Allerdings habe ich selbst meine Zweifel mit Links wählen, wenn Wagenknecht deren beliebteste Politikerin ist und kaum Gegenwind bekommt, wenn sie über "Lifestyle-Linke" und damit über politische Korrektheit, Pronomen und Veganer schimpft. Da wird Grün für mich wahrscheinlicher.
Wagenknecht hat ihr Buch dazu ja aber auch die "Selbstgerechten" genannt, weil sie das Verdrängen politökonomischer Themen durch Gesellschaftspolitik durchaus auf ihre eigene Partei bezieht und ist darüber glaube ich nicht mehr besonders gern gesehen. Zudem kandidiert auch Fabio de Masi mit ähnlicher Begründung zu seiner Ansicht nach falschen Schwerpunktsetzung in der Linken nicht mehr für den Bundestag und das ist tatsächlich der Einzige, den man aus dieser Partei vermissen wird.
Es wird gerne und oft die grün-rot-gelbe Ampel in Deutschland ins Spiel gebracht.
Andererseits: Die FDP wollte auch keine Schwarz-Grün-Gelbe Koalition.
Für wie wahrscheinlich haltet ihr das, meine deutschen Freunde? Dass die FDP bei sowas mitmacht?
Die Ampel erfreut sich unter manchen Intellektuellen, besonder unter Ökonomen einiger Beliebtheit, weil man sich dort gewissermaßen "The best of all three worlds" erhofft, also liberale Gesellschaftspolitik, proeuropäische und prowestliche Außenpolitik (auch wenn die SPD da wackelt), und Projekte im Bereich Sozial- und Umweltpolitik bei der die FDP aber die marktwirtschaftliche Bremse spielt und dafür sorgt, dass diese Projekte auch halbwegs vernünftig designt sind und nicht nur Geld hin- und herschieben.
Halte das aber selber für eine komplette Schnapsidee, da die FDP unter Lindner ihre Positionierung seit Möllemann und Westerwelle fortgesetzt hat und damit gewissermaßen Verrat an dem seit Jahrzehnten aufgebauten und gepflegten Wählerstamm begehen würde. Es wäre in meinen Augen im Vorhinein sicher, dass jedes sozialpolitische Vorhaben der SPD, jedes umweltpolitische der Grünen und jedes europapolitische beider Parteien torpediert werden würde und andersherum wird die Haushaltslage es nicht erlauben, der FDP irgendwelchen finanzpolitischen Spielraum zu überlassen. Das wäre eine riesige Mogelpackung.
Das Komische an dieser Partei ist, dass es eine enge Connection zwischen den prominentesten Vertretern, Lindner und Kubicki und einem rechtsliberal-populistischen Wählerspektrum gibt, während die meisten Mitglieder in meinen Augen eigentlich ganz brauchbar sind, bei den Julis trotz Twitterings einiger Hayek-Anbeter eher die Linksliberalen zu dominieren scheinen und ich manche Parlamentarier der zweiten Reihe wie Konstantin Kuhle oder Marie Agnes Strack-Zimmermann zu den brauchbarsten Politikern überhaupt zähle.