Eis und Feuer Forenrollenspiel

  • Lord Armund/ Haus Rotfeld III


    Lord Armund verlor keine Zeit. Er wurde schon oft als sehr direkt und vorrauseilend bezeichnet, auch wenn er dies immer abgestritten hat.
    "Würde man mich jetzt so sehen, so würde diese Aussage wohl tatsächlich zutreffen.", dachte er. Nun, ich hab auch allen Grund dazu. Wenn ich mich nicht beeile, kann ich mich auch gleich für den Rest meines Lebens auf dieser verdammten Burg verstecken."
    Er lief zügig zur gegenüberliegenden Seite des Burghofes, in dem sich die Gemächer der Bediensteten fanden. Verägert musste er feststellen, dass sein Ziel - der Haushofmeister - nicht aufzufinden war.
    Dafür wurde er von dessen Frau begrüßt: "Oh! Guten Tag, Lord Armund. Sind Sie auf der Suche nach meinem Mann?"
    "Es wäre mir eine Freude, wenn Sie mir Auskunft geben könnten, wo er sich befindet, Mya.",
    sprach Lord Armund gekünstelt freundlich.
    "Er wird sich wohl irgendwo auf den Märkten rum treiben, so wie ich ihn kenne. Sie brauchen ihn aber nicht zu suchen, falls sie wegen dem Heckenritter hier sind. Rorin hat die Sache schon erledigt. Der Heckenritter ist auf dem Weg."

    Lord Armund war leicht verärgert, dass der Haushofmeister seiner Frau eher davon berichtete als ihm selbst. Dennoch war er froh Morren endlich eine gute Nachricht überbringen zu können. Er verabschiedete sich höflich und machte sich auf den Weg in die Stadt.


    Es war ein altbekannter Weg, den er sicherlich schon so oft gelaufen ist, dass er auch mit verbundenen Augen sein Ziel erreicht hätte. In der Stadt musste er zum Zentrum, dann in die Gasse mit dem Bordell. (Welches er auch schon das ein oder andere mal von innen gesehen hat.) Danach die hälfte des Weges entlang, bevor er in die rechte Seitengasse einbog und dort erst am vorletzten Haus stehen blieb. Die dunklen Gassen waren ein gefährlicher Ort - besonders für einen Adligen, doch Lord Armund wusste wie man nicht auffällt.
    "Niemand erwartet einen Lord in einem dunklen Kapuzenmantel und einem geknickten Gang.", stellte Lord Armund fest.


    Als er das Haus betrat, fiel ihm sofort der Geruch von verottenten Dielen auf.
    Allgemein wies dieses Gebäude eher auf ein altes verlassenes Wirtshaus, als auf einen Treffpunkt einer geheimen Organisation. Der Vorteil dabei ist, dass niemand auf die Idee kommen würde, in dieses Gebäude einzubrechen.
    Wie üblich traff er sich hier mit einigen anderen Verschwörern an jeden siebten Abend in der Woche, um sich über den aktuellen Status ihres Vorgehens auszutauschen.
    Lord Armund stellte fest, dass er als erster da war und dass es sogar noch einige Zeit bis zum Beginn des Treffens hin war. Eine Tatsache, die ihn amüsierte. "Endlich hab ich auch etwas Zeit um mich zu entspannen. Wobei es mich schon in den Fingern juckt, Morren zu erzählen, dass ich bald schon das Vertrauen der Baratheons genießen werde und wir unserem Plan einen großen Schritt näher gekommen sind..."

    -There was a signature here, it's gone now! :search:

  • Arry II


    "Schwere Faust, aber kein scharfes Schwert. Naja, immerhin scheint das Glück mit euch zu sein. Wenn ihr als nächstes nach Norden wollt, könnt ihr mich ansprechen. Wir könnten eventuell zusammen reisen", meinte Loron. Arry verstand nicht, woher die Idee kam. Loron mochte die Stille und die Musiker schienen keinen Bedarf an weiteren mitreisenden zu haben. Wahrscheinlich wollte er nur seine Muskeln spielen lassen. Dennoch war der Gedanke für Arry verlockend, mit Musikern zu reisen und es wäre schön, etwas Abwechslung in der Gesellschaft und sogar einen Jungen in Arrys Alter zu haben, auch wenn Arry für Loron dankbar war. Arry beschloss, die Musiker von Lorons Können zu überzeugen, nur für den Fall, dass Loron es ernst meinte.


    "Ser Loron ist wirklich fähig. Er hat am Trident gekämpft und Ser Jonothor Darry von der Königsgarde bezwungen", erzählte Arry. Arry kam sich unfassbar clever vor, weil er andeutete, dass Ser Loron Ser Darry am Trident tötete, ohne zu lügen. Und von seinem Sieg über Ser Darry erzählte Loron früher oder später jedem und vielleicht wirkte es eindrucksvoller und glaubhafter, wenn die Worte vom Knappen kamen.

  • Jahaerys I


    Er speiste mit seiner Frau zu Mittag, als eine Wache an die Tür klopfte. Jahaerys wunderte sich, denn seitdem sie wegen des Kindes beschlossen hatten in ihren Gemächern zu speisen, sah er seinen Bruder nur noch bei gelegentlichen Ratssitzungen, und es gab sonst keine wirklichen Anlässe, warum er gestört werden sollte. Vor allem nicht beim Essen.
    Eigentlich störte es ihn, dass er nicht mehr wie früher einbezogen wurde, doch das Kind hatte Priorität. Es würde bis es älter geworden wäre, nicht aus den Augen von seiner Mutter gelassen werden, und er selbst hatte auch keine Probleme in seinen Gemächern zu bleiben, wenn seine Frau im Garten oder sonstwo wäre.
    Das Mädchen erledigte seine Arbeit zwar gewissenhaft, doch nach einer Fehlgeburt seiner ersten Frau, und ihren Tod zwei Jahre später war er mittlerweile über dreißig Jahre alt, und er konnte sich nicht darauf verlassen, dass er nochmal einen Sohn geschenkt bekommen würde.


    Essen oder nicht, Jahaerys wusste, dass er nicht gestört werden würde, wenn es nicht dringend wäre.
    "Herein", brummte er und die Wache öffnete die Tür.
    Der Mann war verschwitzt, und offensichtlich die Treppe hochgerannt. "M'lord", keuchte er, "Galswinth Stalwart...vor den Toren...erbittet Gastfreundschaft".
    Jahaerys war einen Moment lang verdutzt. War nicht in diesem Moment einer von Armunds Schoßhunden auf dem Weg um eben diesen Stalwarts den Vasalleneid zu schwören? Ihm gefiel der Gedanke nicht diesen Minenarbeitern zu unterstehen, das hatte er Armund vor der letzten Ratssitzung auch klar gemacht. Doch wie so oft in letzter Zeit, hatte er nicht auf ihn gehört.
    Er besann sich allerdings wieder, und herrschte seinen Gegenüber an, was er denn damit zu tun habe.
    "Benachrichtigt meinen Bruder, ich habe damit nichts zu schaffen!", brachte er noch heraus und er wollte sich wieder seinem Essen zuwenden.
    Wenn er Armund das nächste Mal sah, würde er sich über diesen Vorfall beschweren.
    Doch gerade als er sein sich ein Stück vom Fisch abschneiden wollte, räusperte sich die Wache wieder.
    "Entschuldigt M'lord. Aber Lord Armund ist derzeit aus."


    Jahaerys sprang sofort auf, entschuldigte sich bei seiner Frau und warf sich seinen Umhang über.
    Auch wenn er nicht sonderlich erpicht darauf war sein Mittagessen stehen zu lassen, so konnte er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, das erste Mal seit Jahren wieder ein bisschen Verantwortung zu haben.
    Abgesehen davon konnte er auch nicht einfach eine Adlige vor dem Burgtor ignorieren.
    Fünf Minuten später war er auf dem Hof und sah durch das Tor die kleine Gruppe.


