Amazon bringt Herr der Ringe - Serie heraus

  • Bei dem Thema bin ich zweigeteilt. Abgesehen von ihrer postulierten Unsterblichkeit, ihrem Kleidungsstil und einigen Skills (Legolas), kann ich nichts Übermenschliches bei den Elben im Herrn der Ringe erkennen. In meiner Wahrnehmung verhalten sie sich nicht anders, als möglicherweise auch Menschenfürsten und Adlige es tun würden, wenn sie Jahrtausende an Lebenserfahrung auf dem Buckel hätten. Das Überirdische wurde (bei mir) erst durch das Lesen der Bücher geprägt.

    Galadriel, die in "Die Gefährten" ja erst deutlich später ins Bild tritt, ist hier die (einzig wirkliche) Ausnahme. Jede einzelne Szene mit ihr hatte in Sachen Aufmachung fast schon was Surreales, Hypnotisches. Wie sich Cate Blanchett fortbewegt, anmutig und ehrfürchtig, fast schwebend und wie sie spricht, schwer in Worte zu fassen. Das wird für mich auf ewig unerreicht bleiben.

    P. Jackson versucht zwar auch an anderer Stelle inszenatorisch den Unterschied zu machen, aber Gerade einige Arwen-Szenen waren fast schon mühsam in Sachen Pacing. Dialoge ziehen sich tlw. grenzwertig lange und bewegen sich häufig nahe am Kitsch, was die zugrunde liegende Problematik aufzeigt-

    so wie bei Galadriel/Arwen kannst du das nicht non stop durchziehen, da es ermüdend wird. Die Interaktionen von Elben mit Elben und/oder anderen Spezies sind hierfür in einer Serie zu zahlreich. Das hat in die Gefährten (ein mal) so gut geklappt, weil Galadriel eben auch unter Elben (und überhaupt allen Wesen) noch mal einen ganz besondern Status hat und Jackson den Szenen deshalb den notwendigen Raum zugestehen konnte. Der Zuschauer sollte erkennen, dass Sie was ganz besonderes ist.

    Den Aufmarsch bei Helms Klamm würde ich wieder eher unter "Menschen mit coolen Rüstungen und Skills" verbuchen, das hatte nichts Übermenschliches. Ebenso war auch Elrond für mich immer nur ein langsam sprechender Mensch mit spitzen Ohren.

    Da sehe ich wenig Unterschied zu den Elben in Rings of Power (Gilgalad schlägt für mich genau in die selbe Kerbe), auch nicht in der Sprechgeschwindigkeit. Bei Celebrimbor und Elrond sind die Haarschnitte zugegeben ziemlich grauenvoll, aber den Drops habe ich in Folge 1 gelutscht und von da an nicht weiter beachtet. Lustigerweise war gerade bei Elrond mein erster Gedanke einfach nur "OMG" und inzwischen mag ich ihn sehr gerne. Der Darsteller gibt sich alle Mühe, der Sache gerecht zu werden (ich finde, dass er gerade den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und humorösen Einlagen im Dialog mit Durin/Disa sehr gut meistert).

    Die Frage ist schon legitim, wie man diese Übermenschlichkeit der Elben (im Permanent-Modus) im Kino/TV Format darstellen könnte. Das bewegte Bild ist einfach eine ganz andere Hausnummer im Vergleich zu einer einzelnen künstlerischen Illustration oder hunderten Seiten World building. Just my 2 cents.

    ich bin der singende, tanzende Abschaum der welt.

    2 Mal editiert, zuletzt von el_drogo ()

  • Bei dem Thema bin ich zweigeteilt. Abgesehen von ihrer postulierten Unsterblichkeit, ihrem Kleidungsstil und einigen Skills (Legolas), kann ich nichts Übermenschliches bei den Elben im Herrn der Ringe erkennen. In meiner Wahrnehmung verhalten sie sich nicht anders, als möglicherweise auch Menschenfürsten und Adlige es tun würden, wenn sie Jahrtausende an Lebenserfahrung auf dem Buckel hätten. Das Überirdische wurde (bei mir) erst durch das Lesen der Bücher geprägt.

