Der große Religionsthread

  • Du hast ja völlig recht, Amun_Re. Wissenschaftler sind auch nur Menschen und oft wird innerhalb wissenschaftlicher Gemeinden auch ein Konsens gesucht, der durchaus Druck auf den Einzelnen ausüben kann, mit seinen experimentellen Daten irgendeine grad vorherrschende Modelehrmeinung zu stützen. Dann mögen ihn die anderen gleich noch mehr und alle zusammen profitieren, indem sie sich gegenseitig Ruhm zuschanzen. Das Problem ist nur, irgendwann kommt so etwas immer raus. Irgendein Vorwitziger oder zu kurz Gekommener denkt sich nämlich, dass er mehr Ruhm damit erntet, wenn er die Wissensblase platzen lässt. Je mehr Wissenschaftler an derselben Theorie forschen, desto wahrscheinlicher wird so ein Quertreiber auch. Und die Zahl derer, die an der Evolutionstheorie forschen, ist gewaltig. Das ist nicht irgendeine obskure Nischentheorie in einem kaum beachteten Winkel ihres Fachs, die Evolutionstheorie ist im Gegenteil extrem gut abgeklopft auf Fehler und Irrtümer. Natürlich kann keiner ausschließen, dass sie doch irgendwann durch irgendein Experiment zumindest in Teilen widerlegt wird.
    Doch das dürfte in etwa ähnlich aussichtsreich sein wie dass das mit der Relativitätstheorie passiert.
    Bei so gut abgeklopften Theorien ist es (wenn überhaupt etwas an ihnen falsch ist) wohl eher so wie bei Newtons Gravitationstheorie, nämlich dass sie zu oberflächlich sein könnten und da irgendwas Tiefergehendes zu finden ist bzw dass sie für exotischere Bedingungen angepasst werden müssen.


    Ich erkenne Wunschdenken, wenn ich es vorgesetzt bekomme. Argumente gegen die Mondlandung sind zB so etwas, oder für diese alberne Theorie, dass die Amis das World Trade Center selbst gesprengt hätten ... oder für von Dänikens Alienpyramiden.
    Man spürt förmlich, wie verzweifelt der Verteidiger der Theorie versucht, irgendwelche Argumente zu finden und dabei keineswegs zimperlich vorgeht, nein vielmehr jedes noch so dubiose Argument sofort aufgreift. Da wird gar nicht erst versucht, Gegenargumente zu finden. Man würde ja dem "Feind" in die Hände spielen und das will man ja nicht.
    Das ist auch der Hauptunterschied zwischen den Motiven seriöser Wissenschaftler (schwarze Schafe gibt's immer, je weniger Leute die Publikationen lesen, desto wahrscheinlicher werden sie) zu denen von Apologeten irgendwelcher Kopfgeburten von Theorien. Die meisten wissenschaftlichen Theorien gleichen eher der Detektivarbeit eines Sherlock Holmes, Indizien führen zu Ideen führen zu mehr Indizien etc..

  • @Myagi:
    Und wer entscheidet, welche Gerätschaften zum Messen verwendet werden können und viel wichtiger, wie evtl. gewonnene Ergebnisse zu interpretieren sind?
    Meiner Meinung aber noch viel interessanter:
    Wer bestimmt das selbst gesteckte Ziel der Forschung? Kein Wissenschaftler, der etwas erforscht, forscht ungezielt. Und allein durch das gesteckte Ziel und die gewählten Mittel wird bereits beeinflusst, was eventuell links und rechts der "Strecke" übersehen wird.


    Aber ich muss mich hier leider auklinken... Ich hab noch ne Hausarbeit über den "Naturbegriff" zu schreiben... :S

  • Wer bestimmt das selbst gesteckte Ziel der Forschung?