    Er hatte schon entschieden, dass er keine Lady, geschweige denn eine Stalwart in der derzeitigen Situation seines Hauses die Gastfreundschaft versagen könne. Solange nicht bekannt wurde, dass sein Bruder den Vasalleneid geschworen hatte, könnte jedes Haus in der Umgebung auf den Gedanken kommen sich ihre Burg einzuverleiben ohne mit großen Konsequenzen rechnen zu müssen.
    Und wenn Armund den Eid einem Stalwart schwören würde, nachdem eine Stalwart vor den Toren von Burg Rotfeld ausgeschlossen werden würde, so wäre das Problem noch größer.


    Doch als er die Gruppe sah, wollte er es sich beinahe anders überlegen. Lady Stalwart und ihre Männer sahen so aus als wären sie tagelang durch den Wald gestolpert, und ein Mädchen - höchstwahrscheinlich die Zofe der Lady - lag festgebunden auf einem Pferderücken.
    Was auch immer sie hatte, er hoffte nur, dass es nicht ansteckend wäre.
    "Holt sofort den Maester!", befahl Jahaerys, und ließ das Tor öffnen.

  • Aus dem Volk III/ Auf dem Schloss


    Sie stand im Stall, verkleidet als Junge und schaufelte Mist. Ihre Haare hatte sie abgeschnitten und ihre Brüste zurückgebunden, eine der seltenen Gelegenheiten bei denen sie froh war nicht allzu üppig ausgestattet worden zu sein. Es gab durchaus Tricks mit denen man vorgeben konnte mehr zu haben, aber weniger war unmöglich und bei zuviel von diesen Vorzügen, war diese Methode äußerst Schmerzhaft. Aber wenn sie die Wahl hatte wo sie lieber arbeiten wollte, dann wollte sie lieber hundert Mal Mist schaufeln, als auch nur einen Finger an die Haare und Toniken der Damen zu legen, ganz zu schweigen davon das sie selbst in ihrer frühesten Jugend ein hoffnungsloser Fall beim Nähen gewesen war. Sie konnte durchaus nähen, aber halt nicht besonders gut.
    Talesia wusste hier im Stall würde sie niemals herausfinden was Schwarzhand hier gesucht hatte, aber es war der einzige Ort wo immer tüchtige Leute gebraucht wurden und wenn sie nicht gerade in den Minen oder den Schmieden arbeiten wollte, war der Stall die beste Lösung. Außerdem mochte sie Pferde, sie waren definitiv eine angenehme Gesellschaft und der Gesellschaft der hohen Herrschaften definitiv vorzuziehen. Sie sah immer wieder zur Küche, das war der Ort durch den sie ins Schloss gelangen konnte. Sie hatte gerade die letzte Schaufel Mist auf den Karren befördert als der Stallmeister auf sie zukam. Er nickte beifällig und meinte: "Das geht zwar noch schneller, aber für das erste Mal, sehr gründlich und gar nicht mal so schlecht. Außerdem scheinen die Tiere dich zu mögen."
    Talesia verkniff sich ein Grinsen, jedes Tier mochte einen Menschen wenn der es mit altem Brot und Rüben fütterte, die hatte sie bei erster Gelegenheit aus der Küche stibitzt. Ohne wäre sie bei den Tieren vermutlich weniger beliebt.
    "Du kannst bleiben, aber du wirst dich auch an anderer Stelle nützlich machen müssen. Der Haushofmeister braucht gerade eine helfende Hand, meld dich bei ihm."
    Talesia legte die Schaufel auf den Karren und lief zur Küche, dort herrschte geschäftiges Treiben, der Koch schrie seine Küchenjungen an, die Damen rupften das Federvieh, die Lehrlinge schnitten und putzten Gemüse. Sie fragte sich durch und erfuhr das der Haushofmeister in der großen Halle war. Sie ging zu ihm und stellte sich vor: "Guten Tag, Herr, ich bin Tales, der neue Stalljunge der Stallmeister meinte ihr könntet helfende Hände gebrauchen." Der Mann sah ihn abschätzend an. "Kannst du zupacken? Ich bräuchte jemanden der das Schlafzimmer des Lords auf Vordermann bringt, das letzte Mädchen hat schlampig gearbeitet und ich musste sie entlassen. Hol dir einen Eimer, Wasser und Lappen und komm dann wieder, ich zeig dir wo das Schlafzimmer ist."
    Talesia rannte los, wenn ein solcher Mann sagte hol etwas, dann machte man lieber schnell und sie wollte hier zudem schnell wieder weg, bevor man sie noch erwischte. Eimer und Lappen fand sie in der Küche, in einem Abstellraum und Wasser war schnell aus dem Brunnen geholt. Als sie zurück in die Halle kam folgte sie dem Haushofmeister einige Treppen hinauf. Das Zimmer war geräumig und kühl. Im Kamin brannte kein Feuer. "Herr, wenn ich fertig bin, soll ich dann auch ein Feuer im Kamin machen?", Talesia wusste das Arbeitseifer von höheren Angestellten geschätzt wurde, besonders wenn man neu auf einer Burg war.
    Der Haushofmeister rieb sich über seinen wohlgestutzten Bart und meinte dann: "Nun Lord Stalwart schätzt keine Verschwendung, von daher lass es lieber mal bleiben, besser wir machen das Feuer erst an, wenn der Lord zurück ist und Anweisungen gibt." Er machte eine ausholende Handbewegung und erklärte: "Alles hier drin soll blitzen vor Sauberkeit, auch der Boden unter dem Bett! Also arbeite schnell und gut, dann kannst du dir in der Küche dein Essen holen." Der Haushofmeister verließ den Raum und Talesia seufzte leise.
    Das Bett war ein Monstrum, sie fragte sich ob der Lord da drin seiner Frau entkommen wollte. Möglich wäre es auf jeden Fall, ihr eigenes kleines Zuhause war gerade einmal doppelt so groß wie dieses Bett. Zudem war es nicht besonders Hoch, sie hatte also zwei Möglichkeiten, entweder sie verschob das Bett oder sie kroch auf dem Bauch darunter und putzte den Boden mit ihrer Kleidung. Da sie nicht allzuviel Jungenkleidung besaß und sie es tunlichst vermeiden wollte, allzu häufig ohne Kleidung gesehen zu werden, musste sie das Monstrum wohl verschieben. Auch wenn sie keine Ahnung hatte ob sie überhaupt dazu in der Lage war.
    Sie beschloss erst einmal den Rest des Raumes zu säubern, bevor sie sich an diese Drachenaufgabe wagte.
    Der Raum war zwar doppelt so groß wie ihr Zimmer im Armenviertel, aber auch diese Arbeit war irgendwann getan und viel zu schnell kam sie zu der Aufgabe das Bett verschieben zu müssen. Sie lehnte sich mit aller Kraft gegen das Holz, doch es war zu schwer. Seufzend nahm sie die Decken, Kissen und Felle und trug sie in eine andere Ecke des Raumes, dann machte sie sich erneut an den Versuch das Bett zu verschieben. Langsam und Geräuschvoll bewegte es sich Zentimeter für Zentimeter.
    "Was tust du da?", fragte eine wütende Stimme. Talesia sah sich um, ein Mann in guter Kleidung stand in der Tür und sah sie wütend an. Schnaufend antwortete sie: "Euer Lordschaft, ich putze. Und wenn ich unter dem Bett putzen will, muss ich es verschieben. Es tut mir leid falls ich eure Ruhe gestört haben sollte, seid gewiss, ich tat es nur in der Absicht meine Arbeit zu tun." Bei sich dachte sie: Es wäre allerdings sehr hilfreich wenn ihr und eure Frau ein kleineres Bett teilen würdet!

    Lesen ist wie Schlafen und Träumen - der Mensch ist in einer anderem Welt: man soll ihn nicht wecken. - Richard Benz


    "Fan" - kommt von Fanatismus, insofern bin ich kein Fan, sondern eine Verehrerin der Bücher von GRRM und der Serie dazu.