    Nimms mir nicht übel, aber die Aussagen mit Bezug zur Unsterblichkeit finde ich ähnlich sinnvoll wie zu sagen: Die Orks verhalten sich nicht anders als Menschen, die in Morgoths Zuchtgruben geboren und abgerichtet wurden. Die Unsterblichkeit ist das entscheidende Distinktionsmerkmal zwischen Elben und Menschen und die menschliche Sterblichkeit ist der Ursprung der meisten Konflikte zwischen den beiden Rassen. Alle anderen wesentlichen Eigenschaften der Elben leiten sich davon ab oder werden zumindest verstärkt. Beim letzten Satz gebe ich dir aber insofern Recht, als dass auch meine Punkte einer gelungenen Umsetzung natürlich größtenteils bereits Lorekenntnis erfordern (Edit: Das ist nicht ganz glücklich ausgedrückt, was ich meine ist, das man das vllt. eher so wahr nimmt wenn man mit einem bst. Bild der Besonderheiten und des Status der Elben in den Film geht).


    Bei einer möglichen Serienumsetzung würde ich ebenfalls neigen dir zuzustimmen, sehr gut möglich, dass das schlicht nicht durchzuhalten ist.


    Zitat

    Den Aufmarsch bei Helms Klamm würde ich wieder eher unter "Menschen mit coolen Rüstungen und Skills" verbuchen, das hatte nichts Übermenschliches. Ebenso war auch Elrond für mich immer nur ein langsam sprechender Mensch mit spitzen Ohren.


    Na ja das kann man so sehen, das passt auch wieder zum Thema Mikro/Makro-Betrachtung: Es könnten theoretisch auch problemlos Numenorer sein, die ja in-world auch gewöhnlichen Menschen deutlich überlegen sind, wie wir in RoP vermutlich noch zu sehen bekommen. Aber die Möglichkeiten so klare Unterschiede zwischen Elben und Menschen herzustellen sind ja begrenzt, sowie auch in Star Wars Unterschiede zwischen Spezies größtenteils optisch sind und die Möglichkeiten richtig elbisch zu casten ähnlich begrenzt wie richtig valyrisch zu casten sind. LotR-Filme stellen aber bei fast jeder rassenübergreifenden Szene solche Unterschiede dar und daraus ergibt sich dann ein Gesamtbild.

    Zitat

    Der Darsteller gibt sich alle Mühe, der Sache gerecht zu werden (ich finde, dass er gerade den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und humorösen Einlagen im Dialog mit Durin/Disa sehr gut meistert).

    Aber er tritt dort nicht auf wie ein Elbenfürst der den Dingen in die Tiefe sieht (natürlich bei dem Arbeitskräftebeschaffungsauftrag auch schwierig), sondern wie ein Kumpel, der sich lange nicht mehr hat blicken lassen und sich daher ein wenig selbst erniedrigt. Na ja.


    Zitat

    Die Frage ist schon legitim, wie man diese Übermenschlichkeit der Elben (im Permanent-Modus) im Kino/TV Format darstellen könnte. Das bewegte Bild ist einfach eine ganz andere Hausnummer im Vergleich zu einer einzelnen künstlerischen Illustration oder hunderten Seiten World building. Just my 2 cents.

    Ja definitiv. Gut möglich, dass das im Serienformat ein nicht lösbares Strukturproblem ist. Wie gesagt, in der Filmetrilogie finde ich das aber jenseits der einzelnen Figurenzeichnung ganz gut gelöst, man sieht ja auch selten Interaktionen der Elben mit anderen Menschen (außer Aragorn was ja auch passt), z. B. Elrond und Theoden reden kurz, aber dabei sitzt Elrond und Theoden steht und man sieht Elrond nicht unter seinem Mantel, es wird also der profane Höflichkeitssmalltalk der beiden einfach ausgeblendet.


