Die Serie als Gesamtwerk

  • Aber ich glaube wir schweifen jetzt ins OT ab

    Aber nein, durch GOT haben sie Star Wars gekriegt, das ist on topic wie sonstwas. :)
    Und ich vergleiche gern, ich denke, das ist legitim. Wir erleben grad ein krasses kulturelles Phänomen.

    HODOR !

  • Ich könnte mir auch vorstellen, dass es einen nicht unerheblichen Teil an Leuten gibt die auf den ersten Blick mit dem Ende zufrieden waren bedingt durch emotionale Verwurzelung mit der Serie oder auch dadurch bedingt, dass sich viele Leute SEHR negativ äußern.


    Ja und deswegen war ich bei Lost beim erstmaligen Schauen auch total begeistert. Alleine die ganzen Schauspieler zu sehen, die in der ersten Staffel oder in der zweiten gestorben waren und durch den Alternativstrang wieder kamen, da war ich emotional berührt. Ich habe erst beim zweiten Mal gesehen, dass das einfach nur eine emotionale Blendung ist und nichts dahinter steckt. Ich glaube, man kann GOT auch so schauen, nur zahlt man dafür mit dem Preis, dass man hier im Forum nicht mitliest und die Bücher nicht liest und sich richtig tief ins Fandom suhlt. Je tiefer man sich darin suhlt, desto weniger kann man sich von den Schauwerten blenden lassen.


    Mir ja auch. ;)
    Aber bei Star Wars, wo auch die Filme der OT voller Löcher, Fehler und ausgemachtem Blödsinn sind, fragt da keiner mehr danach. Ich war Teenie als ich sie gesehen habe, die Schwächen haben mich überhaupt nicht interessiert, und ich halte es immer noch für supergut, und der Rest der Welt auch. Man lacht über die Schwächen, wichtiger ist das Feeling, das man hatte beim ersten Sehen, die Prägung. Das Phänomen, der Hype ist stärker. Das meinte ich.
    Viele Fans von GoT sind immer noch begeistert, total geflasht und so.


    Mich würde mal interessieren, was GOT für die nächste Generation ist. So wie für uns eine verstaubte Serie wie - keine Ahnung - Bonanza. Oder eher so wie Star Wars, wo es auch nach Jahrzehnten noch geschaut wird.


    Und ja bei einem muss ich dir auch wirklich Recht geben. Egal wie die Schwächen sind, diese Serie hat es geschafft, dass ich mich mit zig Leuten darüber unterhalten habe. Deswegen wird diese Serie auch immer eine Herzenssache bleiben, egal wie enttäuscht ich über einige Dinge war. Auf der Metaebene war sie für mich etwas, was ich zuvor nie erlebt habe. Ich habe nie zusammen mit einer Gruppe von Leuten zusammen eine Serienfolge gesehen. Ich glaube, das sieht leider nicht jeder so.


    Und noch was. Mit den Fehlern. Jetzt ist es alles noch emotional, aber vielleicht können wir ja irgendwann wirklich mal drüber lachen. Oder halt bisserl liebevoll ablästern. Mein Mann ist da nicht so tief drin wie wir und der macht die ganze Zeit so Sprüche und hat Spaß dran. Wenn ich motze von wegen, wie kommen die so schnell von a bis b, dann sagt er, das ist weil die Welt von Westeros im Laufe der Staffeln geschrumpft ist. Der ist dann in dem Moment nicht sauer auf die Serienmacher, er amüsiert sich einfach.

    “When the snows fall and the white winds blow, the lone wolf dies but the pack survives.”

