Nachdem die neue Übersetzung und der damit einhergehende Zwangsstilbruch nicht nur vielen das künftige Lesevergnügen verleidet, sondern mittlerweile sogar Leser zu dem Schritt veranlasst, die Serie abzubrechen und nicht mehr weiterzulesen, möchte ich hier als Hilfe ein paar Möglichkeiten vorstellen, ADWD und die kommenden Bände doch noch in der althergebrachten Übersetzung lesen zu können. Voraussetzung ist ein wenig Fleißarbeit und - sobald die deutsche Ausgabe erschienen ist - der Kauf des Buches als e-Book.
1. Schritt - Bearbeitung
Neben einigen anderen Vorzügen (günstiger als Printausgaben) ist der große Benefit eines e-Books seine Modifizierbarkeit. Der Inhalt von (entfesselten) elektronischen Bücher lässt sich nach Belieben ändern. Da e-Books in der Regel im epub-Format ausgeliefert werden, benötigen wir einen Editor, der uns erlaubt, das e-Book zu öffnen und bequem bearbeiten zu können. Ich empfehle das ausgereifte Freeware-Programm SIGIL.
Haben wir das e-Book in Sigil geladen, rufen wir über STRG+H das Programmfenster „Finde X – Ersetze es durch Y“ auf, und machen nun alle störenden Änderungen im Buch rückgängig. Also etwa „Finde Lennister – Ersetze es durch Lannister“, „Finde Königsmund – Ersetze es durch King's Landing“ und so weiter.
Dabei wird der ganze Text automatisch durchsucht und immer wenn die Suche auf die Wörter Lennister und Königsmund stößt, werden sie entsprechend der eigenen Vorgaben geändert. Mit einem Klick können wir also hunderte von Lennisters, Königsmunds usw. aus dem Text werfen.
Bei manchen allgemeineren Begriffen wie den Schattenwölfen Geist und Sommer gestaltet sich die Änderung freilich nicht ganz so einfach, weil eine pauschale Änderung dieser Wörter in Ghost und Summer auch Änderungen an Stellen brächte, wo das nicht erwünscht ist. Beispiel: Aus „Der Geist von Harren dem Schwarzen“ würde „Der Ghost von Harren dem Schwarzen.“ An solchen diffizilen Stellen müssen wir uns dann Verben für das Ersetzen zu Hilfe nehmen, aber das ist jetzt nicht so wichtig und das kann ich bei Bedarf, wenn Ende des Jahres das Taschenbuch erscheint, noch genau erläutern. Haben wir alle nötigen Änderungen vorgenommen, kommen wir zum entscheidenden Punkt.
2. Schritt – Wie die redigierte Fassung nun lesen?
Die einfachste Möglichkeit das Buch zu konsumieren, ist, das korrigierte e-Book auszudrucken und als losen Papierstapel zu lesen. 'A dance with dragons' wird im Umfang 'A storm of swords' entsprechen, was bedeutet, dass die beiden deutschen Taschenbücher wohl jeweils 700 Seiten stark sein werden. Auf eine beidseitig beschriebene A4-Seite bringt man lesbar 4 Buchseiten, also werden rund 175 Blatt Druckerpapier für ein Taschenbuch benötigt und 350 für beide.
Wem das nicht gefällt, der greift – wie ich es tun werde, so ADWD ohne DRM erscheint – zur zweiten Möglichkeit, die eleganter, aber auch teurer ist. Hierbei benutzen wir das korrigierte e-Book für seinen gedachten Verwendungszweck und lesen es auf einem elektronischen Lesegerät: einem Ebook-Reader. (Ein Ebook-Reader ist auch für Leser interessant, die nicht auf die deutsche Übersetzung warten möchten, aber nicht sicher sind, ob ihr Englisch für das Original reicht. Dazu weiter unten mehr.)
Ich will gleich mit den üblichen Vorurteilen aufräumen. Einen E-Reader darf man sich nicht als eine Art Laptop im Kleinformat vorstellen. Auf einem E-Reader zu lesen, ist nicht wie auf einem Computerbildschirm zu lesen. Diese Geräte verwenden die E-Ink-Technologie, die auf Elektrophorese basiert. Es fühlt sich nicht an, als sähe man auf ein Display. Die Darstellung ist plastisch, flimmerfrei und man hat den Eindruck auf eine echte Buchseite zu schauen. Genauso augenschonend wie beim Vorbild ist das Lesevergnügen dann auch. Ich besitze einen E-Reader der neuen Generation und kann sagen, es macht Spaß. Habe auch schon ein paar Kapitel aus dem Lied darauf gelesen und mich genauso in der Geschichte verloren wie das bei den Printausgaben der Fall ist.
Wer ADWD im Original lesen will, aber fürchtet, dass seine Englischkenntnisse ungenügend sind, und sich schon mit Grauen langwierig durch Wörterbücher blättern sieht, sollte mit dem Sony Reader (einem der beiden E-Reader, die zur Zeit empfehlenswert sind) liebäugeln. Der hat neben einem Touchdisplay ein integriertes Wörterbuch, auf das man während des Lesens bequem zurückgreifen kann. Liest man einen englischen Text, wie ADWD, und stößt auf ein unbekanntes Wort, genügt ein Tippen mit dem Finger darauf und schon öffnet sich das Wörterbuch mit entsprechender Übersetzung. Mit einem weiteren Fingertipp schließt sich das Wörterbuch wieder. Das Nachschlagen dauert vielleicht 2 Sekunden. Bequemer geht es nicht.
Die dritte Möglichkeit ist die wohl aufwendigste und edelste, allerdings dürfte sie rechtlich problematisch sein. Man wendet sich an eine Buchbindungsfirma, und lässt sich das korrigierte e-Book für private Zwecke binden. Möglich wäre das über Book-on-demand-Anbieter wie EPUBLI, die sogar Hardcover-Umschläge anbieten. Oder man sucht nach lokalen Buchbindern, die normalerweise Diplomarbeiten binden. Wie gesagt, rechtlich dürfte das nicht ganz koscher sein, auch wenn ich an einer Privatkopie eines gekauften Produktes nichts verwerfliches sehe. Und - wo kein Kläger, da kein Richter.
Nun ja, das sind die Möglichkeiten, die ich sehe, um ADWD und Folgebände in althergebrachter Übersetzung genießen zu können. (Das Lesen auf einem E-Reader halte ich sogar für eine ausgezeichnete Alternative, weshalb ich gelassen der übersetzten Zukunft entgegen sehe)