    Edit: Ich habe mit LotR-Elrond und -Arwen auch meine Schwierigkeiten, aber da ist für mich trotzdem ein deutlicher Unterschied erkennbar. In RoP habe ich Unterschiede bisher nur in den Akrobatik- und Kampfskills gesehen und da erwarte ich sie eigentlich am wenigsten.


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    Einmal editiert, zuletzt von Grunkins ()

  • Oh Mann, es gab zwar in Folge 6 wieder ein paar tolle Bilder, aber leider tut sich für mich jetzt langsam wirklich ein Problem auf, über das ich nicht so leicht hinweg sehen kann: Mittelerde wirkt einfach furchtbar klein, oder zumindest unterbevölkert.

    Dass man von manchen Völkern nichts sieht oder hört, heißt natürlich nicht, dass es sie nicht gibt, aber würde ich die Serie schauen ohne irgendwelche Vorkenntnisse, hätte ich den Eindruck dass Mittelerde ein ziemlich kleiner und leerer Landstrich ist.

    Folgende Zahlen sind natürlich nur grobe Schätzungen und ich würde nicht behaupten sonderlich gut im schätzen zu sein.


    Es gibt Elben in Lindon und dann vielleicht noch drölf irgendwo verteilt (für Elben ok, die schien es nie in rauen Mengen zu geben), dann Zwerge in Moria - da sieht es wirklich nach einem größeren Volk aus und wurden vielleicht auch Verwandte irgendwo anders erwähnt? Da bin ich mir grade nicht sicher.

    Es wandern ca. 20 Harfüße (ist diese eine Gruppe alles was es an Harfüßen gibt? Ich glaube bisher wurden keine weiteren Gruppen erwähnt und das wäre dann wirklich ein sehr kleiner Genpool) durch die Gegend und begegnen alle Jubeljahre mal einzelnen Menschen - und genau da schließt sich bei mir dir Frage an, was ist bitte mit den Menschen los?


    Numenor finde ich angemessen dargestellt, aber auf Mittelerdes Festland wirkt es, als gäbe es nur eine Hand voll winzige Dörfer, wobei die gesammelte Bevölkerungszahl der Südlande vielleicht bei etwas über 100 liegt.

    Soweit ich nichts verpasst oder verdrängt habe, werden nebst den Südländern um Bronwyn und Halbrand (waren das alles Südländer?) und die zwei wandernden Typen, die den Weg der Harfüße kreuzen, keinerlei andere Menschen gezeigt oder erwähnt und es kommt niemand auf die Idee andere Menschen von Mittelerde zu informieren oder zur Hilfe zu holen.

    Ich habe keinerlei Idee wo Halbrand eigentlich genau herkam - war das ein weiteres winziges Dorf? Wenn das tatsächlich eine Stadt gewesen wäre, hätte den Überfall doch wohl irgendwer mitbekommen, der die Nachricht in Mittelerde hätte verbreiten können.

    Es kämpfen dann um die 200 Orks (und man hat das Gefühl, dass das tatsächlich alle kampffähigen sind) gegen ca. 100 Menschen (das bezieht noch die Überläufer mit ein). Extrem weit entfernte Menschen eines Inselreiches hören, dass "die Menschen von Mittelerde" von Orks angegriffen werden und eilen zur Hilfe - mit ca. 100 Soldaten - und reiten mal schnell direkt zum 8-Häuser-Dorf in dem sich alle 20 überlebenden Menschen befinden.


    Das Ende der 6. Folge wirkt als wäre Halbrand nun -Gratulation- König von 20 Menschen. Allein, dass der Sieg über die Orks und Wiedereinsetzung des Königs, unter Anwesenheit der Königinregentin von Nùmenor, in einem winzigen Dorf mit um die 60 Teilnehmern (und das sind einfach alle lebenden Personen die es gibt) gefeiert wird, mutet irgendwie absurd an. Es heißt ja immer RoP wäre die teuerste Serie aller Zeiten, aber ist wirklich alles in die, zugegebenermaßen beeindruckende, Optik geflossen, sodass größere Mengen von Orks und Menschen nicht mehr drin waren?