  • Haus Stalwart


    Leodast


    Ein ächzendes, kreischendes Geräusch, begleitet von Schnaufen und Stöhnen, drang an Lord Stalwarts Ohr, als er sich seinem Schlafgemach näherte. "Was zur Hölle...?" murmelte er vor sich hin. Als er im Türsturz stehen blieb, sah er, wie ein dürrer, zarter Jüngling versuchte, das uralte Bett, das soviel wiegen mochte wie ein volantenischer Elephant, zu verschieben. "Sind denn langsam hier alle des Wahnsinns?" dachte er. Von dem Lärm gestört, fragte er scharf: "Was tust du hier?" Der Junge erzählte irgendetwas vom Putzen.
    Lord Stalwart schluckte seinen Zorn, der nicht zuletzt daher rührte, dass sein Sohn sich heute bis in den Nachmittag nicht hatte blicken lassen, hinunter. Am liebsten hätte er dem Jungen hier stellvertretend einen Satz Ohrfeigen verpasst. Aber was konnte dieser törrichte Tropf hier für seinen Ärger?
    Er runzelte die Stirn: "Was soll dieser Unsinn? Hol dir einen Besen und einen Feudel! Du vergeudest deine Kraft, deine Zeit, und letztlich mein Geld, mit dem ich dich bezahle." Er öffnete die Tür zu einem weiteren Raum. "Zuvor heiz' das Feuer im Solar an. Und dann geh' und hol dein Werkzeug und sage unten in der Küche Bescheid, dass ich Wein und kalte Speise serviert wünsche."
    Er ließ den Jüngling stehen und betrat sein Solar. Er hatte nach dem Maester geschickt. Er wollte mit ihm sprechen, über seinen Sohn. Über Gunthram.

    "I swear, I will go to my grave thinking of my brother’s peach." (Stannis Baratheon)

  • James |


    Lieber James, lieber Hoster,


    Über den Ausgang der Schlacht am Trident dürftet ihr schon viele
    Gerüchte gehört haben. Die Warheit ist umso schmerzhafter für mich,
    unser Haus und alle die treu an Prinz Rheagar Targaryens Seite gekämpft
    haben. Der Ursupator Robert Baratheon sitzt in Kings Landing auf den
    Eisernen Thron, den er durch die Hand der verräterischen Lannisters
    gewonnen hat. Ja, auch dieses Gerücht ist wahr. Jamie Lannister, sein
    geschworener Königsgardist, tötete den rechtmäßigen Herrscher der Sieben
    Königslande. Von den tapferen Männern des Hauses Glendon, haben nur
    wenige überlebt, euer Vater und Onkel fielen in eherenhaft. Mein
    persönliches Beileid. Ich kannte die beiden sehr gut, auch wenn ich erst
    seit zwei Jahren das Amt des Waffenmeisters bekleide. Wir standen am
    Südufer des Tridents, als Lord Manderlys berittene Garde über die
    Standarte der Mootens herfiel. Ich wurde gefangengenommen, aber Hoster
    Tully hat den Flusslords, die nicht auf seiner Seite kämpften, das Leben
    geschenkt. Lord Mooten wird wohl einige seiner Ländereien an die Sieger
    abgeben müssen, ob wir darunter sein werden, steht noch in Frage


    Ich weiss, dass ihr lieber noch einige Jahre ohne die Bürde eines
    Hauses, so klein Haus Glendon auch bald sein wird, wenn die Schergen des
    Ursupartors erst einmal unser Land irgendeinen anderen ihrer Freunde
    aushänigen, annehmen wollt. Aber das Haus muss fortbestehen. Mein
    Vorschlag ist es, dass Hoster schnellst möglich gen Maidenpool reitet,
    um die verwaiste Stelle des Handelsmeister von Lord Mooten anzunehmen.
    Sollte dieser zwischen Häusern wählen, die abzutreten sind, wären wir
    außen vor. Dafür muss aber Hoster Lord Mooton überzeugen, dass er der
    richtige für die Stelle ist. Hoster, ich glaube an dich.


    Ich schreibe diesen Brief aus Riverrun, von wo ich in zu ungewisser Zeit
    aufbrechen werde. Sagt bitte meiner Frau, dass es mir gut geht und ich
    sie liebe.


    Handel ist Macht


    Joclyn Britt


    Waffenmeister von Reedwood

    "Worum geht es in dem Brief", fragte Ruben,der Haushofmeister. "Geht es
    eueren Vater gut?" Wenigstens gibt es noch einen Optimisten hier",
    dachte sich James. Er selbst hatte schon alle Hoffnungen aufgegeben,
    dass irgend jemand der Männer, die damals Reedwood verließen, wieder
    zurückkommen würden. Realistisches Denken hatte ihm damals sein Bruder
    beigebracht. Hoster hatte schon seinen Vater für tot gehalten als die
    ersten Nachrichten über den Ausgang der Schlacht erhalten hatten. Das
    hatte er für Schwarzmalerei gehalten, aber jetzt musste er zugeben, dass
    sein Bruder, mal wieder, Recht behalten hatte.


    "Er und mein Onkel sind tot", murmelte James, "der Brief stammt von
    Joclyn." Welcher seiner Meinung nach, auch ein wenig zu optimistisch
    war. Nur ein Narr würde glauben, dass Lord Mooten die Wahl hätte, welche
    seiner Länderein er an die Baratheon treuen Flusslords abtreten könnte.
    Sie würden sich wie die Wölfe auf das saftigste Stück stürzen, und
    Reedwood und seine Länderein waren nun einmal die wohlhabensten Gebiete.
    Mit den Hafen, und das Recht, Zölle zu erheben waren sie ein beliebtes
    Ziel für kleine und mittlere Handelschiffe.


    "Benachrichtigt meinen Bruder", befahl er Ruben. "Warscheinlich
    befindet er sich in der Bibliothek." "Wahrscheinlich ?" sagte der
    Haushofmeister mit Ironie in der Stimme und verließ den Raum. James
    fragte sich ob sein Bruder die Nachricht verkraften würde, aber schalte
    sich gleich eine Tor. Sein Bruder war nicht ein Mensch, welcher seinen
    Gedanken naching.


    Im Gegensatz zu ihm. Wenn er schon aus dem Fenster schaute und die Sonne
    auf die riesigen Reetfelder schien, welche der Burg ihren Namen gaben,
    musste er daran denken, wie er mit Miriam oft mit einem Boot
    hinausgefahren war und sie sich auf einer der vielen, im Reet
    versteckten Inseln geliebt hatten. Doch dass war nun vorbei. Miriam war
    im Südturm gestorben, auf einem blutigen Laken, weil sein Vater keinen
    Maester einstellen wollte. Er hatte die ganze Brut aus dem Süden, wie er
    sie immer nannte, gehasst. Wer so klug sei, solle herrschen, nicht
    dienen, pflegte er zu sagen. Seitdem hatte er seinem Vater nicht mehr in
    die Augen sehen können, obwohl sie immer ein gutes Verhältniss hatten.
    Und immer, wenn er in der Nähe seines Sohnes war fühlte er sich so
    beklommen. Er liebte ihn über alles, aber dieses Gefühl konnte er sich
    nicht erklären. Nicht eimal Hoster hatte eine Antwort darauf. Darüber
    stand nichts in seinen Büchern.


    Einen Maester. Er hätte nicht einmal gewusst wie er einen bekäme, aber
    nach dem Tod seines Vaters hinderte ihn niemand daran. Hoster würde es
    wissen. Manchmal hatte er wirklich das Gefühl, Hoster wusste alles. Und
    wärend er das dachte, betrat sein Bruder den Raum.

