


    Hoffnung macht das isländische Experiment, die ganze Bevölkerung systematisch zu testen. Es scheint dort schon eine Tendenz zu geben, nach der mehr Menschen ohne Symptome infiziert sein könnten, was für wesentlich niedrigere Quoten an (intensiv-)medizinisch zu Versorgenden und Toten sprechen könnte.


    Das Mit einem großen Maß an Arroganz hat sich die politische Welt für "sehr viel weniger" entschieden, obwohl das Gefälle der unterschiedlichen Vorgehensweisen doch selbst für Laien wirklich irritierend war. Sonst hätten es Laien nicht geschafft öffentlichen Stellen ein beträchtliches Maß an medizinischer Ausstattung wegzukaufen, selbst wenn man den Prepper-Anteil rausrechnet, der sich immer auf alles vorbereitet. [...]
    Vielleicht muss man auch sagen "gerade für Laien", unsere Wissenschaftler waren für eine realistische Einschätzung der Lage offensichtlich zu überintelektualisiert. Schritt für Schritt stellt sich ja heraus, dass einige der primitivsten, belächelten Ideen die Hans Prepper zu Beginn der Krise hatte (s. Desinfektion) gar nicht mal die Dümmsten waren.


    Das ist sehr ungünstig, weil sich die Regierung und die Institute dadurch unglaubwürdig machen (könnten). Dann wird es sehr schwer Massenhysterie zu verhindern und notwendige Entscheidungen durchzusetzen.


    Das Expertenkreise so läppisch mit dem Problem umgegangen sind, ist mir auch ein Rätsel. Ich meine, ich habe auch nicht annähernd geglaubt, dass es so dramatisch werden könnte und es auch etwas belächelt; eine Postdoc von meinem Institut hat im Januar versucht Masken für ihre Eltern in China zu kaufen und keine mehr bekommen, dass fand ich doch arg albern. Aber dann ist wochenlang nix passiert und selbst als in Italien schon das Gesundheitssystem kollabiert war, ist hier nix passiert. Der Regierung mag ich daraus wenig Vorwurf machen, da sie sich offenbar doch recht eng an die Expertise von RKI und Co. gehalten haben. Es scheint aber bis jetzt auch keinen echten Wissenstransfer mit Fernost zu geben, obwohl Taiwan, Singapur, Hongkong, Japan und inzwischen auch Südkorea es zu vernünftigem Umgang gebracht haben (das wir nicht alle Elemente digitaler Totalüberwachung von dort übernehmen können - sei es drum).


    In der begrenzten Stichprobe meines persönlichen Umfeldes scheinen mir zudem zwei Dinge problematisch; zum Einen die Abstumpfung durch allgegenwärtige mediale Untergangs- und Katastrophenszenarien, die dann eher zur "coolen" Anti-Einstellung führen (auch bei mir selbst), gut zu beobachten bei dem was Gabor Steingart derzeit treibt. Zum Anderen scheint auch medizinische Kenntnis wenig hilfreich zu sein, weil man in dem Bereich nun mal ebenfalls ein Stück weit abgestumpft ist (verständlich wenn man etwa im Rettungsdienst mit Darmverschlüssen, Norovirus und Geburten um RTW zu tun hat und der Tod relativ gegenwärtig ist), auch hinsichtlich der Kapazitätsgrenzen ("Jo wir arbeiten eh immer am Limit, nix Neues"), zum Anderen sind die meisten Disziplinen (zum Glück) einzelfallorientiert. Mit Exponentialkurven, statistischen Modellen oder vergleichender Sozialwissenschaft (ganz hilfreich für den Zwischenländer-Vergleich) hat man halt nix zu tun. Ich habe das Problem zwar wie gesagt auch anfangs belächelt, aber alleine schon aufgrund der italienischen Situation deutlich früher ernst genommen als meine Arzt-Schwester oder ein sehr guter Freund (Rettungsassistent und Medizinstudent). Selbst letzte Woche war aus dem Lager eher zu hören, dass der stufenweise shutdown übertrieben ist und mehr Probleme produziert als er löst etc.

  • Ich hab auch einen Bericht gelesen über die momentanen Spring Break Parties mit Trichtersaufen und Rumrudeln.... Da dürfte Ischgl ein Kindergeburtstag dagegen sein.

    Religionskriege sind Konflikte zwischen erwachsenen Menschen, bei denen es darum geht, wer den cooleren, imaginaeren Freund hat

  • Ich möchte mich nochmal kurz zu meinem letzten Post melden.
    Ich war in der Tat ziemlich geladen. Der Tonfall mir gegenüber hat mich doch sehr gestört und auch, dass man mir offensichtlich nicht zutraut, Situationen vernünftig zu beurteilen. Wahrscheinlich kennt ihr mich dazu einfach auch zu wenig.
    Nochmal: Wir wohnen hier in Ortsrandlage einer 5000-Einwohner-Gemeinde. Die Strasse, die hier von meinem untalentierten Kind befahren wird, befindet sich auf Bauerwartungsland. Hätte ich vielleicht erwähnen sollen. Um uns herum sind keine 11-geschossigen Wohnblocks.
    Im Übrigen wurden wir gestern informiert, dass es in unserer Firma 3 positiv getestete Kollegen gibt. Da unsere Abteilung mit einem von diesen Kontakt hatte, wurden wir endgültig ins Homeoffice verfrachtet. Heißt für mich, dass ich auch unsere Kinderbetreuung mit den anderen 2 Familien abgesagt habe.
    Und weil manche hier glauben, mir ginge es nur um die gelangweilten Kinder ... Nein, das ist nicht mein größtes Problem, das ich damit habe. Mein größtes Problem damit ist, dass wir nicht wissen, was mit unserer Wirtschaft passiert. Mit unserer Zukunft. Aber das habe ich nicht nur einmal geschrieben.