    Problematisch wird das ganze besonders, da die Ringe ja offenbar erst noch geschmiedet werden. Wer bekommt dann die 9 Ringe der Menschen, Halbrand und Dorfbürgermeister*in 1-8? Die 9 Ringe gehen ja laut Vorlage an Menschenherrscher des Südens und Ostens. Natürlich können die entsprechenden Völker noch eingeführt werden, aber ich hätte es als wichtig empfunden, schon von Anfang an zu etablieren, dass es überhaupt verschiedene Gruppierungen von Menschen auf dem Festland gibt.


    So, jetzt hab ich erstmal genug Dampf abgelassen.

  • Ehrlicherweise ist die aktuelle Folge selbst über meine popcorn-hohe Dramaturgiehürde gestolpert.


    Zitat

    Das Ende der 6. Folge wirkt als wäre Halbrand nun -Gratulation- König von 20 Menschen.


    Aber sie haben sich gefreut wie 2000.
    Yay, feudale Unterdrückung, Willkür und Steuern! :bday:

    I have been despised by better men than you.

  • Mir ist gerade bei Sichtung tatsächlich erst aufgefallen, dass Benjen Stark nun der Anführer der Orks ist.

    Wow, ich dachte mir bei dieser Folge auch dass ich den irgendwoher kenne :D


    Klein kommt mir Mittelerde nicht vor, aber das Fehlen der Menschen finde ich auch merkwürdig.

    Trotzdem kann ich mir die Serie immer noch mit Genuss ansehen, es lebe die Vergesslichkeit und das Unwissen :crazy:

    "Let me tell you something about wolves, child. When the snows fall and the white winds blow, the lone wolf dies, but the pack survives." -Eddard Stark

    Einmal editiert, zuletzt von WinterIsComing ()

  • Mir gehts auch so ähnlich, Winter.

    Mag die Serie eigentlich ganz gern, aber ich bin da auch weniger streng als beim Lied was die Buchvorlage betrifft.

    Ich habe mir jetzt aber mal wieder „Nachrichten aus Mittelerde“ genommen, weil ich für mich etwas Licht in die Zusammenhänge bringen wollte. Frag mich aber, ob das die richtige Sekundärliteratur ist. Galadriel hängt da schon mit Celeborn ab. Aus welchen Fußnoten/Anhängen speist sich denn die Serie?


    Und noch ne Frage zu dem Vulkanausbruch: was ist das denn für eine Brühe, die durch die Orktunnel rauscht und dann dazu führt, dass die Lava nach oben schießt? Ist das Magie?

  • Aus welchen Fußnoten/Anhängen speist sich denn die Serie?

    Die Rechte hat Amazon an den Anhängen vom HdR, also wenn man was nachvollziehen will, dann dort. Eine Zeittafel des Zweiten Zeitaltes verrät mehr oder weniger alle Eckpunkte, 99% ist aber Eigenerfindung.


    Ansonsten gibt es sowohl im Silmarillon (Akallabeth) als auch in den Nachrichten als auch in den Anhängen ein paar Informationen zum zweiten Zeitalter. Das meiste doppelt sich aber auch. Die einzige richtige Geschichte (in dem Fall über Numenor) ist glaube ich "Das Weib des Seemanns" in den Nachrichten (direkt am Anfang hat die erstmal wieder schöne alttestamentarische Telefonbuchvibes).



    ____

    Update: Folge 6. L O L. Die einzige Frage, die sich mir stellt ist, ob das schon beyond-the-wall-Niveau hat oder wir noch in Dorne sind? Ging dann noch dem okayen Start doch schneller als erwartet (bzw. so wie vor Folge 1 erwartet).

    Einmal editiert, zuletzt von Grunkins ()

  • The Rings of Power Showrunners Break Silence on Fandom Backlash and Season 2 – The Hollywood Reporter


    Ich finde den Artikel ziemlich spannend. Insbesondere geht daraus hervor, was die Konkurrenz (HBO und Netflix) mit dem Stoff vorgehabt hätten. Und dass Amazon das Wettbieten eigentlich verloren hat. Ob die Serienmacher erreichen, was sie sich vorgenommen haben - da würde ich gentlemaeglike in eine andere Richtung gucken. Aber an Leidenschaft scheint es ihnen nicht zu fehlen.