  • Haus Stalwart - Gunthram


    Er trieb im Wasser wie ein Floß aus rohem Fleisch. Der Schmutz des Flusses drang durch seine Wunden bis tief in seine Seele hinein. Über ihm zog der bleigraue Himmel dahin. Seine Glieder waren lahm und eiskalt, einzig der Schmerz, der sein Rückgrat hinaufkroch wie ein gefräßiger Wurm, schien ihn warmzuhalten. Von Ferne drang das Schreien der Männer und das Wiehern der Pferde an sein Ohr. Doch er hörte es nur undeutlich durch den unerträglichen Lärm seines schlagenden Herzens hindurch. "Maester, warum heißt es "gefallen" und nicht "gestorben", wenn ein Krieger umkommt?" Gunthram wußte es nun. Er war gefallen. Gefallen, aber nicht gestorben. Und er fiel noch immer.
    Eine Möwe kreiste über ihm. Tiefer und immer tiefer wurde ihr Flug. Bis sie sich auf ihn setzte. Ihr scharfer Schnabel näherte sich seinem Gesicht. Er wollte die Hände erheben, sie abzuwehren, allein, er konnte es nicht. "Wenn sie mir die Augen nimmt, werde ich ganz in mein Innerstes versinken. Ich werde auf meinen eigenen Grund hinabblicken. Der Inwändige. Ich werde..."
    Ein leiser Seufzer entfuhr Gunthrams Kehle. Zum Schreien hatte er nicht mehr die Kraft. Der Vogel in seiner Gier hatte das Hindernis nicht bemerkt. Er flatterte mit gebrochenem Flügel noch einige Meter weit über den Fluss und versank. Als Gunthram die Augen wieder aufschlug, bemerkte er, dass der Himmel über ihm sich nicht mehr bewegte. Starke Arme hielten ihn fest. Und weiches, silbernes Haar wogte mit den Wellen des Flusses um seine Wangen.
    "Wer seid ihr?" fragte er tonlos. "Ich war der herrlichste von allen Menschen. Und nun sterbe ich. Und schenke dir das Leben." Die Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Siehst du, wie rot das Wasser sich färbt? Das ist mein Blut. Ich vergieße es für dich. Wegen dir." Gunthram stöhnte: "Ich blute auch." Die Stimme wurde wärmer. Die Arme schlossen sich fester um seinen zerschmetterten Leib: "Dann sind wir eins. So, wie du es immer gewünscht hast." Gunthram versuchte, dem Anderen in's Gesicht zu blicken: "Wer bist du?". Eine zarte Berührung wie von einer Hand streifte seine Wange: "Der Mensch, den du am meisten liebst. Doch nun schließ die Augen. Sie werden dich finden, wenn es dunkelt. Und bis dahin, wache ich über dich."


    Schweißgebadet und zitternd, erwachte Gunthram. Er lag im Bett, die Morgensonne erhellte bereits den Raum. "Komm zurück...lass mich nicht allein..." stöhnte er gequält auf. Es brauchte eine ganze Weile, bis er begriff, wo er war. Dass er allein war. Bald schon stellten sich seine Schmerzen wieder ein. Er tastete nach einer Phiole auf seinem Nachttisch und träufelte etwas von ihrem Inhalt in einen Becher Wein, der noch vom Abend dort stand. Es war genug Mohnblumensaft, um ihn bis Einbruch der Nacht zu betäuben. Doch genau das war es, was er wollte. Er trank hastig. Der Wein schmeckte sauer und abgestanden. Die Arznei darin brauchte nicht lange, um zu wirken. Noch ehe der Morgen vollends anbrach, versank Gunthram in tiefen Schlaf. Doch diesmal träumte er nicht.

    "I swear, I will go to my grave thinking of my brother’s peach." (Stannis Baratheon)

  • Haus Stalwart - Maester Ailos


    Die Bibliothek und die Gemächer des Maesters mit seinen Vorratsschränken an Werkzeugen, Heilmittel und auch Gifte befinden sich im Turm des Erzes. Der Turm war nicht sehr hoch, dafür sehr breit gebaut und beherbergt im obersten Stock auch einen Rabenhorst. Maester Ailos ist in seinem Arbeitszimmer und bereitete eine Wundheilsalbe für Ser Gunthram zu. Er säuberte Wurzeln und hackte sie klein. Mondwurzel beruhigt, Wundallheil heilt Knochenschmerzen und Arnikablüten und Anis verstärken die Heilwirkung. Maester Ailos liebte die Zubereitung von Heiltränke und Salben. Es ist eine beruhigende Arbeit. Er wusste, dass manches was er benutzte von der Citadel schief angesehen wurde, da es von Kräuterfrauen aus dem niederen Volk war. Doch das war egal, solange es dem Zweck diente zu heilen. Seine jetztige Aufgabe war, den jungen Lord zu heilen. Der falsche junge Lord ist vom Trident zurückgekehrt. Wenn Lord Leodast, Götter mögen es verhüten, zu früh ins Grab geht. Am Nachmittag hat er den jungen Lord aufgesucht um ihn zu behandeln. Doch der Besuch war wie erwartet ausgegangen. Ser Gunthram war auch nicht allein. Bei ihm waren die beiden Wachen der Knappe Heiman und Ferd. Der Maester ließ das Messer kurz fallen und ballte die Faust, als er an diese beiden denkt. „Wer seid ihr, dass ihr uns rausschickt, Hinkebein?“ fragte Knappe Heiman. Der Spott wegen seinem Beines schmerzt tiefer, als der Maester zugeben will. Ser Gunthram grinste und befahl: „Heiman und Ferd bleiben, gebt mir die Flasche Traumwein und verschwindet Maester.“ Maester Ailos hat ihm Schlummertief gebracht, weniger schmerzstillend, dafür aber heilend mit verschiedenen Kräutern. Ser Gunthram hat allerdings den Becher gegen die dicke Granitmauer geschleudert. „Wollt ihr mich mit eurem Kräutertrank umbringen Maester, Gift ist die Waffe der Frauen und Feiglinge.“ „Stahl ist die Waffe des Mannes“ hat dann Ferd ergänzt mit seinem breiten dummen Grinsen. Er war klein und untersetzt und häßlich wie eine Kröte bei Nacht. „Ah, Er tragt auch eine Waffe?“ entgegnete ihm Maester Ailos. „Seine Beleidigung wird dem Kommandant der Wache rapportiert.“ schnarrte Knappe Heiman, während Ferd, die Spitze der Anmerkung übersah. Heiman mag sich zwar der Knappe von Kommandant Ser Harl genannt werden, doch jeder wusste wer hier der Knappe und wer hier der Ritter war. Die besten Männer aus Badgersethall sind in den Krieg gezogen. Der Kommandant Anares ein kühner Kämpfer und treu ist in der Schlacht von Summerhall gefallen und Lord Stalwart ernannte Ser Harl als Kommandant. Ser Harl war gutmütig doch weder besonders tapfer noch ein fähiger Kommandant. Nicht Ser Harl, sondern der Knappe Heiman war der, vor dem die Wachen Respekt hatten. Der Koch Gutmund erzählte, dass Knappe Heiman von Ser Gunthram zum Ritter geschlagen werden soll. Die Haushaltswache wird sich in zwei Lager spalten, den Anhängern von Knappen Heiman und das Lager seiner Gegner. Ein Machtkampf innerhalb der Burg, kann den Lord schwächen und das stolze alte Haus in Abgründen stürzen. Er seufzt und erhitzte das Schweineschmalz über die Flammen und lässt die Kräuter im Fett ziehen. Ser Gunthram hatte sich wenigstens das Bein mit der Salbe behandeln lassen und sich frisch verbinden lassen. Die Arznei hat er ihm dann wie befohlen in Wein aufgelöst, obwohl die Wirkung schwächer ist. Maester Ailos zweifelt allerdings nicht daran, dass Ser Gunthram nicht die ihm angeordnete Bettruhe einhält.
    Leichter wäre es jedenfalls, wenn Galswinth, die Erbin des Vaters wäre. Sie hat ebenfalls die Sturheit der Stalwarts, doch sie hört auf Berater. Sie war eine gute Schülerin. Es wird Zeit, dass sie zurückkehrt, doch aus dem Grünen Tal kam bis jetzt keine Nachricht. Dafür hatte er eine andere Nachricht für den Lord.