    George R.R. Martin,
    A Game of Thrones

    Einmal editiert, zuletzt von SuSansa ()

  • Finde es sehr schwierig, das zu bewerten. Einerseits hat Game of Thrones Standards gesetzt. Sie hat gezeigt, dass Fantasy auch in Serie geht und auch den Mainstream begeistern kann. Sie hat gezeigt, dass eine gute US-Serie nicht nur mit amerikanischen Schauspielern funktionieren kann, sondern sich bewusst dazu entschieden, einen weitestgehend europäischen Cast zu präsentieren, was ich als sehr gelungen einschätze. Die Serie hat Maßstäbe in Sachen Kostümdesign, Kameraführung, Schnitt, Drehorte, Spezialeffekte und CGI gesetzt, was Serien angeht. Nicht zuletzt sollte auch der Soundtrack erwähnt werden, der viel von GoT ausmacht und bei dem man merkt, wie viel Liebe und Fleiß Ramin Djawadi dort hineingesteckt hat. Für ihn freut es mich besonders, dass er aus dem Schatten von Hans Zimmer herausgetreten ist und der nächste "große Deutsche" in den USA in Sachen Filmmusik wird.
    Die ersten Staffeln gehören auch sicherlich zu dem besten, was man im Fernsehen bisher an Serien zu sehen bekommen hat. Andere Serien werden sich daran messen lassen müssen. Ich glaube allerdings, dass gerade die letzten beiden Staffeln auch als Negativbeispiel in Erinnerung bleiben werden dafür, wie man eine Serie durch falsches Pacing auch verschlechtern kann. Diese Staffeln sind immer noch hervorragende Fernsehunterhaltung, reichen aber nicht an die Komplexität der Vorgängerstaffeln heran, was ein Manko darstellt im Vergleich zu anderen Serien, die vielleicht nicht so stark waren in den o.g. Bereichen, dafür aber eine deutlich kohärenteren Verlauf nahmen.


  • Wer vergleicht das Lostfinale immer mit dem Game of Thrones Finale? Das kam zumindest laut IMDB im Verhältnis zur Serie sehr gut weg. Anders als GOT.

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  • Ich bin eigentlich nicht der Typ, den man als Serienjunkie bezeichnen kann. Klar guck ich auch mal gern ne Serie (sämtliche Star Treks zum Beispiel), aber wirklich echte Faszination und das Hypen vor jeder Staffel und Episode sind eher selten.


    Bei GoT packte mich dann irgendwann das Fieber. So eine Serie hatte ich noch nie gesehen. Dieses Setting in Verbindung mit super tollen Schauspielern und vor allem richtig guten Dialogen. Die Art der Erzählung und natürlich einzelne Ereignisse wie Neds Tod und die Rote Hochzeit waren aus meiner Sicht absolut fantastisch.


    Am meisten begeisterten mich die Dialoge. Und aus meiner Sicht waren diese stets das Tragende. Serien mit super tollen Special Effects und bombastischen Schauplätzen gibt es wie Sand am Meer. Aber wenn du Dialoge hast, in denen man jedes Wort aufsaugt und interpretiert, weil all zu oft in Nebenbemerkungen unfassbar wichtige Informationen versteckt sind, dann ist das finde ich was ganz besonderes.


    Natürlich hatte ich über die Zeit hinweg immer mal wieder Lieblingscharaktere, wie Daenerys, die Starks, Jon, Tyrion, Sam etc. Doch viel wichtiger war mir eigentlich immer die Qualität der Erzählung, das große Zusammenwirken einzelner Stränge. Bis Staffel 6 gab es da für mich immer wieder dieses besondere Feeling, welches halt nur GoT konnte.


    Staffel 7 halte ich dann leider für die schlechteste aller Zeiten, denn plötzlich wurde auf das Erzählen in typischer GoT-Manier verzichtet und auf bombastische Bilder gesetzt. Na klar, auch ich hörte mich jubeln, als die Lennister-Armee von den DDD (Daenerys, Drogon, Dothraki) angegriffen wurde. Ich erinnerte mich, was König Robert zu Ned sagte, nämlich dass dies seine größte Angst sei. Doch was anfangs noch toll erschien, kehrte sich schnell um, als man das Leid der Soldaten sah und man in Gestalt von Tyrion über das verbrannte Feld lief. Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich spürte, dass Daenerys keine "von uns" mehr war, denn es bedurfte andere Personen, die ihre Taten sichtbar machten.


    Wenn man sich Reaction-Videos über diese Szene ansieht, sieht man im übrigen exakt dasselbe. Erst jubeln alle Zuschauer, doch das ändert sich schnell.


