ZitatJa, das dürfte wohl in der Tat ein Problem sein. Dieses Problem haben sie ja jetzt schon und ich frage mich bei einigen Dingen wirklich ernsthaft, wie HBO dies oder jenes am Schluss auflösen will, da ja doch so einiges weggefallen ist - vor allem Dinge, die man aus Erinnerungen und Gedanken der Charaktere erfährt.
Jau. Insbesondere, wenn Sachen wie Tower of Joy, Summerhall oder Ashara Dayne tatsächlich nochmal plot-relevant werden. Da stehst du dann fix vor einem Deus Ex Machina oder extrem viel Erklärbär-Blabla. Unter anderem deshalb könnte ich mir ja diverse "Änderungen" vorstellen. Bei HdR beispielsweise packt Jackson einen Großteil der Exposition in die ersten Minuten mit Galadriel-Voiceover. Das ist zwar auch nicht der Eleganz letzter Schuss, aber es erlaubt ihm halt, seine Story zu erzählen, ohne sich ständig mit Flashbacks oder Exposition aufzuhalten - was in Filmen/Serien meist den Zuschauer nervt. Eine ähnliche "Framing Device" hätte man auch bei Game of Thrones einsetzen können, aber dazu müsste man natürlich wissen, welche Teile des extensiven Backgrounds am Ende tatsächlich relevant sind für den Plot.
Und was den Erkläbär angeht: anstatt eines komplett neuen Charkaters (was vermutlich auch nicht ganz einfach wäre, da dieser zum ersten einen passenden und glaubhaften, gesellschaftlichen Hintergrund bräuchte, zum zweiten auf "unerklärliche Weise" über die tollsten Dinge und Geheimnisse in Westeros und außerhalb davon bescheid wissen müsste und drittens an 10 verschiedenen Orten gleichzeitig sein müsste, da sich die Handlung ja auch an vielen Orten abspielt) wurde eine Erklärbär-Szene hinzugefügt. Nicht schön, aber im Grunde war sie genau das. Und man hat gesehen, wie sehr sowas in die Hose gehen kann.
Das Problem an der Erklärbär-Szene ist halt, dass sie a) out of character ist und b) viel erzählt, aber nix zeigt. Und dass sie wahrscheinlich nicht die letzte dieser Art ist, da der Plot und Cast komplexer werden, man sich aus o.g. Gründen aber notgedrungen auf eine simple Struktur (keine Framing Devices o.ä.) eingeschossen hat. Kurz: Ich sehe aktuell nicht wirklich, wie man in Zukunft ohne auskommen will, besonders dann, wenn Ereignisse aus der Vergangenheit tatsächlich eine gravierende Relevanz erhalten. Das strukturelle Problem ist ja - wie bei der Littlefinger-Szene - dass die Autoren irgendwann vor dem Problem stehen, dass sie dem Zuschauer noch Information XY liefern müssen, dazu aber nicht so wirklich ein Mittel haben.
Beim Erklärbär-Charakter - und das ist jetzt lediglich ein Ansatz, kein völlig zu Ende gedachtes Konzept - hätte ich mir beispielsweise eins von Varys' stummen Ohrenbläser-Kindchen vorstellen können, das durch die Geheimgänge des Red Keep schleicht und Gespräche oder Gesprächsfetzen notiert, die ihm natürlich völlig gleich ist - die der Zuschauer allerdings als stiller Voyeur zusammenpuzzlen kann. Das wäre ein stilvoller, in der inneren Logik der Geschichte glaubhafter Weg, die höfischen Intrigen zu transportieren, ohne Figuren dazu zu zwingen, ihre teuflischen Pläne in epischer Breite und relativ grundlos die Weltgeschichte zu posaunen. Wie gesagt, bloß ein Ansatz, aber da gäb's m.E. durchaus Varianten, anhand bereits existierender, aber in der Serie eher nebensächlicher Figuren Informationen auf "handelnde" Weise zu präsentieren.
Was das Streichen von Charakteren angeht: Das ist natürlich immer eine heikle Frage und gerade bei Fans eine quasi-religiöse. Aufgrund der dooferweise vorhandenen zeitlichen Restriktionen ist's mir persönlich aber lieber, es werden irrelevante Figuren gestrichen und nicht durchaus relevanter Background, den man irgendwann durch die Hintertür wieder einführen muss. Irgendwas musst du schließlich streichen, wenn dir das Network keine 20 Folgen pro Staffeln spendiert und ich hege die Befürchtung, dass die Autoren bisweilen eher das Falsche gestrichen haben. Was uns natürlich wieder zum Anfang führt, nämlich zu dem Problem, dass sie mithin gar nicht wissen konnten, was das Richtige gewesen wäre.