    "Die Lust an der Macht hat ihren Ursprung nicht in der Stärke, sondern in der Schwäche." Erich Kästner

  • Haus Stalwart - Leodast


    Als der Maester eintrat, saß Lord Stalwart an dem großen Eichentisch und schrieb Zahlen auf eine Pergamentrolle. Ihm zu Füßen lag sein dornischer Windhund Brax, der ihm nie von der Seite wich. Der Lord schob seine Berechnungen zur Seite: "Nehmt Platz, Maester. Trinkt einen Becher Wein mit mir und macht mir die Freude, mit mir zu Abend zu essen. Er schenkte Ailos einen Becher schwachen roten Weines ein und reichte ihn ihm. Auf dem Tisch stand eine Platte mit kaltem, aufgeschnittenem Braten, ein Sommersalat mit Äpfeln und Nüssen, Brot und Früchte. Lord Stalwart pflegte nicht verschwenderisch zu tafeln. "Nur zu. Bedient Euch.
    Lord Leodast wirkte ermüdet. Seine Wangen wirkten hohler als früher und auf seine Stirn hatten sich sorgenvolle Furchen eingegraben: "Ihr könnt Euch denken, warum ich Euch hergebeten habe, Maester, nicht wahr? Ich möchte mit Euch über meinen Sohn sprechen." Ihr behandelt Gunhram nun schon seit sie ihn mir zurückgebracht haben. Und ich sehe, dass seine Genesung gewisse Fortschritte macht...doch...es ist vielmehr seine geistige Verfassung, die mir Sorgen macht." Er hielt kurz inne: "Ich will wissen, was Eure Meinung zu seinem Zustand ist." Leodasts Miene verdüsterte sich vollends: "Ich habe nie viel Freude an ihm gehabt, doch nun fürchte ich um den Fortbestand meines Hauses."

    "I swear, I will go to my grave thinking of my brother’s peach." (Stannis Baratheon)

  • House Glendon; Hoster I


    Seine Hand strich vorsichtig über den alten Eichenholztisch. Sie zitterte leicht. Hoster schaute auf.
    Beide gefallen. Die Worte seines Bruders hallten in seinen Ohren nach. Er hatte es natürlich gewusst. Noch nicht allzu lange, erst seitdem der berittene Bote einer der umliegenden Festen die Botschaft von Roberts Sieg überbracht hatte.
    Reedwood erfuhr Nachrichten dieser Art in der Regel als Letztes. Sie mussten sich auf kleinere Ländereien in der Umgebung verlassen, die über einen Maester verfügten und von Raben aus Maidenpool angeflogen wurden.
    Umso größer war die Überraschung über den Ausgang der Schlacht gewesen. Hoster hatte nie Zweifel an einem Sieg des jungen Prinzen gehabt; zu groß war sein Vertrauen in die Überlegenheit der Krone gewesen. Nie in den vergangenen 280 Jahren war es Rebellen gelungen, den rechtmäßigen König zu stürzen und bei den Göttern, es hatte genug Versuche gegeben.
    Groß war auch das Vertrauen in seinen Vater gewesen, einen Mann mit starken Meinungen und noch viel stärkeren Schwerthieben. Konnte dieser Mann einfach…einfach…


    „Weißt du, wie man einen Maester beschaffen kann?“ holte ihn sein Bruder aus seinen Gedanken. Hoster wusste, dass es James genau so ging wie ihm selbst. Aus dem verträumten Jungen von einst war zwar ein Lord geworden, nicht nur im Namen. Aber doch konnte auch James mit dieser Nachricht nicht so gut umgehen, wie es nach außen schien.


    „Ich werde einen Raben nach Altsass schicken, sobald ich in Maidenpool angekommen bin.“ erwiderte Hoster schließlich.


    „Wann gedenkst du denn abzureisen?“


    „Sobald wie möglich. Zeit ist Geld und Geld ist Macht.“


    Handel ist Macht“ verbesserte ihn James.


    „…und Worte sind Wind.“ entgegnete Hoster ihm. Er stützte sich am Tisch auf. „Ruben“, sagte er nun lauter, „bitte triff alle nötigen Vorkehrungen für meine Reise.“ Hoster schaute seinen Bruder an. „Ich bin mir sicher, du wirst ein ebenso guter Lord, wie unser lieber Vater.“


    „Ich mache mir eher Gedanken um dich. Bist du dir sicher, dass du den Aufgaben in Maidenpool gewachsen bist?“


    „Ich bin mir sicher.“, sagte Hoster als er den Gang betrat.


    Und hatte sich noch nie im Leben unsicherer gefühlt.

    We all must choose. Man or woman, young or old, lord or peasant, our choices are the same. We choose light or we choose darkness.

  • Haus Stalwart
    Maester Ailos


    Ailos merkt wie hungrig er war und nahm sich von jeder Speise wenig. Der Salat war fein gewürzt, ebenso der Braten. Doch es wollte ihm trotzdem nicht so recht schmecken. Er spürt die Bitterkeit seines Lords. Und ich kann ihm wenig von der Bitterkeit nehmen. Ich bin nicht zum Essen hier, sondern zum Beraten mahnt er sich. Gedanken ordnen, zuerst die krankhafte Schwermütigkeit abhandeln, dann das Thema Heirat und dann die Unruhen in der Wache.„My Lord“, setzte Ailos an. „Ihr Sohn wird auch in Zukunft leider immer wieder von Schmerzschüben heimgesucht werden. Der Schmerz kann zwar mit Mohnblumensaft gestillt werden. Doch Mohnblumensaft zu oft eingesetzt, stärkt das Verlangen nach diesem Medikament und das kann ebenfalls eine Krank geplagt werden. Ihr Sohn braucht viel Ruhe und Schlaf – vor allem in der Nacht. Untertags soll er viel in der freien Luft sein und ausreiten. Ich kann ihm aus verschiedene Kräuter einen Trank bereiten, der seine Stimmung aufhellt und auch schröpfen bringt Erleichterung. Nur, ihr Sohn hält aus meiner Sicht wenig von dieser Ruhe und umgibt sich mit den falschen Leuten.“ Knappe Heiman, Ferd und noch einige. Soll ich das jetzt gleich aufzeigen oder habe ich zuviel gesagt? Zumindest Knappe Heiman gehört von Badgerset Hall weg. Der Maester sieht, dass trotz seiner Müdigkeit sich Lord Leodasts Gesichtszüge anspannen. Nein, ich muss ihm die Wahrheit sagen, auch wenn es unangenehm ist. „Es gibt Gerüchte, dass ihr Sohn den Knappen Heiman zum Ritter schlagen möchte. Doch Knappe Heiman ist nicht bei jeden in der Wache beliebt. Es heißt er will Kommandant der Wache werden. Kommandant Harl ist zwar aus einem loyalen Haus, doch er sei entscheidungsschwach. Gerüchte sind gefährlich, doch ich halte es ratsam diese hier nachzuverfolgen.“ Der Maester nahm einen Schluck vom Wein und wartet auf Lord Leodasts Antwort.

    "Die Lust an der Macht hat ihren Ursprung nicht in der Stärke, sondern in der Schwäche." Erich Kästner

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    Leodast


    Zorn flammte in den Augen Leodast Stalwarts auf: "Wer hier Kommandant der Wache wird, entscheide immer noch ich! Und es kommt gar nicht in Frage, dass ein nichtswürdiger Lakai meines Sohnes nach diesem Posten giert!" Betont sachte stellte er seinen Becher auf den Tisch. "Es ist gut, dass Ihr solche Nachrichten an mich weitertragt, Maester. Ich werde mich damit befassen." Es kam selten vor, dass Lord Stalwart die Contenance verlor und schon hatte er sich wieder unter Kontrolle. Gefasst fuhr er fort: "Maester, ich muss Euch nun eine schwierige Frage stellen und ich bitte Euch, diese ehrlich zu beantworten: Glaubt Ihr, mein Sohn wird in absehbarer Zeit seinem Gesundheitszustand nach in der Lage sein, dieses Haus zu führen, sollte ich sterben?" Er sah den Maester mit seinen stahlblauen Augen durchdringend an.