    Staffel 8 baute auf der siebten auf. Und da diese meiner Meinung nach super schlecht war, konnte das Finale nicht die hohe Qualität erreichen.


    Man stelle sich vor, Staffel 1 wäre im Stil der letzten beiden Staffeln produziert worden. Wichtige Dialoge, wie zwischen LF und Ned oder Robert und Ned, wären nie gezeigt worden, wenn sie denn überhaupt off screen passiert wären. In den ersten Staffeln wurde noch viel miteinander gesprochen und diskutiert, es wurden Informationen ausgetauscht und weitergegeben, auch für den Zuschauer. In Staffel 7 & 8 wurde sich hingegen angeschwiegen, angezickt, misstraut. Das war einfach too much. Und die paar spannenden Unterhaltungen wurden uns verwehrt (Jons Identität).
    Ich hätte keine zwei Episoden geguckt damals, wenn GoT so gestartet wäre.


    Das Grundgerüst, die Dialoge, wurden komplett gestrichen. Das macht das Ende so schlecht. Finde ich.

  • Das Grundgerüst, die Dialoge, wurden komplett gestrichen. Das macht das Ende so schlecht. Finde ich.


    Bei Star Wars kann das klappen, Lucas ist legendär für seine wackligen Dialoge, bei GOT war es aber das Herz der Serie. Mir ist es zum ersten Mal wirklich aufgefallen bei der Sansa-Arya-LF - Sache in Season 7. Wieso reden sie nicht? Dachte ich zunächst, und vermutete schlechtes Drehbuch, um den Twist zu erzeugen.
    Inzwischen frage ich mich: Wieso schreiben sie keine Dialoge?
    Dann hab ich mir angeguckt, welche Drehbücher in der Serie von D+D geschrieben wurden, und es war klar, dass sie es nicht können - und nicht etwa nicht wollen. Das muss ihnen jemand gesagt haben in den letzten Jahren, und ihre Reaktion war, die Dialoge auf ein Minimum zu beschränken, anstatt Dialogschreiber anzuheuern.

    HODOR !

  • Die Serie finde ich absolut grandios .
    In ersten Staffeln erstellen D & D ein tolles Grundgerüst und erzählen ihre Geschichten . Wie diese 3 Geschichtsstränge durch die Gesamtserie verläuft und miteinander verbunden sind .
    Ich kann auf Anhieb nicht sagen welche mir besonders gefallen hat ,
    Azor Ahai und Lichtbringer mit der Anlehnung an die Nissa Geschichte aus den Büchern ,
    das Spiel um den eisernen Thron , diese Machtspiele , Pläne usw ,
    das Lied von Eis und Feuer , der Teil der Serie der über allem anderen liegt , wie es sich unweigerlich in diese eine Richtung entwickelt und sie Staffel für Staffel noch ein drauflegen .


    Nach 7 Staffeln legen sie alle Karten auf den Tisch und präsentieren wirklich tolle Finale Folgen , Spannung bis in die letzten Minuten .
    D&D hatten am Anfang ein Konzept für ihr Ende , von den ersten Minuten an . Es war nicht immer ein einfaches GOT-Puzzle ,aber wenn es gelöst ist um so genialer .... aber schwer zu verdauen .


    Wirklich Schade das sie Star Wars abgelehnt haben .

  • @Copasallior


    Zitat

    In ersten Staffeln erstellen D & D ein tolles Grundgerüst


    Hier konnten sich D&D noch an der literarischen Vorlage orientieren. GRRM verfasste sogar das Drehbuch zu jeweils einer Episode der ersten vier Staffeln.


    Zitat

    Azor Ahai und Lichtbringer mit der Anlehnung an die Nissa Geschichte aus den Büchern...


    ... spielten in der Serie keine Rolle. Die Interpretation, Daenerys stelle die Fusion von Nissa Nissa und der Dunkelheit dar, ist aus diversen Gründen absurd.


    Zitat

    das Spiel um den eisernen Thron , diese Machtspiele , Pläne usw ,


    Angesichts des kognitiven Abbaus von Tyrion, welcher sich bereits seit dem Beginn der 7. Staffel in seinen "Plänen" manifestiert, hätte jeder verantwortungsvolle Arzt erst einmal eine sorgfältige neuropsychologische Untersuchung des Kleinwüchsigen veranlasst.