    I have been despised by better men than you.

  • Die Rechte hat Amazon an den Anhängen vom HdR, also wenn man was nachvollziehen will, dann dort. Eine Zeittafel des Zweiten Zeitaltes verrät mehr oder weniger alle Eckpunkte, 99% ist aber Eigenerfindung.


    Ansonsten gibt es sowohl im Silmarillon (Akallabeth) als auch in den Nachrichten als auch in den Anhängen ein paar Informationen zum zweiten Zeitalter. Das meiste doppelt sich aber auch. Die einzige richtige Geschichte (in dem Fall über Numenor) ist glaube ich "Das Weib des Seemanns" in den Nachrichten (direkt am Anfang hat die erstmal wieder schöne alttestamentarische Telefonbuchvibes).

    Sorry, muss erst wieder zitieren lernen. Deshalb der gelöschte Beitrag. Falls er hier angezeigt wird.


    Danke für die Info zu den Anhängen. Ich hab nur die drei grünen Bücher, da endet das dritte Buch einfach, hab aber gesehen, dass es noch ein viertes mit den Anhängen gibt.

  • Die finale Staffelfolge hat neben der vorletzten für mich ehrlichgesagt zu den schwierigeren gehört.

    Einige Probleme wären aus meiner Sicht so leicht zu beseitigen gewesen, dass ich von der Bequemlichkeit der Creators wenig angetan bin.



    Die Folge war mal wieder extrem hübsch, extrem faul geschrieben und enthielt eine extrem lange Abschiedsszene. Ich kann nur annehmen, dass die nächste Staffel genauso hübsch und anspruchslos sein wird. Ich würde mir allerdings wünschen, dass sich die Schreiber selbst für die Plotansprüche von Popcorn-Unterhaltung etwas mehr Mühe geben.


    Ansonsten habe ich mir ein bisschen Fan-Feedback auch sehr großer Content Creator angeguckt und war sehr abgestoßen davon, wieviel der Kritik sich auf die tiefhängenden Früchte wie die Besetzung von PoC oder die Frauen in der Serie konzentriert.

    Als jemand, der sich die Charaktere selbst einfach immer so wie in den Büchern wünscht sehe ich die Grenze zwischen "Liebe zur Werktreue" und schlichtem Rassismus und Vorurteilen sehr häufig überschritten. Das ist für mich insofern besonders unglücklich, weil die Serie an vielen Problemen kränkelt, die man völlig zu Recht und ohne Einschränkung kritisieren könnte.

    I have been despised by better men than you.

    • Offizieller Beitrag

    Hab das Finale jetzt auch gesehen und kann mich Maeg nur anschließen. Die großen, schockierenden "Enthüllungen" wer am Ende wer ist, waren so vorhersehbar, dass man davon wohl nur überrascht sein kann, wenn man seinem ganzen Leben zuvor noch niemals einen Film gesehen oder ein Buch gelesen hat.


    Das wenige, was tatsächlich als (sog.) Spannung aufgebaut worden war, wurde dann auch noch extrem enttäuschend aufgelöst:


    Nachdem ich die erste Staffel jetzt komplett gesehen habe, muss ich - auch ohne selbst großer Tolkien-Kenner zu sein - schon sagen, wie maßlos entsetzt ich übe die Serie bin. Klar, optisch macht sie echt was her, aber inhaltlich ist das nicht nur extrem flach - die ganze Story befindet sich meinem Empfinden nach ungefähr auf dem Niveau einer durchschnittlichen Eigenproduktion des SyFy-Channel - sondern scheint auch von einer Gruppe von Autoren geschrieben worden zu sein, die über Tolkiens Welt nicht mehr wissen als das, was bei ihnen nach einer 10-minütigen Recherche in Wikipedia und einer halben Flasche handwarmem Gin hängen geblieben ist.