    Die Frage ist jedem Naturwissenschaftler zu akademisch.
    Der verliebt sich in sein Fach, forscht zu irgendeinem Thema, das ihn begeistert, und dann forscht er eben. Die fachspezifischen Theorien schweben im Raum und warten darauf, überprüft zu werden. Sollte er eine von ihnen widerlegen können, ist ihm der Ruhm sicher. Falls nicht, kann das untersuchte Phänomen ja vielleicht weiter erforscht werden. Vielleicht gab es ja etwas, das die anderen übersehen haben.
    Ein Teilchenphysiker könnte zB einfach Teilchen kollidieren lassen und die Zerfallsprodukte der Kollision untersuchen. Er versucht erst mal, ganz genau festzuhalten, was da passiert. Alle Apparate, mit denen er arbeitet, dienen nur als erweiterte Sinne, weil seine eigenen paar Sinne zu erbärmlich sind, um die Kollision richtig zu erfassen. Er sieht mit seinen Augen weder die genauen Eigenschaften des Lichtblitzes noch spürt er auf seiner Haut, welche Teilchen da entstanden sind.
    Also misst er mittels seiner Gerätschaften die Frequenzen und anderen Eigenschaften des emittierten Lichts und erfindet hemmungslos komplizierte, aber aufgrund der geforderten Reproduzierbarkeit des Experiments gut dokumentierte Apparate, mit denen er alle möglichen Teilchen aufgrund ihrer vorausgesetzten Eigenschaften messen kann.
    Was er dabei voraussetzt, sind andere physikalische Theorien. Die ihrerseits wurden ebenfalls überprüft und überprüft und immer wieder überprüft. Irgendwann wird aus einem Flickenteppich von Theorien ein Modell des Funktionsmechanismus der Welt.
    Das ganze System an Gesetzen wird permanent dadurch getestet, dass von ihm erwartet wird, konkrete Messungen durch ein für jeden logisch nachvollziehbares und in sich konsistentes Modell der Natur beschreiben zu können. Und mit beschreiben meine ich zB im Fall des Teilchenphysikers nicht nur die Teilchenkollision und was da passiert, sondern auch jedes einzelne seiner Messgeräte und was in diesem passiert inklusive der Theorien zu diesen Abläufen.
    Man muss sich das vorstellen wie diese lustigen Aufbauten, wo erst eine Murmel auf ihre Bahn gelegt wird, von da auf einen Löffel plumpst, der wiederum als Hebel dient ... (keine Ahnung, wie das noch mal hieß). Die Teilchenkollision wäre hier nicht mehr als die Murmel. Es wird erwartet, dass der Teilchenphysiker alles andere, was danach bis zum Ausschlag seinen Oszilloskops passiert, entweder ebenfalls erklären kann oder zumindest nach Rücksprache mit dem Hersteller des Oszis (könnte ja sein, dass er das wie eine Black Box behandelt) erklären könnte, und zwar auf Grundlage des physikalischen Modells der Welt, das er zugrunde legt.
    Wenn jetzt jemand zB den Welle-Teilchen-Dualismus anzweifeln würde, dann könnte man ihm erst das Doppelspaltexperiment vorführen und danach den Photoeffekt, am besten mit derselben Lichtquelle.
    Wenn er dann immer noch zweifelt, dann zuckt der Wissenschaftler eben mit den Schultern, ignoriert den Zweifler und geht wieder an die Arbeit. Philosophische Erörterungen müssen ihn nicht kümmern, solange er die Grundregeln seriösen wissenschaftlichen Arbeitens achtet. Denn mit seiner Theorie ist ja alles in Ordnung. Sie erklärt die Beobachtungen und bisher hat sie auch niemand widerlegt.
    Wenn das so ist, interessiert niemanden mehr, mit welchem Ziel die Theorie entwickelt wurde. Wenn das Ziel die Arbeit derart beeinflusst hat, dass die Ergebnisse falsch oder zumindest fragwürdig sind, dann muss man drauf hoffen, dass ein anderer kommt und die Schlamperei durch seine eigenen im Widerspruch zur Theorie des anderen stehenden Experimente aufdeckt.
    Der Knackpunkt ist ja, dass nicht beide Wissenschaftler Ergebnisse zum selben Thema auf verschiedene Weise interpretieren dürfen. Es mag konkurrierende Theorien geben, aber das wissen dann auch alle. Jede Publikation gibt an, auf Grundlage welcher theoretischer Annahmen die experimentellen Ergebnisse interpretiert wurden. Das ist kein Geheimnis des Autors.
    Das erstrebte Ideal aller Wissenschaftler ist ja ein einziges, richtiges, in sich konsistentes, alle Phänomene korrekt beschreibendes Modell der Gesetzmäßigkeiten, denen unsere Welt unterliegt. 2 verschiedene Theorien zum selben Phänomen haben in so einem Modell keinen Platz. Nur eine Theorie kann richtig sein...
    Wo war noch gleich das Problem? ?(

    3 Mal editiert, zuletzt von Keaton ()

  • Zitat von Amun-Re

    Seid nicht so unkritisch mit der Wissenschaft, denn sie schafft sich ihre Begriffe, Methoden, Problemlösungsstrategien und Interpretationsmuster selbst und keinesfalls unabhängig von einem gewissen "Glauben".