    Galswinth


    Es dauerte unerträglich lange, bis sich hinter den Toren etwas tat. Galswinth Stalwart war sich beinah schon sicher, dass sie hier keine Aufnahme finden würden. Und auch wenn sie sie fänden....wie würde man sie empfangen? Die Rotfelds waren, soweit sie wußte, treue Anhänger der Targaryen gewesen. Furcht keimte in ihr auf. Wenn sie sie nun zur Geisel nähmen...ihr am Ende Gewalt antäten? Schließlich wußte niemand, dass sie hier war. "Das dürfen die Rotfelds nicht erfahren!" dachte sie bei sich. Sie wandte sich an Chramn, den Hauptmann ihrer kleinen, dezimierten Eskorte. Leise raunte sie ihm ein paar Anweisungen zu.
    Aus einiger Entfernung hörte sie vom Burghof her eine Männerstimme: "Öffnet das Tor und holt einen Maester!" Sie würden ihnen also tatsächlich Einlass gewähren.
    Unter Ächzen und Knarren wurden die Tore geöffnet und sie hielten Einzug in Burg Rotfeld. Auf dem Hof stand ein Mann, den Galswinth als Jahaerys Rotfeld zu erkennen glaubte. Sie war zu aufgewühlt, um sich zu erinnern, wo genau sie ihn schon einmal gesehen hatte. War es beim Turnier zu Harrenhall gewesen? Sie wußte es nicht.
    Sie ritt mit ihrem Gefolge in den Burghof ein und ließ sich von einem Knappen, der geistesgegenwärtig heraneilte, vom Pferd helfen. Festen Schrittes trat sie auf Jahaerys zu. In gebotenem Abstand blieb sie stehen und knickste ebenso respektvoll wie anmutig. Ihre Wangen waren von der Anstrengung gerötet, ihre aufgelösten Haarflechten hingen ihr wie Ginsterzweige ins Gesicht. Sie bot einen verwahrlosten Anblick, doch es lag Würde in ihrer Haltung.
    "Mylord Rotfeld? Ich bin Galswinth Stalwart. Und ich bitte Euch, mir und meinem Gefolge das Gastrecht zu gewähren. Wir sind unterwegs in schwere Bedrängnis geraten und die Götter waren so gnädig, uns den Weg zu Euch zu weisen. Bitte gewährt uns Obdach, bis wir weiterziehen können."

    "I swear, I will go to my grave thinking of my brother’s peach." (Stannis Baratheon)

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    Maester Ailos


    Der Maester spürte den Blick von Lord Leodast. Er will die Wahrheit wissen und ich darf sie nicht verweigern. nein, Ser Gunthram würde das Haus in den Ruin befördern. Maester Ailos räuspert sich. "My Lord, ich denke ihr Sohn würde das Haus anders führen wie Sie." Zu unklar ausgedrückt. "Meine Meinung ist, dass seine anhaltenden Schmerzen früher oder später dazu führen, dass er seine Pflichten als Lord vernachlässigt." War ich zu scharf? Nein, es ist die Wahrheit. "Die Bergmänner sehen Eure Gerechtigkeit und Gnade. Sie fordern hohe Arbeitsmoral, dass manche murren lässt - aber die meisten Arbeiten stets willig. Ihr handelt gerecht und nicht willkürlich. Durch die Schmerzen irritiert könnte es vorkommen, dass ihr Sohn Strafen willkürlich anordnet. Er bevorzugt die Speichellecker und nicht die, die Vorsicht einmahnen. Dadurch entstehen Unruhen." Der Maester holt Luft. "Allerdings muss nicht ihr Sohn Ser Gunthram das Erbe antreten. Es kann auch der Enkelsohn das Erbe antreten, durch die Vormundschaft Ihrer Tochter Galswinth. Sie ist im heiratsfähigen Alter." Und auch ihr seid noch im heiratsfähigen Alter. Viele junge Männer sind gefallen. Ihr seid eine gute Partie.

    "Die Lust an der Macht hat ihren Ursprung nicht in der Stärke, sondern in der Schwäche." Erich Kästner

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    Gunthram


    Der Rabe flatterte unvermittelt durchs Fenster herein und schreckte Gunthram Stalwart aus seinem traumlosen Schlaf auf. Wie trunken wankte der junge Mann auf das Bücherregal zu, auf dem das Tier sich niedergelassen hatte. "Dunkle Schwingen, dunkle Worte. Sprich, du Mahr am Schicksalsorte..." Gunthram lächelte versonnen, als er des alten Reims gedachte. Er streckte die Hand aus: "Komm, Gevatter, lass dich nieder. Spreiz das schwärzliche Gefieder. Gib das Los der Liebsten preis..."
    Der Rabe flog tatsächlich auf einen Arm. "Was bringst du mir für Kunde? Lass sehen..." Gunthram entfernte die kleine Rolle am Bein des Vogels. Von seiner Last befreit, entfloh das Tier augenblicklick aus dem Fenster.
    "Kommt zur Wolfsstunde an die alte Miene. Dort werdet Ihr die Antwort finden. M."
    Gunthram warf den Pergamentstreifen ins Feuer. "Die Antwort? Auf welche Frage denn?! Will er mich verhöhnen?!


    In ihm wuchs ein unbestimmter Groll gegen den alten Maester. Er suchte nicht nach Antworten. Marbal hatte ihm Heilung versprochen. Nun faselte der Alte von Antworten. Gunthram hasste Rätsel und unheilsschwangere Andeutungen. Das war vielleicht das einzige, dass er mit seinem Vater gemein hatte.

    "I swear, I will go to my grave thinking of my brother’s peach." (Stannis Baratheon)

  • "Mylord Rotfeld? Ich bin Galswinth Stalwart. Und ich bitte Euch, mir und meinem Gefolge das Gastrecht zu gewähren. Wir sind unterwegs in schwere Bedrängnis geraten und die Götter waren so gnädig, uns den Weg zu Euch zu weisen. Bitte gewährt uns Obdach, bis wir weiterziehen können" spulte Lady Stalwart herunter.


    "Natürlich", brummte Jahaerys, "ihr seid uns willkommen. Bleibt, solange ihr wollt."
    Im selben Moment kam der Maester an, und Jahaerys schickte Lady Stalwart sofort in seine Obhut.
    Einerseits würde sein zuvorkommendes Verhalten positiv auffallen, und nicht vergessen werden. Und andererseits wollte er so schnell wie möglich zurück in seinen Turm um sein Mahl zu beenden. Dieses mochte vielleicht schon kalt sein, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
    Und zur Not müsste der Koch halt nochmal an die Arbeit.
    Jahaerys wandte sich um, machte ein paar letzte Anweisungen und ging zurück in seinem Turm, zurück zu seiner Frau, seinem Sohn und nicht zuletzt seinem Essen.

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    Leodast


    Mit angespannter Miene lauschte Lord Leodast den Ausführungen seines Maesters. Er ließ sich Zeit mit der Antwort, nippte an seinem Wein, strich sich durch den kurzen, grauen Bart. "Ich zerbreche mir schon lange den Kopf, mit wem ich meine Tochter verheiraten kann." Er zog eine verächtliche Miene: "Ich habe schon manche Verhandlung geführt, aber mein Ehrgeiz ist empfindlich beleidigt worden..."


    Das peinliche Geheimnis, dass Leodast Stalwart, ein wenig berauscht vom allgemeinen Siegestaumel, bei Robert Baratheon vorgesprochen und eine Heirat zwischen einem Mitglied der Königsfamilie und seiner Tochter - natürlich gegen eine sagenhafte Mitgift - vorgeschlagen hatte, hat nie ein Mensch erfahren. Und er gedachte, es mit ins Grab zu nehmen, so sehr schämte er sich für diese Ambition. Was hatte der König gelacht, ihm jovial auf die Schulter geklopft und gemeint, der angedachte Bräutigam würde sich wohl lieber einen Barren Stalwart-Stahl ins Bett legen und er, Leodast, solle seiner Tochter lieber einen Gatten mit fühlendem Herzen und fruchtbaren Lenden suchen. Einen anderen Mann hätte Lord Stalwart für diese Worte bis an's Lebensende gehasst. Robert jedoch hatte zwar großspurig gesprochen, aber es schien kein Spott in seinen Worten zu liegen. Nichtsdestotrotz war Leodast tief beschämt gewesen. Natürlich hatte ihn das nicht daran gehindert, weitere Pläne zu schmieden. Realistischere.