    Zitat

    das Lied von Eis und Feuer , der Teil der Serie der über allem anderen liegt , wie es sich unweigerlich in diese eine Richtung entwickelt und sie Staffel für Staffel noch ein drauflegen .


    Ja, die machten tatsächlich etwas drauf, und zwar so viel davon, dass das erzählerische Niveau gänzlich unter dem entsprechenden Haufen verschwunden ist.


    Zitat

    Nach 7 Staffeln legen sie alle Karten auf den Tisch und präsentieren wirklich tolle Finale Folgen , Spannung bis in die letzten Minuten


    Nun, das muss man glauben. Wissen kann man hingegen, dass die 8. Staffel einer einzigen Aneinanderreihung elementarer Inkonsistenzen gleichkommt.


    Bisher war noch kein Befürworter der 8. Staffel in der Lage, die simpel formulierte Frage zu beantworten, welchen konkreten Grund Daenerys im Geiste vor sich selbst anführte, um die plötzliche Zerstörung IHRER(!) eigenen Hauptstadt (samt den Zivilisten) und den damit in Verbindung stehenden, direkten Verstoß gegen die tief in ihrem Inneren verankerten Prinzipien und Maximen zu begründen.


    Die Realisierung eines derartigen Massakers bedarf eines starken Motivs. Wie soll Selbiges ausgesehen haben?

  • Am Ende wurde nicht aufgeklärt was die weißen Wanderer wollen, was diese ganzen Spiralen bedeuten, usw. und viele Handlungsstränge sind ins Leere verlaufen. Dadurch werden für mich auch vorherige Staffeln schlechter.


    Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich erst nach Staffel 7 die Bücher gelesen habe. Rückwirkend finde ich jetzt Staffel 1 am besten und danach wird jede Staffel schlechter als die vorherige. Ab Staffel 5 werden die Charaktere und Weltgesetze langsam zerstört. (z.B. Kleinfinger gibt Sansa an die Boltons) oder (Cersei jagt die Septe hoch und es hat keine negativen Folgen).

  • Mir hat die Serie insgesamt sehr gut gefallen. Ich komme sogar irgendwie mit Staffel 8 klar. Durch diese Staffel bin ich ja erst auf den Geschmack gekommen, wobei es natürlich nicht meine Lieblingsstaffel ist und auch nie sein wird. Dafür ist das Ende einfach zu ungerecht. Was mich zum Beispiel stört: Eine schwarze Söldnerseele wie Bronn wird Meister der Münze und Jon Schnee, der Gute, wird verbannt.

  • @Lady.Bridah


    Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum!


    Über die Legitimität eines Tyrannenmords kann man sicherlich Diskussionen rechtsphilosophischen Inhalts führen. Nach meiner Auffassung hat die moralische Integrität Jon Snows jedoch bereits mit der Exekution von Olly einen gewissen Schaden genommen, auch wenn er im Vergleich zu bestimmten anderen Figuren zweifelsohne einen positiven Charakter darstellt.


    Um seine Zukunftsperspektive brauchst Du Dir allerdings keine Sorgen zu machen, da er ja gewissermaßen in sein persönliches Paradies "verbannt" wurde, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Brans Intention lag.

  • Zitat

    Man könnte sich auch mit für den TV-Bereich durchaus relevanten Listen auseinandersetzen, die allesamt (in Teilen weit) nach dem Ende von Game of Thrones erschienen/aktualisiert worden sind und kann dann zu dem Schluss kommen, dass es einen gewissen Konsens gibt über die Gesamtqualität der Serie, der den Status „offensichtlich gut“ deutlich nach oben übersteigt.


    Ich halte das eher für das gleiche Phänomen wie bei den LOTR Filmen von Peter Jackson.

    Es gab vorher nichts vergleichbares. Deshalb sind alle vor allem von der Optik geflasht.

    Das überstrahlt durchaus berechtigte Kritikpunkte und die Bewertung ist höher als sie normalerweise wäre.