    Bei einer Serie, die sich Amazone bisher bereits über 500 Milliarden Dollar hat kosten lassen, kann ich absolut nicht begreifen, weshalb bei diesem gigantischen Budget nicht auch ein paar hunderttausend Doller mehr für ein paar richtig gute Autoren drin gewesen wären. Naja.

  • Hab das Finale jetzt auch gesehen und kann mich Maeg nur anschließen. Die großen, schockierenden "Enthüllungen" wer am Ende wer ist, waren so vorhersehbar, dass man davon wohl nur überrascht sein kann, wenn man seinem ganzen Leben zuvor noch niemals einen Film gesehen oder ein Buch gelesen hat.

    Ich kann einerseits all die Kritikpunkte einzeln gut nachvollziehen.


    Aber das Problem, dass "schockierende Enthüllungen" gar nicht mehr möglich sind, haben inzwischen alle Serien, die mit großem Budget und entsprechend großer Zielgruppe starten. Es gab nun mal nur ein paar Möglichkeiten und Woche für Woche haben viele Blogs jedes neue Fitzelchen irgendwie bewertet.

    Am Ende würde also bei jeder Variante (nicht nur, wer nun wer ist, sondern auch die Art der Offenbarung) selbst im besten Falle eine große Anzahl von Leuten ningeln, dass es zu vorhersehbar gewesen sei. Wobei das hier zugegebenermaßen nicht die beste Variante war.

    Falls GRRM doch noch irgendwas von ASOIAF schreiben sollte, würde die Auflösung dessen, was nicht Serieninhalt gewesen ist, also zB die Identität von Aegon, ebenso mit lautem Unmit begleitet sein. Egal, was die Auflösung wäre.

    Die einigermaßen sinnvollen Möglichkeiten in einem gegebenen Setting sind nun mal begrenzt, und mittlerweile haben wir alles schon mehrfach gesehen oder gelesen, inklusive der Kommentare und Diskussionen dazu.


    Mehr als ein "überwiegend ganz nette Unterhaltung, aber nicht mehr" würde ich der Serie auch nicht geben. Für "phänomenal" hätte es vermutlich nie gereicht, aber vielleicht wäre es vor einigen Jahren noch ein "recht sehenswert" gewesen, bevor ich sowas im Monatstakt serviert bekommen habe. Und das liegt dann nicht nur an den Autoren, sondern auch an der (zugegeben zwangsläufigen) Übersättigung des Publikums.

  • Aber das Problem, dass "schockierende Enthüllungen" gar nicht mehr möglich sind, haben inzwischen alle Serien, die mit großem Budget und entsprechend großer Zielgruppe starten. Es gab nun mal nur ein paar Möglichkeiten und Woche für Woche haben viele Blogs jedes neue Fitzelchen irgendwie bewertet.

    Am Ende würde also bei jeder Variante (nicht nur, wer nun wer ist, sondern auch die Art der Offenbarung) selbst im besten Falle eine große Anzahl von Leuten ningeln, dass es zu vorhersehbar gewesen sei. Wobei das hier zugegebenermaßen nicht die beste Variante war.

    Prinzipiell magst du Recht damit haben, dass man schockierende Enthüllungen schwerer aufbauen kann, weil einerseits alles Woche für Woche analysiert wird und der Erfahrungswert des Publikums natürlich auch mit jeder gesehenen Serie steigt.

    Ich sehe darin aber auch kein großes Problem, solange der Weg zur Auflösung stimmt und nachvollziehbare Charaktere mit einer gewissen Fallhöhe präsentiert werden. In dem Fall muss der Plot auch nicht unglaublich clever sein, um den Zuschauer mitzunehmen.

    Auf der anderen Seite können große Enthüllungen/Wendungen nicht wirken, wenn einem die Charaktere, die von diesen betroffen sind, am Allerwertesten vorbeigehen.


    Im Falle von Aegon_lebt! dürfte das Schlimmste beider Welten zusammengetroffen sein. Belanglose Charaktere sind durch einen nicht allzu cleveren Plot geirrt, der mehr sein zu wollte, als er tatsächlich war und das ist dann in jedem Fall unbefriedigend.