    "Es haben sich etliche Freier angetragen. Die meisten unakzeptabel. Manche brauchbar, aber die hat Galswinth samt und sonders vor die Tür gesetzt. Diese Freiheit werde ich ihr aber fürderhin nicht lassen können. Zumal ich einen Kandidaten gefunden habe. Ich verhandle mit den Manderlys..stellt Euch diese Verbindung vor...meine Produktionsstätten und die Handelskontore von Weisswasserhafen vereint. Wir könnten bis in den Osten exportieren. Braavos...Volantis, ja sogar die Sklavenbucht, das wäre alles möglich."
    Der Herr von Badgerset Hall schien mit einem Mal belebt und rege. Seine Augen glänzten, als er von den geschäftlichen Möglichkeiten spach.
    "Und dann gäbe es da noch eine andere lukrative Partie...die Glendons wären exzellente strategische Handelspartner für uns und der junge Glendon ist verwitwet. Aber politisch heikel...als Unterstützer der Targaryen...und dennoch...ich erwäge, ihm ein Angebot zu machen. Natürlich müsste er uns Zugeständnisse machen, in seiner Situation. Aber ich habe einen Raben nach Reetwald geschickt."


    Sichtlich belebt bediente sich der Patriarch des Hauses nun an den Speisen, die er zuvor nur so zögernd angerührt hatte. Dazwischen fuhr er fort: "Anbei, Maester, wie steht es mit Euren Forschungen? Macht Ihr Fortschritte mit der Rezeptur?"

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    Galswinth:


    "Natürlich", brummte Jahaerys, "ihr seid uns willkommen. Bleibt, solange ihr wollt." Mit erwachsendem Ingrimm sah Galswinth Stalwart Jahaerys Rotfeld auf dem Absatz kehrt machen und gehen. Sie wusste nicht recht, was schwerer wog: die Erleichterung, nicht in Feindschaft aufgenommen worden zu sein oder die Beleidigung, die das zur Schau gestellte Desinteresse des Hausherrn in ihr erweckte. Doch sie sollte nicht dazu kommen, weiter dieser Frage nachzugehen. Schreie wurden hinter ihr laut. Schreie und ein Laut, der an die schrillen Tönen einer drohenden Katze gemahnte. Jenes klagende, drohende Malcanto, das einem unheimlichen Kinderweinen am ähnlichsten war.
    Jäh wandte Galswinth sich um. Was sie erblickte, ließ die junge Frau in Entsetzen erstarren: Ein Stallbursche rannte panisch an ihr vorbei, durch die, an sein Ohr gepressten Hände sickerte Blut. Am Boden lag ein Weiterer und über ihm Myriel, ihre todkranke Zofe. Wie ein Teufel stürzte sie sich auf ihn, mit Zähnen und Klauen riss sie Haut und Fleischfetzen aus seinem Gesicht. Ihr eigenes fiebriges Antlitz war blutverschmiert und sie schrie und schmatzte und fraß vom Fleisch des unglückseligen Knaben. Ein Mann in grauer Robe mit einer Kette um den Hals, offenbar der Maester, schlug mit einer Reitpeitsche auf sie ein, doch sie schien es gar nicht zu bemerken. Wachen eilten heran - wohl, da der Dämon eine Frau war, schlugen sie sie nicht gleich mit ihren Speeren tot, sondern suchten, sie zu überwältigen. Ihre Skrupel bedeuteten ihr Verderben. Dem ersten, der Myriel, die im Leben eine sanfte und furchtsame Seele gewesen war, packte, schlug sie die Zähne in den Hals. Ein anderer bekam sie am Haarschopf zu fassen. Doch ungedenk des Schmerzes entriss sie sich ihm, und der Angreifer, der noch verdutzt auf die braunen Flechten in seiner Hand starrte, spürte im nächsten Moment die Gewalt ihrer Klauen in seinem Gesicht. Sie kratzte ihm buchstäblich die Augen aus.
    Chramn, der Hauptmann von Galswinths kleiner Eskorte, zog geistesgegenwärtig das Schwert. Instinktiv zog er eine Verbindung zwischen den Angriffen der Tiere, der Dorfbewohner und dem Amoklauf der kleinen Zofe. Mit tödlicher Präzision erlöste er das rasende Geschöpf von seinen Qualen. Roter Schaum sprudelte zwischen Myriels Lippen hervor, als sie auf dem Pflaster zusammenbrach.


    Galswinth wollte auf den gebrochenen Körper zueilen, doch Chramn hielt sie zurück. "Berührt sie nicht, Mylady!" Galswinth brach in seinen Armen
    zusammen. Entsetzen, Schmerz und Erschöpfung überwältigten sie. Mit ehernem Griff hielt Chramn sie fest.


    Der, am Ohr verletzte Bursche, flüchtete sich in die Obhut seiner Mutter, eine der Waschfrauen auf der Burg. Zusammen mit einigen anderen reinigten sie die Wunde und verbanden ihn, so gut sie es vermochten.
    Sie alle kamen in Kontakt mit seinem, durch den Biss verunreinigtem Blut.

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    Gunthram


    "Kommt zur Wolfsstunde an die alte Miene. Dort werdet Ihr die Antwort finden. M."

    Die alte Miene. Gunthram kannte sie. Es war ein gottverlassener Ort. Die Bergleute mieden sie und hielten sie für verflucht. Tatsächlich hatte sich dort zu Zeiten seines Urgroßvaters ein schweres Unglück ereignet. In einem der Schächte war Gas ausgetreten und hatte sich entzündet. An die hundert Männer und Knaben waren verschüttet worden oder verbrannt. Nicht einmal die Leichname hatte man bergen können. Sie lagen begraben unter Tonnen von Gestein und Erde.
    "Verschwörerische Melodramatik, ausgerechnet diesen Ort zu wählen." Gunthram schnaubte verächtlich. "Aber wenn Marbal für seine Enthüllungen eine Kulisse braucht, soll er sie haben."
    Wie so oft bemühte er seine Gefolgsleute, Ferd und Haiman, über deren Schandtaten er bestens im Bilde war und die ihm treu ergeben waren, mit ihrer Hilfe unerkannt die Burg verlassen zu können. Sie ritten etwa eine Stunde durch die mondhelle Nacht. Der Ritt war für Gunthram, der heute besonders schwere Schmerzen litt, eine Tortur. Nur mit Mühe konnte er sich auf dem Rücken des Pferdes halten. Voller Spott und Ingrimm schalt er sich einen Narren, dass er nicht Kehrt machte, sondern sich durch Nacht und unwirtliches Gelände quälte, nur um den verstoßenen ehemaligen Maester seines Vaters zu treffen. Und doch trieb ihn etwas vorwärts. Eine unbestimmte Ahnung, dass er bei dem Alten tatsächlich die Heilung finden könnte, nach der es ihn so bitterlich verlangte.


    Sie bemerkten das Licht erst, als sie unmittelbar vor dem verlassenen Schacht angelangt waren. Aus dem Inneren der Miene drang Feuerschein. Gunthram wusste nicht, wie viel vom oberen Teil des Schachtes noch stand und er argwöhnte, dass er über ihm zusammenbrechen könne, wenn er tatsächlich in die Eingeweide der zerrissenen Erde hinabstiege.
    Zu Ferd und Haiman befahl er: "Ihr wartet hier!"
    Diesen Weg, so wusste er, musste er allein gehen. Und so hinkte er, auf seinen Stock gestützt, den schwach beschienenen Gang hinunter. Er musste nicht lange suchen. Der Feuerschein drang aus einer, nicht tief gelegenen Kammer. Die Balken, die sie stützten, waren baufällig und ihre Rückwand bestand aus Schutt und Trümmerteilen.
    Ungedenk der Tatsache, dass dies der verschüttete Eingang eines Massengrabes war, brannte inmitten der Kammer ein heimeliges Feuer. Gunthram sah Decken und Kochgeschirr. Hatte Marbal sich hier tatsächlich häuslich niedergelassen?
    "Ich wusste, dass Ihr zu mir kommen würdet". Gunthram wandte sich jäh um. Wie war es möglich, dass er den Alten bei seinem Eintreten nicht bemerkt hatte? Die Kammer war nicht groß?
    "Setzt Euch zu mir, mein Junge. Kommt an's Feuer." Marbal sprach, ohne ihn anzusehen. Er starrte unverwandt in die Flammen, während er sprach. Gunthram leistete seiner Einladung Folge. Mit einem unterdrückten Stöhnen setzte er sich mühsam nieder.
    "Was habt Ihr mir zu sagen?" fragte er. Marbal lächelte. "Ich? Nicht viel, fürchte ich. Ihr solltet Eure Fragen dem Feuer stellen. Dort werdet Ihr die Antwort finden, die Ihr sucht."
    "Antwort? Welche Antwort meint Ihr? Ihr habt mir Heilung versprochen, das will ich, keine Antworten! Was versucht Ihr mir hier einzureden, alter Mann?" Gunthram begann, die Beherrschung zu verlieren. Was trieb der Alte für ein Spiel mit ihm?
    "Quält Euch nicht die Frage, wer der Mann am Fluss war?" fragte Marbal gleichmütig.


