Bei dem Thema bin ich zweigeteilt. Abgesehen von ihrer postulierten Unsterblichkeit, ihrem Kleidungsstil und einigen Skills (Legolas), kann ich nichts Übermenschliches bei den Elben im Herrn der Ringe erkennen. In meiner Wahrnehmung verhalten sie sich nicht anders, als möglicherweise auch Menschenfürsten und Adlige es tun würden, wenn sie Jahrtausende an Lebenserfahrung auf dem Buckel hätten. Das Überirdische wurde (bei mir) erst durch das Lesen der Bücher geprägt.
Galadriel, die in "Die Gefährten" ja erst deutlich später ins Bild tritt, ist hier die (einzig wirkliche) Ausnahme. Jede einzelne Szene mit ihr hatte in Sachen Aufmachung fast schon was Surreales, Hypnotisches. Wie sich Cate Blanchett fortbewegt, anmutig und ehrfürchtig, fast schwebend und wie sie spricht, schwer in Worte zu fassen. Das wird für mich auf ewig unerreicht bleiben.
P. Jackson versucht zwar auch an anderer Stelle inszenatorisch den Unterschied zu machen, aber Gerade einige Arwen-Szenen waren fast schon mühsam in Sachen Pacing. Dialoge ziehen sich tlw. grenzwertig lange und bewegen sich häufig nahe am Kitsch, was die zugrunde liegende Problematik aufzeigt-
so wie bei Galadriel/Arwen kannst du das nicht non stop durchziehen, da es ermüdend wird. Die Interaktionen von Elben mit Elben und/oder anderen Spezies sind hierfür in einer Serie zu zahlreich. Das hat in die Gefährten (ein mal) so gut geklappt, weil Galadriel eben auch unter Elben (und überhaupt allen Wesen) noch mal einen ganz besondern Status hat und Jackson den Szenen deshalb den notwendigen Raum zugestehen konnte. Der Zuschauer sollte erkennen, dass Sie was ganz besonderes ist.
Den Aufmarsch bei Helms Klamm würde ich wieder eher unter "Menschen mit coolen Rüstungen und Skills" verbuchen, das hatte nichts Übermenschliches. Ebenso war auch Elrond für mich immer nur ein langsam sprechender Mensch mit spitzen Ohren.
Da sehe ich wenig Unterschied zu den Elben in Rings of Power (Gilgalad schlägt für mich genau in die selbe Kerbe), auch nicht in der Sprechgeschwindigkeit. Bei Celebrimbor und Elrond sind die Haarschnitte zugegeben ziemlich grauenvoll, aber den Drops habe ich in Folge 1 gelutscht und von da an nicht weiter beachtet. Lustigerweise war gerade bei Elrond mein erster Gedanke einfach nur "OMG" und inzwischen mag ich ihn sehr gerne. Der Darsteller gibt sich alle Mühe, der Sache gerecht zu werden (ich finde, dass er gerade den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und humorösen Einlagen im Dialog mit Durin/Disa sehr gut meistert).
Die Frage ist schon legitim, wie man diese Übermenschlichkeit der Elben (im Permanent-Modus) im Kino/TV Format darstellen könnte. Das bewegte Bild ist einfach eine ganz andere Hausnummer im Vergleich zu einer einzelnen künstlerischen Illustration oder hunderten Seiten World building. Just my 2 cents.