    Diese Statistiken und Listen sind in erster Linie Beliebtheitsskalen und keine Qualitätsstatistiken.

    "Tigris doofitis ordinaris"
    "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    "Der Strike ist dem Räumfehler sein Tod..."

  • Umzug aus dem Star Wars-Thread:


    Zitat

    Maegwin: Sie ist offensichtlich einfach nicht gut.


    Off-Topic und vielleicht eher ein Thema für den allgemeinen TV-Bereich:

    Deine Meinung möchte ich dir nicht nehmen - ich sehe das allerdings komplett konträr.


    Ich halte Game of Thrones nach wie vor für eine der besten TV-Serien aller Zeiten - eine Serie, die prägend gewesen ist für die Fernsehlandschaft, die einen ungeheuren, vorher nie dagewesenen Hype bei den Zuschauern und der Internet-Community ausgelöst hat - schlicht und ergreifend aufgrund einer (fast) durchgehend hohen Qualität (der zum Ende hin deutlich die Luft ausging) in Erzählung, Schauspiel und Umsetzung, mit einem extrem hohen Stellenwert bei Zuschauern und Kritikern zugleich.

    Und egal wie oft man den Impact und die Qualität kleinreden mag - letztendlich landet man zwar bei einem übereilten, verkorksten Ende, welches das Gesamtwerk zwar schmälert, aber dadurch nicht aus dem Rahmen „herausragend“ hinausfällt.(vergleichbar für mich mit „Lost“, auch wenn dieser Vergleich sicherlich auch Kontroversen auslösen kann ;))


    Schaut man sich den aktuellen Stellenwert von GoT an, dann muss man sich eigentlich nur den Erfolg des (meiner Meinung nach durchschnittlichen) House of the Dragon anschauen.


    Man könnte sich auch mit für den TV-Bereich durchaus relevanten Listen auseinandersetzen, die allesamt (in Teilen weit) nach dem Ende von Game of Thrones erschienen/aktualisiert worden sind und kann dann zu dem Schluss kommen, dass es einen gewissen Konsens gibt über die Gesamtqualität der Serie, der den Status „offensichtlich gut“ deutlich nach oben übersteigt.


    Aggregierte Kritiker Top Ten Listen der Dekade bei Metacritic / Ende 2019:

    Rang 3


    Die besten Serien des 21. Jahrhunderts / The Guardian / Ende 2019:

    Rang 7


    Die besten Serien des 21. Jahrhunderts / BBC / Ende 2021:

    Rang 5


    Die besten Serien aller Zeiten / Rolling Stone / September 2022:

    Rang 31


    IMDB Top 250 TV Shows / heute:

    Rang 13


    Ein Lannister begleicht stets seine Schulden!  

  • Es wird vermutlich klar sein, dass du mich in einer Welt, in der eine Milliarde Chinesen China dufte finden, mit einer breit vertretenen Meinung nicht bekommen wirst.


    Ich habe einen deutlich gesünderen Respekt vor Kritikern, allerdings bewerten diese ein Werk üblicherweise nicht im gesamtkulturellen Kontext, sondern gewissermaßen kulturrelativistisch. Dafür ob ein Hamburger lecker ist und nicht wie er sich im Verhältnis zum glasierten Winterhering verhält, der - oh Überraschung - deutlich weniger Anhänger hat.


    RollingStone:


    Zitat

    Sie hat wieder alles richtig gemacht. Hach „Farbenspiel“ gab es keine Steigerung – „Helene Fischer“ war eine Steigerung. Nach „Helene Fischer“ gab es keine Steigerung – „Rausch“ ist eine Steigerung.


    Helene Fischer, Rausch:



    Eine Steigerung ist auch für mich gewissermaßen vollkommen undenkbar.



    Zitat

    die einen ungeheuren, vorher nie dagewesenen Hype bei den Zuschauern und der Internet-Community ausgelöst hat


    Sie hat eine sehr gute Vorlage, die sie trotz größter Mühen nicht völlig ruinieren konnte.