    Wie ich schon sagte, ist Kritik in der Wissenschaft systemimmanent. Sie ist transparent und intersubjektiv. Bescheißen geht nirgendwo schwerer als in der Wissenschaft. Und die wissenschaftliche Methode wendet man deshalb an, weil sie sich empirisch, also durch Erfahrung als die erfolgsversprechendste Methode zur Erkenntnisgewinnung erwiesen hat. Fände man eine bessere Methode um das zu erreichen würde man auf diese wechseln. So funktioniert Wissenschaft. Nix Dogmatismus. ;)


    Zitat

    Ein etabliertes Wissenschaftsgebiet ist da sogar fast mit einem religiösen Elternhaus zu vergleichen. Man wächst bereits in gewissen Traditionen herein, wenn man die Wissenschaft studiert, in der man später weiter Tätig ist.


    Auch hier muss ich widersprechen. Das was du als Traditionen bezeichnest, ist nichts anderes als bewährtes Wissen. Also Wissen, das getestet wurde, immer und immer wieder und sich bisher nicht als falsch erwiesen und jeder Überprüfung standgehalten hat. Es ist also sinnvoll und folgerecht, dieses Wissen als Basis für weitere Forschung anzunehmen. Das ist vor allem deshalb kein Problem, weil dieses Basiswissen ja trotzdem weiterhin getestet wird. Gutes Beispiel ist die Relativitätstheorie. Obwohl sie seit knapp 100 Jahren etabliert ist wie kaum eine andere Theorie, und viele andere Theorien und Hypothesen auf ihr aufbauen, wird sie dennoch immer noch getestet. Erst vor ungefähr einem Jahr mit einer verbesserten Messtechnik wurde sie mit nie dagewesener Genauigkeit geprüft.


    Zitat

    Und wer entscheidet, welche Gerätschaften zum Messen verwendet werden können und viel wichtiger, wie evtl. gewonnene Ergebnisse zu interpretieren sind?


    Ich verstehe den Sinn der ersten Frage jetzt nicht. Was soll das heißen, wer entscheidet das? Na, die Forscher, die ein bestimmtes Phänomen beobachten wollen, werden in der Regel wissen, welche Instrumente benötigt werden, um das zu bewerkstelligen. Wenn ich Teilchen mit annähernd Lichtgeschwindigkeit aufeinanderprallen lassen will, werde ich wohl einen Teilchenbeschleuniger benutzen und kein Spektrometer. ;)
    Was die zweite Frage angeht: Du meinst wohl, dass die Ergebnisse in die Richtung interpretiert werden, die die Forschenden bevorzugen, also eine beabsichtigte oder unbeabsichtigte Verfälschung zustande kommen kann. Das ist möglich, aber wie ich oben und im vorigen Beitrag bereits geschrieben habe: Wissenschaft ist transparent und intersubjektiv. Die Ergebnisse werden von anderen Experten überprüft, (sie werden vor einer Erst-Publikation bereits Peer-Reviewed) und eher mit dem Ziel den Kollegen methodische Mängel nachzuweisen, das ist gut für die Karriere, wie gesagt.
    Jüngst gab es ein prominentes Beispiel. Eine NASA-Wissenschaftlerin wollte in einem Salzsee ein Bakterium entdeckt haben, das anstelle von Phosphor Arsen verstoffwechseln kann. Das galt als Sensation, solange bis sich ein Expertenteam die Sache ganz genau angesehen hat. Es stellte sich raus, dass die Wissenschaftlerin nicht gründlich genug mit ihren Tests war, das Arsen-Bakterium also doch keines ist.


    Zitat

    Und allein durch das gesteckte Ziel und die gewählten Mittel wird bereits beeinflusst, was eventuell links und rechts der "Strecke" übersehen wird.


