Giles hat Versagensängste? Keine Ahnung, ist mir nie aufgefallen ...
Er hat in S05 und S06 Angst, ihr in ihrer jetzigen Lage eher zu schaden als zu helfen, aber davor? Hab ihn eigentlich immer als recht selbstbewusst gesehen, außer vielleicht, wenn es darum ging, vollständige Sätze gegenüber Jenny Calendar zu formen.
Bei Buffy sind wir uns wohl einig, uns nicht einig zu sein. Sicher, am Ende reduziert sich vieles auf "Jägerin sein ist doof", doch wenn man ihren Weg vom naiven Highschoolgirl zur die Verantwortung für ihr Leben und für Dawn akzeptierenden Erwachsenen betrachtet, dann gibt das mMn doch mehr her als nur das. Ihr Ringen mit ihrer Berufung und Auserwähltheit selbst fand ich wie gesagt auch nicht unspannend. Dass diese Geschichte dank des ständigen Hellmouth-Wahnsinns zu keinem befriedigenden Abschluss geführt werden konnte, war leider schon früh abzusehen. Wie soll sich ein geistig gesunder Mensch auch damit arrangieren, Rausschmeißer an der Pforte der Hölle zu sein? Ein möglicher Ausweg war der, den Buffy in S05 gewählt hat, Selbstaufopferung zur Rettung der Welt (darunter geht es nicht, wäre zu egoistisch) und um ihren Frieden zu finden und Übergabe der Verantwortung an den nachfolgenden Slayer. Die Alternative, die keiner auf der Rechnung hatte, war die Lösung in S07. Finde ich prinzipiell auch okay, vielleicht sogar noch etwas besser, weil die Begegnung mit den afrikanischen Ältesten ihr die Möglichkeit gab, den Auserwähltenstatus ohne Gesichtsverlust abzulehnen.
So, nun mach ich mal weiter mit meiner Rewatch-Besprechung.
Die nächsten Episoden nach dem gelungenen Staffelauftakt in S02 sind leider zum Großteil mittelmäßige Monster-of-the-Week-Episoden, mit einer Ausnahme, und zwar School Hard.
Aber erst mal zu "Some Assembly Required":
Die Folge fängt mit einer Kabbelei zwischen Buffy und Angel an. Nett gemacht, recht lustiger Dialog ("lazybones doesn't wanna come out"; "I didn't come here to fight. ... Oh, right, I did!"), allgemein die übliche Folgeneinleitung (darüber hab ich mich oben irgendwo ausgelassen).
Irgendwer buddelt die Leichen verunfallter Highschoolmädchen aus und die Scoobies müssen herausfinden, wer und wieso und wie man ihn aufhält.
Am Ende ist es kein Monster, sondern ein hochbegabter Science-Nerd, der sogar Willow hin und wieder neidisch macht (Wissenschaftler können bei Buffy so ziemlich alles, was ihnen jemals von irgendwem angedichtet wurde, hier stand Mary Shelleys Frankenstein Pate) und der aus Leichenteilen eine Braut für seinen ebenfalls von ihm von den Toten zurückgeholten Bruder basteln will. Er wird dabei von irgendeinem unwichtigen kleinen Creep unterstützte, ebenfalls Schüler an der Sunnydale High. Der Schwachpunkt der Folge ist der creepige Komplize (ohne den der böse Antagonist gefehlt hätte)... und eigentlich auch der ganze lahme Frankenstein-Plot (sah der Zombiebruder vielleicht Sch**** aus!).
So uninspiriert die Handlung selbst ist, so amüsant sind dafür viele Dialoge. Neben der Anfangsszene wär isb die Anbaggerberatung der Scoobies für Giles erwähnenswert (der nach den richtigen Worten sucht, um Jenny Calendar anzusprechen), ja eigentlich alles rund um Giles und Jenny. Und Cordy wertet natürlich auch jede Folge auf, in der sie im Mittelpunkt steht. Und Xander reißt wie immer seine harmlosen Witzchen.
Lieblingszitate:
Buffy: You also might wanna avoid words like 'amenable' and 'indecorous', y'know. Speak English, not whatever they speak in, um...
Giles: England?
Buffy: Yeah. You just say, 'Hey, I got a thing, you maybe have a thing, maybe we could have a thing.'
Giles: Thank you, Cyrano.
Cordy: It was horrible. Angel saved me from an arm. God, there were so many parts everywhere. Why are terrible things always happening to me?
Xander: (coughs) Karma.
Ok, nun endlich zu einer meiner absoluten Lieblingsfolgen in der ganzen Serie, "School Hard". Es gibt gleich mehrere Dinge, die diese Folge großartig machen. Spike und Drusilla tauchen hier erstmals auf, der Annoying One wird endlich beseitigt, Buffys Schwierigkeiten mit ihrem Doppelleben, in dem sie abwechselnd die sich bessern wollende schwierige Tochter und die die Welt rettende Auserwählte verkörpern muss, werden endlich thematisiert (so langsam wurde das nächtliche Zum-Fenster-Raussteigen nämlich absurd), die Handlung selbst macht einfach sehr viel Spaß und der Humor kommt auch nicht zu kurz. Das hier ist für mich die perfekte Buffyfolge. Wenn ich jemanden an die Serie heranführen will, zeige ich ihm gewöhnlich als erstes "School Hard".