    Was den Hype ausgelöst hat sind die Grauzeichnungen, die vorgebliche Sterblichkeit (die auch schon im Buch nicht stimmt) der Helden, das Geknobel um die Twists und die Grittiness. Nichts davon kommt HBO, alles von Martin.

    Es ist aus meiner Sicht common sense, dass die Serie immer dann schlecht wird, wenn sie gerade freischwimmt.

    Was sind denn die plottechnischen Errungenschaften, die sich die Serie selbst zurechnen kann?

    Talisa, die Wanderkrankenschwester?

    Den Dorne-Strang?

    Arya Nightking-Killer?

    Das unterirdische Finale?


    Die Serie hat wenig ausgesuchten Humor hinzugefügt, insbesondere mit Podrick und Bronn. Relativ viel Brutalität und Nacktheit, wobei letztere sie in den Augen der Kritiker sicher nicht erhoben hat - aber sehr wohl geholfen weniger anspruchsvolle Zuschauer vor der Glotze zu halten. Sie ist ziemlich hässlich, was man zu ihrer Laufzeit auf Grund der Massenhysterie nicht wahrhaben wollte, was aber jetzt im Vergleich zu anderen Produktionen eben doch immer deutlicher thematisiert wird.


    Als Massenphänomen hat sie es sicherlich geschafft, Fantasy dem ein oder anderen gebildeten Menschen schmackhaft oder überhaupt bekannt zu machen. Ein paar davon sind im Forum ja auch hängengeblieben.
    Nach dem Tempo zu urteilen, mit dem sich die Serienthreads regelmäßig in eine Kloake verwandelt haben, hat sie ihre Zuschauer gegenüber den Büchern in der Masse aber aus Menschen konvertiert, denen die Bücher (oder vielleicht auch Bücher generell) zu hoch gewesen wären.

    Entsprechend wird sich aus ihrem Erfolg schlecht auf ihre Qualität schließen lassen, wenn man GRRM heraussubstrahiert und sich die traurigen Stampfmöhrchen ansieht, die dann verschämt auf dem Teller liegen.


    Ironischerweise rechne ich einige der übelsten Böcke gar nicht den Serienmachern zu.


    Das Lied von Eis und Feuer wie wir es heute kennen ist das unmittelbare Ergebnis von Martins Prokrastinationsverhalten.
    Er hat mit einer abartig langweiligen Bedrohungsstory um eine verbannte Prinzessin und ein trauriges Waisenkind begonnen, hatte nach fünf Minuten selbst keinen Bock mehr darauf und hat stattdessen angefangen praktisch alles andere schön zu machen und auszuschmücken. Was originär bloße Deko gewesen wäre, ist jetzt praktisch das eigentliche Lied - die Intrigen und Kriege um den Thron. Leider hat er sich nie die Mühe gemacht diese lächerlichen Tonfüßchen aus nordischer Bedrohung und Irgendwas mit Drachen auch wieder zu entfernen, weshalb der dürftige Rahmen zum Ende auch unter der Last des Kernpunkt gewordenen Fluffs ächzt und zusammenbricht.

    In der Meta muss man sich fragen, was die ganzen Lannisters, Tyrell und Baratheons und sollen, wenn man schon auf Seite 3 weiß, dass alles auf Jon und Dany hinauslaufen wird. Deren Grundkonflikt um die Anderen halt so spannend ist, dass er ihm lustlos etwa 4% der Bücher gewidmet hat.

    Für diese Doppelzunge aus Enden konnte HBO keine gute Lösung finden, weil es keine gute Lösung gibt. Auch für Martin nicht. Kein Wunder, dass er keinen Peil hat wie er abschließen soll.

    I have been despised by better men than you.

  • Sorry, Maeg, ich nehme dich da aus der Gesamtdiskussion einfach raus und rede nur mit Tomas. Einfach, weil du von dir aus stets gesagt hast, dass du bis auf S1E1, S8E5 und meinetwegen auch S8E6 die Serie nicht verfolgt hast. Ich find's btw n extrem hartes Stück über etwas dermaßen zu urteilen, dass man nur aus Hörensagen kennt und dann polemisch mit Helene Fischer anzukommen. Sollte ich dich da doch falsch einschätzen und du hast auf einmal doch den Großteil der Serie gesehen, dann bitte korrigier mich. Ansonsten: Schuster, bleib bei deinen Leisten - du magst es auch nicht, wenn im Buchbereich solch Mumpitz betrieben wird.