    Worüber reden wir jetzt? Natürlich kann man nicht alles gleichzeitig mit allen Instrumenten erforschen und daher nicht alles mit einer Forschungsarbeit abdecken. Das ist aber auch kein Problem. Das was rechts oder links übersehen wird, findet das Team vielleicht nach Auswertung ihrer Ergebnisse, die Hinweise darauf geben, dass da rechts oder links was sein muss. Oder ein anderes Team findet sie. Forschung ist ja heute unglaublich vielfältig und überlappend. Bei irgendeinem Asteroiden, mir fällt der Name jetzt nicht ein, sind zur Zeit drei oder vier Forscherteams dran. Aber jedes Team hat eine andere Aufgabenstellung. Während das eine Team Kratereinschläge und Calderamaterial untersucht, widmet sich ein anderes den geophysikalischen Prozessen im Inneren und das dritte untersucht die unterschiedliche Zusammensetzung von Nord- und Südhälfte.

    If you open your mind too much your brain will fall out

  • Keaton
    So wird es wahrscheinlich überwiegend gehalten, und so sollte es auch sein. Aber die Realität weicht davon natürlich auch mal ab. Die Wissenschaftler werden ja nicht einfach bezahlt und dann dürfen sie sich frei aussuchen was sie machen wollen. Im allgemeinen gibt es ein Forschungsziel. Und um das zu erreichen wird gezahlt. Das verleitet dann natürlich schon mal gewisse unstimmigkeiten in einem Wust von Daten zu verstecken. Und nicht alles wird ja immer von allen überprüft. Wenn die Industrie eine Forschung finanziert, will sie die Ergebnisse wohl kaum anschließend im Internet finden. Das nennt sich Patentrecht.
    Darüber hinaus geht es natürlich bei Wissenschaft auch um Karriere und Geld. Und man mag ja berühmt werden wenn man seinen Institutschef widerlegt, nur wer bezahlt einen dann, bzw. unterschreibt der einen Forschungsantrag der ihn selber widerlegen soll? Erst ab einem bestimmten Rang in der Wissenschaft den die meisten ja nie erreichen, hat man da große Freiheiten. Und die hat man nur auf Grund seines Renomees. Das wird einem von Personen verleihen, die sich auf dich beziehen und man hat es auf grund seiner verdienste. Die eigenen Verdienste in frage zu stellen ist also in etwa so als würde man an dem ebkannten Ast sägen.
    Es wird ja auch so unendlich viel geforscht und sich immer weiter spezialisiert, das es in vielen Bereichen nur wenige Personen gibt die einen überhaupt überprüfen könnten. Und das sind dann evtl. deine Kollegen.
    Außerdem ist Wissenschaft ja vielmehr als nur Naturwissenschaft. Da gibt es wunderbare Gesetzmäßigkeiten die kann man immer im Versuch wiederholt überprüfen. Mit Menschen z.B. gelingt einem das nie. Wenn sich ein Sachverhalt nicht im Labor überprüfen lässt, dann sieht alles nicht mehr so einfach aus und trotzdem ist es Wissenschaft.

  • Nur eine Theorie kann richtig sein...


    Ja. Wissenschaft wird ja auch gerne mal als Highlander bezeichnet. :D


    Zitat

    Das erstrebte Ideal aller Wissenschaftler ist ja ein einziges, richtiges, in sich konsistentes, alle Phänomene korrekt beschreibendes Modell der Gesetzmäßigkeiten, denen unsere Welt unterliegt.


    Ja, herrlich oder? Genau das erleben wir hier und heute. Das Higgs wurde ja sehr wahrscheinlich gefunden, und vollendet damit quasi das Standardmodell der Teilchenphysik. Man muss sich wirklich mal vergegenwärtigen, wie grandios das ist. :)

    If you open your mind too much your brain will fall out

  • Wie gesagt, hab ich eigentlich nicht die Zeit, heute hier weiter mitzudiskutieren.
    Nur soviel Miyagi und Keaton:
    Ich sehe, ich habe nicht klar genug ausgedrückt, was ich meine. Ich sage nicht, dass das "Wissen" in Wissenschaftlicher Tradition steht (dogmatisch stand nicht unabsichtlich in Anführungszeichen), sondern die Methoden und Zielstellungen selbst.
    Ich meine das, was Thomas Kuhn anfangs als "Paradigma" (zugegebenermaßen verwendet er diesen Begriff zunächst ziemlich Unscharf und in unterschiedlichen Bedeutungen), später dann als "disziplinäre Matrix" bezeichnete.
    Ich rede nicht von "unseriösen" Fanatikern, die nicht wahr haben wollen, dass ihre schöne Theorie nicht bestand haben kann.