    Zum Thema Homeoffice: Ich arbeite ja normal eh 2 Tage/Woche im Homeoffice. Das wurde nun für die nächsten 5 Wochen ausgeweitet. Ich habe damit kein Problem. Ich bin nicht die perfekte Hausfrau und lasse mich deswegen nicht durch den Haushalt von der Arbeit ablenken. Aber ich bin auch froh, wenn ich nach der Zeit wieder ins Büro gehen kann. Es ist ein anderes Arbeiten. Bei meiner Tätigkeit ergänzen sich Office und Homeoffice gut.

  • Zitat

    D. h. Materialknappheiten werden kein so großes Problem und Drosten betont ja auch die gute Qualifikation der Angestellten.

    Die Mitarbeiter die wenn man unseren Gesundheitsminister hört jetzt auch offiziell gegen jegliche Arbeitszeitschutzbestimmungen und mindeststandards verstoßen dürfen (nicht das es in der Pflege nicht sonst schon oft genug so wäre)
    Es gibt genug Baustellen, gerade gelesen dass mit einer großen zunahme an häuslicher Gewalt gegen Frauen gerechnet wird und das die Möglichkeiten sich bei HomeOffice oder Ausgangssperre bei Hilfe-Stellen zu melden sich verschlechtert (abgesehen davon das die Lage der Frauenhäuser mehr als prekär ist :( )


    Zitat

    Aus int. Perspektive ist das also wirklich deprimierend.

    in sooo vieler Hinsicht. Ob der mangelnden Zusammenarbeit und Solidarität teilw zwischen EU-Staaten oder dem was nach wie vor unter unseren Augen auf Lesbos abspielt (und das war schon vor Corona auch dorthin kam oder deutsche Rechtsextreme für Gewalterlebnisvergnügen dort hin sind dramatisch) :(


    Wahrscheinlich kennt ihr mich dazu einfach auch zu wenig.

    eines der häufigen Probleme in der online Kommunikation (selbst unter Leuten die sich real-life mäßig etwas kennen kann es ja genug mißverständnisse geben), selbst wenn man hier von der einen oder dem anderen schon das ein oder andere gelesen hat- vielleicht klappts dereinst ja dereinst irgendwann, wenn mal wieder ein Forentreffen sein sollte ...

    Einmal editiert, zuletzt von Rory2016 ()

  • Noch ein paar Anmerkungen:
    -Bei dem Lauf heute (der etwa dieselbe Strecke wie die letzten Wochen auch hatte), konnte man erkennen, dass schon wesentlich weniger Menschen als vor wenigen Tagen und auch gestern unterwegs waren. Das mag auch am schlechteren Wetter liegen, aber die, die sich bewegt haben, haben häufig große Abstände gehalten und Bögen gemacht, etwas was ich die letzten Tage noch nicht beobachtet habe. Hoffe Muttis ziemlich beeindruckende Rede hatte einen Effekt auf Hans und Inge.


    -Habe mir gerade die aktuellen Daten noch mal angesehen und hoffe wirklich sehr auf Island, denn die sind einmal mehr verwirrend. Denke aber, das die Letalität tatsächlich niedriger sein könnte, als befürchtet, denn es fällt auf, dass wir in D mit aktuell noch stark ansteigenden "Confirmed" Fällen, nach wie vor eine niedrige Sterblichkeit haben, aber bei "Recovered" langsam auch einen Effekt sehen. In den Hauptproblemländern Italien und Spanien liegen Tote und Genesene sehr nahe beieinander, während in Frankreich und England sogar mehr gestorben als genesen sind. Das spricht vermutlich für wesentlich mehr Fälle dort als offiziell gemessen und für im Vergleich doch relativ zahlreiche deutsche Tests.


    Zudem ist die Kurve der "Confirmed" im nordeuropäischen Wohlstandsblock (Skandinavien, Benelux, Österreich, Schweiz), seit dem Wochenende von einem exponentiellen zu einem linearen Trend geworden.

  • Bei uns ist sonniges und warmes Wetter. Ich bin nachmittags nach Hause um die Notfallpläne auszuarbeiten. Wer geht wann und wie oft ins Home Office, wer kommt in welchem Fenster ins Büro etc etc ... sitze also mit Laptop auf der Terrasse und direkt an meinem Garten geht der Radweg vorbei. Menschenmassen radeln, auch in Gruppen vorbei. Die meisten waren ältere Menschen mind. 60+


    Ich gehe einfach davon aus, dass spätestens nach dem Wochenende vom MP Söder gehandelt wird. Zurecht.

    Religionskriege sind Konflikte zwischen erwachsenen Menschen, bei denen es darum geht, wer den cooleren, imaginaeren Freund hat

  • Nachdem ich heute morgen beim Aldi war (genaue Warenmengen an den Regalen, 1 Klopapier, 2 Reis usw., Abstandsmarkierungen an den Kassen) habe ich beschlossen, erst mal nicht mehr in Supermärkten einzukaufen. Das war beängstigend bis bestürzend, wie wenig Rücksichtnahme da vorhanden war. Die Leute, die sich nicht an die Abstandempfehlung halten, fallen inzwischen sehr negativ auf, und wenn man dann zwei Schritte zurückgeht wird man noch blöd angeguckt. Mich zieht das zu sehr runter, Der Dorfladen mit dem beschränkten Sortiment wirds auch tun, denke ich.

    Ich gehe einfach davon aus, dass spätestens nach dem Wochenende vom MP Söder gehandelt wird. Zurecht.

    Das sehe ich inzwischen auch so. (Aber hier in BaWü werden wir wohl länger brauchen...)

    HODOR !

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