    Zur Serie: So trashig die letzten Staffeln auch waren... Man wäre doch genauso blöd wie Teile vom Plot, wenn man bestimmte Folgen nicht szenarisch respektieren würde. Da wäre zum Beispiel die Sprengung der Septe. Super gut gemacht, schöne Bilder, Tragik, untermalt von passender Musik - was will man filmisch mehr?

    The Bells. Wir sehen Daenerys, wie sie sich für den Angriff entscheidet. Danach nicht mehr. Weil "unsere" (meine ja nie, weil grausam, aber so what) Heldin uns verlassen hat, auf dem vorgezeigten Weg, den so mancher nicht sehen wollte. Wir folgen szenarisch Helden, Opfern, Sympathieträgern. Die gesamte Serie durch. Aber ihr nicht mehr. Weil sie der Feind ist. Das war sie schon immer, haben manche nur nicht bemerkt, weil man die Welt aus ihrer Sicht sah und niemand ist in seiner Sicht selbst der Feind. Der Bruch, dass man das Leid, das sie anrichtet, ausschließlich aus der Sicht der anderen Charaktere sieht, war geschickt gewählt - die Szenen (sofern nicht in 4k, dann sieht man die Pappe - zumindest mit meiner Sehschwäche erst dann) optisch super.

    Ja, es gibt natürlich in der gesamten Serie Kritik, in den in letzten Staffeln sowieso, vor allem hinsichtlich plot und Erzählweise. Für ihre Zeit und die Darstellung war die Serie aber nicht in allem schlecht.

  • Sorry aber das ist einfach nicht wahr.

    Du musst nicht das Gesamtwerk kennen um beurteilen zu können ob es an sich gut gemacht ist, einen vorhandenen Plot gut umsetzt, ein gutes Script hat, durch schauspielerische Leistungen glänzt oder innovativ ist.

    Wieviel Prozent sind denn angemessen für eine Beurteilung?

    Ich würde sagen das ich mindestens zwei Dutzend komplette Folgen gesehen habe und mindestens noch einmal so viele Stückweise. Und für mich kommt da insgesamt nicht mehr als eine 6-7 bei rum.

    Reicht das um eine Meinung zu haben?


    Ich habe nach zwei Bänden Wheel of Time gewusst das es mir nicht gut genug gefällt um weiterzulesen und nach einem Band vom The Sword of Truth das es nichts taugt.


    Nach der Logik verbietet sich jede Kritik wenn man nicht, was? 50, 60, 80 Prozent von einer Serie gesehen oder einem Buch gelesen hat?

    Da wir diese Diskussion ja aus dem Andor Bereich gezogen haben gibt zu den ersten beiden Folgen dementsprechend dann auch keine Kritik zu üben?

    Schließlich werden das am Ende zwölf Folgen sein.

    "Tigris doofitis ordinaris"
    "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    "Der Strike ist dem Räumfehler sein Tod..."

  • Zitat

    Ich find's btw n extrem hartes Stück über etwas dermaßen zu urteilen, dass man nur aus Hörensagen kennt und dann polemisch mit Helene Fischer anzukommen.


    Ich bezweifle, dass du das wirklich findest und ich bezweifle, dass du dir selbst schon mal mehr als drei Stunden eines Buchs, Films oder einer Serie angetan hast, die du schlecht gemacht und hässlich gefunden hast. Noch weniger, dass du dich im Anschluss einer Meinung enthalten hast, weil dir diese erst nach 30? 40? Stunden zugestanden hätte.

    Ein klassisches Fan-Totschlargument, das für niemanden eins ist, der nicht gerade selbst Fan des Produkts X oder Y ist.

    I have been despised by better men than you.

  • Es wird vermutlich klar sein, dass du mich in einer Welt, in der eine Milliarde Chinesen China dufte finden, mit einer breit vertretenen Meinung nicht bekommen wirst.