    Bei uns im Norden werden die Gesetze der Gastfreundschaft noch immer in Ehren gehalten. ~ Roose Bolton

  • Habs mir tatsächlich bis zum Ende angetan, aber das war es dann auch. Könnte jetzt viel dazu schreiben, aber eigentlich ist mir die Serie viel zu egal dazu. Nur so viel: Ich verstehe jenseits aller Plot- und Charakterdiskussionen beim besten Willen nicht, wie man so viele entscheidende und epische Momente* so unüberraschend und belanglos und einfach schlecht inszenieren kann.


  • War ne Weile weg und hatte nicht die gewohnten Rahmenbedingungen dem Medienkonsum zu frönen. Darauf mir irgendwas auf dem Tablet anzusehen, habe ich verzichtet, das ist so gar nicht meins.


    Habe die letzten zwei Tage versucht einiges nach zu holen, so auch die letzten Folgen RoP.


    Noch nicht grossartig gestöbert, was das Internet davon hält. Ich war ja der Serie grundsätzlich sehr zugetan, aber ich muss eingestehen, dass selbst bei mir der Bogen an dramaturgischen Schlampigkeiten, die man Ringsdings durchgehen lassen muss um die Bilder noch geniesen zu können, mittlerweile überspannt ist.

    Die ganzen Erzählschwächen ausgeklammert, enttäuscht mich am Ende halt auch hauptsächlich der fehlende Mut, was zu riskieren. Wie befürchtet ist der Stranger Gandalf, Halbrand ist Sauron, ja nu... Vielleicht hätte ich mich damit noch arrangieren können, wenn es nicht so viele Szenen gäbe, die allein dazu da sind, den Zuschauer gewaltsam zu verwirren und zum Spekulieren zu bringen, ansonsten aber gar keine Bedeutung haben (spontanes Beispiel: ich glaub es war in Folge 4 oder 5, wo Halbrand zum Rat der Königin erscheinen soll, aber zunächst noch wankt, sein "Symbol der Südlande" auf einen Tisch ablegt, nur um es sich dann - oh Wunder - im letzten Moment doch noch zu schnappen. Dabei war er vollkommen unbeobachtet und allein -> aus meiner Sicht eine lügenhafte und billige Art dem Zuschauer einen Bären auf zu binden). Folge für Folge, Szene für Szene werden die selben rote Heringe ausgelegt nur um sie direkt danach wieder einzusammeln.

    Seis drum. Die Klappe für Staffel zwei ist soweit ich weiss ja schon gefallen, also ist davon auszugehen, dass der Plot steht und somit keine Besserung zu erwarten ist. Schade. Mein Prime-Abo, das ich gefühlt schon seit Jahrzehnten bezahle, werde ich deshalb freilich trotzdem nicht kündigen. Die nächste Staffel werde ich somit mit sehr gedämpfter Erwartung und hauptsächlich ob der technischen Aspekte weiter verfolgen.

    ich bin der singende, tanzende Abschaum der welt.

  • Aber das Problem, dass "schockierende Enthüllungen" gar nicht mehr möglich sind, haben inzwischen alle Serien, die mit großem Budget und entsprechend großer Zielgruppe starten.

    Das Problem sehe ich hier eher darin, dass diese beiden "Rätselfiguren" vom ersten Moment an so unglaublich offensichtlich waren, dass man sich das Versteckspiel auch einfach hätte sparen können.


    Besonders bei diesen dumpfen Auflösungen, Galadriel, die mit dem Stammbaum wedelt und drei Sandsnakes äh Ostling-Magierinnen, die sich mit den Hobbits kloppen. Come on.


    Ähnlich wie mit dem Cliffhanger bzw. Isildur.


    Bei mir hat das zusätzlich zu dem eher unangenehmen Nebeneffekt geführt, dass ich, immer wenn Theo etwas grimmiger geguckt hat, schon den künftigen Hexenkönig vor mir hatte.


    Lasst sowas doch einfach.

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