    Falls euch das weiter interessiert, verlinke ich (ich weiß, unwissenschaftlich) hier erstmal den entsprechenden Wikipediaartikel.
    Falls nicht: Ich habe keinesfalls "Wissenschaft" als eine weitere Religion postulieren wollen, sondern lediglich darauf hinweisen, dass etwas, nur weil es als "wissenschaftlich" als erwiesen gilt, noch lange keinen entgültigen Bestand haben muss.



    Liebe Grüße (und bis hoffentlich morgen :S ),
    Amun-Re

  • Wenn die Industrie eine Forschung finanziert, will sie die Ergebnisse wohl kaum anschließend im Internet finden. Das nennt sich Patentrecht.


    Darin seh ich erst recht kein Problem. Denn dass das, was da patentiert wird, auch funktioniert, daran hat der Geldgeber ja großes Interesse.
    Wenn es nicht funktioniert, interessiert es außer dem Wissenschaftler und seinem Geldgeber eh keine Sau. Ich wüsste nicht, dass sich jemals irgendwo eine wissenschaftliche Theorie durchgesetzt hätte, die sich auf geheime Experimente stützt.
    Das schließt nicht aus, dass zB Flugzeuge draußen rumfliegen können, deren genaue Funktionsweise nur ein paar Eingeweihte in der Herstellerfirma kennen. Auf den Rest der Wissenschaftlergemeinde außerhalb der Labore und Flugfelder dieser Firma
    wird das dann eben genauso wundersam wirken wie auf den einfachen Mann auf der Straße. ;)

    Zitat

    Die Wissenschaftler werden ja nicht einfach bezahlt und dann dürfen sie sich frei aussuchen was sie machen wollen. Im allgemeinen gibt es ein Forschungsziel. Und um das zu erreichen wird gezahlt. Das verleitet dann natürlich schon mal gewisse unstimmigkeiten in einem Wust von Daten zu verstecken.


    Keine Einwände. In die Theorien fließt davon aber nichts ein. Die sind dann entweder falsch oder nicht. Wenn sie falsch sind, dann wird irgendwann irgendwer damit Ruhm ernten, dass er sie als falsch entlarvt. Je länger das dauert und je mehr Bedeutung dem Forschungsgebiet zugemessen wird, desto sicherer ist ihm der Nobelpreis. Siehe Einstein.
    Wobei man, wenn man dabei Einstein als Paradebeispiel heranzieht, den Wissenschaftlern vor ihm Unrecht tut. Viele von denen waren sich sehr wohl bewusst, dass ihre Äthertheorie im Widerspruch zu experimentellen Ergebnissen stand. Sie wussten nur keinen Ausweg, hatten keine Idee... obwohl einige schon sehr nah dran waren (Lorentz zB).


    Zitat

    Ja. Wissenschaft wird ja auch gerne mal als Highlander bezeichnet. :D


    :lol:
    Ja, es kann nur einen geben.

  • Die Wissenschaftler werden ja nicht einfach bezahlt und dann dürfen sie sich frei aussuchen was sie machen wollen.


    Doch, das dürfen sie. Nennt sich "Freiheit der Wissenschaft".


    Zitat

    Im allgemeinen gibt es ein Forschungsziel. Und um das zu erreichen wird gezahlt. Das verleitet dann natürlich schon mal gewisse unstimmigkeiten in einem Wust von Daten zu verstecken.


    Nein, der Druck zum Publizieren und/oder Geltungsbedürfnis verleitet dazu.


    Zitat

    Wenn die Industrie eine Forschung finanziert, will sie die Ergebnisse wohl kaum anschließend im Internet finden. Das nennt sich Patentrecht.


    Genau das Gegenteil ist richtig. Das Patentrecht dient dazu, Entwicklungsergebnisse veröffentlichen zu können, ohne Angst davor haben zu müssen, dass jemand anderes ungerechtfertigten Profit daraus schlägt.


    Ja. Wissenschaft wird ja auch gerne mal als Highlander bezeichnet. :D


    Ne. Es gibt durchaus Fälle, in denen es zwei oder mehr Theorien für den selben Sachverhalt gibt, die alle anerkannt sind. Welle-Teilchen-DUalismus zB.


    Zitat

    Ja, herrlich oder? Genau das erleben wir hier und heute. Das Higgs wurde ja sehr wahrscheinlich gefunden, und vollendet damit quasi das Standardmodell der Teilchenphysik.