    Gunthram erbleichte. "Der Mann am...Fluss? Was wisst Ihr darüber? Sprecht, sagt es mir! Ich befehle es!"
    Marbal lachte leise: "Ich weiß soviel, wie der Herr des Lichts mich erblicken sah. Aber das bedeutet nichts. Wichtig ist nur, was er EUCH sehen lässt." Er sprach mit einem Mal sehr leise und eindringlich: "Blickt in die Flammen."


    Noch als das Feuer heruntergebrannt und man bereits den schwachen Schein des Morgengrauens durch den Schacht wahrnehmen konnte, lag Gunthram zusammengerollt wie ein Kind, den Kopf in den Schoß des Alten gebettet. Marbals Hände ruhten auf dem Haupt des jungen Mannes, dem noch immer Tränen aus den Augen rannen.

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  • Jahaerys III


    "Angegriffen?"
    Jahaerys hatte sich kaum in seinem Turm hingesetzt, da kam schon wieder eine Wache herein.
    Diesmal blieb er sitzen. Seine Frau konnte sicher ruhig hören, was denn jetzt schon wieder so wichtig war und vielleicht würde er noch in Ruhe sein Mahl beenden können.
    Es sah allerdings nicht so aus.
    "Ja M'lord. Wir wissen nicht, was passiert ist. Irgendein Dämon schien in dem Mädchen zu stecken. Der Hauptmann der Gesellschaft von der Lady Galswinth meint, dass sie eine Infektion von einem wilden Tier im Wald bekommen haben könnte. Wir wissen nichts Genaueres, aber es breitet sich offenbar schnell aus. Der Maester vermut..."
    "GENUG!", brüllte Jahaerys die Wache an. So wie es aussah würde er nie wieder in Ruhe speisen können. Er war genervt und wollte sich mit den Problemen seines Bruders nicht mehr herumschlagen. Wo auch immer Lord Rotfeld gerade steckte, wenn er nicht bald zurückkehren würde, würde Jahaerys wahrscheinlich wahnsinnig werden.
    "Schickt @Ser Erryk in die Wälder. Soll er dort ein wenig herumstolzieren Mögen die Götter es behüten, vielleicht entdeckt er sogar etwas, was eure Gruselgeschichte bestätigt".
    Erryk war praktisch noch ein Junge, doch seitdem er aus einem, Jahaerys nicht ersichtlichen Grund, von einem Reisenden zum Ritter geschlagen wurde, benahm er sich wie ein König. Jahaerys bezweifelte nicht, dass die Zofe sich etwas eingefangen hatte.
    Aber solange er die Geschichte bezweifelte, hatte er einen guten Anlass sich Erryk zu entledigen.
    Seit der Geschichte auf dem Übungsplatz war er ihm ein Dorn im Auge gewesen.

  • Haus Stalwart - Gunthram


    Als Gunthram die Miene verließ, dämmerte bereits der Morgen. Tiefe Trauer hielt sein Herz umfangen, schnürte ihm Brust und Kehle zu. Seine Schritte waren taumelnd. Doch hatte sich etwas verändert. Die quälende Ungewissheit, die ihn seit der Schlacht am Trident gefangen gehalten hatte, war von ihm genommen worden. Er hatte die Antworten gefunden, die er seitdem gesucht hatte. Und der Alte hatte den Schmerz von ihn genommen. Zumindest für eine Weile.
    Als er ins Freie hinaustrat, sah er seine Wachen in tiefem Schlaf liegen. "Ich befahl euch, wachzubleiben...nicht mal das schafft ihr...". Aber was hatte er erwartet? Er hatte diese Männer ausgewählt, weil sie korrupter Abschaum waren. Weil sie seine Verderbtheit teilten.


    Gunthram setzte sich an das niedergebrannte Feuer, dass sie entzündet hatten. Mit einem Stock stocherte er in der Glut herum. Ein leiser Wind ließ sie wieder aufglimmen, so dass ihn etwas Wärme umfing. Wie deutlich hatte er die Dinge in den Flammen gesehen. Marbal hatte Recht gehabt. Der Gott des Feuers kannte die Geheimnisse. Dinge die waren...Dinge die sind...und Dinge, die vielleicht noch sein werden.
    Dinge, die er selbst längst verdrängt hatte.
    Wie leicht war alles gewesen. Wie wundervoll die Zukunft. Tod und Schmerz hatten keine Bedeutung für den jungen Knappen gehabt. Das Leben bei Hof war ihm wie eine einzige Heldensage gewesen. Und wie vollkommen war er in seiner Rolle als Diener des herrlichsten aller Menschen aufgegangen. Nie hatte er den Anblick vergessen, als jener durch die Tore des Roten Bergfrieds geritten war. Sein silbernes langes Haar leuchtete mit dem Glanz seiner Rüstung im Sonnenlicht um die Wette und einige Frauen auf den Mauern streuten Blüten auf ihn hinunter. Und jener reckte sein schönes Gesicht in den Himmel und blickte zu ihm hinauf. Und er lächelte.
    Und später war er unter denen gewesen, die jenem die Rüstung abgelegt hatten. Doch allein ihm war die Ehre zuteil geworden, dem Vollkommenen das Haar zu bürsten. Wie hoch hatte sein Herz geschlagen, als er dem Prinzen so nahe war. Einige der Apfelblüten, die die Frauen gestreut hatten, hingen noch in den langen silbernen Flechten fest.
    Und wie oft hatte er zu seinen Füßen gesessen, einem treuen Jagdhund gleich, wenn jener zur Harfe sang. Wie oft hatte er gewacht, während jener bei seiner Gemahlin weilte. Wohl wissend, dass er zurückkehren würde, wenn der Morgen graute. Unsichtbar, wie ein guter Geist, hatte er jenen so lange begleitet. Und wie gern wäre er ihm in den Tod gefolgt.
    Doch er sollte ihm nicht folgen. Er sollte sich auf der anderen Seite des Tridents wiederfinden. Erhoben in den Stand eines Ritters. Fortgerissen aus dem Glanz des Prinzen. Im Schatten seines Bruders kämpfte er nun gegen den, den er liebte.
    Er hatte keine Wahl gehabt, niemals. Der Prinz hatte ihn in Königsmund zurückgelassen. Und der Irre König hatte ihn als Geisel genommen. Eine von vielen. Man würde ihn verbrennen, wenn sein Vater sich der Rebellion anschlösse. Er hatte manche brennen sehen. Große Männer wie Rickard Stark. Unbedeutende wie ihn. Aerys' Flammen waren voll unsteten Hungers gewesen. Für seinen Prinzen wäre er bereitwillig ins Feuer gestiegen. Doch sein Prinz war weit entfernt. Und eines Nachts schleppten ihn verhüllte Männer aus der Festung und brachten ihn auf ein Schiff. Brachten ihn nach Hause.
    Und so fand er sich wieder, am Ufer des Trident. Und focht auf der anderen Seite.



    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel. Gunthram und seine Wachen waren längst fort, als der Alte, den man einst "Maester" Marbal genannt hatte, seine Behausung in dem alten Mienenschacht verließ.
    Mit einigen Worten pries er die gleißende Sonne. Dann ließ er den Raben emporsteigen, der seine Nachricht zu den Gleichgesinnten bringen sollte. Zu all jenen, die dem Haus Targaryen noch immer ergeben waren.

    "I swear, I will go to my grave thinking of my brother’s peach." (Stannis Baratheon)

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