    Ich habe einen deutlich gesünderen Respekt vor Kritikern, allerdings bewerten diese ein Werk üblicherweise nicht im gesamtkulturellen Kontext, sondern gewissermaßen kulturrelativistisch. Dafür ob ein Hamburger lecker ist und nicht wie er sich im Verhältnis zum glasierten Winterhering verhält, der - oh Überraschung - deutlich weniger Anhänger hat.

    Selbstverständlich ist mir das klar, deswegen habe ich auch nur Listen rausgesucht (Ausnahme imdb), die von Kritikern erstellt wurden. Nicht nur das, sie sind gar ein Sammelsurium aus vielen verschiedenen Kritikerlisten. Die BBC- Liste basiert beispielsweise auf 206 Kritikerlisten all over the world und hat dabei penibel drauf geachtet, dass 100 Frauen und 100 Männer dabei sind. Natürlich kann man das eine Spielerei nennen - ich für mich behaupte aber, dass man besser kaum einen qualitativen Konsens bestimmen kann - das sind größtenteils Leute, die ihren Unterhalt damit verdienen, TV-Serien zu schauen, zu sezieren und zu bewerten. Und klar, der eine hat Kritikpunkte an GOT, der andere an einer anderen Serie, aber dafür bietet so eine Liste eben eine Schnittmenge.


    Dein Verständnis eines TV-Kritikers teile ich nicht. Es geht gerade in den von mir verlinkten Listen darum, die beste Serie für einen bestimmten Zeitraum zu ermitteln. Da sind dann auch Sachen dabei, die hat kaum ein Zuschauer gesehen - und ich bin mir sicher, dass ich dir da einige glasierte Winterheringe (in Serienform) ans Herz legen kann, zu denen du noch keine Berührungspunkte hattest.


    Auch verstehe ich nicht, warum du krampfhaft versuchst den ollen Schorsch aus der Seriengleichung herauszunehmen bzw. von irgendetwas abzuziehen. Der ist ein fester Bestand als Urheber der Vorlage und hat nebenbei über einen nicht unerheblichen Teil die Serie begleitet, sogar Drehbücher geschrieben. Natürlich trägt er zum Erfolg und zur Qualität der Serie bei, ebenso übrigens wie Benioff und Weiss. Das Ding hatte für den Scope und den Rahmen anfangs viel zu wenig Budget, der ursprüngliche Pilot wurde von HBO in der Luft zerrissen. Die Zuschauerzahlen waren anfangs in Ordnung, aber es war nicht im Ansatz abzusehen, dass sich die Serie zu DEM Phänomen entwickelt, welches es letztlich wurde.

    Dass eine gute Vorlage einfacher zu adaptieren ist, als eine schlechte, da sind wir uns einig.


    Nichtsdestotrotz gibt es etliche Szenen und Entwicklungen, die nur in der Serie existieren, die ich für außerordentlich gelungen halte.


    Die Entscheidung Arya und Tywin in Staffel 2 zu verbinden, Theon, der Rodrick Cassel hinrichtet, die Dynamik/Verbindung zwischen Robert und Cersei (die du in meiner Erinnerung grauenhaft fandest), die mit deutlich mehr Profil ausgestattete Figur Oberyn Martell, der Kampf zwischen Sandor und Brienne, die inszenatorisch von vorne bis hinten brilliante Folge um die Sprengung der Septe. Die sehr ruhige, charakterbezogene Staffel 8 Folge „A Knight of the seven Kingdoms“ zähle ich ebenfalls dazu.


    Daran anschließend gibt es weitere individuelle Episoden, die, natürlich auch getrieben von Martins Story, aber auch von der Inszenierung her, schlicht grossartig sind. Baelor, Blackwater, The Rains of Castamere, The Watchers on the Wall (der Single Track Shot!!!), Hardhome, The Battle of the Bastards.


    Das Gesamtwerk verdient in meinen Augen nach wie vor einen Platz im Serienolymp, aber da gehen die Meinungen insbesondere in unserem Forum nicht erst seit heute auseinander. :)

    Ein Lannister begleicht stets seine Schulden!  

    2 Mal editiert, zuletzt von Tomas ()

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