    Das Higgs-Teilchen ist zwar wichtig, aber trotzdem ist das Standardmodell nicht "vollendet", und auch das Standardmodell kracht an einigen Ecken und Enden ;)


    Das schließt nicht aus, dass zB Flugzeuge draußen rumfliegen können, deren genaue Funktionsweise nur ein paar Eingeweihte in der Herstellerfirma kennen.


    Das fällt aber nicht mehr unter Wissenschaft, und die Funktionsweise ist in den Patentanträgen veröffentlicht.

  • Zitat von geopath

    Und die hat man nur auf Grund seines Renomees. Das wird einem von Personen verleihen, die sich auf dich beziehen und man hat es auf grund seiner verdienste. Die eigenen Verdienste in frage zu stellen ist also in etwa so als würde man an dem ebkannten Ast sägen.


    Das wissenschaftliche Renommee wird aber nicht wirklich „verliehen“. Es definiert sich hauptsächlich über die Anzahl der eigenen Publikationen und wie oft man von anderen Wissenschaftlern in ihren Papers zitiert wurde. Und natürlich zählt auch noch, wo man seine Paper veröffentlicht. Umso renommierter das Fachblatt, umso renommierter der Wissenschaftler. Und um es noch mal zu erwähnen, bereits ein erstmaliges Publizieren durchläuft schon einen Begutachtungsprozess, das sogenannte Peer Review. Das heißt, das eingesandte Paper wird vom Herausgeber der Fachzeitschrift als eine Art Vorkontrolle an ein oder zwei Experten auf dem vorliegenden Fachgebiet geschickt. Die sehen sich das Teil an, und geben dann ihr Okay oder Dementi ab. Wird das Paper angenommen, wird es natürlich von vielen Fachleuten rund um den Globus gelesen und natürlich auch kritisch beäugt. Wer bescheißen will, geht besser nicht in die Wissenschaft sondern in die Wirtschaft. :)


    Zitat von Turgon

    Es gibt durchaus Fälle, in denen es zwei oder mehr Theorien für den selben Sachverhalt gibt


    Ja, natürlich. Aber das zeigt nur, dass man noch nicht alles verstanden hat. Besser ist es, wenn man Theorien vereinigen kann, wie man es zum Beispiel mit dem Elektromagnetismus und der schwachen Kernkraft geschafft hat. Eine Theorie ist immer eleganter als zwei, und zeigt auch, dass man etwas von dem verstanden hat, was man da herumpostuliert.


    Zitat

    Das Higgs-Teilchen ist zwar wichtig, aber trotzdem ist das Standardmodell nicht "vollendet", und auch das Standardmodell kracht an einigen Ecken und Enden ;)


    Ich spreche vom Teilchenzoo. Das Higgs ist das letzte fehlende Teilchen des Standardmodells. Und alleine dass alle Teilchenvoraussagen des Standardmodells sich bestätigt haben ist einfach krass. Noch krasser wäre es natürlich wenn das Higgs sich als Pendant-Teilchen herausstellen würde, dass eher zur SUSY-Theorie passt. Das wäre noch möglich. Aber mal sehen.

    If you open your mind too much your brain will fall out

  • Wird das Paper angenommen, wird es natürlich von vielen Fachleuten rund um den Globus gelesen und natürlich auch kritisch beäugt. Wer bescheißen will, geht besser nicht in die Wissenschaft sondern in die Wirtschaft. :)


    Naja, die Peer Review garantiert das nicht unbedingt.
    Es gab schon genügend Skandale über Paper mit gefälschten Daten usw.


    Zitat

    Eine Theorie ist immer eleganter als zwei, und zeigt auch, dass man etwas von dem verstanden hat, was man da herumpostuliert.


    Vereinigte Theorien werden nicht unbedingt einfacher.
    Und zB gerade mit den Welle-Teilchen-Modellen lebt es sich sehr gut.


    Zitat

    Und alleine dass alle Teilchenvoraussagen des Standardmodells sich bestätigt haben ist einfach krass.


    Das Standardmodell ist seit seinem Bestehen ständig verändert und erweitert worden. "Alle Teilchenvoraussagen" halte ich für ein wenig zu stark.

  • @ Keaton

    Zitat

    und andererseits hoffe ich, dass nie jemand versuchen wird, die menschliche DNA durch irgendwelche Mutations- und Selektionsexperimente zu "verbessern".


