ZitatNatürlich kann man das eine Spielerei nennen - ich für mich behaupte aber, dass man besser kaum einen qualitativen Konsens bestimmen kann
Ich habe mein Helene-Beispiel absichtlich gewählt.
Das Rolling Stone Magazin ist kaum verdächtig für Schlagerfans geschaffen worden zu sein und lobt dennoch in höchsten Tönen ein Produkt, das an Banalität und Anspruchslosigkeit kaum zu überbieten ist.
Ebenso habe ich bereits zugegeben, gegenüber Rings of Power milde gestimmt zu sein. Allerdings hat gerade die letzte Folge bei mir wegen der grenzdebilen Dramaturgie leider für kaum mehr als Sekundärunterhaltung gesorgt. Ausgerechnet sie hat bei Rotten Tomatoes momentan eine Kritikerwertung von 91% und schreibt bei imdb mit 8,5 erstmals hohe "schwarze Zahlen".
Es gibt einen winzigen Anteil an Leitmedien, der sich noch seine Intellektuellen leistet, die vielleicht hin und wieder auch etwas Provokantes zu Papier bringen.
ZitatBeneath the huge ratings, the Emmy awards and the pop-cultural domination, “Game of Thrones” (2011-19, R.I.P.) was a soap opera — fitted out with expensive sword-and-sorcery upholstery and accessorized with boundary-pushing violence and nudity, but basically a soap opera.
(New York Times)
Der überwältige Teil der Onlinemedien versucht für die breite Masse zu kuratieren und den Anschluss an die Influencer nicht zu verlieren - ich nehme es ihnen nicht übel, sie wollen schließlich etwas essen. Ein hehres Nebenziel ist es, sich keinen Shitstorm einzufangen, weil man sich in der voraussichtlichen Ansicht des Publikums vergreift.
Ich bin nicht einmal sicher, ob es nicht das Ziel einer Review sein sollte einem durchschnittlichen Menschen möglichst hilfreich zu sein. Die intellektuellen Circle-Jerks waren schließlich das, was viele Leser, Hörer und Seher vom Print nach YouTubes getrieben hat.
Im Ergebnis:
I don´t give a f***.
Ich habe den Andor Reviews entnommen, dass der gelangweilte Zuschauer "action and fun" möchte. "Action and fun" bot GoT sicher genug. Offensichtlich reicht auch bei Rings of power "action" aus um eine Folge in ungeahnte Höhen zu katapultieren - selbst wenn es eine Dorfschlägerei mit Orks ist. Eine Folge ohne clang clang (Fantasy) oder pew pew (Sci-Fi) lässt dagegen lange Gesichter und emotionale Leere zurück.
ZitatAuch verstehe ich nicht, warum du krampfhaft versuchst den ollen Schorsch aus der Seriengleichung herauszunehmen bzw. von irgendetwas abzuziehen. Der ist ein fester Bestand als Urheber der Vorlage und hat nebenbei über einen nicht unerheblichen Teil die Serie begleitet, sogar Drehbücher geschrieben.
Ich beurteile Gibsons Passion Christi auch nicht danach, ob ich die Bibel geil finde und ob der liebe Herrgott die Produktion begleitet hat. Mich interessiert, ob der Film mehr als eine schlechte Nacherzählung kann. Wenn ich ihn nicht für sehenswert halte, dann vermutlich nicht.
ZitatDie Entscheidung Arya und Tywin in Staffel 2 zu verbinden, Theon, der Rodrick Cassel hinrichtet, die Dynamik/Verbindung zwischen Robert und Cersei (die du in meiner Erinnerung grauenhaft fandest), die mit deutlich mehr Profil ausgestattete Figur Oberyn Martell, der Kampf zwischen Sandor und Brienne, die inszenatorisch von vorne bis hinten brilliante Folge um die Sprengung der Septe.
Die Sprengung der Septe fand ich tatsächlich gut gemacht. Cersei wurde in der Serie - genauso wie Tyrion netter gemacht. Ich glaube im Ergebnis ist mir das egal. Bei Tywin nicht, ich mag ihn im Buch genau so wie er ist - ohne soft spots.
Du wirst mich jetzt nicht zwingen alle Stellen zu finden, die ich besonders schlecht fand. Ich habe mir gerade nochmal die Szene angeguckt, in der der Sklavenhalter an der Himmelsglocke zieht um am CGI zu sparen und immer nur in schlechten Cuts 4,3 Unsullied gleichzeitig gezeigt werden. Das ist immer noch extrem gruselig.
ZitatDas Gesamtwerk verdient in meinen Augen nach wie vor einen Platz im Serienolymp, aber da gehen die Meinungen insbesondere in unserem Forum nicht erst seit heute auseinander.
Unterhalten wir uns in 10 Jahren nochmal, während wir auf Winds of Winter warten.