Nicht "Once More with Feeling", Hush oder Restless, denn diese 3 sind im Gegensatz zu "School Hard" eben keine typischen Buffyfolgen und haben auch nicht das typische Buffyfeeling. Das sind eher kreative Spielereien (wenn auch extrem gelungene) und Abweichungen von der Norm. Wer "Once More with Feeling" mag, muss deswegen noch lange nicht die Serie mögen.
Bei "School Hard" ist da schon mehr deckungsgleich. Die Art, wie Spike und Dru hier eingeführt werden, mag zwar sorgfältiger sein als bei manch anderer Nebenfigur und die beiden selbst sind auch deutlich spannender als die üblichen Einzelepisoden-Antagonisten. Man gewinnt aber dennoch einen guten Einblick, zwischen welchen Fixpunkten die Serie sich hin- und herbewegt (Buffy, Joyce, Scoobies, Angel, Schule, absurde Mythen und Übernatürliches, Vampire, irgendein Hauptantagonist - hier Spike und Dru - und jede Menge Kanonenfutter) und zu was die Serie im Bestfall fähig ist.
...
Ich bin mir eigentlich nicht sicher, wie man diese Folge besprechen soll.
Der Titel "School Hard" erinnert natürlich an "Die Hard" und wenn Buffy später in der Folge allein durch die Lüftungsschächte kriecht, um einen Vampir nach dem anderen auszuschalten, kommt tatsächlich ein gewisses Die-Hard-Feeling auf.
Kurz und knapp auf den Punkt gebracht wird Buffy zusammen mit einer anderen Problemschülerin von Snyder (hab ich schon erwähnt, dass ich den kleinen Fiesling liebe?) dazu verdonnert, den bevorstehenden Elternabend zu organisieren. Wer nicht spurt, fliegt von der Schule. Spike und Drusilla tauchen parallel dazu in Sunnydale auf und da Spikes Hobby darin besteht, Slayer zu jagen, fordert er auch prompt Buffy heraus. Der Überfall erfolgt unpraktischerweise direkt während des Elternabends. Spike taucht mit dem Vampirgefolge des Anointed Ones auf und Buffy muss wieder mal die Lebenden vor den Toten retten. Das gelingt ihr auch mit Angels und ulkigerweise Joyces Hilfe und hinterher sind Mutter und Tochter wieder versöhnt und Snyders Buffy-Beschwerden gegenüber Joyce vergessen.
Ich müsste bei der Folge an sich Szene an Szene reihen, beginnend mit der bereits urkomischen Snyder-Szene ganz am Anfang, und immer absurdere Superlative finden, um zu beschreiben, wie toll das doch alles ist, was da passiert. Das wäre ermüdend zu schreiben und sicher nicht weniger ermüdend zu lesen, drum lass ich das und beschränke mich schweren Herzens auf einige wenige Lieblingsszenen:
1. Spike überfährt das Sunydale-Ortseingangsbegrüßungsschild, steigt aus seinem heißen Schlitten und sieht einfach awesome (tut mir leid, aber die deutsche Sprache ist zu bieder, um das adäquat ausdrücken zu können) aus. Das wird ein Klassiker.
"Home, sweet home."
2. Spikes und Drus Auftauchen beim Annoying One ist meine Lieblingsszene in der Folge. Alles an Dru schreit förmlich Kult.
Klick
Leider hab ich nix besseres finden können. Bei Buffy findet man eigentlich fast nur müllige Fanvideos und kaum mal eine Szene aus der eigentlichen Serie.
"Do you like daisies? I plant them but they always die. Everything I put in the ground withers and dies."
3. Buffys von Spike beobachteter Tanz mit Xander und Willow im Bronze ... Sarah kann nix dafür, aber auch der Tanz ist schwerst erotisch aufgeladen. Kein Wunder, dass Spike sich mit der Zeit in sie verguckt. In den kurzen Augenblicken, in denen ich meinen Blick doch mal von ihr losreißen konnte, fiel mir auf, wie clownesk Xanders Tanzbewegungen doch sind. Großartige Szene, inklusive der Musik.
4. Die nächste Szene mit Dru im Versteck des Annoying Ones ist wieder kondensierte Awesomeness. Spike hat ihr die andere Problemschülerin, Sheila, als Snack zur Wiedergewinnung ihrer schwindenden Kräfte gebracht. Dru quengelt rum, lässt sich aber am Ende doch überreden, den Happen zu kosten. Spikes Liebe zu Dru ist offensichtlich und bricht mit dem, was wir von Angel und von Giles Gelaber aus der ersten Staffel wissen. Vampire können lieben, auch ohne Seele. Die Frage, die sich dann vor allem in S06 stellen wird, ist, wie selbstlos diese Liebe eigentlich ist. Hier sind derartige Fragen jedoch erst mal müßig. Spike liebt Dru, versucht, sie wieder aufzupäppeln, und Dru schwankt derweilen permanent zwischen halbwegs klaren Momenten, völliger Durchgeknalltheit ("Miss Edith speaks out of turn. She's a bad example, and will have no cakes today.", "I think sometimes that all my hair will fall out and I'll be bald.") und ihren Visionen.
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Der Rest der Folge besteht hauptsächlich aus dem Showdown in der Highschool. Da lässt sich wenig Einzelnes rauspicken, was nicht heißen soll, dass der Teil der Folge nachlassen würde.
Ach ja, ganz zum Schluss wird ja auch noch der Annoying One von Spike in den Käfig geworfen und ins Sonnenlicht gezerrt. Etwas schockierend, weil das ja ein ziemlich wehrloses Vampirkind ist. Mir zumindest zaubert die Szene dennoch jedesmal ein Lächeln aufs Gesicht.