    Warum nicht? Wenn wir schon die Möglichkeit haben, unsere Evolution selbst zu bestimmen... :love:

    Zitat

    oder für diese alberne Theorie, dass die Amis das World Trade Center selbst gesprengt hätten


    Wurde denn bewiesen, dass sie es nicht getan haben? Oder dass sie zumindest nichts von dem Anschlag wussten? Ich für meinen Teil traue den US-Imperialisten (leider) alles zu.


    Zum Higgs-Teilchen:
    Ist der Beweis dieses Teilchens nicht sogar seit der Relativitätstheorie die wichtigste wissenschaftliche Erkenntnis?

  • Warum nicht? Wenn wir schon die Möglichkeit haben, unsere Evolution selbst zu bestimmen... :love:


    Niemand außer dir mag hier Nietzsches Träumereien.
    Also bzzz!

    Wurde denn bewiesen, dass sie es nicht getan haben? Oder dass sie zumindest nichts von dem Anschlag wussten? Ich für meinen Teil traue den US-Imperialisten (leider) alles zu.


    So was Albernes muss nicht widerlegt werden. Schau dir die Theorien dazu doch an und wie die so ziemlich alles ignorieren und verspotten, was Statiker/Materialwissenschaftler usw. an Indizien zum Hergang des Anschlags gesammelt haben. Blöder geht es kaum.
    Ich find Antiamerikanismus zwar generell albern und hohl, aber auch wenn ich zumindest der Bush-Administration so ziemlich alles zutrauen würde, heißt das noch lange nicht, dass ich auf jeden möglichen fahruntüchtigen Zug aufspringe. Man kann sich da auch sehr sehr schnell lächerlich machen.

  • Ich antworte mal per PM, um die anderen hier nicht zusehr mit Nietzsche und Politik zu belästigen. ;)

  • Zitat von Turgon

    Naja, die Peer Review garantiert das nicht unbedingt.
    Es gab schon genügend Skandale über Paper mit gefälschten Daten usw.


    Garantien gibt es sowieso niemals. Peer Review ist nicht perfekt, schon weil, wie erwähnt es nur eine Vorkontrolle von ein oder zwei Personen ist, aber es markiert eine wichtige erste Instanz.


    Zitat

    Das Standardmodell ist seit seinem Bestehen ständig verändert und erweitert worden. "Alle Teilchenvoraussagen" halte ich für ein wenig zu stark.


    Fünfzehn Teilchen wurden vorausgesagt und fünfzehn hat man entdeckt. Und ja klar wurde das Modell erweitert. Es ist ja schließlich Wissenschaft und kein fest zementiertes Glaubensbekenntnis. ;) HIEReine schöne Zeitleiste, die Voraussage und Entdeckung aller siebzehn Teilchen im Standardmodell zeigt.


    Zitat

    Vereinigte Theorien werden nicht unbedingt einfacher.


    Ich sagte auch eleganter, nicht einfacher und meinte damit vor allem den Formalismus. Und wenn man zwei Theorien verschmelzen kann, ist das einfach eine unglaublich befriedigende Angelegenheit und eine Bestätigung, dass man die Welt wohl nicht komplett falsch interpretiert. Am besten wäre natürlich Quantengravitation, das wär‘s. :)


    Zitat von Keaton

    So was Albernes muss nicht widerlegt werden.


    Stimme zu, dass es albern ist. Aber widerlegt werden muss es sehr wohl. Den Spinnern darf man nicht das Feld überlassen. Man muss sich schon mit denen beschäftigen, genauso wie mit Impfgegner, AIDS-Leugnern, Einstein-Widerleger, Homöopathie-Anhänger usw.

    If you open your mind too much your brain will fall out

  • Homöopathie ist aber schon irgendwo überzeugend.
    Wenn ich die Konzentration eines Wirkstoffes immer weiter reduziere, wird er am Ende deutlich wirksamer, ist doch klar. :crazy:

  • Homöopathie ist aber schon irgendwo überzeugend.
    Wenn ich die Konzentration eines Wirkstoffes immer weiter reduziere, wird er am Ende deutlich wirksamer, ist doch klar.


    Du zweifelndes Dummerchen hast das wichtigste übersehen. Du musst die Lösung auf einen Lederbeutel Richtung Erdmittelpunkt klopfen. Jetzt sollte klar sein, warum das Simile-Prinzip sehr wohl funktioniert. :whistling:

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